Читать книгу Lao Tse: Das Tor zum Tao - Die mystischen Texte des Tao te King mit Reisebildern des Autors aus fast 20 Jahren Reisen im alten China - Werner Beck - Страница 8

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EINLEITUNG

Der Name Lao Tse ist ein Ehrentitel und bedeutet so viel wie „Alter Meister“.

Er soll ein legendärer chinesischer Philosoph gewesen sein und zur Zeit der streitenden Rei- che vor etwa 2500 Jahren als Geschichtsschreiber und Archivar gelebt haben. Auf ihn soll die Sammlung taoistischer Sprüche zurück gehen, die erst viel später ihre heutige Form erhielt und den Namen Tao Te King, das Buch vom Tao und Te. Das Tao gilt als der unbegreifliche Ursprung von allem, und indem sein Wirken Gestalt annimmt und damit wahrnehmbar wird, nennt man es Te. Das Tao Te King besteht aus 81 Sprüchen, wobei sich die ersten 37 Sprüche mehr mit dem Tao befassen und die letzten 44 mehr mit dem Te.

Die schöpferische Energie Tao könnte man mit der Elektrizität vergleichen, die nur durch ihre Auswirkungen wahrnehmbar wird. Das Tao ist der Ursprung des Bauplans, der in der Schwangerschaft überall auf der Welt das Wunder Mensch entstehen lässt, welcher sich dann ein Leben lang offenbart. Sein Wirken begegnet uns in der gesamten Schöpfung mit ihrem Werden und Vergehen. Das Tao lässt auch das Wunder einer Rosenblüte entstehen, das auch durch unsere noch so fortgeschrittene Technik nicht herzustellen ist. Alles, was da Gestalt annimmt, wird Te genannt, die Manifestation des immanenten Tao, wird auch oft mit „Tugend“ gleichgesetzt. Das Te tritt in Polaritäten in Erscheinung, mal eher dynamisch drängend und sich äußernd als Yang, mal eher empfänglich nach innen und unten gewandt als Yin, beides als Einheit untrennbar dargestellt im Yin-Yang-Zeichen, das sich auch im Westen großer Beliebtheit erfreut. Wu Wei ist eine Haltung zwischen Tun und Nichttun, Geschehen-Lassen, dem Lauf der Welt Folgen. Die Leben spendende, unsichtbare Energie Chi durchströmt die ganze Schöpfung und auch uns Menschen in den Energiebahnen, Me- ridiane genannt.

Seit nunmehr 60 Jahren begleitet mich Lao Tse‘s Tao Te King. Als Student mit Anfang 20

fand ich das erste Tao Te King in einem Antiquariat und zur gleichen Zeit das erste I Ging, das Buch der Wandlung. Seitdem haben sie mich nicht mehr losgelassen: diese Jahrtausende alten chinesischen Klassiker. Ich begann mit der Praxis von Judo und später Aikido. Mit 25 begegnete mir Graf Dürckheim und in seinem Zentrum im Schwarzwald der japanische Zen-Meister Yuho Seki Roshi und mit ihm der Zen-Buddhismus. Bis heute beginnt seitdem mein Tag mit Meditation. Mit Anfang 40 begegnete ich dem chinesischen Tai Ji Meister Chungliang Al Huang, der bis heute mein Lehrer ist und mich mit dem Tao vertraut machte. Auch Tai Ji begleitet mich seitdem regelmäßig. Ich war oft in China, habe dort gelernt und auch gelehrt. Ich begann, jeden Tag einen Spruch des Tao Te King in einem halben Dutzend Übersetzungen zu studieren. Mit der Zeit wurde mir klar, wie unterschiedlich jede dieser Übersetzungen war, und wie schwer es war, daraus die Essenz des jeweiligen Spruches her- aus zu destillieren. Al Huang war mir in dieser Zeit eine große Hilfe: durch ihn war es mir möglich, tiefer in die Bildersprache der Chinesen einzudringen und ein Verständnis für diese völlig andere Denkweise zu entwickeln. Ich wollte wissen, was Lao Tse wirklich geschrieben hatte, fand schließlich seinen Originaltext in chinesischen Schriftzeichen und zu jeder die- ser Kalligraphien 5 bis 6 englische Begriffe in Jonathan Star‘s „definitiver Edition“ des Tao Te King (2001). Das zeigte mir, wie weit alle diese Übersetzungen von Lao Tse abwichen. Nun wollte ich es genau wissen und wagte mich an die Aufgabe, den Gesamttext möglichst textgetreu zu übersetzen, aber auch in einer Sprache für Menschen von heute. Das Ergebnis liegt Ihnen hier vor. Dieses Übersetzen wühlte mich so auf, dass ich jeden Morgen aus tiefen Träumen erwachte. Ich bekam ein ganz neues, sehr persönliches Verhältnis zu diesem un- sterblichen Text, fühle mich Lao Tse seitdem tief verbunden.


Ich bin Werner Beck, bin 82 und lebe in Darmstadt, Ein Leben lang arbeitete ich als Psychologe, Psychoanalytiker und Gruppenanalytiker: in Gengenbach und Darmstadt. Ich bin Schüler von Graf Dürckheim und dem chinesischen Tai Ji Meister Al Huang. S.H.Foulkes, Johannes Cremerius, Lu- cien Israel und Rolf Klüwer waren meine prägendsten analytischen Lehrer. Bin geschieden und habe keine Kinder. Heute lebe ich im Ruhestand in einem Mehr-Generationen-Wohnprojekt. Seit den ersten Studien-Semestern beschäftige ich mich mit den chinesischen Klassikern und der alten chine- sischen Kultur, war auch selbst oft in China. Die Fotos entstanden während meiner Chinareisen in den Jahren 1994 bis 2013.


TAO

Kalligraphie

von Chungliang Al Huang

Lao Tse: Das Tor zum Tao - Die mystischen Texte des Tao te King mit Reisebildern des Autors aus fast 20 Jahren Reisen im alten China

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