Читать книгу Der Henker von Rothenburg - Werner Diefenthal - Страница 14

4. Kapitel

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Matthias säuberte seine Werkzeuge, schrubbte das Blut des Johannes von der Streckbank, fegte das Sägemehl zusammen, erneuerte es und löschte nach und nach die Fackeln. Der Delinquent war von den Bütteln des Vogtes in eine Zelle unterhalb des östlichen Wachturmes gebracht worden, wo er bis zu dem Zeitpunkt warten würde, an dem der Vogt ihn zur Urteilsverkündung bringen ließ.

Matthias ging zu seiner Hütte zurück. Seine blutverschmierten Sachen warf er in einen Zuber, der mit Seifenlauge gefüllt immer bereitstand. Eine arme Witwe aus Rothenburg verdiente sich ein paar Geldstücke, indem sie sich um seine Wäsche kümmerte. Matthias stellte sie nur vor die Tür, ein paar Tage später war sie sauber wieder da. Nur einweichen musste er sie, hatte sie ihn ermahnt, sonst würden die Blutflecken nicht mehr herausgehen. Anschließend wusch er sich und kleidete sich wieder an. Der Tag war mittlerweile weit fortgeschritten und er verspürte Hunger. So lenkte er seine Schritte zum ›Goldenen Schwan‹, um dort zu Abend zu essen und nach dem Rechten zu sehen.

Während er durch die Gassen Rothenburgs wanderte, dachte er an die Inhaberin, Magdalena Holzapfel. Auch sie war, wie viele andere Bürger der Stadt, vom Schicksal gebeutelt. Ihr Ehemann war vor einigen Jahren gestorben, gemeuchelt von Banditen, die ihn wegen ein paar Kupferstücken ermordet hatten. Dummerweise hatten sie den Fehler begangen, dieses Geld in der Stadt ausgeben zu wollen, und waren am nächsten Morgen hingerichtet worden. Doch damit hatte der Leidensweg Magdalenas erst angefangen. Das Haus war verschuldet. Und als ihr Mann starb, blieben ihr die Gäste aus. Niemand ging in ein Gasthaus, in dem eine Frau das Kommando führte.

Doch kurz bevor sie endgültig am Ende war, hatte sie die rettende Idee. Zusammen mit den Hübschlerinnen Rothenburgs machte sie aus der Gastwirtschaft einen Ort, an dem die Männer ihre Lust gegen Geld ausleben konnten. Die Idee, das musste Matthias ihr lassen, war so einfach wie genial. Die Hübschlerinnen mieteten die Gästezimmer für eine feste Summe. Dafür durften sie dort ihre Freier bedienen. Von dem Geld, das sie dafür erhielten, gaben sie Magdalena ein Zehntel ab. Im Gegenzug sorgte Magdalena für Sauberkeit, frische Bettwäsche und was alles dazugehörte.

Manchmal, wenn das Gasthaus voll war, halfen die Mädchen dort aus, dafür erhielten sie dann einen Nachlass. So hatten beide Seiten etwas davon. Es dauerte nicht lange, bis es sich herumsprach und das Gasthaus nur so brummte. Noch dazu, wo Magdalena eine hervorragende Köchin war.

Da Matthias als Henker auch für die Ordnung in den Gasthäusern die Verantwortung trug und auch zuständig für die Hübschlerinnen war, war ihm das alles nur recht.

Die Mädchen trieben sich nicht in den Vierteln der ehrbaren Bürger herum. Es gab keine Klagen mehr darüber, dass sie vielleicht vor der Kirche auf Freiersuche gingen. Und, was er auch als äußerst angenehm empfand, er musste nicht die Mädchen einzeln um den Hurenpfennig angehen, der ihm zustand. Das erledigte Magdalena und führte das Geld ordnungsgemäß an ihn ab.

Damit war allerdings auch Magdalena, wie er selber, an den Rand der Gesellschaft geraten. Doch das war ihr scheinbar egal.

»Lieber am Rande der Gesellschaft mit vollem Bauch als ehrbar und verhungert«, hatte sie einmal gesagt.

Als er das Gasthaus betrat, sah er sich um. Der ›Goldene Schwan‹ war, genauer betrachtet, eine bessere Spelunke. Zu der Zeit, als Magdalenas Mann noch gelebt hatte, war er eines der besseren Gasthäuser gewesen. Doch jetzt war es darin eher schummrig. Die Tische waren aus grob zugehauenen Brettern, die Stühle bestanden im Grunde genommen aus umgedrehten Bierfässern. Nur an wenigen Tischen gab es richtige Bänke. Der Schankbereich war noch aus der alten Zeit. Aus schwarzem Holz gefertigt, mit Eisenbändern und Kupfernägeln verziert war er das Prunkstück im Gastraum.

Die Fenster waren mit schwarzen Vorhängen zugehängt. Es sollte niemand von außen hineinsehen. Die Männer, die hier verkehrten, hatten alle keine Lust auf Beobachter, die sie vielleicht am nächsten Tag erkennen würden. Vor allem die verheirateten oder die aus den reicheren Familien.

Der Boden war allerdings aus geschliffenen Brettern, die eine Schicht Sägespäne bedeckte. In einer Ecke des Raumes gab es einen großen Kamin, der im Winter das ganze Zimmer wohlig warm werden ließ. Magdalena war der Meinung, eine frierende Hure verdiene kein Geld.

Auf jeder Etage hatte sie daher weitere Öfen installiert, die von jungen Burschen gegen ein kleines Entgelt befeuert wurden. So wurde es auch im tiefsten Winter in den Zimmern nicht so kalt, dass die Eisblumen an den Fenstern wuchsen und die Hübschlerinnen ihren Schnitt machen konnten.

Alles in allem war Magdalenas Gasthaus nicht das Schlechteste, das man in Rothenburg finden konnte. Und das nicht nur wegen er Mädchen. Die Küche im war eine der besten in weitem Umkreis.

Einige Männer saßen an den grobgehauenen Tischen. Es roch nach Fleisch und Bier. Die Mädchen grüßten ihn höflich. Er suchte sich einen freien Tisch und setzte sich.

Magdalena brachte ihm einen Krug mit Dünnbier.

»Hallo, Meister Matthias. Ich habe gehört, du hattest einen harten Tag?«

Er nickte.

»Ja. Und morgen könnte er noch härter werden.«

Magdalena sah ihm in die Augen. Sie war nicht das, was man als Schönheit bezeichnen würde. Aber für ihr Alter, sie hatte die Vierzig bereits hinter sich gelassen, sah sie gut aus. Ihre Brüste waren voll und schwer, das Leinenkleid bedeckte sie zur Hälfte, sodass Mattias genau in die milchig – weiße Schlucht sehen konnte. Ihre blauen Augen hatten immer noch das Funkeln der Jugend, ihre Lippen waren sinnlich. Die schmale Nase hatte etwas Aristokratisches, sodass sie oft von den Gästen ›Gräfin‹ gerufen wurde. Sie war einen Kopf kleiner als Matthias und wurde auch langsam rund um die Hüften, aber das tat ihrer Anmut keinen Abbruch.

»Hast du Hunger?«

»Wie ein Wolf.«

Magdalena musste jedes Mal lächeln, wenn er dieses Wortspiel mit ihr trieb.

»Ich lasse dir etwas bringen. Fleisch und Brot?«

»Das wäre toll, danke.«

Sie legte ihm kurz ihre Hand auf das linke Handgelenk und drückte es. Er antwortete ihr, indem er mit dem kleinen Finger einmal auf den Tisch klopfte. Sie lächelte ihm zu.

Das war ihr geheimes Zeichen. Wenn sie sein Handgelenk drückte, hieß es: »Soll ich zu dir kommen?«

Klopfte er einmal mit dem kleinen Finger, hieß es »Ja«, zweimal hieß »Nein«.

Sie entfernte sich. Nach wenigen Minuten brachte ihm eines der Mädchen einige Scheiben Braten, dazu eingelegte Zwiebeln und einen großen Kanten Brot. Sie blickte in den Krug, nahm ihn mit sich und brachte ihm einen neuen.

Genüsslich aß Matthias. Das Fett tropfte ihm vom Kinn. Mit dem Brot tunkte er den Fleischsaft auf und kaute dazu die Zwiebeln. Nachdem er gesättigt war, sah er sich im Schankraum um. Es war dunkel geworden. Einige Männer waren gekommen, hatten gegessen, getrunken und waren mit den Mädchen verschwunden. Als sie die Stiege wieder herunterkamen, sahen sie zufrieden aus.

Bei Magdalena zahlten sie die Zeche. Sie verwaltete für die Mädchen auch das Geld, führte Buch und rechnete mit ihnen ab.

Er winkte sie zu sich. Sie kam und legte ihm einen Beutel auf den Tisch.

»Das ist für den letzten Monat.«

Er nahm ihn in die Hand, wog ihn kurz und nickte. Er würde nicht nachzählen. Das war eines seiner Geheimnisse, mit denen er das Vertrauen der Hübschlerinnen gewonnen hatte. Er kontrollierte sie nie zu streng. Auch das hatte ihm sein Meister beigebracht. Nur einmal hatte eine versucht, Meister Malachias zu hintergehen.

Zur Strafe hatte Matthias sie vor all den anderen Mädchen züchtigen müssen. Danach hatte es keine mehr gewagt. Und seit Magdalena die Zahlung überwachte, gab es keine Probleme mehr.

Er griff in den Beutel und zählte einige Münzen ab.

»Hier, meine Zeche.«

Sie strich das Geld ein. Auch sie zählte bei ihm nie nach. Vertrauen gegen Vertrauen, das war ihr Motto.

Da Matthias den Hurenpfennig nicht an den Vogt abführen musste, war die Höhe nicht ausschlaggebend. Dafür sparte der Vogt sich bei seinem Gehalt einen Teil ein. Aber damit konnte Matthias gut leben. Er hatte im Laufe der Jahre gelernt, was die Mädchen verdienten und konnte im Kopf seinen Anteil berechnen.

Er erhob sich, nickte in die Runde und ging zu seiner Hütte. Im Garten entleerte er seine Blase, ging hinein, zog sich aus und legte sich auf die Bettstatt. Er schlief so lange, bis er die Eingangstür hörte. Leise Schritte näherten sich, das Rascheln von Stoff und dann spürte er, wie Magdalena sich in sein Bett stahl. Er drehte seinen Kopf zu ihr, ihre Lippen trafen seine und ein wilder Kuss folgte. Ihre Hand glitt an seinem nackten Körper herunter und umfasste seine steil aufgerichtete Männlichkeit. Sie stöhnte brünstig, als er seinerseits zwischen ihre Schenkel griff. Sie war bereit, stellte er fest. Schnell schwang sie sich über ihn, führte ihn an den Eingang ihres Paradieses und ließ ihn mit einer fließenden Bewegung in sich gleiten. Er füllte sie aus, stieß weit in sie hinein. Sie ließ ihre Hüften kreisen, legte ihre Hände auf seinen breiten Brustkorb. Er griff nach ihrem Busen, massierte ihn. Schnell erreichte sie ihren ersten Höhepunkt und stieg von ihm.

Enttäuscht sah er sie an.

»Komm, mein Großer. Mach es mir richtig.«

Sie drehte sich und hielt ihm ihren Hintern entgegen. Er verstand, kniete sich zwischen ihre weit gespreizten Schenkel und trieb seinen Lustpfahl mit einem gewaltigen Stoß in sie. Laut stöhnte sie ihre Lust heraus, als sie seine heftigen Stöße spürte. Das war etwas, wonach sie sich heute den ganzen Tag gesehnt hatte. Mattias gab ihr das, was ihr fehlte. Um den Henker herum schienen die Sterne zu bersten. Er fühlte, wie er sich dem eigenen Höhepunkt näherte.

Mit lautem Stöhnen ergoss er sich, keuchte seine Lust hinaus.

»Ja, mein Großer …«

Sie ließen sich auf das Bett fallen, sie kuschelte sich an ihn und zwirbelte seine linke Brustwarze.

Er sah sie an.

»Warum ich?«

»Wie?«

Er hatte diese Frage schon lange stellen wollen.

»Warum ich?«

Sie lachte auf.

»Warum wollen Männer eigentlich immer einen Grund wissen«, fragte sie lächelnd. »Aber ich will es dir beantworten: Du bist, genau wie ich, eine einsame Seele. Wir werden gebraucht, akzeptiert und man zahlt uns für unsere Dienste. Aber ansonsten will man mit uns nichts zu tun haben.«

Sie umfasste sein Glied und presste es zusammen. Schon spürte sie es wieder wachsen. Sie massierte ihn weiter, bis es die volle Größe erreicht hatte.

»Außerdem bist du ein verdammt gut aussehender Mann. Du bist nicht dumm, so wie viele andere hier. Ich fühl mich bei dir wohl.«

Sie sah nach unten zu seiner Männlichkeit.

»Und du hast mehr, als die meisten anderen zu bieten haben.«

Magdalena hatte in ihrem Leben einige Männer gehabt. Aber sie spürte nur Lust, wenn der Stab des Mannes sehr groß und dick war. Sie beugte sich vor und leckte über die Spitze, nahm sie in den Mund. Er gab sich ihrer Zärtlichkeit hin. Nach einer Weile ritt sie ihn erneut, bis sie nicht mehr konnte. Sie war schweißüberströmt, ihre Brunftkachel wund von den tiefen Stößen. So beugte sie sich über ihn, leckte und lutschte, bis er sich ein letztes Mal verströmte. Dann gab sie ihm einen Kuss.

»Ich muss wieder zurück, mein Großer. Und du musst schlafen. Morgen wird ein harter Tag, wenn der Vogt das Urteil verkündet.«

Er nickte.

»Was hat er eigentlich noch angestellt?«

Er erzählte ihr nur grob vom Geständnis. Die Einzelheiten, wie er daran gelangt war, ließ er aus. Sie sah ihm in die Augen.

»Dann wird es ein hartes Urteil werden.«

»Ja. Er wird nicht leicht sterben.«

Sie stand auf, zog sich an. So geräuschlos, wie sie gekommen war, verschwand Magdalena in die Nacht.

Der Henker von Rothenburg

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