Читать книгу EINE NEUE WELT - Whitley Strieber - Страница 13
DAS GEHEIMNIS BEGINNT
ОглавлениеIch bin Autor vieler Bücher. Dazu zählen neben Sachbüchern vor allem die Romane Der Kuss des Todes, Warday und Sturmwarnung, der als Vorlage für den Film The Day After Tomorrow diente. Doch mein bekanntestes Werk ist ein Sachbuch mit dem Titel Die Besucher über eine Begegnung der dritten Art, die mir am 26. Dezember 1985 widerfuhr. Es wurde unter dem Titel Communion mit Christopher Walken in der Hauptrolle und Musik von Eric Clapton auch verfilmt. Seit damals hat sich meine Beziehung zu den sonderbaren Leuten, denen ich in jener Nacht begegnete und die ich inzwischen »die Besucher« nenne, fortgesetzt. Beginnend im Herbst 2015, haben sich diese Kontakte in jüngster Zeit enorm intensiviert und sind zu einer reichen Erfahrung voller Wunder geworden.
Zum Teil liegt das daran, dass ich nach und nach einiges darüber gelernt habe, wie ihre Kommunikation mit uns funktioniert – und das ist so anders als alles, was man erwarten könnte, dass ich viele Jahre brauchte, um zu verstehen, was da eigentlich geschieht. Meine Hoffnung ist, dass ich, indem ich meine diesbezüglichen Erfahrungen beschreibe, anderen helfen kann, die Botschaften, die sie vielleicht schon erhalten haben, zu verstehen und auch zu lernen, wie man eine auf Geben und Nehmen basierende Beziehung zu den Besuchern aufbauen kann. Wenn mehr von uns eine Vorstellung davon bekommen, wie das funktioniert, werden, so denke ich, unsere Besucher vielleicht ihre seit langer Zeit aufrechterhaltene Geheimhaltung aufgeben, offener in unserer Welt in Erscheinung treten und sich einbringen.
Meine erste Begegnung mit ihnen verlief nicht gut.
Ganz und gar nicht.
In jener verschneiten Dezembernacht wachte ich in einem kleinen Zimmer auf, in dem sich flinke, großäugige Insekten und stämmige, dunkelblaue Trolle drängelten. Letztere nannte ich später »die Kobolde«. Diesen Namen erhielten sie ursprünglich im Mittelalter von Bergleuten in Bayern, die diese schillernden, dunkelblauen Gestalten erblickten, wenn sie durch die dunklen Bergwerksstollen eilten. Bis heute gibt es in Bayern zahlreiche enge, niedrige Stollen, deren Ursprung und Verwendung ungeklärt ist.
Am nächsten Tag brachte meine vage Erinnerung an die großen Augen mich auf die Idee, eine Eule wäre nachts in unser Haus eingedrungen, aber da es keine Möglichkeit gab, wie der Vogel hätte hereingelangen können, schied das als Erklärung aus. Ich trug eine Wunde an der Seite meines Kopfes davon. Mein Rektum war so stark zerrissen, dass ich dort bis heute eine Narbe trage. Um es gelinde auszudrücken, ich war zutiefst erschüttert. Während der folgenden Wochen schloss ich eine herkömmliche Erklärung nach der anderen für das, was mir zugestoßen war, aus, so dass schließlich nur noch eine Alternative übrig blieb: So unglaublich, so unmöglich es auch schien, es musste sich um ein reales, physisches Ereignis gehandelt haben.
Die Kreaturen, die ich gesehen hatte, waren tatsächliche, lebendige Wesen irgendeiner Art.
Ich quälte mich damit, ob ich meiner Frau davon erzählen sollte. Was in aller Welt würde Anne denken? Unsere Ehe stand auf der Kippe, weil ich nach dem Erlebnis sechs Wochen gebraucht hatte, um zu begreifen, dass ich nicht verrückt geworden war. Während dieser Wochen hatte ich versucht, Anne zu verjagen. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie mich, falls ich in der Psychiatrie landete, niemals im Stich lassen würde. Und wovon sollten sie und unser Sohn dann leben? Sie brauchten und verdienten es, einen gesunden Ehemann und Vater zu haben, und nicht durch eine Person belastet zu werden, die so psychotisch war, dass sie die Realität völlig falsch wahrnahm.
Ich ließ mich neurologisch auf Hirnanomalien untersuchen und auf Schläfenlappen-Epilepsie, die Halluzinationen hervorrufen kann. Doch alle Tests zeigten nichts Außergewöhnliches. Der Epilepsie-Test ergab sogar, dass ich nicht nur nicht zu Halluzinationen neigte, sondern ein außergewöhnlich stabiles Gehirn besaß. Ich unterzog mich einer umfangreichen Reihe psychologischer Tests, die zeigten, dass ich zwar normal war, aber unter einem hohen Stresslevel litt.
Ich hatte immer noch keine Ahnung, was ich Anne sagen sollte. Konnte ich ihr sagen, dass ich von kleinen Männchen an Bord einer Fliegenden Untertasse gebracht worden war? Denn ich war inzwischen ziemlich davon überzeugt, dass genau das sich ereignet hatte. Schließlich erzählte ich einem alten Freund von der Sache, dem Fotografen und Dokumentarfilmer Timothy Greenfield-Sanders. Unglaublicherweise berichtete er mir daraufhin, dass die Eltern seiner Frau, die in der Nähe von uns in Upstate New York wohnten, einige seltsame Kreaturen gesehen hatten, die denen ähnelten, die ich ihm beschrieb. Seine Schwiegereltern hatten von einem Fenster aus beobachtet, wie diese Wesen in ihrem Garten herumliefen.
Das rückte die Dinge in ein neues Licht. Jetzt konnte ich Anne sagen, dass es weitere Zeugen gab.
Es war klar, dass sie mir diese Frage stellen würde. Timothy riet mir, es ihr zu sagen. Er war sich sicher, dass sie das alles genauso faszinierend finden würde wie er.
Eines Tages, nach dem Abendessen, als unser kleiner Junge tief und fest schlief, bat ich sie, sich zu mir zu setzen, und sagte, dass ich gerne etwas mit ihr besprechen wollte.
Sie erzählte mir später, dass sie befürchtet hatte, ich würde ihr sagen, dass ich die Scheidung wollte. Aber ich wollte sie vielmehr vor dem Geisteskranken in Sicherheit bringen, für den ich mich gehalten hatte. Meine Hauptsorge war nun, ob sie möglicherweise die Scheidung wollte.
Ich sagte die Worte, vor denen ich solche Angst hatte, sie auszusprechen: »Liebling, ich glaube, ich wurde von kleinen Männchen an Bord einer Fliegenden Untertasse gebracht.« Sie starrte mich an. Ihre Kinnlade fiel herunter. Dann blitzte in ihren Augen etwas auf, das ich nur als ihren funkelnden Witz beschreiben kann. Sie platzte heraus: »Oh, Gott sei Dank! Ich hatte schon Angst, dass du verrückt wirst!« Ein Schweigen entstand. Ihre Augen suchten bei mir nach Anzeichen, ob ich einen Scherz machte. Ich erwiderte ihren Blick ernst. Dann brachen wir beide trotzdem in Gelächter aus. Wir fielen uns in die Arme. Sie sagte: »Ich wollte ein interessantes Leben, aber ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich einließ, als ich dich traf.« In diesem Moment begann für unsere Ehe ein neues Kapitel. An jenem Abend in unserer kleinen Wohnung in New York begann eine Entdeckungsreise, die unser Verständnis von Welt, Leben und Realität komplett revidierte und dies auch heute noch jeden Tag tut.
Von Anfang an schien sie Dinge zu wissen, die sie vielleicht nicht in Worte fassen konnte, darüber, dass diese unglaublichen Erfahrungen zuerst zu uns gehören – zu den Menschen – nicht zu den geheimnisvollen nächtlichen Gestalten, die sie auslösen.
Anfangs war ich verängstigt. Ich beschloss, das kleine Blockhaus zu verkaufen, in dem es geschehen war, und nie wieder eine Nacht außerhalb der Stadt zu verbringen. Ich konnte mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass sie real waren. Real.
Anne wollte das Blockhaus behalten.
Sie wollte wieder dorthin fahren und sehen, ob sich noch einmal etwas Ungewöhnliches ereignete.
Ich entdeckte, dass meine Neugierde stärker war als meine Angst, und im April 1986 fingen wir wieder an, unsere Wochenenden in dem Blockhaus zu verbringen. Ich ging nachts in den Wald, um ihnen, wer immer sie waren, mitzuteilen, dass ich sie wieder treffen wollte – hoffentlich ohne eine Wiederholung der Gewalt, die sich beim ersten Mal ereignet hatte, und ohne mich wieder durch hektische, panische Bewegungen selbst zu verletzen.
In Anbetracht dessen, was ich durchgemacht hatte, mag das ziemlich tollkühn erscheinen, und das war es auch. Aber ich war einfach zu neugierig. Anne und ich waren es. Die Tatsache, dass das Ereignis überhaupt stattgefunden hatte, war absolut bemerkenswert. Obwohl ich Verletzungen davongetragen hatte, hatte sich mein Geist auf die tiefgreifendste Weise geöffnet, die ich mir vorstellen konnte. Was auch immer sie waren, sie waren nicht menschlich, nach keiner mir bekannten Definition. Und doch waren sie hier.
Anne stimmte zu, dass ich hinausgehen und sehen sollte, was geschah, aber sie war von Natur niemand, der blind glaubt. Sie war eine Fragenstellerin, wollte den Dingen auf den Grund gehen, und ich vertraute mich dabei ihrer Führung an. Sie pflegte oft zu sagen: »Die menschliche Spezies ist zu jung, um zu glauben. Was wir brauchen, sind gute Fragen.«
Wir Menschen haben die unangenehme Angewohnheit, zu glauben, dass Dinge, die wir nicht wirklich verstehen, sich auf irgendeine Art erklären lassen, die wir uns selbst ausdenken. Und das Nächste, was dann geschieht, ist, dass wir uns wegen dieser Fantasievorstellungen gegenseitig umbringen.
Dieses Buch wird deshalb kein Plädoyer für etwas sein. Ich behaupte nichts, was Sie dann einfach glauben sollen. Stattdessen werde ich Ereignisse beschreiben, wie ich sie erlebt habe, und untersuchen, welche Möglichkeiten der Kommunikation mit einer Gruppe von äußerst lebendigen, rätselhaften und absolut bemerkenswerten Wesenheiten bestehen, die uns zumindest durch einen Teil unserer bekannten Menschheitsgeschichte begleitet haben, und wahrscheinlich noch viel länger. Aber es ist auch wahr, dass diese Wesen in den Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs offenbar ihren Umgang mit uns völlig verändert haben. Er hat sich enorm erweitert und intensiviert. Und sie streben offenbar an, eine noch zentralere Rolle für die menschliche Erfahrung zu spielen. Wir laufen Gefahr, uns selbst auszulöschen, und diese Wesen, diese andere Spezies, will das nicht. Sie möchte mit uns kommunizieren, aber sie unterscheidet sich ganz erheblich von uns, und bisher war eine Kommunikation fast unmöglich. Zu lernen, dies zu ändern und eine Verständigung möglich zu machen, wurde zum zentralen Anliegen meines Lebens, und ich hoffe, in diesem Buch zu vermitteln, was dafür erforderlich ist.
Die Besucher haben sich mir gegenüber sehr klar ausgedrückt: Solange wir nicht in der Lage sind, auf rationale, praktische und effektive Weise mit ihnen zu kommunizieren, können sie uns nicht helfen.
Ich wünschte, ich könnte eine einfache Anleitung geben, eine übersichtliche Liste, was zu tun und was zu unterlassen ist.
Doch das kann ich nicht. Niemand kann es. Die Kluft zwischen uns ist einfach zu groß, und deshalb kann so eine unkomplizierte Liste nicht funktionieren.
Unsere Besucher stehen bereit, uns bei der Bewältigung der Gefahren zu helfen, in denen wir uns befinden, und uns sogar bei der Lösung der Probleme zu unterstützen, mit denen wir konfrontiert sind. In welchem Ausmaß sie sich einbringen, hängt davon ab, wie weit wir in der Lage sind, uns offen auf sie einzulassen, damit wir verstehen können, was sie uns zu bieten haben. Aus Gründen, die im Laufe meiner Geschichte deutlich werden, wird das nicht einfach sein. Im Gegenteil: unsere Beziehung zu den Besuchern zu verstehen stellt die größte intellektuelle, emotionale und spirituelle Herausforderung dar, der sich die Menschheit je gegenübersah. Wenn wir diese Herausforderung meistern, wird das unsere Einsicht und unser Wissen enorm erweitern – ja, wir werden dadurch in eine Neue Welt eintreten.
Gegenwärtig stellt sich die Lage als vorhersehbar chaotisch dar. Verschiedene religiöse Gruppen haben das Phänomen schon vor langer Zeit in ihr Glaubenssystem integriert. Christen halten die Besucher für Dämonen, manchmal auch für Engel. Für Muslime sind sie Dschinns. Andere Religionen geben ihnen andere Namen. Aus dem vorchristlichen Feenglauben Nordeuropas hat sich der Mythos der UFOs und Außerirdischen entwickelt und in der ganzen Welt verbreitet. Aber das ist nur ein Teil von dem, was wirklich geschah. Was früher ein eher unbedeutender Volksglaube war, hat sich inzwischen zu einer gewaltigen, lebendigen Erfahrung entwickelt, zur großen persönlichen Herausforderung für die Augenzeugen dieser Begegnungen der dritten Art und zum bei weitem komplexesten kulturellen und sozialen Einfluss, dem die Menschheit jemals ausgesetzt war. Millionen Menschen auf der ganzen Welt sind davon betroffen. Die Reaktionen der Regierungen erfolgten fast immer unter einem Schleier von Geheimhaltung, der Beunruhigung, Verwirrung und Angst verbarg.
Tatsächlich ist die gesamte menschliche Spezies durch dieses Phänomen, was auch immer es ist, aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Trotz über siebzigjähriger Bemühungen, seine Natur zu erforschen, ist es nicht nur ein Mysterium geblieben, sondern immer mysteriöser geworden – und gleichzeitig immer provozierender.
Es ist also jemand hier, na gut. An diesem Punkt ist das Leugnen dieser Tatsache eine emotionale Reaktion, keine rationale.
Es geht nicht einfach um die Ankunft von Aliens. Diese erhabene, herausfordernde, unheimliche und doch seltsam einladende Präsenz ist viel komplexer als das. Sie ist so vielfältig, so widersprüchlich und doch so allgegenwärtig auf derart vielen Ebenen, dass es für uns zur enormen intellektuellen Herausforderung wird, sie auf nützliche, nachvollziehbare Weise zu beschreiben.
Hinter den Kulissen hat eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern, die Zugang zu bestimmten Materialien und biologischen Überresten haben, bedeutende Fortschritte auf so unterschiedlichen Gebieten wie Metallurgie und Kommunikation gemacht. Aber die meisten Wissenschaftler und Intellektuellen – sie bleiben aus Gründen, die ich im Laufe dieses Buches verdeutlichen werde, bei dieser exklusiven Gruppe außen vor –, verharren in einem Zustand erzwungener Ignoranz, die sich im kulturellen Mainstream als ein Gemisch aus Leugnung und Gleichgültigkeit zeigt. In der Zwischenzeit werden Menschen, die Kontakte zu den Besuchern erleben – häufig, wie es bei mir der Fall war, auf unangenehme, verstörende Art –, mit ihren Erfahrungen allein gelassen und müssen ganz für sich herausfinden, was mit ihnen geschehen ist.
Das Ergebnis ist, dass das reiche Potenzial dieser Kontakte unter einem großen Berg verworrener Theorien begraben wird, die kaum mehr als eine kunstvolle Erweiterung der Erzählungen über unbekannte Geistwesen sind, wie sie uns seit Beginn unserer Geschichte begleiten.
Aber täuschen Sie sich nicht: Es obliegt nicht den Menschen, die ihr Wissen hinter einer Mauer staatlicher Geheimhaltung verbergen, das Mysterium aufzuklären. Von Anfang an hatten die Besucher selbst die Kontrolle darüber, was sie uns über ihre Natur offenbaren, und sie sind es, die bestimmen, ob und wann sie uns mehr über sich enthüllen – oder, präziser ausgedrückt, sich offener in unser Leben integrieren, als sie es bisher getan haben.
Sie sind äußerst feinsinnig, aufmerksam und umsichtig. Diejenigen, die ich kennengelernt habe, wollen, dass der Kontakt funktioniert, aber wenn sie jetzt ins Licht der Öffentlichkeit träten, würde das ganz sicher nicht so ablaufen. Stattdessen würden wir versuchen, sie in unser Weltbild zu integrieren, und zwar indem wir sie für außerirdische Raumfahrer halten, was einfach nicht zutrifft und einer genauen Prüfung nicht standhält.
Gleichzeitig zeigen sie auch Entschlossenheit und Härte, und sie können, offen gesagt, erschreckend sein. Sie sind unvorstellbar mächtig und können durch militärischen Widerstand nicht besiegt werden. Dieser ganze Ansatz ist sinnlos. Es ist überhaupt kein Krieg, es ist ein Prozess der Kontaktaufnahme, der zu einem tiefen inneren Austausch führen soll, echter Kommunikation. Es gibt Dinge, die sie von uns wollen, und Dinge, die sie uns im Gegenzug geben können. Aber es ist ein Handel von einer Art, wie wir ihn noch nie zuvor betrieben haben, und damit er gelingt, müssen wir bereit zu einem großen Entwicklungssprung sein, was unser Weltbild und unser Wissen angeht.
Es ist jedoch keineswegs etwas, das wir noch nie getan haben. Diese Kontakte zu ihnen haben, denke ich, immer schon stattgefunden, solange es uns gibt. Wir haben uns dabei aber bisher passiv verhalten. Das Ergebnis ist, dass beide Seiten weniger davon profitieren, als es möglich wäre. Sie lassen uns nicht so an ihrem Wissen teilhaben, wie es eigentlich möglich wäre. Und wir erkennen unsere wahre Natur nicht und entwerten uns dadurch selbst. Nur wenn wir uns bewusst werden, was für ein Austausch zwischen ihnen und uns möglich ist, kann echte Gemeinschaft entstehen. Gegenwärtig sind wir dafür zu passiv. Wir müssen uns auf die Kommunikation einlassen und damit auch auf sie, um so aktiv an einem enormen Teil unserer eigenen Existenz mitzuwirken, von dem wir bisher gar nicht wussten, dass es ihn gibt.
Das ist es, was Bewusstseinserweiterung bedeutet. Es bedeutet, mehr davon zu erkennen und zu erleben, wo und wer wir wirklich sind. Wie ich bereits gesagt habe, ist das Kommen der Besucher Teil der Evolution unseres eigenen Bewusstseins.
Es gab in der Geschichte der Menschheit einige frühere Beispiele für Kontakte, die hier lehrreich sind. Die ersten beiden betreffen die Reaktion der präkolumbianischen Zivilisationen auf das unerwartete Auftauchen der Spanier. Sie brachten Pferde, Metallrüstungen und Schießpulver nach Amerika, die für die indigene Bevölkerung völlig neu waren. Allerdings brachten sie auch eine durch Aberglauben, Fanatismus und chauvinistische Brutalität verkommene Kultur mit. Mit dieser verheerenden Kombination zerstörten sie nicht nur die indianischen Gesellschaften in Mexiko und Südamerika, sondern unterwarfen und versklavten später die indigene Bevölkerung in der gesamten westlichen Hälfte Nordamerikas. Später überwältigten weitere Wellen von Europäern diese alten erdzentrierten Kulturen auf dem gesamten Kontinent vollends. Erst in jüngster Zeit haben einige von ihnen begonnen, sich ein wenig zu erholen, aber den meisten wird das vermutlich nie mehr möglich sein.
Später in diesem Buch werde ich eine vielsagende Botschaft erörtern, die von den Besuchern hinterlassen wurde und uns davor warnt, dass uns eine ähnliche kulturelle Entwurzelung bevorstehen könnte, wenn auch hoffentlich ohne die damalige ausbeuterische Brutalität. Diese Warnung wurde an einem Ort platziert, an dem Artefakte einer hochentwickelten Technologie zurückgelassen wurden und wo Wissenschaftler seit Jahren wertvolle Materialien bergen und untersuchen. Warum diese besondere Stätte von den Besuchern ausgewählt wurde, wissen wir noch nicht, können es aber sicher herausfinden. Jedenfalls sollte ihre Warnung auf jeder Ebene unserer Gesellschaft sorgfältig beachtet werden, wenn die Besucher erscheinen und Kontakt zu uns aufnehmen.
Die Azteken versuchten, das bizarre Erscheinen der Spanier in ihre bestehende Mythologie einzupassen, und glaubten, Hernando Cortez wäre ihr Gott Quetzalcóatl, der zurückgekommen war, um den Thron des Aztekenreiches zurückzuerobern. Obwohl sie kurzzeitig verblüfft darüber waren, dass er ihre Sprache Nahuatl nicht sprechen konnte, entschieden sie sich, diese Anomalie zu ignorieren, und ließen mehr oder weniger zu, dass ein paar hundert Spanier ihr großes Reich eroberten. Das Ergebnis war, dass innerhalb von fünfzig Jahren neunzig Prozent der indigenen mexikanischen Bevölkerung ihr Leben verlor und die überlebenden zehn Prozent versklavt wurden.
Ein weiterer lehrreicher Fall ist der Untergang der Inka-Zivilisation, die von Francisco Pizarro überrannt wurde. Im Wesentlichen wurde eine hoch organisierte Nation mit einer Armee von 50.000 Mann von etwa 500 Spaniern besiegt und unterworfen. Die entscheidende Schlacht von Cajamarca im Jahr 1532 wurde von 200 Spaniern gewonnen, die ein 6.000 Mann starkes Heer der Inkas besiegten. Als Pizarro daraufhin in die Inka-Hauptstadt Cuzco eindrang, begegnete man ihm dort mit einer Art verwirrtem Schweigen. Er und seine Spanier waren für die Inka ein unverständliches Phänomen. Das Ergebnis war, dass diese uralte Kultur, deren Ursprung wohl geheimnisvoller als der aller anderen Zivilisationen ist, unterging und mit ihr alles, was sie gelernt und erreicht hatte. Zurück blieben nur jene geisterhaften Überreste, die bis heute bei den peruanischen Ureinwohnern fortbestehen.
Beim Versuch, die Spanier in ihr Glaubenssystem zu integrieren, taten die Azteken das, was heute die Religiösen und die UFO-Gläubigen tun. Sie versuchten, das Unerklärliche im Rahmen ihres eigenen, bereits existierenden Glaubens zu erklären, was zur Folge hatte, dass sie ihm hilflos gegenüberstanden. Heutige Wissenschaftler und Intellektuelle reagieren ähnlich wie die Inka: mit Verwirrung, Leugnung und schließlich mit Schweigen.
Was geschah, als sich die technologisch fortgeschrittenen europäischen Kulturen über die ganze Welt ausbreiteten, sollte ebenfalls sorgfältig bedacht werden. Selbst wenn sie sich nicht brutal und ausbeuterisch verhielten, führte die technologische Überlegenheit der Europäer immer wieder dazu, dass sich indigene Völker minderwertig fühlten, ihre eigenen Kulturen und Glaubensvorstellungen aufgaben und ihre einstmals vitalen Gesellschaften allzu oft in jene entwürdigenden Lebensumstände herabsanken, wie wir sie bis heute an zu vielen Orten auf der Welt sehen.
Die Besucher sind nicht nur technologisch weiter entwickelt als wir. Sie haben eine völlig andere Art, die Realität zu sehen, und wenn wir damit zum ersten Mal konfrontiert sind, neigen wir dazu, ihnen gottähnliche Kräfte, atemberaubende Einsichten und scheinbar unbegrenztes wissenschaftliches Wissen zuzuschreiben. Doch dieser Eindruck entsteht nicht, weil sie intelligenter sind, sondern weil ihr Verstand anders als unserer funktioniert. Sie sind nicht intelligenter als wir, ganz und gar nicht. Sie verfügen über mehr Erfahrung, und ihre Erfahrung unterscheidet sich grundlegend von unserer. Wir dürfen sie nicht auf ein Podest stellen, sondern müssen sie als das sehen, was sie sind. Wir müssen lernen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, ihre Möglichkeiten realistisch einzuschätzen und uns unserer eigenen Stärken bewusst zu werden, damit sich der Austausch mit ihnen für beide Seiten so sinnerfüllt und bereichernd wie möglich gestaltet.
Die Fähigkeiten der Besucher werden eine Entmachtung unserer Wissenschaftler und Intellektuellen auslösen, was durch deren Unfähigkeit, unmittelbar mit diesen Wesen zu kommunizieren, noch verschlimmert werden wird.
In dieser Hinsicht hoffe ich, mit dem Buch drei Dinge zu erreichen: Erstens möchte ich den Menschen Wege zeigen, wie sie selbst mit den Besuchern kommunizieren können; zweitens lege ich dar, dass wir Dinge besitzen, die von den Besuchern sehr geschätzt werden und die sie dringend benötigen, so dass wir miteinander zum gegenseitigen Vorteil Handel treiben können; drittens verdeutliche ich, dass sie nicht unsere Welt erobern, uns versklaven oder auf andere Weise unsere Freiheit zerstören oder uns unser Selbstwertgefühl nehmen wollen. Sie haben eine hohe Meinung von uns und halten das, was wir zu bieten haben, für wertvoll. Andernfalls hätten sie gar kein Interesse an uns.
Anne nannte unser Buch Communion (»Die Besucher«), weil es bei dem Kontakt darum geht, sich auszutauschen und Gutes miteinander zu teilen, nicht um Ausbeutung. Anne verstand das von Anfang an sehr klar. Wie die großen europäischen Imperien des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts zu ihrem eigenen Schaden lernen mussten, ist Kolonialisierung und Ausbeutung ein kostspieliges Geschäft und lohnt sich letztlich nicht. Wenn die Besucher beabsichtigt hätten, diese Richtung einzuschlagen, hätten sie dies schon vor langer Zeit getan.
Anfang der 1990er Jahre setzte sich unsere Beziehung zu den Besuchern fort, obwohl ich mehr oder weniger von der öffentlichen Bühne vertrieben worden war. Sie hat seitdem nicht aufgehört. Tatsächlich hat sie sich von dem gewalttätigen, verworrenen Durcheinander, das sie ursprünglich war, zu der reichen, lohnenden Kameradschaft entwickelt, die sie heute ist.
Dennoch war es ein langer, harter Weg. Am Abend des 11. August 2015 verlor ich Anne, deren Brillanz und Einsicht uns beide stets geleitet hatte. Verloren habe ich sie aber nur zum Teil, denn wenn man so tief mit den Besuchern verbunden ist wie wir, bringt der Tod nicht die Endgültigkeit mit sich, die er normalerweise in der menschlichen Erfahrung hat. Wie ich schon sagte, funktionieren sie in der Realität nicht auf dieselbe Weise wie wir, und wenn wir nahe mit ihnen zu tun haben, beginnen wir auch selbst anders zu funktionieren. Anne und ich haben darüber ein Buch mit dem Titel Die Seele im Jenseits geschrieben, auf das ich in diesem Buch häufig Bezug nehmen werde. Wir haben es geschrieben – gemeinsam geschrieben –, nachdem sie gestorben war.
Wegen des Zustandes, in dem wir uns jetzt befinden und der meiner Meinung nach neu für die menschliche Erfahrung ist, trage ich unsere beiden Eheringe. Dies soll die Tatsache symbolisieren, dass wir immer noch zusammen sind, nun aber in der physischen Welt nur noch einen Außenposten besitzen, nämlich diesen alten Körper hier, den ich bewohne. Ich weiß, dass dies für die Vertreter der heutigen wissenschaftlichen und intellektuellen Dogmen zutiefst ketzerisch klingt. Das kommt daher, dass die Intensität und Komplexität der materiellen Kultur uns blind gemacht hat für die Existenz jenes subtilen und vielschichtigen Rätsels, das wir mit diesem einen, unzureichenden Wort »Seele« bezeichnen. Aber diese geheimnisvolle und verleugnete Präsenz ist ganz real. Sie ist in keiner Weise übernatürlich, sondern vielmehr Teil der Natur. Sie ist auch der Ort, an dem unsere Besucher leben, die nur gelegentlich in diese physische Ebene eindringen. Wenn sie und wir uns stärker annähern, wird sich immer deutlicher zeigen, dass die Realität der Seele viel größer ist als die physische Welt, aber auch, dass sie nicht so ist, wie wir sie uns vorgestellt haben. Wir werden uns der unausweichlichen Erkenntnis stellten müssen, dass nicht nur das Bewusstsein in uns ist, sondern dass wir im Bewusstsein sind.
Als sich unsere Beziehung zu den Besuchern vertiefte, wurde es für Anne und mich klar, dass die physische Welt in eine viel größere, ältere und reichere Realität eingebettet ist. Doch können wir die Existenz dieser Realität bislang mit keinem unserer Instrumente nachweisen. Die Folge davon ist, dass wir sie völlig leugnen, zum Teil, weil wir keine unserer wissenschaftlichen Nachweismethoden auf sie anwenden können, und zum Teil, weil wir im Westen befürchten, dass unsere säkularen Freiheiten, die wir uns mit hohem Einsatz gegen eine tausend Jahre währende religiöse Diktatur erkämpft haben, wieder an diese Diktatur verloren gehen könnten, wenn wir, und sei es auch nur hinter vorgehaltener Hand, die Existenz der Seele für möglich erklären.
Die Seele entspricht aber nicht den Vorstellungen der Religion, sondern ist etwas ganz anderes, ein viel realerer und letztlich viel offensichtlicherer Bestandteil der Natur. Sie ist auch nicht wirklich vom Körper getrennt. Ein Lebewesen ist vielmehr ein Kontinuum. Der Mensch ist nicht auf die Grenzen seines Fleisches beschränkt. In unserem Inneren gibt es von uns vergessene Tiefen, die wir wiedererlangen können und, wenn wir als Spezies noch lange überleben wollen, wiedererlangen müssen.
Die Besucher stehen bereit, um uns bei dieser Neuorientierung zu helfen, mit der wir uns eine Neue Welt schaffen werden, eine, die sowohl unser dauerhaftes physisches Überleben sichert als auch eine bewusste Ausdehnung in jene größere Realität beinhaltet, die bisher nur Gegenstand wirrer religiöser Ideen war oder komplett geleugnet wurde. Um diese bewusste Ausdehnung geht es im vorliegenden Buch, und deshalb trägt es auch diesen Titel. Wahrhaftig, eine Neue Welt wartet auf uns. Alles, was wir tun müssen, ist, vernünftig und realistisch mit den Besuchern zu interagieren. Dann beginnt eine Reise, von der ich sicher bin, dass sie von unglaublichem Wert für uns und alle nachfolgenden Generationen sein wird, von denen ich mit ganzem Verstand, ganzem Herzen und ganzer Seele hoffe, dass sie zahlreich sein mögen.