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Vorwort
ОглавлениеDer erste Band der Reihe „Basiswissen Philosophie“ ist aus meinen langjährigen Vorlesungen und Seminaren zur Antike hervorgegangen. In seiner Konzeption wendet er sich an Studierende des Faches Philosophie, aber auch an die erfreulich wachsende Zahl einer philosophisch interessierten Leserschaft. Er setzt zwei Schwerpunkte: Einmal den Weg des Denkens bei den Griechen von ihm selbst her sichtbar zu machen, zum anderen an der Interpretation zentraler Texte der großen Philosophen des Altertums darzulegen, um welche „Sache des Denkens“ es sich bei ihnen handelt. Erst im Durchgang durch das Denken der Philosophie der Antike gelangt man zu der Einsicht, dass es sich hier nicht um ein durch den Fortschritt der Geschichte überholtes Wissen handelt, sondern um wirkungsmächtige Positionen des menschlichen Geistes, auf die wir nur dann verzichten können, wenn wir uns selbst aufgeben. Wer verstehen will, was die geschichtlich gewachsene geistige Identität Europas ausmacht, muss zu den Ursprüngen ihrer Entstehung zurückgehen: zu den Griechen. Sie sind es gewesen, die in der Verbindung prinzipieller theoretischer Fragestellungen und an Vernunft orientiertem praktischen Handeln ein noch heute gültiges Paradigma für unser Selbst- und Weltverhalten geschaffen haben.
Die vorgelegte Darstellung der Philosophie der Antike, die den Stand der neueren wissenschaftlichen Forschung eingearbeitet hat, wendet sich an philosophisch interessierte Leser, nicht aber an die Fachkollegen. Aus diesem Grund habe ich im Bemühen um einen erleichterten Zugang zur „Literatur“ vorwiegend aus Textausgaben (mit jeweils unterschiedlichen Übersetzungen) zitiert, die für jedermann zugänglich sind. Der vorliegende Band enthält eine sorgfältig ausgewählte Sammlung von Texten, an denen mir der Sinn der jeweiligen Philosophie besonders gut ablesbar zu sein scheint. Im Interesse des eigenständigen Studiums habe ich die wichtigste Literatur zu den Hauptschriften der behandelten Philosophen in den Lesetext direkt eingearbeitet. Die reich zitierte Sekundärliteratur soll Linien der Interpretation zeichnen, von denen ausgehend ein eigenes Weiterdenken im inneren Gespräch mit den großen Themen der antiken Philosophie möglich ist. Weil sich das philosophische Denken der Antike in einer immer schon sprachlich, historisch und kulturell artikulierten Erfahrungswelt vollzieht, erschienen mir zumindest an den Arbeiten von W. Burkert und Ch. Meier geschulte Ausblicke auf diese „Einbettung“ unerlässlich. Auf Grund der vorgegebenen Begrenzung des Textumfanges war hinsichtlich der Gesamtdarstellung eine persönlich zu verantwortende Auswahl unumgänglich. Ihr Hauptakzent liegt auf der klassischen Philosophie Athens (Platon/Aristoteles). Bestimmte philosophische Schulrichtungen, z.B. aus der Zeit des Hellenismus, mussten demgegenüber unberücksichtigt bleiben. Die Bibliographie am Schluss des Bandes, die u.a. knapp kommentierte Hinweise zur Sekundärliteratur enthält, soll dem Studenten wie dem Laien die Möglichkeit geben, sich in die jeweiligen Gebiete der antiken Philosophie vertieft einzuarbeiten.
Es ist eine methodische Zielsetzung der vorgelegten Darstellung, die antike Philosophie von den Grundfragen der menschlichen Existenz her zu verstehen. Diese drehen sich hauptsächlich um Leben und Sterben, d.h. um die Endlichkeit alles irdischen Seins, mit der sich die Griechen ebenso schwer abgefunden haben wie wir Heutigen.
Ein besonderer Dank gilt dem Initiator dieser Reihe, Herrn Dr. Dirk Palm. Mit ihm teile ich die Hoffnung, dass die in ihr erscheinenden Bände „Basiswissen Philosophie“ nicht nur jenes Wissen vermitteln, nach dem in Universität und Schule immer wieder gefragt wird, sondern auch zu einem vertieften Verständnis für die Philosophiegeschichte und ihren bleibenden Ertrag führen. Mein Dank gilt ferner Herrn Dr. Bernd Villhauer für die fachliche Zusammenarbeit. Herrn Alexander Pakulat danke ich für die sorgfältige Bearbeitung des Typoskripts. Mit dem vorliegenden ersten Band verbindet sich für den Autor die Hoffnung, über die Vermittlung von Wissen hinaus den Anteil der Philosophie der Antike an den von Vergessen bedrohten Grundlagen unseres geschichtlichen Selbstverständnisses neu herauszuarbeiten.
Hannover, im Mai 2004 | Wiebrecht Ries |