Читать книгу HAT-SCHEPSUT: Das Geheimnis der Frau auf Ägyptens Thron - Wieland Barthelmess - Страница 5

Gottesgemahlin des Amun

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Die siebzig Tage der Einbalsamierungszeit waren wie im Flug vergangen und Hat-schepsut hatte sie zu nutzen gewusst. Nach reiflicher Überlegung hatte sie sich entschlossen, den Palast der Gottesgemahlin doch zu beziehen. Es war Zeit, von dem Haremsgeschwätz fortzukommen und der ständigen Überwachung durch ihre Mutter, der Großen königlichen Gemahlin Ahmes, zu entrinnen. Wer im Harem lebte, hatte sowieso nichts zu sagen. „Sobald du kannst, musst du da raus“, hatte Ah-hotep ihr immer wieder eingeschärft, und so wollte Hat-schepsut die Gelegenheit nun auch wahrnehmen. Wenigstens war Thot-moses Wohnung gleich die erste im königlichen Palast, so dass sie gleichsam Tür an Tür leben würden. Vor zwei Jahren erst hatte man Thot-mose im dunkelsten Winkel des Palastes, in dem sich auch der Übergang zum Amun-Tempel befand, eine kleine Wohnung zugewiesen. Vielleicht würde ihre Lage sich nun sogar als Vorteil herausstellen. Denn zwischen die beiden Gebäude hatte man, wie es Hat-schepsut auszudrücken beliebte, den Palast der Gottesgemahlin hineingequetscht. Vielleicht, so überlegte Hat-schepsut, sollte man einen Mauerdurchbruch machen, um Thot-moses Wohnung direkt mit ihrem Palast zu verbinden. Aber das hatte alles auch später noch Zeit.

Allein die Vorbereitung des so lange unbewohnt gebliebenen Gemäuers beschäftigte sie in jeder freien Minute. Ah-hotep, die letzte amtierende Gottesgemahlin des Amun, hatte nicht in jenem ihr zustehenden Palast wohnen wollen. Sie blieb lieber in ihrer Wohnung im königlichen Palast. Selbstverständlich hatte während der ganzen Zeit das gesamte Hauspersonal, einschließlich der Musiker, weiterhin zur Verfügung gestanden. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich mit der Zeit so manche Eigentümlichkeit eingeschlichen hatte. Warum sollte man einer nicht anwesenden Person Tag für Tag frisch zubereitete Mahlzeiten auf den Tisch stellen? Warum Truhen von Räucherwerk verbrennen, wenn niemand da war außer den Bediensteten? Warum Musiker auftreten lassen, denen niemand lauschte? Glücklicherweise hatte Hat-schepsut ihre Amme Sit-Re an der Seite, der man in Bezug auf Organisation und Wirtschaftlichkeit eines Haushaltes nichts vormachen konnte. So wehte schnell ein frischer Wind durch den verstaubten Palast.

Seit Ah-hotep seinerzeit den Titel der Gottesgemahlin des Amun für ihre Tochter Ah-mose Nefertari ersonnen hatte, war der Palast nahezu unverändert geblieben. Hat-schepsut fand ihn grässlich finster und altmodisch. Schon Ah-hotep hatte ständig über die kleinen, verwinkelten und allesamt irgendwie miteinander verbundenen, dunklen Kammern geklagt, so dass Hat-schepsut nun angeordnet hatte, ihn gründlich umzubauen. So ließ sie die Front zum Garten hin über die gesamte Breite des Palastes durch eine offene Säulenhalle ersetzen. Welch ein Geschrei erhob sich daraufhin! Es ginge nicht und sei völlig unmöglich, wurde immer wieder behauptet. Einmal war es ein Sakrileg, den alt-ehrwürdigen Palast derart zu verändern, dann waren es wieder statische Probleme, die vorgeschoben wurden. Schließlich fing Onkel Pen-Nechbet noch an, sich als General des Heeres um die Sicherheit Sorgen zu machen. „Ein geübter Bogenschütze …“, brummte er mit solch finsterer Miene, dass einem Angst und Bange werden konnte. Die Familie habe ja schon hinreichend Erfahrungen mit tödlichen Pfeilen gemacht, war doch auch Prinz Ahmose-Sa-pair, der Vater Pharaos, von solch einem Geschoss ums Leben gebracht worden. Sogar Pharao hatte sich schließlich besorgt gezeigt. Doch so schnell gab Hat-schepsut nicht auf. Sie konnte Pen-Nechbet davon überzeugen, dass die Bemühungen um Sicherheit eben bereits an den Außenmauren des Palast- und Tempelkomplexes greifen müssten, so dass man sich in seinem Inneren sicher fühlen konnte.

Mit dem Oberpriester Hapu-seneb war sie noch schneller einig geworden. Er mochte sie, wie sie immer wieder feststellen durfte und ja, Hat-schepsut mochte ihn ebenso. Also behandelte sie ihn freundlich und zuvorkommend, ließ aber keinerlei Zweifel daran, dass nach ihrer Meinung die Erhabenheit aller vorangegangenen Gemahlinnen des Amun nicht im Geringsten in Frage gestellt sei, wenn die gewünschten Veränderungen vorgenommen würden. Sogar als sie darauf bestand, einige der Räume von den Malern aus Kefdet ausgestalten zu lassen, überwand Hapu-seneb seine ursprünglichen Einwände und ließ sie schließlich gewähren. Die vorgeschobenen statischen Probleme wurden durch einen ihrer Lehrer unter den Amun-Priestern entkräftet. Binnen einer einzigen Nacht schuf er einen viel bewunderten Entwurf für den Umbau, der dann schließlich auch umgesetzt wurde. Eigentlich war es ja Sen-en-Muts Aufgabe, Hat-schepsut in die Pflichten einer Gottesgemahlin des Amun sowie in die Geheimnisse der Verwaltung des Tempels einzuweihen. Die meiste Zeit des Tages saß sie also mit dem Lehrer beisammen und hörte sich an, welches ihre Aufgaben waren und was alles es zu berücksichtigen galt. Der Tempel des Amun war ein weitverzweigtes Wirtschaftsunternehmen, das Tausenden von Menschen Arbeit und Brot gab. Wie sie erstaunt feststellte, war die Verwaltung ähnlich groß wie jene des südlichen Kemet, die im königlichen Palast zu Waset untergebracht war. Selbst im Delta hatte der Tempel des Amun Liegenschaften, um unabhängig zu sein von unregelmäßigen Papyrus-Lieferungen. Aber auch die täglichen Riten galt es für Hat-schepsut zu vollziehen, die bei Abwesenheit der Gottesgemahlin jedoch ausnahmsweise auch von einem Priester des Vertrauens durchgeführt werden konnten. Jede der Riten, jede Opfergabe, jedes Gebet hatte seine Bedeutung und seinen Ursprung, die man freilich kennen musste, um den Sinn in seiner Gesamtheit zu verstehen. Manchen Abend brummte Hat-schepsut der Schädel und sie hätte sich am liebsten gleich in ihr Bett zurückgezogen. Doch dann ging es weiter mit der Umgestaltung ihres Palastes. Anfangs meinte ihre Mutter, die Große königliche Gemahlin Ahmes, ihn nach Gutdünken ausstatten zu können, doch auch hier bestand Hat-schepsut darauf, das letzte Wort zu haben. So waren ihre Ausflüge in die Palastwerkstätten und Schatzhäuser bald berüchtigt. Sie erschien dort jedoch nie mit leeren Händen. Entweder brachte sie Statuen von alt-ehrwürdigen Verblichenen aus dem Palast mit, die ohne Schwierigkeiten wieder verwendet werden konnten, indem man die Namen der Dargestellten schlicht ausmeißelte und durch neue ersetzte, oder sie ließ Berge von Kissen und Decken zurückbringen, da ihr deren Farben oder Muster nicht recht gefielen. Jahrhunderte alte Alabastergefäße wurden an die Werkstätten zurückgegeben und gegen neue aus Glas eingetauscht. „In deinem Zimmer lebe bescheiden“, hatte ihr Ah-hotep immer eingeschärft. „Nach außen hin aber zeige, wer du bist. Lass die Menschen keinen Zweifel daran haben, dass du göttlicher Abstammung bist. Lass sie staunen und raube ihnen mit Prunk und Pomp den Atem.“

Ihre Mutter Ahmes war schon immer knauserig gewesen und ihr Vater der Pharao interessierte sich für derartiges sowieso nicht. Er dachte praktisch und all das Gebimmel und Gebammel, mit dem man sich ausstaffieren konnte, war ihm nur lästig. „Lass doch das Kind, wenn es ihr Freude macht“, entgegnete er seiner Großen königlichen Gemahlin als sie wieder einmal die Verschwendungssucht der Tochter zur Sprache brachte. Er hoffte dabei immer nur inständig, dass seine kleine Tochter den großen Rahmen, den sie für sich absteckte, auch würde mit Leben erfüllen können, ohne sich lächerlich zu machen. Doch Hat-schepsut tat genau das Richtige: Sie wählte die erlesensten Dinge, die sie umgeben sollten und zeigte sich dabei jedoch als bescheiden gekleidetes, humorvolles und den Menschen stets wohlwollend zugewandtes Mädchen. „Erobere die Herzen der Menschen“, hatte Ah-hotep ihr geraten. „Deine Untertanen müssen die loyalsten Verbündeten sein, die du hast. Lass das Volk dich lieben.“

Tag und Nacht wurde am Umbau des Palastes gearbeitet, damit Hat-schepsut gleich nach Ah-hoteps Beisetzung zur Gottesgemahlin des Amun ernannt werden konnte und ihr neues Domizil auch bezugsfertig war. Als hätte sie es darauf angelegt, wurde Ah-hotep prompt während der Epanogemen bestattet, jener fünf Zusatztage des Kalenders, die als Geburtstage der Götter Osiris, Horus, Seth, Isis und Nephthys galten. Jeder Monat zählte drei Wochen zu je zehn Tagen und jede der drei Jahreszeiten umfasste vier Monate, so dass jene fünf heiligen Tage eingeführt werden mussten, um ein Jahr von 365 Tagen zu erhalten. Und prompt am ersten jener fünf heiligen Tage, dem Geburtstag des Osiris, wurde Ah-hotep in ihrem Felsengrab zur letzten Ruhe gebettet. Tags darauf, am Geburtstag des Horus, wurde Hat-schepsut in ihr Amt als Gottesgemahlin des Amun eingeführt. Pharao hatte sich entschlossen, bei dieser Gelegenheit auch Thot-mose als Thronfolger zu ernennen. Am liebsten hätte er den Sohn gleich zum Mitregenten erhoben, um ein für alle Male unumstößliche Tatsachen zu schaffen. Doch Pharao wollte ihm dann doch lieber noch ein paar zusätzliche, unbeschwerte Jahre gönnen, die Thot-mose für seine Ausbildung nutzen konnte, ohne bereits jetzt schon etliche Pflichten eines Pharaos erfüllen zu müssen.

Angeregt durch Hat-schepsuts intensive Umbauarbeiten, entschloss sich Pharao, die baulichen Unzulänglichkeiten des Tempel- und Palastkomplexes in Waset ebenfalls zu beseitigen. Das gesamte Areal wurde von einer hohen Mauer umgeben und der Haupteingang zum Tempel neu gestaltet, indem Pharao einen vierten und fünften Pylon errichten ließ, zwischen denen sich sodann eine großzügige Halle mit Osiris-Statuen erstreckte, die mit edlem Zedernholz gedeckt war. Vor den somit neu entstandenen Eingang ließ er ein Paar Obelisken aufrichten, die aus dem rotem Granit gefertigt waren, der nur in Sunu gebrochen wurde. Es dauerte Jahre bis dies alles vollendet war und die Bauarbeiten verursachten derart viel Lärm und Schmutz, dass die königliche Familie, wann immer es ihr möglich war, nach Sedjefa-taui auswich, das eine knappe Tagesreise nördlich von Waset, gegenüber von Gebtu, am westlichen Nilufer lag. So sehr Hat-schepsut die Ruhe und Abgeschiedenheit Sedjefa-tauis auch genoss, so blieb sie doch meistens in ihrem Palast in Waset zurück. War es doch gern gesehen, wenn die Gottesgemahlin des Amun in der Nähe ihres Gatten, des Gottes, und seines Tempels blieb. Denn nur so, wenn die nötigen Riten von ihr entsprechend vollzogen wurden, war die eheliche Gemeinschaft mit dem Gott glaubhaft. Auch ein Gottesweib hatte bei seinem Gemahl zu sein. Da Hat-schepsut ihre Aufgabe überaus ernst nahm, ließ sie sich kaum einmal bei einer der Riten vertreten. Außerdem gab es noch genug für sie zu lernen, so dass sie jeder Tag Abwesenheit fast reute.

Ihr erster Lehrer, der sie in die grundlegenden Dinge um den Amun-Kult einweihte, war der alte Juef. Er hatte schon Ah-hotep beigestanden und war dafür von ihr mit etlichen Ämtern belohnt worden. Ihre lebenslange Dankbarkeit hatte er sich jedoch vor allem deshalb erworben, weil er Ah-hotep auf das verfallene Grab ihrer Großmutter Sobek-em-saf aufmerksam gemacht hatte, dessen Wiederherstellung er schließlich überwachte. Es war seinerzeit während der bürgerkriegsähnlichen Unruhen unter Teti-an zerstört und ausgeplündert worden. Ah-hotep vergaß Juefs fürsorglichen Einsatz nie. Aber auch Hat-schepsuts Mutter Ahmes hielt große Stücke auf den besonnenen, alten Mann. Sie hatte ihm eigene Ländereien zugesprochen und ihn bis zum Ende seiner Tage mit einer täglichen Lebensmittelzuwendung belohnt. Hat-schepsut schätzte den gutmütigen Alten ebenfalls, war sich aber nicht sicher, ob seine Loyalität nicht doch vor allem ihrer Mutter galt. Sie vermutete, dass er sie über Hat-schepsuts Fortschritte sowie über die Vorgänge im Palast der Gottesgemahlin genauestens informierte. Sie ließ ihn gewähren, gab es ihrer Ansicht nach doch nichts, was Ahmes nicht hätte erfahren dürfen.

Ein weiterer ihrer Lehrer war jener Sen-en-Mut, der seine Begabung als Baumeister überraschend offenbart hatte, als er den Umbau ihres Palastes entwarf. Er stammte aus dem eine halbe Tagesreise weiter südlich gelegenen Iunu-Monthu und kam aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater Ra-mose war Gärtner und hatte es im Lauf seines Lebens zu bescheidenem Wohlstand gebracht, indem er eigenes Land hatte erwerben können, auf dem er die Pflanzen züchtete, die er schließlich in die Gärten der Reichen pflanzte. Sen-en-Mut hatte drei Brüder und zwei Schwestern und sein Vater hatte größten Wert darauf gelegt, dass jedes seiner Kinder lesen und schreiben lernte. Und da Pharao Amun-hotep, seiner Großmutter Ah-hotep folgend, davon überzeugt war, dass der wahre Reichtum eines Landes in den Begabungen seiner Kinder lag, wurde der fähige Nachwuchs unter ihm besonders gefördert. Schon jung kam Sen-en-Mut also an den königlichen Hof nach Waset und besuchte die Palastschule. Dort wurde General Pen-Nechbet auf ihn aufmerksam, der ihn gern als Offizier gesehen hätte. Schnell hatte Sen-en-Mut in der Armee Karriere gemacht, entschied sich dann aber doch, sich den Amun-Priestern anzuschließen. Auch dort wurde man schnell auf seine überragenden Scharfsinn und beeindruckenden Fähigkeiten aufmerksam, so dass er schon bald zum Vermögensverwalter des Amun aufstieg. Somit trug er die Verantwortung für den gesamten Besitz des Amun-Tempels in Waset und sämtlicher angeschlossenen Tempel, mit allen Vorräten an Edelmetall und Edelsteinen, Ländereien, Viehherden, und sonstigen Wirtschaftsbetrieben. Der Oberpriester Hapu-seneb vertraute ihm blind und auch seine neue Schülerin, die zur Gottesgemahlin des Amun ernannte Tochter des Königs war von der Weisheit und Loyalität des Mannes zutiefst beeindruckt. Hat-schepsuts Nennonkel Pen-Nechbet unterstützte sie darin, indem er ihr bestätigte, welch große Stücke er auf Sen-en-Mut hielt. Eigentlich war Pen-Nechbet nur ein angeheirateter Onkel, da er Ah-mose Inhapi geheiratet hatte, die jüngste Schwester Ah-hoteps, die somit um etliche Jahre älter war als ihr Ehemann. Pharao Amun-hotep hatte Pen-Nechbet für seine Verdienste bei den nubischen Feldzügen riesige Ländereien im Grenzgebiet zu den eroberten Gebieten Nubiens übereignet. Dort lebte er einige Jahre zufrieden und sein Weib gebar ihm ein Kind nach dem anderen, obwohl sie schon längst die Vierzig überschritten hatte. Doch jeder, der sie kannte, schätzte Ah-mose Inhapi um mindestens zehn Jahre jünger ein. Als sie schließlich mit sechzig starb, setzte Pen-Nechbet einen Verwalter für die Güter ein und ging mit seinen sechs Kindern wieder nach Waset an den königlichen Hof zurück. Sehr schnell lernte er dort Ipu kennen, deren Aufgabe es war, die Haushalte des königlichen Harems zu betreuen. Und da er schon allein wegen der Kinderschar dringend eine Gemahlin an seiner Seite brauchte, vermählte er sich mit der tüchtigen, um Jahrzehnte jüngeren Frau. Eigentlich gehörte er seit Ah-mose Inhapis Tod ja nicht mehr zur königlichen Familie, doch da Pharao die Loyalität sowie die Fähigkeiten Pen-Nechbets überaus schätzte und jeder in der Familie ihn aufrichtig mochte, blieb er dennoch ein geschätztes Familienmitglied.

Als hätte sie es geplant, war es also der Geburtstag des Osiris, an dem die Beisetzung Ah-hoteps stattfand. Dutzende von Booten und Barken mit den Mitgliedern der königlichen Familie, den Würdenträgern und Adeligen, den Generälen und Admiralen, den obersten Priestern, den ersten Sängerinnen und Tänzerinnen sowie deren Familien überquerten den Nil, um den riesigen vergoldeten Sarkophag auf seiner letzten Reise zu begleiten. Es folgten die Schreiber und Beamten, die Angestellten des Palastes und die Handwerker der königlichen Werkstätten. Wie ein Schwarm von Bienen scharten sie sich um die königliche Barke, die den goldenen Sarg trug, der in den ersten Strahlen der Sonne wie ein übergroßes Trugbild strahlte. Pharao hatte Hunderte von Rauchgefäßbetreuern in den Booten mitfahren sowie an den Ufern aufstellen lassen, so dass sich das Räucherwerk ebenso schwer über den Fluss legte wie der monotone Gesang der Priester und ihn zu einer geheiligten Zone werden ließ. Das Volk, das die Verstorbene aufrichtig verehrte, war zu Zehntausenden gekommen, um der Großen königlichen Gemahlin Ah-hotep das letzte Geleit in den Westen zu geben. Auf dem Nil wimmelte es nur so vor kleinen Papyrusbooten, die in gebührendem Abstand der königlichen Barke mit dem Sarg folgten. Am westlichen Ufer sorgte schließlich ein Spalier von Räuchergefäßen dafür, dass die Verstorbene auf dem Weg zu ihrer Grabstätte nur durch gereinigte Luft getragen wurde. Ergriffen waren die meisten Zuschauer am Ufer zurückgeblieben und sahen die Trauergemeinde in den betörenden Rauchschwaden verschwinden. Andere, die Ah-hotep persönlich gekannt hatten oder sie aber auch nur ganz besonders verehrten, folgten dem Zug bis er die Felsen erreicht hatte.

Die Beisetzung selbst fand schließlich in den schroffen Berghängen nur im engsten Familienkreis statt. Während Pharao die letzten Riten zelebrierte und allergrößte Mühe hatte, nicht in Tränen auszubrechen, weinte seine Mutter Seni-seneb hemmungslos. Die Große königliche Gemahlin Ahmes verdrehte die Augen, offenbarte ihrer Meinung nach die Tochter des Palastgärtners mit diesem Verhalten doch nur ihre niedere, nicht königliche Abkunft. Hat-schepsut riss sich also zusammen und biss sich auf die Unterlippe, damit sie bloß nicht ebenfalls zu weinen begann. Ihr Halbbruder Thot-mose jedoch, der am nächsten Tag zum Thronfolger erklärt werden sollte, schluchzte erbarmungswürdig und versuchte krampfhaft, nicht vollends von der Trauer durchgeschüttelt zu werden. Der Affe auf seiner Schulter war völlig durcheinander und büchste bei der nächsten Gelegenheit aus, nur um sich zu Füßen von Ah-hoteps aufgerichtetem Sarg niederzusetzen und erbärmlich zu kreischen. Dabei klopfte er sich ständig an den Kopf, als wolle er den Anwesenden damit etwas mitteilen. Ahmes zischte ihren Stiefsohn an, dass er sich gefälligst um die Bestie kümmern solle, so dass der arme Thot-mose nicht recht wusste, wie er möglichst unauffällig wieder seines Schoßtiers habhaft werden sollte. Pharao griff entschlossen zu und setzte den zappelnden Wicht seinem Sohn zurück auf die Schulter, während Hat-schepsut die zitternde Hand des Thronfolgers in die Ihre nahm und fest drückte. Selten einmal hatte sie in dankbarere Augen geblickt und Thot-mose ließ die Hand seiner Schwester nicht mehr los, bis sie am Ende des Tages wieder im Palast zu Waset angelangt waren.

Bis spät in die Nacht saß die Familie im großen Saal des königlichen Palastes beisammen und gedachte der Dahingeschiedenen. Sänger sangen Lieder über die große Frau und rühmten sie als Befreierin Kemets. Pharao rief allen ins Gedächtnis welche Ehrungen Ah-hotep bereits erfahren hatte und welche Verehrung noch in Zukunft zu erwarten war. Schließlich wurde Hat-schepsuts dumpfe Trauer von strahlendem Stolz abgelöst, dieser bedeutenden Frau so nahe gestanden zu haben. Entgegen der üblichen Einschätzung sah Hat-schepsut Ah-hoteps Bedeutung nicht einmal in erster Linie darin, dass sie an der Befreiung Kemets so entschieden mitgewirkt hatte. Sie war vor allem deshalb Hat-schepsut Heldin, weil sie der Welt gezeigt hatte, dass königliche Damen ebenso gerecht und gut und zum Vorteil des Landes herrschen konnten, wie königliche Prinzen auch. „Es mag noch ein wenig dauern“, pflegte Ah-hotep zu sagen, „aber eines Tages wird es einerlei sein, ob eine Frau oder ein Mann auf dem Thron sitzt.“ Seltsamerweise war es ihr Vater, der Pharao, der Hat-schepsut stets darin bestärkt hatte, dass es nichts gäbe, was Mädchen nicht auch tun könnten.

Am nächsten Tag, der östliche Horizont war kaum grau geworden, brach Hat-schepsut in aller Frühe zum Amun-Tempel auf. Sie wusste, dass ihr stundenlange Riten bevorstanden, mit denen sie als Gottesgemahlin des Amun bestätigt werden sollte. Sie würde Amun höchstselbst im tiefsten Inneren seines Tempels begegnen, wie er sich in einer Statue aus purem Gold verdinglichte, das ja schließlich das Fleisch der Götter war. Die immer kleiner und düsterer werdenden Räume des Tempels ließen sie schaudern. Die Räucherwaren und die verschiedenen Trünke von denen sie kosten musste, hatten sie schnell ganz benommen gemacht. Schließlich stand Hat-schepsut nach unzähligen Gebeten und Riten im finsteren Allerheiligsten. Nur der Oberpriester sowie Pharao und nun auch sie hatten Zutritt und durften in das Antlitz des goldenen Gottes schauen. Er war überraschend klein, stellte Hat-schepsut enttäuscht fest. Das flackernde Licht der Fackeln ließ das Gesicht Amuns allerdings sich ständig verändern, so dass man in einem Augenblick in ein streng dreinblickendes Angesicht sah und im nächsten in ein freundlich lächelndes. Hat-schepsut konnte nun tatsächlich nicht mehr ausschließen, dass der kaum mehr als einer Elle großen Götterstatue doch so etwas wie Leben innewohnte. Irgendwann streiften zwei Priester, denen man die Augen verbunden hatte, damit sie des Gottes nicht ansichtig wurden, die Kalasiris von ihren Schultern. Hat-schepsut fragte sich, wie ihnen das trotz ihrer verbundenen Augen so mühelos gelang. Nun stand sie nackt und bloß vor dem Gott. Sie hoffte, dass er sich bald äußern möge, denn sie fühlte sich von dem goldenen Gesicht begutachtet und abgeschätzt. Es war ihr jedoch unmöglich, die Regungslosigkeit des Gottes zu deuten. Schließlich erklärte der Oberpriester Hapu-seneb, dass Amun eine Antwort gegeben habe: Er zeige Wohlgefallen an dem, was er sah und erkenne die Königstochter mit Freude als seine geliebte Gemahlin an. Hat-schepsut, die Tochter Pharaos, wurde von nun an also von einem Gott geliebt und begehrt. Mit ihr würde er göttliche Kinder zeugen wollen, denn sie war es, die groß genug war, um an seiner Seite zu stehen. Nun wurde Hat-schepsut in schwere Kleider gehüllt, die sie zu einer gottgleichen, goldenen Erscheinung werden ließen. Man setzte ihr die schwere Geierhaube aufs Haupt und darauf noch die Nechbetkrone, die aus sich aufrichtenden Schlangen aus purem Gold gefertigt war. Sie war unvorstellbar schwer und Hat-schepsut hatte Mühe, unter ihrem Gewicht den Kopf gerade zu halten. Sie fühlte sich benommen, als sie an der Seite ihres Vaters und Hapu-senebs den Weg aus dem Allerheiligsten zurückging. Die Räume wurden wieder größer, die Decken höher und immer häufiger drang Tageslicht durch schmale Luken in den Tempel.

Plötzlich wurde ein Tor aufgestoßen. Hat-schepsut war, als spränge ihr die Sonne ins Gesicht, so geblendet war sie von ihrem Licht. Sie sah nichts als gelbliches, gleißendes Weiß. Zugleich hörte sie ein Rauschen, das so klang, wie sie sich immer ein tosendes Meer vorgestellt hatte oder einen Sturm, der durch die Zedern des sagenhaften Lebnon-Gebirges fegte, als heulten Tausende von Tieren aller Art. Doch es waren Menschen ‑ Hunderte, Tausende, ach was, Zigtausende … Sie schrieen sich ihre Freude von der Seele, dass Gott Amun ein Weib aus ihres Königs Familie erwählt hatte. Ihre Aufgabe als seine Gemahlin würde es nun sein, den Gott glücklich zu machen. Und ihm Kinder zu schenken, wenn sie erst einmal die Große königliche Gemahlin von Thot-mose war. Gott Amun hatte sie vor allen anderen königlichen Damen auserkoren, sein Weib zu sein.

Wie schön sie doch war, staunte das Volk. Überirdisch strahlte das kleine Persönchen und gab sich tapfer Mühe, den Kopf unter dem Gewicht der Schlangenkrone aufrecht zu halten. Hat-schepsut spürte die Liebe der Menschen, die ihr entgegen geschrieen wurde und war sich auf einmal unsicher, ob sie diese überwältigende Zuneigung auch verdient hätte; denn eigentlich hatte sie ja gar nichts weiter getan. Doch Gott Amun hatte etwas getan: Er war es gewesen, der sie aus all den Sterblichen ausgesucht hatte, um sie zu seiner Gemahlin zu machen. Kaum jemand war dem Gott jemals so nah gekommen wie sie. Nur die ehrwürdigen Pharaonen und Oberpriester sowie ihre Vorgängerinnen. So sehr sie der Jubel auch verstörte, so sehr genoss sie ihn andererseits auch wieder. Als kleines Mädchen war es ihr immer unheimlich gewesen und machte ihr manches Mal sogar Angst, wenn die Massen brüllten, sobald sie sich mit ihrem Vater oder ihrer Mutter irgendwo zeigte. Das Geschrei verstörte sie, da es im Palast verpönt war, die Stimme zu erheben. Erst nachdem Ah-hotep ihr erklärt hatte, dass dies des Volkes Ausdruck der Zuneigung sei und somit ein großes Geschenk, konnte sie sich schließlich an den Jubel der Massen gewöhnen. Inzwischen war er für sie jedoch so etwas wie ein Darlehen geworden, das ihr vom Volk gewährt wurde, gleichwohl aber eines Tages eingelöst werden musste. Ja, sie wusste, dass sie den Menschen ihre Zuneigung und Treue würde vergelten müssen und sie war fest entschlossen, alles dafür zu tun. Sie würde diejenige sein, die dem Volk ihr Ohr schenkte und immer darauf achtete, dass es ihm gut ging. Wie eine Mutter würde sie dem Volk sein. So jedenfalls nahm sie es sich vor.

Der Tag war wie im Flug vergangen und ließ Hat-schepsut die größten Gegensätze erfahren. Absolute Dunkelheit und strahlendes Licht, schweres drückendes Schweigen und das Geschrei der Massen; sie empfand tiefste Weltabgeschiedenheit, um dann Augenblicke später wieder umjubelter Mittelpunkt allen Geschehens zu sein. Die meisten Gesichter, in die sie geblickt hatte, waren voller Freude und Glück, voller Zuversicht und Zustimmung. Und auch als die Herolde verkündeten, dass ihr Halbbruder Thot-mose durch Gott Amun als Thronfolger bestätigt worden sei, indem er seine, durch Pharao umgesetzte Vaterschaft anerkannte, wollte der Jubel kaum abreißen. Erwartete man doch nun auch, dass die Gottesgemahlin des Amun bald zur Großen königlichen Gemahlin des Thronfolgers werden würde. Es könnte kaum ein größerer Segen über der königlichen Familie und dem ganzen Land liegen.

Jetzt, am Abend, wo sie erstmals in ihrem neu bezogenen Palast Gäste erwartete, ging Hat-schepsut jedoch davon aus, dass sie nicht nur bedingungslosen Jubel, sondern auch Missbilligung und Neid erfahren würde. Hatte man sich in den letzten Wochen doch schon genug den Mund darüber zerfetzt, mit welchem Aufwand das alt-ehrwürdige Gemäuer von ihr hergerichtet worden war. Doch zu ihrer Verwunderung zeigten sich alle aufrichtig begeistert von ihrem neuen Domizil. Selbst die alte Henut-neferu, die ihren Namen, Herrin der Schönheit zu sein, früher einmal gewiss zu recht getragen hatte, beglückwünschte sie artig. Sie war eine der missgünstigsten Haremsdamen, die von irgendeinem der vorangegangenen Pharaonen übrig geblieben war und nun den Harem mit ihren Boshaftigkeiten vergiftete. Im Vorübergehen hatte Hat-schepsut jedoch hören können, wie die alte Speikobra über ihre gebogene Nase lästerte. „Da sieht man gleich, dass sie und der Thronfolger Geschwister sind …“

Hat-schepsut hatte sich diesbezüglich schon seit Langem ein dickes Fell zugelegt. Die Menschen waren eben einer vom anderen unterschieden. Trug einer eine krumme Nase im Gesicht, so hatte ein anderer triefende Augen. Selbst die berückendste Schönheit war nicht vollkommen, dafür hatten schon die Götter gesorgt. Jetzt musste sie fast lachen, als sie ihren Halbbruder und zukünftigen Königsgemahl an der Seite seiner Mutter in den großen Saal kommen sah. Staunend stand er mit offenem Mund da, so dass ihm der Speichel aus den Mundwinkeln zu laufen drohte. Diese Malereien! Die Farben! Diese Eleganz! Seine Mutter Mut-nofret gab ihm einen Knuff, damit er wieder zu sich kam.

„Das hast du aber schön gemacht“, brachte er mit soviel Begeisterung hervor, dass seine Stimme sich fast überschlug. Der Affe keckerte auf seiner Schulter, als ob er ihm beflissen beipflichten wolle und wartete dabei doch nur darauf, endlich auf Hat-schepsuts Schulter klettern zu können.

„Ach, danke dir, Thot-mose“, entgegnete Hat-schepsut überglücklich. „Ich habe so sehr gehofft, dass es dir gefällt. Denn du sollst dich ja zukünftig hier auch wohlfühlen.“

Die Umstehenden brummten beifällig und manch eine der Damen, aber auch etliche der Herren gerieten geradewegs in Verzückung: „Wie schön! Wie nett die beiden Königskinder miteinander umgehen! Wie herzerwärmend!“

Der Abend war ein voller Erfolg und Hat-schepsut war sichtlich stolz darauf. Sie hatte den Menschen bei Hofe gegeben, was sie von ihr erwarteten: Überirdische Schönheit und Eleganz. So musste es an den Höfen der Götter aussehen. Niemand hatte nunmehr auch nur den geringsten Zweifel daran, dass die Entscheidung Amuns richtig und gut gewesen war, Hat-schepsut zu seiner Gemahlin zu nehmen. Selbst ihrer ansonsten immer so teilnahmslosen Mutter Ahmes stand der Stolz auf die Tochter ins Gesicht geschrieben. Früher einmal, bevor sie ein Kind nach dem anderen verloren hatte, war es nämlich die Große königliche Gemahlin Ahmes gewesen, die bei Hofe den Ton angab. Ihre Wohnung, ihre gesamte Hofhaltung war beispielgebend für ganz Kemet, ja, für die gesamte zivilisierte Welt. Nun hatte sie diese Rolle ihrer Tochter Hat-schepsut überlassen. Und wie sie sich überzeugen konnte, vollkommen zu Recht. Die Kleine machte ihrem Namen alle Ehre: Sie war die Erste unter den edlen Damen. Bis ins ferne Babylon würde die Kunde von ihrer prachtvollen Hofhaltung dringen, ja, sogar auf Kefdet und in Wilusa würde man ihr nacheifern.

Auch Pharao strahlte. Seine Tochter hatte auch ihn nicht enttäuscht. Und er hatte feststellen können, dass sie jene gewisse Ausstrahlung besaß, die auch Ah-hotep zueigen gewesen war: Hat-schepsut musste nur einen Raum betreten und jeder hatte nur noch Augen für sie. Nicht etwa, weil sie eine solch außergewöhnliche Schönheit war. Dafür war ihre Nase ein wenig zu groß und sie selbst ein wenig zu klein und hatte dabei noch einen Hang zur Pummeligkeit. Aber sie strahlte eine wahrhaftige Autorität aus. Dabei blieb sie jedoch umgänglich, freundlich und jedem einzelnen zugewandt, so dass ihr die bewundernden Blicke und die Herzen nur so zuflogen. Und das obwohl sie noch ein halbes Kind war. Pharao war vollkommen klar, dass seine Tochter eine der wichtigsten Persönlichkeiten in der zukünftigen Geschichte seines Landes werden würde und ihr Einfluss auf den Thronfolger sicherlich noch sehr viel Gutes bewirken mochte. Auch der Erbprinz Thot-mose war von seiner zukünftigen Gemahlin überaus angetan, wie jeder ohne weiteres sehen konnte. Er himmelte sie geradewegs an und wich während des ganzen Abends nicht mehr von ihrer Seite, als hätte er Angst, dass sie ihm abhanden kommen könnte.

Als Höhepunkt des Abends hatte Hat-schepsut jene Elefantenstoßzähne zu einer elfenbeinernen Pyramide aufbauen lassen, die ihr Vater einst im fernen Naharina auf der Jagd erbeutet hatte. Sie waren seinerzeit ein Geschenk Pharaos an seine über alles geliebte Tochter. Sehr wohl wissend um den Eindruck, den sie damit hinterlassen würde, verkündete sie mit fester Stimme, dass sie diese wertvolle Beute keinem anderen als ihrem Gemahl Amun übereignen wolle. Anstelle jenes üblichen symbolischen Bündels an Habseligkeiten, mit dessen Überreichung ‑ so wie es seit Jahrhunderten der Brauch war ‑ die Braut ausdrückte, dass alles, was das Ihre war, nun auch ihrem Gemahl gehörte, übereignete sie den elfenbeinernen Schatz ihrem göttlichen Gemahl Amun. Keiner der Priester, in deren Eigentum die Stoßzähne somit übergingen, hatten nunmehr den geringsten Zweifel daran, dass ihr Gott die Richtige zu seiner Gemahlin erwählt hatte.

Mit großem Eifer setzte Hat-schepsut ihre Studien fort, mit denen sie auf ihr späteres Leben als Große königliche Gemahlin vorbereitet werden sollte. Nicht weniger beflissen kam sie allerdings auch ihren religiösen Pflichten nach. Es dauerte nicht lang und sie hatte sich den aufrichtigen Respekt der Amun-Priester erworben. Hapu-seneb hatte sie in die heiligen Riten eingeweiht und Sen-en-Mut zeigte ihr, was sie über die Verwaltung der Tempelgüter wissen musste. Zahlen über Zahlen. Oft genug fürchtete Hat-schepsut, die komplizierten Verflechtungen nicht überschauen zu können. Doch Sen-en-Mut blieb so geduldig wie hartnäckig und erklärte ihr immer wieder, was sie wissen musste und zu bedenken hatte. Fürchtete sie anfangs noch, sich mit dummen Fragen bloßzustellen, so vertraute sie ihrem Lehrer inzwischen vollkommen, hatte er doch stets behauptet, dass es keine dummen Fragen gäbe, sondern allenfalls dumme Antworten. Überhaupt war ihr Sen-en-Mut inzwischen so vertraut, wie ein guter Freund, ja, wie ein Bruder. So kam Hat-schepsut auf den Gedanken, dass es auch ihrem zukünftigen Gemahl nur guttun könnte, wenn er ebenfalls an Sen-en-Muts Unterweisungen teilhatte. Wann immer es Thot-moses Zeit erlaubte, huschte er nun in Hat-schepsuts Palast hinüber, um ebenfalls den Ausführungen des Gelehrten zu lauschen. Es mochte dessen Einlassung gewesen sein, dass es keine dummen Fragen gab, die ihn zu Sen-en-Muts eifrigem Schüler werden ließ. Da er aber selten einmal eine Frage stellte, stand zu vermuten, dass es vor allem Hat-schepsuts Anwesenheit war, in deren Genuss er kommen wollte. Kaum, dass er einmal ein Auge von ihr ließ und für nahezu jede ihrer Äußerungen anerkennende Worte von ihrem Lehrer einforderte.

„Meine Urgrossmutter Ah-hotep hat mir immer geraten“, kam Hat-schepsut eines Tages mit der Sprache heraus, „dass ich unbedingt darauf achten soll, das Volk auf meiner Seite zu haben.“

„Damit hat die weise Ah-hotep sicherlich Recht gehabt“, bestätigte Sen-en-Mut. „Das Volk ist die wichtigste Stütze eines Herrschers. Der große Ah-mose hätte Kemet niemals zurückerobern können, wenn er nicht das Volk auf seiner Seite gehabt hätte.“

„Wir sollten also zusehen, dass auch wir uns seiner Unterstützung sicher sein können, was meinst Du, Thot-mose?“ Hat-schepsut legte ihre Hand auf die des Prinzen.

„Ja“, strahlte er. „Mir dürfte dies allerdings kaum jemals gelingen. Ich weiß, dass ich hässlich bin und übel rieche. Ich weiß, dass man mich wegen meiner gebogenen Nase den Geierschnabel nennt. Und ich weiß auch, dass ich niemals ein bewunderter Feldherr sein werde. Aber mit dir an meiner Seite wird es uns gelingen, die Liebe des Volkes zu erringen.“

Aufmerksam lauschten beide den Ausführungen Sen-en-Muts, was das Volk letztendlich von seinen Herrschern erwartete. Denn sie waren neben den Priestern die einzige Verbindung der einfachen Menschen zu den Göttern. Der Herrscher war es, der für den Erhalt der Ma’at sorgen musste. Und er musste für sein Volk zu den Göttern sprechen und deren Beistand erbitten, würden ihre kleinen Stimmen von den Ewigen doch kaum erhört werden, außer vielleicht von den niederen Volksgöttern wie Bes und Tawret. Doch was war es, was die Menschen am dringlichsten von den Göttern erbaten? Sen-en-Mut meinte, ihre Wünsche auf ein paar wenige Bedürfnisse beschränken zu können: Einen vollen Bauch, ein Dach über dem Kopf, Gesundheit, eine Aufgabe und einen lieben Menschen an ihrer Seite.

„Da schau an“, meinte Thot-mose, „so anders als wir sind sie also gar nicht.“

Kaum war Hat-schepsut mit Thot-mose allein, versuchte sie, ihn anzustiften, gemeinsam mit ihr das Volk zu erforschen. Man könne ja bei Gelegenheit aus dem Palast entwischen und sich unerkannt unters Volk mischen. Ah-hotep hatte dies so manches Mal getan und viel daraus gelernt, wusste Hat-schepsut. Thot-mose staunte über das Ansinnen der Schwester.

„Und wenn sie uns belästigen“, fragte er erschrocken. „Uns gar berühren? Sie werden uns beschmutzen und uns entweihen!“

„Ach was“, entgegnete Hat-schepsut selbstsicher. „Wenn wir uns als Prinz und Prinzessin unter sie mischten, möchte dies wohl zutreffen. Aber kaum, wenn sie uns für Kinder Ihresgleichen halten. Dann sind wir welche von ihnen und sie werden uns nicht weiter beachten.“

Wohl war Thot-mose nicht bei dem Gedanken, sich ohne jede Begleitung unters Volk zu mischen. Doch Hat-schepsut blieb hartnäckig. Sie wollte wissen, worüber die Menschen sprachen, was sie dachten und was sie sich ersehnten. Am nächsten Nachmittag als die Sonne schon tief im Westen stand, hatten sich die Königskinder verabredet. Thot-mose kam in einem kunstvoll gefältelten Schurz aus königlichem Leinen gekleidet über den er noch eine Tunika aus demselben Material geworfen hatte. Seine Füße steckten in den üblichen goldenen Sandalen und der Affe saß wie immer auf seiner Schulter. Hat-schepsut lachte, als sie ihren Bruder kommen sah.

„Sie werden dich für den Sohn eines Würdenträgers halten“, kicherte sie, „und versuchen, dir ihren Kram anzudrehen.“

Thot-mose guckte erstaunt. „Wie siehst du denn aus!“ Hat-schepsut trug eine schlichte Kalasiris aus einfachem Leinen, das noch nicht einmal gebleicht war, während ihre Füße in Papyrussandalen steckten. „Bis zum Abend hast du bestimmt Blasen an den Füßen“ sagte er voller Mitleid. „Und dieser scheußliche Fummel kratzt bestimmt zum Erbarmen.“

„Gar nicht mal“, entgegnete Hat-schepsut offensichtlich angetan von ihrer Verkleidung. „Er ist sogar sehr angenehm. Und die Sandalen musst du nur einmal nass werden lassen, um sie anschließend an den Füßen zu trocknen. Schon sitzen sie wie angegossen.“

Hat-schepsut hatte vorgesorgt und entsprechende Kleidung von einem ihrer Ausflüge in das Arbeiterdorf Set Ma’at mitgebracht, das am gegenüberliegenden Nilufer lag und in dem die Handwerker lebten, welche die Königsgräber in die Felsen trieben und ausmalten. Mit Leidensmiene ließ Thot-mose die nötigen Veränderungen über sich ergehen. Er klagte über die nassen Füße in den Papyrussandalen und die unappetitliche Farbe seines schlichten Lendenschurzes, der noch nicht einmal andeutungsweise gefältelt war, sondern schlapp wie ein Lappen an ihm herunterhing. Hat-schepsut gab ihm ebenfalls eine Tunika, damit wenigstens die schrundigen Stellen an seinem Leib bedeckt waren, die der Ausschlag hervorgerufen hatte. Den Affen allerdings wollte Thot-mose keineswegs zurücklassen. Ohne ihn würde er keinen Fuß in die Stadt setzen, denn das Tier würde vorlaute Hände, die es wagen könnten, ihn berühren zu wollen, mit seinen spitzen Zähnen zurechtweisen. Nein, berührt werden wollte Thot-mose auf keinen Fall!

Schnell huschten die beiden durch verwinkelte Flure, die Hat-schepsut ausfindig gemacht hatte und standen plötzlich in einem Hof an jener Stelle, wo der Abfall des Palastes durch eine kleine Pforte in den Nil geworfen wurde. Der Wächter, ein drahtiger zahnloser Mann, tat so, als ob er eine gute Bekannte begrüßte.

„Das ist Sobek-hotep“, sagte Hat-schepsut zu ihrem Bruder. „Wir kennen uns schon lange, nicht wahr, Sobek-hotep?“

„Oargh“, grunzte der Alte und rollte mit den Augen. „So klein war sie“, er hielt seine flache Hand in Höhe der Knie, „da kam sie schon und tat mich besuchen.“ Stolz richtete er sich auf. „Alte, liebe Freundin.“ Er verneigte sich und öffnete die Pforte. Schnell griff Hat-schepsut Thot-moses Hand und zog ihn mit sich hindurch. „Und nicht vergessen“, rief ihnen der Alte hinterher. „Ich tu manchmal schlecht hören. Also ruhig fester klopfen, wenn ihr zurückkommt. Hier ist ja sonst keiner, der es hören könnte, weil ja jeder diesen Ort meiden tut.“ Er zuckte mit den Schultern und sah den Geschwistern nach, wie sie auf dem schmalen Uferstreifen entlang balancierten und oft genug abrutschten, um anschließend im Schlamm zu stehen. Thot-mose zeterte wie eine wütende Amsel, während Hat-schepsut anfangs noch lachte, aber schnell ebenfalls zu schimpfen anfing. Mit vom Schlamm verklumpten Füßen kamen sie an der nordwestlichen Ecke des ummauerten Gebietes hervor, das den weitläufigen königlichen Palast mit seinem Garten, den kleinen Palast Hat-schepsuts und den Tempel des Amun umschloss. Es war ganz in der Nähe des Hafens, den Thot-mose freilich kannte, doch an diesem seltsamen Ort an der unteren Ecke des Palastgeländes war er noch nie gewesen.

Es war ein Platz der über und über belegt war mit Menschen, die vor Tüchern kauerten, auf denen sie die absonderlichsten Dinge ausgebreitet hatten, um sie feilzubieten. Thot-mose staunte. Ausgefallene Zähne waren ebenso darunter wie schlichte, oft genug sogar beschädigte Tongefäße. Daneben lagen frisch gepflückte Blumen, seltsame Werkzeuge, selbst geschnitztes Spielzeug oder schlichte Amulette, deren ungeschickte Hersteller gleichwohl nicht davor zurückschreckten, die Höchsten der Götter auf eine krude, ja, fast schon lächerliche Art und Weise darzustellen.

„Warst du schon mal hier“, fragte er seine Schwester.

„Ja, ein oder zwei Mal.“

Thot-mose staunte. „Was?! Etwa alleine?“

„Nein.“ Hat-schepsut lächelte. „Mit unserer Sitti war ich hier. Sie ist oft in der Stadt umhergelaufen und hat sich angehört, was sich die Leute so erzählen. Und kurz bevor sie zu Osiris gegangen ist, hat sie mich ein, zwei Mal mitgenommen.“ Hat-schepsut bemerkte, wie ihr Bruder ganz fahrig wurde wegen all der ungewohnten Dinge. „Du brauchst gar nicht so ängstlich dreinzuschauen, niemand tut dir hier etwas. Es beachtet dich hier auch kaum einer, solange du nicht irgendwie auffällst.“

„Und wie das hier stinkt!“ Thot-mose war sichtlich angewidert.

„Sei doch froh, dass die Menschen an Gestank gewöhnt sind!“ Hat-schepsut lachte. „Wie ich doch sagte: Solange man hier nicht auffällt …“

Thot-mose blieb stehen. „Das war aber nicht sehr nett von dir. Du musst mich nicht daran erinnern, dass meine Hautgeschwüre stinken. Ich werde es schon nicht vergessen.“

Hat-schepsut durchfuhr es wie ein Blitz. „Ich wollte dich nicht verletzten, Thot-mose. Glaub es mir.“

„Und warum sagst du dann so etwas?“

„Du kennst mich doch. Ich kann solch eine Gelegenheit für einen Witz einfach nicht ungenutzt lassen.“

„Das ist kein Witz, Hat-schepsut.“ Thot-mose war todernst. „Das ist meine Wirklichkeit. Sie entstellt mich, sie lässt mich stinken. Sie lässt mich anders sein als andere Menschen.“

„Seit wann ist es etwas Schlimmes, anders zu sein.“ Hat-schepsut hakte sich bei ihrem Bruder unter. „Der Hof lechzt doch sonst auch nur so nach dem Andersartigen, dem Außerordentlichen, dem Ungewöhnlichen.“

„Aber nur, wenn es um Aussehen, Begabungen oder Leistungen geht. Und auch nur dann, wenn es außerordentlich schön oder ungewöhnlich gut ist.“

„Ach, so ist der Hof eben, das weißt du doch.“ Hat-schepsut stupste ihren Bruder an. „Schau dich nur um. Hier wirst du kaum jemanden sehen, der keine schrundige Haut hat, zerzauste Haare oder schmutzige Hände.“

Und in der Tat: Thot-mose sah keinen Menschen, der wirklich vollkommen war. Fast jeder hatte Narben oder fleckige Haut, verformte Gliedmaßen oder sonstige Abträglichkeiten. Überall hetzten Träger herum, deren Rücken krummer waren als sein eigener. Münder mit faulen Zähnen lachten ihm ins Gesicht, Krüppel saßen im Dreck und bettelten um milde Gaben. Und die meisten der Menschen waren so gewöhnlich, dass Thot-mose ihre Gesichter schon im nächsten Augenblick wieder vergessen hatte. Nur ein paar junge Menschen aus besserem Hause erstrahlten in makelloser Schönheit, wegen der sie allerdings auch ständig angestarrt wurden. Natürlich hatten sie es darauf angelegt, spreizten sich und schnatterten wie eitle Gänse. Sie genossen die bewundernden Blicke, wie Thot-mose voller Neid feststellte. Wie gerne wäre auch er einmal begafft worden, so wie man seinen Vater oder Hat-schepsut anstarrte. Doch in den Blicken, die ihm zuteil wurden, sah er immer nur Abscheu, Erschrecken oder Ekel - allenfalls einmal Mitleid. Hier aber beachtete ihn tatsächlich niemand. Ja, selbst sein krummer Rücken fiel niemandem weiter auf. Thot-mose lächelte erleichtert, was den Affen sogleich eine Fratze ziehen ließ, von der der kleine Geselle wohl meinte, dass sie einem Lächeln gleichkäme. Plötzlich starrte Thot-mose auf die Mauer, hinter der er mit seiner Schwester hervorgekommen war.

„Also, das geht zu weit“, sagte er erschüttert. „Immerhin ist das die Mauer des Palastes.“ Wie Spinnengelege klebten Händlerbuden dicht nebeneinander an der Mauer, die den heiligen Ort umgab. Dort wurden Schweine, Ziegen und Gänse geschlachtet, deren Blut den Boden rot färbte und deren Kadaver man anschließend gerupft und gehäutet in den Buden aufhängte, um sie feilzubieten.

„Dies ist die Außenseite der Mauer“, erwiderte Hat-schepsut unbeeindruckt. „Eine Mauer hat immer eine Innen- und eine Außenseite.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Sonst bräuchte man keine Mauer. Drinnen ist der königliche Palast - und draußen eben ein Markt.“

Thot-mose war fasziniert von der Gleichgültigkeit, mit der man hilflose Wesen vom Leben zum Tod beförderte. Freilich hatte er schon Hunderte von Enten mit dem Wurfholz erlegt. Irgendeiner seiner Diener brachte sie in die Palastküche, von wo aus sie dann gebraten oder gekocht auf seinem Tisch endeten. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, welch unappetitliche Arbeit ihre Zubereitung eigentlich war. Als ob sie ahnten, dass man ihnen den Garaus machen wollte, schrieen hier jedoch manche der Tiere um ihr Leben. Insbesondere die Schweine quiekten zum Erbarmen. Manch eines wehrte sich und versuchte, seinen Peinigern zu entkommen, was die Zuschauer, die sich schnell um das Geschehen zusammengerottet hatten, mit Gejohle und Gelächter verfolgten. Unschuldige Lämmer verbluteten, während sie mit durchschnittener Kehle hilflos mit den Beinen zappelten. Panisch nach Luft schnappenden Nilbarschen wurden mit hölzernen Hämmern so lange auf den Kopf geschlagen, bis sie nur noch zuckten. Niemand hatte auch nur den geringsten Abscheu vor dem Morden und Schlachten. Im Gegenteil: Man jauchzte und freute sich, zur Nacht einen frischen Braten erwarten zu können. Als ob er fürchtete, dass ihm Ähnliches widerfahren könnte, klammerte sich der Affe fest an Thot-moses Hals und fletschte in einem fort die Zähne. Hat-schepsut lachte und versuchte, ihn zu beruhigen, indem sie ihn am Hals kraulte.

„Schönen Affen habt ihr“, sagte plötzlich eine Frauenstimme. „Tut ihr den verkaufen?“ Und schon griffen feiste Finger nach dem Tier, das aber keinen Zweifel daran ließ, dass es fest entschlossen war, seine spitzen Zähne einzusetzen.

„Was?!“ Thot-moses Stimme überschlug sich und erschrocken trat er einen Schritt zurück.

„Na, was tut ihr für das Viech haben wollen?“ Eine dicke Mittvierzigerin ließ ihrerseits keinen Zweifel daran, dass sie hartnäckig im Handeln war.

„Gar nichts“, erwiderte Thot-mose empört. „Er steht nicht zum Verkauf.“

„Was tust du dann mit dem Affen auf der Schulter herumlaufen, du blöder Kerl.“ Die Dicke war sichtlich verärgert. „Erst feilbieten und dann doch nicht hergeben wollen. Was ist das für ein Benehmen. Diese jungen Leute!“ Schon war sie im Menschengewirr verschwunden.

Hat-schepsut lachte und auch Thot-mose konnte sich zumindest ein gequältes Grinsen abringen. „Hast du gehört, wie sie hier reden“, fragte er ungläubig.

„Komm, Jungchen“, raunzte ihn ein unter seiner Last ächzender Träger an. „Tu nicht im Weg herumstehen. Es gibt Leute, die müssen arbeiten.“

Hat-schepsut lachte und hakte sich bei ihrem Bruder unter und zog ihn weiter in Richtung des Hafens. Dort herrschte eine noch größere Betriebsamkeit, da man gerade dabei war, die Versorgungsschiffe für Pharaos nächste Expedition zu beladen. Sie würde ihn ein weiteres Mal nach Nubien führen, wo er den in Waset erzogenen Sohn des Königs von Kusch als seinen Stellvertreter einsetzen wollte. Turi war seinerzeit in der Tat nichts weiter gewesen als eine Geisel, mit der man sich lediglich des Wohlverhaltens der Eltern versichern wollte. Allerdings ließ man ihn in den Genuss der allerbesten Erziehung kommen, wie es ihm auch im Allgemeinen an nichts mangelte. Er war der Sohn eines Königs, also behandelte man ihn auch so. Er hatte mit Thot-mose und Hat-schepsut die Palastschule besucht und war mit den Jahren tatsächlich so etwas wie ein Familienmitglied geworden; wenn auch ein etwas Entfernteres. Hat-schepsut hatte immer ein wenig den Eindruck, dass der um sechs Jahre ältere Nubier nie ganz aufrichtig war, sondern manchmal nur von sich gab, was man von ihm zu hören erwartete. Thot-mose hingegen suchte Turis Freundschaft geradezu. Er bewunderte den schon allein wegen seiner dunklen Hautfarbe und den Kraushaaren andersartigen Jungen, der jedoch gerade auf seine Andersartigkeit stolz zu sein schien. Ah-hotep hatte angeregt, ihn in der Weltanschauung von Kemet erziehen zu lassen, um ihn ‑ wenn er dann schließlich alt genug wäre ‑ als Statthalter Pharaos in seine Heimat zurückkehren zu lassen. In wenigen Tagen würden nun also Pharao und die ehemalige Geisel nach Kusch reisen, um Turi dort als Vizekönig einzusetzen. Hat-schepsut hatte Thot-mose noch nichts davon erzählt, aber sie wollte ihren Vater unbedingt noch überreden, sie auf diese Reise mitzunehmen. Was hatte ihr Ah-hotep nicht alles von Nubien erzählt? Und da eine kriegerische Auseinandersetzung keinesfalls zu erwarten war, dürfte es dem Vater schwer fallen, Gründe zu finden, die dagegen sprachen.

Ein Dutzend Boote hatte Hat-schepsut gezählt, von denen zwei mit königlichen Truppen besetzt waren, die zum Schutz des Konvois mitgeschickt wurden. Die übrigen zehn Lastschiffe wurden mit Lebensmitteln und Luxusgegenständen vollgepackt vorausgeschickt, damit Pharao und seine Begleiter während der Reise sowie nach ihrer Ankunft in Nubien entsprechend versorgt werden konnten. Hat-schepsut war, als würde der halbe Palast verladen werden. Goldene Betten, köstliche Kleider, Dutzende von Dienern, herrliche Möbel, ja, sogar lebendes Vieh und Geflügel wurden von den Schiffen verschlungen, um rechtzeitig vor Pharaos Ankunft an den einzelnen Stationen der Reise sowie in Nubien wieder ausgespieen zu werden. Während Hat-schepsut von den angelieferten Reichtümern vollkommen fasziniert war, wurde Thot-moses auf einen Händler aufmerksam, der in schlichten tönernen Gefäßen eine Medizin anpries, die laut seiner Aussage dazu geeignet war, eine ganz Reihe von Gebrechen zu heilen. Schmerzende Zähne ebenso wie juckende Pusteln, quälende Ausschläge wie stumpfes, glanzloses Haar, hartnäckigen Husten wie Vergesslichkeit und sogar Blödheit. Seine Medizin vertrieb die Unfruchtbarkeit der Weiber genauso zuverlässig, wie eine mangelnde Standfestigkeit der Männer; jedenfalls behauptete der Quacksalber dies stolz. Jegliches Grollen und Grummeln der Kaldaunen gehörten ebenso der Vergangenheit an, wie jedwedes Unwohlsein. Die Göttin Sachmet selbst habe ihm die Rezeptur eingegeben, behauptete er frech, deren ergebener Priester er einst gewesen war. Nun aber habe er sich entschlossen, der Menschheit beizustehen und sein Wundermittel unters Volk zu bringen. Auf seiner Karre türmten sich die unterschiedlichsten Dinge, die man ihm zum Tausch für sein Elixier überlassen hatte.

„Gib mir einen Flakon davon“, herrschte Thot-mose den Kurpfuscher an.

Der sah ihn von oben bis unten an. „Was tust du mir dafür geben?“ Längst hatte er die schrundigen Stellen an den Armen und Beinen sowie im Gesicht seines Gegenübers entdeckt. „Es dürfte wohl besser sein, du tust gleich zwei oder drei Fläschchen nehmen. Morgen ziehe ich weiter und es wird wohl ein Weilchen dauern, bis ich wieder einmal hier in Waset bin.“

Ratlos sah ihn Thot-mose an. „Ich habe aber nichts, was ich dir dafür geben könnte.“

„Deine Tunika ist wie neu. Ich tu dir zwei Fläschchen dafür geben“ entgegnete der Scharlatan geschäftstüchtig. „Und für deinen Affen kriegst du glatt viere.“

„Den gebe ich aber nicht her“, antwortete Thot-mose hastig. „Und meine Tunika auch nicht. Ich lauf doch nicht nackt herum.“

„Du hast doch noch deinen Schurz. Aber bitte, wenn du nicht willst, dann wirst du deine Schrunden eben weiterhin nicht los.“

Hat-schepsut zog ein Udjat-Auge aus blauer Keramik hervor, das sie vorsichtshalber gegen den bösen Blick um den Hals gehängt hatte.

„Oha“, erwiderte der Quacksalber mit Kennerblick. „Ein Stück aus den königlichen Werkstätten. Ihr habt das doch wohl nicht geklaut?“

Hätte er seine Wachen dabei gehabt, so hätte er sie augenblicklich gerufen, um den flegelhaften Kurpfuscher in seine Schranken zu verweisen. So aber blieb Thot-mose nur mit offenem Mund sprachlos stehen. Gerade als er Atem holen wollte, um sein Gegenüber zurechtzuweisen, mischte Hat-schepsut sich ein.

„Aber nein, guter Mann. Wir haben nichts gestohlen. Unser Vater dient im Tempel des Amun.“

„Aha“, grunzte der Händler, „bessere Kundschaft also.“ Und schon rief er aus voller Kehle in die Menge: „Schaut nur her! Sogar die Kinder von Priestern tun meine Medizin kaufen! Das will doch was heißen!“ Thot-mose wurde kreidebleich.

Hat-schepsut drückte dem Schreier das Udjat-Auge in die Hand und nahm dafür einen Flakon von der Auslage. Dann griff sie Thot-moses Hand und zog ihren Bruder mitten ins Menschengewirr, in dem sie sich bald verloren.

Etwas abseits vom Markttrubel setzten sie sich auf ein Mäuerchen, von wo aus sie dem Treiben zuschauen konnten. Thot-mose konnte es kaum abwarten, das Elixier auszuprobieren und benetzte seine Finger mit der soeben erstandenen Medizin und betupfte eine der wunden Stellen am Bein. Die Flüssigkeit brannte auf der Haut, doch er ließ sich nichts anmerken, wäre es doch nicht das erste Mal, dass Schlechtes mit Üblem vertrieben werden musste. Er spürte, dass er beobachtet wurde und sah sich forschend um.

Die Blicke, die auf ihm lagen rührten von einem Mädchen her, kaum älter als er, das etwas abseits stand und beide nicht aus den Augen ließ. Obgleich sie schlicht gekleidet war, unterscheid sie sich deutlich von den anderen Kindern um sie herum. Zeigten ihre helle Haut und die gepflegten Hände doch eindeutig, dass sie nicht auf den Feldern arbeitete oder ihrem Vater in einer Werkstatt zur Hand gehen musste. Thot-mose saß mit offenem Mund da als sich ihre Blicke trafen. Das Mädchen war nichts weniger als vollkommen. Gerade gewachsen und schön wie eine der Göttinnen in den Tempeln. Sie bemerkte Thot-moses staunenden Blick und lächelte ihn geschmeichelt an.

„Es wird wohl nichts weiter als Krokodilsdreck gewesen sein, was euch der Halunke angedreht hat.“ Sie deutete mit ihrem Kinn nach der Stelle auf Thot-moses Schienbein, die er soeben eingerieben hatte. „Gib nur Acht, dass es von dem Zeugs nicht noch schlimmer wird. Die Leute sind skrupellos, wenn es darum geht, sich einen Vorteil zu verschaffen. Morgen ist der Kerl über alle Berge und schon längst in Djerti oder Iunu-Monthu und verkauft dann dort sein Zeug. Und wenn er in einem Jahr wiederkommt, ist sein Betrug vergessen und der Zorn auf ihn verraucht. Dann wird er wieder etwas Neues feilbieten.“

„Kennst du ihn etwa?“, fragte Thot-mose erstaunt.

„Ach wo! Aber einer ist wie der andere von diesen Fahrensleuten.“ Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Man kann keinem von denen trauen.“ Sie setzte sich neben Thot-mose auf das Mäuerchen. „Ihr seid die Kinder eines Amun-Priesters?“

„Ja“, zögerte Thot-mose. „Nicht eigentlich. Unser Vater ist allerdings Amun zu Diensten. Und meine Schwester hier neben mir auch.“

„Sie wird eine Sängerin des Amun sein“, sagte das Mädchen lächelnd. „Sie hat eine schöne klare Stimme.“

„Ja“, nickte Thot-mose, dankbar, dass sich eine Ausrede gefunden hatte. „Und du? Was treibst du hier im Hafen von Waset?“

„Ach, ich guck mich nur ein wenig um, wenn ich schon mal hier bin.“

„Dachte ich mir’s doch“, mischte sich nun Hat-schepsut ein. „Du kommst nicht aus Waset, nicht wahr?“

„Nein, ich komme aus Sauti“, entgegnete das Mädchen stolz. „Ich bin mit meinem Vater hier, der den Konvoi nach Nubien begleiten wird.“

„Du fährst nach Nubien?“, fragte Hat-schepsut ganz aufgebracht. „Da will ich auch mit.“

Thot-mose sah seine Schwester erstaunt an. „Du willst nach Nubien? Davon hast du mir ja noch gar nichts erzählt!“

“Ja, ich will nach Nubien. Gleich heute Abend werde ich mit Babu darüber reden.“ Als ob sie keinerlei Zweifel daran hätte, den Vater überzeugen zu können, richtete Hat-schepsut sich auf. „Es wird eine friedliche Reise werden, also wird er nichts dagegen haben.“

„Eine friedliche Reise?“ Thot-mose war offenkundig anderer Meinung. „Eine Reise nach Nubien ist niemals nur friedlich. Die Leute dort sind halbe Wilde, die nur die Knute verstehen und sich ständig gegen Pharao auflehnen. Und heiß ist es dort, phuh!“

Ohne weiter auf Thot-moses Einlassungen einzugehen, wandte sich Hat-schepsut an das Mädchen. „Wie heißt du denn und was macht dein Vater in Nubien? Und kommt deine Mutter auch mit?“

„Meine Mutter ist bei Osiris“, entgegnete das Mädchen. „Mein Vater soll dem zukünftigen Vizekönig in Nubien zur Seite stehen und ich heiße Isis.“

„Isis“, wiederholte Thot-mose den Namen, als habe er ihn noch nie zuvor über die Lippen gebracht.

„Und welches sind eure Namen“, fragte das Mädchen nachdem keiner der beiden Anstalten machte, sich vorzustellen.

„Ich bin Hat- äh, also ich heiße – ich heiße Hathi und das ist mein Bruder Thot-mose.“

„Wirklich? Ihr seid doch fast gleich alt.“

„Thot-mose ist mein Halbbruder. Wir haben verschiedene Mütter. Aber denselben Vater.“

„Aha.“

„Ja, wir sind Bruder und Schwester. Wenn auch nur halb vom Blute, so doch ganz im Herzen.“ Thot-mose strahlte das Mädchen an.

„Und du heißt wirklich wie das Land im fernen Norden“, fragte sie bei Hat-schepsut nach. „Hathi?“

Hat-schepsut nickte stumm.

„Dann bist du bestimmt die Tochter einer Hethiterin, die euer Vater von einem Kriegszug mit nach Hause gebracht hat.“

Hat-schepsut schluckte. „Meine Mutter kommt aus einer Familie, die schon seit Tausenden von Jahren an den Ufern des Nils lebt.“

„Das sagt mein Vater auch immer und er ist der Fürst von Sauti, der Enkel des großen Hep-djefa, der noch von Ah-hotep höchstselbst in den Fürstenstand erhoben worden ist. Also muss euer Vater auch ein Fürst sein. Ich weiß“, rief sie auf einmal voller Begeisterung. „Ihr kommt aus dem Norden. Avaris?“ Und ohne auf eine Antwort zu warten, setzte sie hinzu: „Sagt bloß, euer Vater ist ein übrig gebliebener Hyksos.“

Hat-schepsut lachte lauthals. „Nein!“

„Aus Per Bastet“, fragte das Mädchen weiter und senkte schließlich die Stimme. „Kommt ihr etwa aus dem heiligen Iunu? Oder gar aus Men-nefer?“

„Neee“, grölte Thot-mose völlig verzückt von dem unerwarteten Ratespiel, „wir sind von hier.“ Hat-schepsut schubste ihn unauffällig. „Also aus der Umgegend, genauer gesagt. Aus Sedjefa-taui.“

„Wo ist das denn?“, fragte Isis enttäuscht.

„Eine halbe Tagesreise flussabwärts“, gab Thot-mose zur Auskunft.

„Ach so, dann seid ihr so etwas wie Landadel.“ Zufrieden die beiden entsprechend einordnen zu können, berichtete das Mädchen weiter. „Ich werde nicht lang bei meinem Vater in Nubien bleiben. Ein Jahr oder so. Dann komme ich hierher nach Waset zurück, um die Palastschule zu besuchen. Stellt euch nur vor! Ich werde dann neben dem Thronfolger und der Gottesgemahlin des Amun im Unterricht sitzen.“

Hat-schepsut kicherte und Thot-mose fragte völlig treuherzig: „Na und?“

„Na und?!“, wiederholte Isis verblüfft. „Du tust ja geradewegs so als ob … ‑ Geht ihr zwei etwa in die Palastschule?“

Beide nickten ganz langsam.

„Oh, erzählt, erzählt, erzählt! Wie ist es so im Palast?“ Das Mädchen wurde ganz aufgeregt und rückte näher an Thot-mose heran. “Man sagt, der Duft der königlichen Familie käme dem der Götter gleich.“

Hat-schepsut kicherte albern und Thot-mose warf seiner Schwester einen flehentlichen Blick zu. „Man weiß ja“, erwiderte Hat-schepsut schließlich, „wie schnell man sich an Gerüche gewöhnt. Ich kann es dir also gar nicht sagen, ob es stimmt. Für uns ist es ganz normal wie es dort riecht.“

„Dann geht ihr im Palast ein und aus?“ Die Augen des Mädchens glänzten. „Ich werde heute Abend zum allerersten Mal in den Palast gehen. Ja, ich werde sogar Pharao vorgestellt! Und seiner Großen königlichen Gemahlin sowie dem Thronfolger und der Gottesgemahlin des Amun.“

„Ja“, stöhnte Hat-schepsut gespielt, „und darüber hinaus auch noch General Pen-Nechbet sowie dem Bürgermeister Seni und …“

„Dann sehen wir uns ja heute Abend gleich wieder“, unterbrach Thot-mose seine Schwester und Isis wurde rot, war es doch offensichtlich, dass er sich darüber aufrichtig freute.

„Ihr seid auch geladen?“, fragte sie nach.

„Geladen?“ Hat-schepsut kicherte abermals. „Eher weniger. Wir sind einfach nur da.“

„Einfach nur da, einfach nur da! Niemand ist im Palast einfach nur da. Aber vielleicht seid ihr als Kinder eines Landadeligen ja Fächerträger oder Rauchwerkentzünder. Oder Musiker. Jawohl, ihr seid Sänger. Du bist Sängerin des Amun und dein Bruder macht einen ganz durchgeistigten Eindruck, so dass er sicherlich höfische Liebeslyrik vorträgt.“

“Nein, falsch. Bislang hat er dies jedenfalls noch nicht getan“, lachte Hat-schepsut. „Aber wer weiß, was noch alles kommen mag.“

„Du weißt, dass meine Stimme nicht trägt“, rechtfertigte sich Thot-mose. „Außerdem liegt mir eine derartige Zurschaustellung nicht. Nein, ich werde dich enttäuschen müssen, Isis. Ich werde keine Gedichte vortragen.“

„Na, dann gibt es halt einen anderen Grund, weswegen du bei Hofe bist. Ich lass mich überraschen.“ Isis geriet ins Schwärmen. „Ist ja schließlich einerlei, warum man dieselbe Luft atmen darf wie die königliche Familie. Stimmt es, dass man in ihrer Gegenwart in den Zustand der Glückseligkeit gerät?“

Hat-schepsut lachte abermals und Thot-mose fragte ungläubig: „Wer hat dir denn so etwas erzählt?“

„Alle“, entgegnete Isis erstaunt. „Alle, die schon einmal im Palast waren. Alle waren sie von der Ausstrahlung der königlichen Familie hingerissen und zutiefst beeindruckt.“

„Na, die haben sich wohl eher von all dem Gold und Flitter in Glückseligkeit versetzen lassen“, wandte Hat-schepsut ein.

„Wie kannst du nur so etwas sagen?!“ Isis war entrüstet. „Wo doch jeder weiß, welche Güte, welcher Liebreiz und welche Schönheit von der königlichen Familie ausgeht.“

Thot-mose erschrak und dachte an die Flecken in seinem Gesicht, die Isis kaum entgangen sein dürften. „Der Thronfolger ist ein hässlicher Kerl mit fleckiger Haut, einer großen Nase und einem krummen Rücken.“

„Wie kannst du nur so etwas sagen?!“ Isis war nun endgültig empört. „Gott Amun höchstselbst ist sein Vater. Wie kann er da hässlich sein?“

„Sag das nicht“, sagte Thot-mose voller Ernst. „Schöner als ich ist er auf keinen Fall.“

„Und wenn schon“, erwiderte Isis. „Er wird die göttliche Schönheit eben in sich tragen.“ Sie sah nach der Sonne, die bereits tief im Westen stand. „Oh, ich muss zurück in die Unterkunft. Wir wohnen bei Verwandten“, nahm sie eine mögliche Nachfrage vorweg. „Und mit dem Einbruch der Dunkelheit werden wir im Palast erwartet. Ich muss mich also beeilen, denn man muss mich noch herrichten.“ Schon war sie aufgestanden und dabei zu gehen. „Ich hoffe, wir sehen uns wirklich heute Abend.“

„Ganz bestimmt“, rief Hat-schepsut und winkte ihr nach.

„Ganz bestimmt“, wiederholte Thot-mose.

Es dauerte tatsächlich eine kleine Ewigkeit bis der Wächter Sobek-hotep das Klopfen der königlichen Kinder gehört hatte. „Bin ja schon da, bin ja schon da“, knurrte er, als er die Pforte öffnete. Hat-schepsut versprach, ihm in der Nacht noch einen Leckerbissen aus der Palastküche zukommen zu lassen und begleitete ihren Bruder zu seinen Gemächern, da er von sich aus den Weg kaum zurück gefunden hätte. Seine Dienerin stand händeringend vor der Tür.

„Heute Abend ist großer Empfang bei seiner Majestät mit den Edlen des Reiches“, sagte sie mit bebender Stimme. „Wir müssen einen außerordentlich guten Eindruck hinterlassen. Ich habe das Bad schon vorbereitet.“ Erschrocken sah sie auf Thot-moses Schlamm verkrustete Füße. „Wir brauchen ein großes Bad, fürchte ich, ein gründliches Bad. Aus den Palastwerkstätten wurde uns heute eine neue Duftkreation überstellt. Sie soll duften wie Blauer Lotos.“ Und schon hatte sie Thot-mose durch die Tür geschoben.

Hat-schepsut ging schnurstracks ihren Vater aufsuchen. Der hatte allerdings gerade eine Unterredung mit dem Hohepriester des Amun, wie ihr die Wachen vor seiner Tür Bescheid gaben. Aber da ihr Hapu-seneb überaus gewogen war, wagte sie es dennoch, zu stören. Allein aus Zuneigung würde man ihr die ungehörige Störung nachsehen. Die Leibgardisten taten natürlich nichts weiter, um des Königs geliebte Tochter und Gottesgemahlin des Amun davon abzuhalten.

„Wie siehst du denn aus, mein kleiner Liebling“, fragte Pharao ob der seltsamen Aufmachung seiner Tochter. Und mit Blick auf ihre schmutzigen Füße meinte er: „Wie umsichtig von Dir, nicht die besten Gewänder zu tragen, wenn du schon im Schlamm spielst. Jetzt aber schnell zu Sit-Re, damit sie dich für heute Abend noch hübsch herrichten kann.“

„Babu“, Hat-schepsut machte ein Gesicht als habe sie etwas angestellt und nun beichten wollte. „Ich möchte dich etwas fragen.“

„Nun, wie mir scheint, ist es eine wichtige Frage deren Beantwortung keinen Aufschub duldet.“ Pharao lächelte und zwinkerte Hapu-seneb zu. „Also schnell, frag mich!“

„Darf ich mit nach Nubien kommen?“

Pharao war völlig überrumpelt. „Nach Nubien? Was willst du denn in Nubien? Es gilt Turi als Vizekönig einzusetzen. Der Gaufürst von Sauti kommt mit, um ihm vorerst beizustehen. Es wird keinesfalls eine Vergnügungsreise. Ich fürchte, du wirst dich langweilen, sind doch sonst keine Kinder mit dabei.“

„Doch“, erwiderte Hat-schepsut triumphierend. „Isis, die Tochter des Gaufürsten von Sauti ist dabei. Sie darf ihren Vater begleiten.“

“Woher willst du das denn wissen?“ Pharao war erstaunt.

„Ich bin die Gottesgemahlin des Amun. Ich weiß manches, was sonst keiner weiß.“

Pharao lachte. „Offensichtlich ist das so. Aber unser Hapu-seneb wird auf dich nicht verzichten können. Die Gottesgemahlin des Amun sollte in der Nähe ihres Gemahls sein. Nicht wahr, Hapu-seneb?“

„Sehr wohl“, antwortete dieser und verneigte sich. „Andererseits haben wir gerade eben darüber gesprochen, wie es uns gelingen könnte, die Nubier stärker an unsere Götter heranzuführen. Es wäre ein großer königlicher Gunstbeweis, wenn die Gottesgemahlin des Amun an Pharaos Seite die Gläubigen in Nubien besuchte.“

„Womöglich noch in Begleitung des Thronfolgers“, ergänzte Hat-schepsut.

„Habt ihr euch verschworen, mich zu überreden?“ Pharao schätzte derartige Intrigen nicht und sah den Hohepriester sowie seine Tochter streng an.

Hapu-seneb verbeugte sich tief. „Die Gottesgemahlin und ich haben noch kein einziges Wort darüber gewechselt. Ich höre Hat-schepsuts Vorschlag genauso zum ersten Mal wie du.“

„Nun, es könnte schon großen Eindruck machen“, sinnierte Pharao. „Und die zusätzliche Anwesenheit des Thronfolgers würde natürlich mit aller Deutlichkeit zeigen, dass der Fortbestand der Dynastie gewährleistet ist. Seht her, dies ist euer nächster Pharao…“ Mit einer schnellen Handbewegung wischte Pharao die noch unreifen Überlegungen beiseite, was Hat-schepsut fast ein enttäuschtes „Nein“ entfahren ließ. „Wir wären mindestens einen ganzen Monat unterwegs. Insbesondere Thot-moses Leistungen im Unterricht lassen dies nicht angeraten erscheinen. Und so wie ich ihn kenne, bräuchte er anschließend einen weiteren Monat, um sich wieder an den Unterricht zu gewöhnen.“

„Dann lass doch einfach auch unseren Lehrer mitkommen!“ Hat-schepsut war Feuer und Flamme. „Sen-en-Mut kann die Reise nutzen, um uns zu unterrichten. Und er wird uns bestimmt viel über Nubien beibringen können.“

„Du bist hartnäckig wie eine Fliege“, lachte Pharao und sah Hapu-seneb fragend an.

Der zuckte mit den Schultern. „Die Anwesenheit des Thronfolgers und der Gottesgemahlin könnte durchaus eine große Wirkung auf die Nubier haben. Und Sen-en-Mut kann seinen Unterricht ebenso gut auf einer der königlichen Barken erteilen.“

Pharao überlegte einen Augenblick. „Nun gut. Dann lasst also noch eine weitere Barke herrichten, auf der die Kinder und ihr Lehrer reisen sollen sowie ein weiteres Schiff mit Soldaten, die eigens für ihren Schutz sorgen sollen.“ Pharao runzelte die Stirn. „Das wird ein teurer Ausflug.“

Mit vor Aufregung hochrotem Kopf lief Hat-schepsut so schnell es ging in ihren Palast zurück. Kaum dass es ihr gelang, nicht doch noch zu rennen, was bei Hofe überhaupt nicht gern gesehen wurde. Es schickte sich einfach nicht; wie so vieles, von dem man nicht mehr recht wusste, warum es einstmals untersagt worden war. Nein, sie war die Gottesgemahlin des Amun und demnächst auch die Große königliche Gemahlin des zukünftigen Pharaos. Beide durfte sie mit ihrem Verhalten nicht der Lächerlichkeit preisgeben. Es gelang ihr immer besser, so schnell als möglich vorwärts zu kommen, aber dennoch hoheitsvoll zu schreiten. Am liebsten hätte sie noch Thot-mose aufgesucht, um ihm mitzuteilen, dass er sie nach Nubien begleiten würde. Aber die Zeit war schon knapp genug, um sich noch baden, ankleiden und schminken zu lassen. Sie würde schon eine Gelegenheit finden, ihn von Pharaos Entscheidung in Kenntnis zu setzen, bevor der Vater sie am Abend offiziell verkündete. Bereits im Durchgang zu ihrem Palast wartete Sit-Re auf sie und hatte ihr strenges, ihr missbilligendes Gesicht aufgesetzt.

„Es steht mir nicht zu, nachzufragen, wo du dich herumgetrieben hast.“ Angewidert betrachtete sie die Aufmachung ihres Schützlings. „Ich möchte es auch gar nicht wissen, denn sonst mache ich heute Nacht vor Sorgen kein Auge zu.“

Natürlich erzählte Hat-schepsut während sie gebadet wurde ihrer Dienerin bis in die kleinste Einzelheit, was sich zugetragen hatte. „Und du kommst natürlich mit, Sit-Re“, strahlte sie die erschrockene Dienerin an.

„Nach Nubien“, stammelte Sit-Re. „Wie schrecklich. Es sind alle Wilde dort, die kaum anständig sprechen können. Hoffentlich werden wir nicht allesamt von den Kraushaarleuten verspeist. Sagt man doch, dass es dort Menschenfresser gibt.“

„Dummes Zeug!“, lachte Hat-schepsut. „Es ist wie üblich: Keiner war dort, aber dennoch erzählt jeder die dümmsten Geschichten darüber. Außerdem“, sie räkelte sich genüsslich im duftenden Badewasser, „haben wir einhundertfünfzig Bewaffnete mit uns.“

„Aber die Krokodile sollen dort doppelt so groß sein wie hier. Und die Nilpferde sind angriffslustiger und die Schlangen giftiger.“ Sit-Re war es wahrhaft bang.

„Ha, solange sie keine Flügel haben, brauchen wir keine Angst vor ihnen zu haben. Sie werden uns schon nicht über sein.“ Hat-schepsut war selig, ob der Aussichten auf das bevorstehende Abenteuer. „Machst du mich heute etwas erwachsener zurecht, Sit-Re? Ich möchte heute Abend einen ganz besonderen Eindruck hinterlassen.“

Der große Saal des königlichen Palastes war voller Menschen, als Pharao Aa-cheper-ka-Re und seine Große königliche Gemahlin Ahmes ihn betraten, kaum dass die Sonne im Westen versunken war. Hinter ihm erschien der Thronfolger, der wie üblich eine Tunika über einem modisch gefältelten Schurz trug, der bis zu den Knien reichte. Er wurde von seiner Mutter Mut-nofret begleitet, die als zukünftige Königsmutter größtes Augenmerk darauf gelegt hatte, nicht weniger prächtig als Ahmes zu erscheinen. Da diese seit dem Tod ihrer beiden Söhne noch immer in Trauer war und somit möglichst bescheiden auftrat, bereitete dies jedoch kein besonderes Problem. Vielleicht, so raunte der Hofstaat, übertrieb Mut-nofret auch ein wenig. Aber man wusste ja, dass sie es kaum abwarten konnte, bis ihr Sohn zum Mitregenten erhoben wurde, um selbst endlich zur Königsmutter zu avancieren. Gleich nach Thot-mose betrat Hat-schepsut den Saal. Sie wurde von ihrer Dienerin Sit-Re begleitet.

Augenblicklich ließen sich die Anwesenden zu Boden fallen, bis Pharao huldvoll winkte, damit sie sich wieder erhoben. Hat-schepsut hatte Isis schon längst ausgemacht, stand sie doch gleich in der ersten Reihe neben einem rundlichen Mann mit einem gutmütigen, roten Gesicht, der ihr Vater sein musste. Ähnlich wie Mut-nofret hatte sie, was ihre Aufmachung betraf, vielleicht ein wenig zuviel des Guten getan: Sie glitzerte mit den edlen Damen des Reiches um die Wette und war doch längst noch keine Frau. Zweifellos war sie jedoch eines der anmutigsten Mädchen, die Hat-schepsut je gesehen hatte. Da Isis ihre des Nachmittags am Hafen gemachte Bekanntschaft unter den Vertretern des Landadels vermutete, hatte sie schon ganz aufgeregt in der Menge nach den bekannten Gesichtern gesucht. Selbst als Thot-mose und Hat-schepsut unmittelbar vor ihr standen, erkannte sie die beiden nun sorgfältig geschminkten und hoheitsvoll dreinblickenden Geschwister nicht wieder. Erst nachdem Thot-mose ihr zugezwinkert hatte und Hat-schepsut unauffällig winkte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Die vermeintliche Tochter einer Hethiterin war in Wirklichkeit die Gottesgemahlin des Amun und ihr schwächlicher, mutmaßlich Liebeslyrik vortragender Bruder niemand anderes als der zukünftige Pharao. Isis brach der Schweiß aus, als ihr dies klar wurde. Sie hatte doch hoffentlich am Nachmittag nichts Falsches gesagt, als sie so redselig vor sich hinplapperte …

Pharao begrüßte die Edlen des Reiches. Er belobigte einige von ihnen, wegen deren geleisteter Arbeit, verkündete irgendwelche Eheschließungen, die seiner Genehmigung bedurften und kam schließlich auf die bevorstehende Nubienreise zu sprechen. Er begrüßte Ah-mose Aa-metju, den Erbfürsten von Sauti, der in Begleitung seines fast schon erwachsenen Sohnes User-Amun und seiner noch halbwüchsigen Tochter Isis angereist war. Aa-metju würde sein langjähriges Wissen zur Verfügung stellen, um in der ersten Zeit den in Nubien einzusetzenden Vizekönig zu unterstützen. Mit Spannung wurde schließlich die Bekanntgabe von dessen Namen erwartet. Schon seit geraumer Zeit munkelte man, dass es einer jener Kraushaarleute werden sollte, die man vor Jahren als Geiseln hierher gebracht hatte. Pharao wollte dieses Amt, wie er nun sagte, unbedingt einem Einheimischen übertragen und nicht einem aus Kemet in Nubien Zugewanderten. Zu leicht könnte man solch eine Wahl als schnöde Machtausübung der Besatzer verstehen, wo doch Pharao darum bemüht war, die Nubier enger ans Reich zu binden, indem er versuchte, ihre Kultur jener Kemets sich angleichen zu lassen - anstatt sie zu zerstören. Und so war, wie er nun der Welt verkündete, seine Wahl auf Turi gefallen, der schon seit seiner frühesten Kindheit am Hofe von Waset lebte. Die meisten kannten die ehemalige Geisel, die sich zu einem so beliebten wie begabtem Schüler entwickelt hatte und der sicherlich einmal ein hervorragender Beamter werden würde. Aber ein Vizekönig sollte nach Meinung der meisten Anwesenden, dann doch anders aussehen. Er unterstand nur dem König und musste ihm gleichrangig behandelt werden. Doch allein Turis dunkle Haut und seine krausen Haare ließen sie misstrauisch sein. Pharaos Entscheidung fand also keineswegs nur Zustimmung. Ja, man hielt andere, wahre Söhne Kemets für durchaus geeigneter für das hohe Amt. Denn wer konnte schon etwas über die Loyalität dieser Kraushaarleute sagen? Selbstverständlich wagte es niemand, Pharaos Anordnung, ausgerechnet einen gebürtigen Nubier als Vizekönig einzusetzen, öffentlich zu widersprechen. Doch Hat-schepsut konnte die Ablehnung in ihrem Jubel hören, der so falsch war, wie das Lächeln der meisten Damen. Nachher bei Tisch, wenn die Edlen das Abendmahl verspeist und der Wein schon etwas üppiger geflossen war, würden sie sich ihre Mäuler zerfetzen. Jetzt aber jubelten sie und ließen Turi hochleben, dem dies offensichtlich äußerst unangenehm war. Denn auch er spürte ihre im Jubel versteckte Reserviertheit.

Bevor er nun zu Tisch bat, was Hat-schepsuts ob ihres knurrenden Magens mit Freude zur Kenntnis nahm, verkündete Pharao, dass er noch in diesem Monat abreisen würde und zwar in Begleitung der Gottesgemahlin des Amun und des Thronfolgers, um Turi in Pnubs zu seinem Vizekönig zu machen. Gäbe dies doch den Nubiern die Gelegenheit, das zukünftige Herrscherpaar kennen zu lernen. Zudem wäre es ein Beweis der Hinwendung Kemets an Nubien. Der Thronfolger und die Gottesgemahlin des Amun begrüßten somit ihre neuen Untertanen.

Thot-mose zuckte zusammen, als er dies hörte. „Nach Nubien?“, flüsterte er Hat-schepsut zu. „Wieso denn nach Nubien?“

„Na, auch in Nubien will man wissen, von wem man in Zukunft regiert wird“, gab Hat-schepsut zurück.

„Ich will nicht nach Nubien! Dort hausen schreckliche Menschen. Und fürchterliche, wilde Tiere.“ Seine Mutter zupfte an der Tunika des Thronfolgers, damit er sich gebührend verhalte und schwieg. „Da steckst doch du dahinter“, fauchte er Hat-schepsut zu.

„Sei still“, zischte Hat-schepsut zurück. „Du hast Pharaos Entscheidung gehört. Und außerdem kommt Isis ja auch mit.“

Als bahnte die Sonne ihren Strahlen den Weg durch dicke Unwetterwolken, leuchtete Thot-moses Gesicht plötzlich auf. „Ach ja, richtig … Isis kommt ja auch mit.“

Die Platten, Tiegel und Töpfe waren längst allesamt leer gegessen, als es Hat-schepsut endlich gelang, kurz zu Isis hinüber zu huschen, um mit ihr ein paar Worte zu wechseln. An jedem der Tische an dem sie vorbeikam, musste Hat-schepsut ein paar freundliche Worte sagen, wäre es doch einer Beleidigung gleichgekommen, an all den Würdenträgern und ihren Frauen vorüberzugehen, ohne sie zumindest eines freundlichen Blickes oder eines anerkennenden Nickens zu würdigen. Manche waren hartnäckig und versuchten, sie in ein längeres Gespräch zu verwickeln; andere wurden gar zudringlich, versprachen sie sich doch großen Segen, wenn sie die Gottesgemahlin des Amun berührten. Von den Kindern ließ sie sich dies noch gerne gefallen, denn in ihren Gesichtern war deren bewundernde Liebe deutlich abzulesen; doch es widerte Hat-schepsut regelrecht an, wenn Zuneigung geheuchelt wurde. Manch eine schlichte, gut verheiratete Hausfrau übertrieb es sogar und begnügte sich nicht damit, etwa nur Hat-schepsuts Fingerspitzen zu berühren, sondern packte ihre ganze Hand und streichelte ihr womöglich noch über den Arm, als ob sie ihre Tochter wäre. Die hysterischen Weiber entschuldigten ihr aufdringliches Verhalten meistens damit, dass es einfach über sie gekommen sei, die Gottesgemahlin des Amun zu herzen. Sit-Re, die ihre Herrin begleitete, hatte für diese Fälle ein Tuch und eine Kanne mit Wasser dabei, um die befleckten Stellen augenblicklich reinigen zu können.

Isis war vollkommen befangen. Allein die Tatsache, endlich bei Hofe zu sein, hatte ihr Herz schneller schlagen lassen. Dass sie nun aber bereits den Thronfolger kannte sowie die Gottesgemahlin des Amun, ließ sie immer wieder voller Angst nachgrübeln, ob sie während des Nachmittags am Hafen nicht doch etwas Falsches gesagt haben könnte. Doch Hat-schepsut lächelte Isis freundlich an, als sie sich neben sie setzte. Der Hofstaat sah darin natürlich einen ganz besonderen Gunstbeweis und brodelte vor aufgeregtem Flüstern.

„Thot-mose, du und ich werden mit einer eigenen Barke reisen“, sagte Hat-schepsut und hoffte auf eine begeisterte Reaktion. „Und damit wir auch während der Zeit unserer Reise nicht gänzlich auf Unterricht verzichten müssen, fährt unser Lehrer Sen-en-Mut mit uns.“ Und da Isis immer noch mit großen Augen schweigend da saß, fügte sie schließlich hinzu: „Da hast du nun also deinen Platz in der Palastschule.“

Isis schluckte und machte ein glückliches Gesicht. „Wirklich?! – Und ist auch wirklich alles gut?“

„Selbstverständlich“, strahlte Hat-schepsut. „Alles ist wunderbar, so wie es sein sollte. Ich kann mich jetzt nicht länger mit Dir unterhalten, denn heute Abend bin ich die Gottesgemahlin des Amun. Morgen bin ich wieder Hat-schepsut. Wir sollten uns treffen und gemeinsam für die Reise planen. Was meinst du?“

„Ich werde dir und deinem Bruder zu Diensten sein, wo immer ich kann“, sagte Isis schließlich voller Stolz. Denn wie für viele junge Menschen war es seit jeher ihr Traum gewesen, eines Tages einen Platz bei Hofe zu ergattern. Und sie würde alles tun, um dort auch bleiben zu können.

HAT-SCHEPSUT: Das Geheimnis der Frau auf Ägyptens Thron

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