Читать книгу Blondes Gift für schwarze Seelen: Die Agentin #25 - Wilfried A. Hary - Страница 6
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ОглавлениеDer schwarze, flachkronige Hut war tief in die Stirn des Mannes gezogen und beschattete das markant geschnittene Gesicht. Bevor der Mann die Telefonzelle betrat, sicherte er unauffällig nach allen Seiten. Brodelnder Verkehr. Menschen hasteten an ihm vorbei. Niemand beachtete den Fremden im dunklen Anzug. Er zog die schwarzen Lederhandschuhe straff und trat in die Zelle.
Nachdem er eine Nummer gewählt hatte, ertönte das Rufzeichen aus dem Hörer. Jemand hob ab und meldete sich. Es war eine weibliche, rauchig klingende Stimme.
»Hat es geklappt?«, fragte der mittelalterliche Mann.
»Bist du es, Liebling?« Verhaltene Leidenschaft schwang mit.
Das Gesicht des finster erscheinenden Typs blieb unbewegt.
»Ja, ich bin es«, antwortete er kühl. »Nun, was ist?«
»Ich – ich habe ihn soweit. Bennister frisst mir aus der Hand. Ihr könnt den Coup starten.«
»Okay, ich werde mich persönlich um ihn kümmern. Du hast ihm doch noch keine Zugeständnisse gemacht?«
»Natürlich nicht. Darling, wann kommst du? Ich verzehre mich nach dir. Seit Wochen warst du nicht bei mir.« Die rauchige, erotisch klingende Stimme war eine einzige Verheißung.
»Später!«, sagte der Mann knapp, legte auf und verließ die Zelle.
»Darling, bist du noch da?«, rief sie gebannt. Als keine Antwort erfolgte, legte sie resignierend den Hörer auf die Gabel zurück.
Sie war splitternackt. Ihre herrlich geformten Brüste wippten kokett.
Kleidungsstücke lagen wahllos auf dem breiten französischen Bett verteilt. Die Blondine blieb davor stehen, die zierlichen, zu Fäusten geballten Hände in die Seiten gestemmt. Der volle, sinnliche Mund bebte. Die leuchtenden Blauaugen wirkten in diesem Augenblick wie kleine Gletscherseen.
»Na warte!«, zischte sie.
Mit einer wütenden Gebärde grapschte sie nach dem Hemd vor sich und schlüpfte hinein. Als sie auch nach dem hauchdünnen Slip greifen wollte, hielt sie inne. Unvermittelt barg sie ihr Gesicht in den Händen. Ihre Schultern zuckten in lautlosem Schluchzen. Es dauerte aber nur Sekunden, dann hatte sie sich wieder beruhigt. Mit den Fingern wischte sie sich die Tränen von den Wangen, drehte sich abrupt um und ging zum Wohnzimmer zurück. Das Hemd stand vorn offen und ließ die Schönheit dieses weiblichen Körpers erkennen.
Das rassige Girl, dessen seidig glänzendes Haar bis zur Schulter ging, ließ sich auf ein Polster fallen. Da saß es, das rechte Bein lang ausgestreckt, das linke Bein bis zur Brust angewinkelt. Mit der linken, geballten Hand stützte die Süße ihren Kopf. Ihren leuchtenden, verführerischen Augen konnte man nicht ansehen, was für schlimme Gedanken hinter der hübschen Stirn wogten. Sie fühlte sich ausgenutzt und hintergangen und sann auf Rache. Doch schien es im Moment keine Möglichkeit dafür zu geben. Sie konnte nicht mehr zurück. Die Dinge hatten bereits ihren Lauf genommen.