Читать книгу Hütten-Geheimtipps Bayerische Hausberge - Wilfried Bahnmüller - Страница 9
ОглавлениеGeschichte der Almen
Almen sind für uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir ordnen sie ein unter Begriffe wie »unberührte Natur«, »Ruhe«, »weite Aussicht«, verbinden sie aber auch mit einer deftigen Brotzeit oder mit frischer Milch. Das stimmt zwar alles, aber für die Unterhaltung von Wanderern und Touristen wurden sie nicht errichtet. Ihre Geschichte reicht bis in die Zeit zurück, in der die Menschen sesshaft wurden, also vor ungefähr 5000 Jahren. Damals begannen die Menschen Häuser zu bauen und das umliegende Land als Acker oder als Weide zu nutzen.
Im Lauf der Zeit wurden die freien Siedlungsflächen im flachen Land immer knapper und daher auch die unwirtlicheren Bergtäler besiedelt. Hier war aber die freie Grundfläche begrenzt. Als Ausweg versuchte man die freien Grasflächen oberhalb der Baumgrenze als Weide zu nutzen. Es entstanden Trampelpfade, auf denen man das Vieh in der warmen Jahreszeit nach oben treiben konnte. Damit waren die Tiere über die Sommerzeit hinweg versorgt. Ein Hirt oder eine Hirtin kümmerte sich um das Vieh; sie verarbeiteten die anfallende Milch der Tiere zu Käse und machten sie damit haltbar. Im Herbst wurden dann die Tiere und der Käsevorrat ins Tal gebracht. Das Gras, das im Sommer im Tal gewachsen war, diente als Heuvorrat im Winter.
Dieses Almleben gibt es mit einigen Variationen auch heute noch so. Völlig verändert hat sich allerdings das Wohnen auf der Alm. Die erste Almhütte dürfte ein Steinhaus gewesen sein, das halb in den Hang hineingebaut war. Die offenen Flanken und die Frontseite wurden mit Bruchsteinen verschlossen, mit Steinen beschwerte Holzprügel bildeten das Dach. Im Inneren brannte ein offenes Feuer, über das man den Käskessel hängen konnte; der Rauch konnte durch das Dach abziehen. Diese Steinhütte stand immer in der Nähe einer Quelle, denn ausreichend gutes Wasser war unabdingbar.
Langsam begann auch die Nutzung des Waldes. Wenn etwa ein Sturm große Waldflächen umgelegt hatte, wurde das Vieh in diese Bruchflächen getrieben. Junge Baumschösslinge waren für die Tiere genauso nahrhaft wie Gras, und so entstanden neue Weideflächen. Auch hier brauchte man für den Hirten eine Unterkunft, allerdings nun nicht mehr aus Steinen, sondern aus Holzstämmen. Das war einfacher, und man konnte größer bauen, sodass auch das Vieh einen Unterschlupf bekam. Die klassische Alm, wie wir sie heute kennen, war entstanden.
Sie entwickelte sich ganz langsam weiter. Zuerst wurden die Erdgeschosswände aufgemauert. Das gab mehr Sicherheit vor einem Brand, denn das offene Feuer war immer noch Standard. Schließlich, vor knapp 200 Jahren, begann eine Entwicklung, die keiner vorhergesehen hatte: der Tourismus.
Gemütlich vor der Schellenbergalm (Tour 20)
Bergsteiger kamen, und an diese konnte man seine Erzeugnisse gewinnbringend verkaufen. Gleichzeitig wurden aus den Almpfaden feste Wege oder sogar Straßen. Für viele Almen schuf das nun Möglichkeiten, noch wirtschaftlich zu bleiben. In diesem Zug wurde auch das kulinarische Angebot für die Wanderer immer mehr erweitert, und aus manchen Almen wurden Berggasthäuser oder gar Hotels, die mit den ursprünglichen Almen nurmehr den Namen gemein haben. Trotzdem gibt es immer noch die »klassischen« Almen, von denen wir für dieses Buch viele ausgewählt haben. Beide Almtypen haben ihre Berechtigung, aber der größte Genuss war für uns immer eine Brotzeit an den einfachen Holztischen einer urigen Alm.