Читать книгу Die letzten Keiths auf Balumoog - Wilhelm Ernst Asbeck - Страница 6

Die Hexe.

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Uwe Keith und Frauke-Mutter sind heimgefahren. Sie waren alle Tage hindurch still und einsilbig geblieben.

Nun wirtschaftet die junge Frau auf dem großen Gehöft. Sie tut so, als sei sie im Leben nichts anderes gewöhnt gewesen. Bei Knecht und Magd weiß sie sich durch ihre kurze, selbstsichere Art Achtung und Gehorsam zu verschaffen.

Erk schaut stolz und glücklich auf sie nieder. Alles gestaltet sich nach seinen Wünschen. Es ist ein guter Anfang; und nicht minder gut wird sich die Zukunft gestalten, allem üblen Vorspuk zum Trotze. —

Seine Eltern sitzen mit zusammengekniffenen Lippen und machen kaum den Mund auf, wenn sie gefragt werden. Ihnen ist die Halligtochter nicht willkommen, und sie denken anders über Vorzeichen.

Frauke macht sich nicht viel aus dem feindlichen Benehmen der Alten. Sie vergilt gleiches mit Gleichem und tritt hochmütig und kalt abweisend ihnen gegenüber auf.

Niemand im Koog wagt, Erk Knudsens Weib offen zu zeigen, wie er im Grunde seines Herzens denkt; sie selbst aber fühlt nur allzu gut, daß man ihr das Eintreten für die alte Meike nicht vergessen hat, und daß die großen Hofbesitzer sie, das Halligkind, nicht als ebenbürtig anerkennen. Sie wird nur geduldet und gelitten — dank dem Einfluß ihres Mannes.

*

Take Küten fährt erstaunt von seiner alten, wackeligen Bank hoch. Er traut seinen Blicken nicht. Frauke steht in der Tür, schwer beladen.

Frisch, froh und unternehmungslustig sieht sie aus, als wolle sie es mit der ganzen Welt aufnehmen.

„Komm, Take, führe mich zur alten Meike!“

Es liegt etwas in ihrem Ton, was keinen Widerspruch duldet; und so humpelt er denn geduldig neben der jungen Frau her. So gut es sich machen läßt, schlagen die beiden Seitenwege ein; aber dem einen oder anderen begegnen sie doch. Erstaunt blickt man dem ungleichen Paare nach.

Es ist ein weiter Weg. Take kennt aber jeden Pfad und findet sich mühelos in der Wildnis von Unterholz, Busch, Schilf und Moor zurecht. Er läßt es sich auch nicht nehmen, seiner Begleiterin einen Teil der Last tragen zu helfen.

Ganz unvermittelt stehen sie dann vor einer aus Holz, Lehm, Schilf und Torf gebauten Hütte. Völlig im Grünen versteckt liegt der armselige Bau. Die Tür steht weit offen, um ein wenig frische Luft hineinzulassen.

Frauke dankt ihrem Führer und drückt ihm einige Geldstücke in die Hand. Verlegen dreht er die Mütze und stammelt: „Ihr habt ein Herz für uns armen Leute; dafür danke ich Euch, und geb’s der Himmel, daß ich mich auch einmal erkenntlich zeigen könnte!“

Der jungen Friesin wird es warm ums Herz. Sie fühlt, der einfache Mann dort meint es gut mit ihr. „Laß uns Freunde bleiben, Take!“ gibt sie zur Antwort.

„Ich bin Euch längst Freund, wenn so ein armer Teufel, wie ich es bin, sich so nennen darf!“

„Sag „Du‘; ich bin nicht mehr und nicht weniger als irgendein anderer im Koog.“

Take humpelt heim. Seine Gedanken und guten Wünsche umgeben diese aufrechte, warmherzige Frau. So eine hat zwischen den großspurigen, reichen Wurftbesitzern gefehlt! Flocht auch in Notzeiten der Damm ein gemeinsames Band um alle Menschen im Koog, sobald die Gefahr vorüber war, richteten doch die Reichen ihre Schranken nur um so höher auf gegen die kleinen Katenbesitzer, die schwer genug um ihr bescheidenes Auskommen zu kämpfen haben.

*

Frauke tritt durch den niedrigen Eingang in die Hütte. Eine schwere, stickige Luft schlägt ihr entgegen. Nur allmählich gewöhnt sich ihr Auge an die Dämmerung, die sie umgibt. Es ist ein Anblick erbarmungswürdigsten Elends. Der Vorbau führt in eine geräumige Erdhöhle. Im äußersten Winkel liegt auf einer Strohschütte ein welker, verkrüppelter Körper.

„Meike, warum bist Du, die Du Dich krank und hinfällig fühltest, dem Take davongelaufen? — Ich hatte dir Speise und Trank geschickt!“

„Geh!“ ruft die Alte. „Geh und rühre mich nicht an, damit ich nicht auch über Dich und die Deinen Unheil bringe!“

„Rede keinen Unsinn! Niemand kann über seine Mitmenschen Unheil bringen. Segen oder Unsegen zu senden, liegt allein in Gottes Hand.“

„Meinst Du?“ fragt die Kranke lauernd.

„Gewiß meine ich das!“ entgegnet die Junge fest.

„Nun, so laß Dich von mir belehren, daß Du in einem schweren Irrtum befangen bist. Über mich haben die Menschen zu Gottes Schicksalsschlägen noch schwereres Unglück gebracht; Unrecht auf Unrecht, Frevel auf Frevel haben sie auf mich gewälzt.“

Frauke ergreift das Wort: „Ich glaube es Dir. — Du solltest aber trotzdem nicht den Glauben an den Herrn dort oben und an die Menschheit verlieren!“

Ein heiseres Hohngelächter ist die Antwort. Mitten im Lachen wird die Kranke jedoch von einem furchtbaren Hustenanfall überwältigt. Es scheint, als ob sie ersticken solle.

Die junge Frau nimmt Meike wie ein Kind in ihre Arme und trägt sie aus der Hütte. Sorgfältig, mit dem Rücken gegen den Hang gelehnt, setzt sie die Alte auf einen Hügel nieder, der der Einsamen offensichtlich als Ruhebank dient, und gibt ihr zu trinken.

Die milde Sommerluft tut der Geschwächten wohl. Allmählich erholt sie sich wieder. Sie ergreift die Hand ihrer Wohltäterin und spricht: „Als ich so jung war wie Du, besaß auch ich ein weiches Herz und Vertrauen zu Gott und den Menschen. — — Mädchen, hättest Du das mit durchgemacht, was ich erleben mußte, Du würdest begreifen, daß ich nicht anders werden konnte, als ich es heute bin.“

Die Junge holt den alten, wackeligen Tisch aus der Hütte und stellt ihn vor Meike auf. Brot, Fleisch, Speck, und Gemüse breitet sie darauf aus. „Stärke Dich erst einmal, Meike; und wenn Du ein wenig zu Kräften gekommen bist, so wollen wir weiter plaudern.“

„Laß mich, Frauke! Es ist mein Wunsch, die müden Augen zu schließen; ich fühle es, mein Weg ist bald beendet.“

„Mein Wunsch aber ist es, Dir den Rest Deines Weges freundlich zu gestalten, auf daß Du mit frohem Gemüt in jenes unbekannte Land eintrittst. — Hilf mir dabei ein wenig!“

„Du bist gut, Frauke; besser als die anderen!“

„Du irrst! Es werden viele so denken wie ich, aber sie haben nicht den Mut, gegen das Vorurteil der Allgemeinheit aufzutreten, oder sie sind in abergläubischer Furcht befangen. — Meike, hast Du nicht selbst dazu beigetragen, daß man Dich meiden und vielleicht auch hassen muß?“

Eine Weile sitzen beide schweigend nebeneinander. Die Kranke ißt. Sie ißt mit dem Heißhunger eines Menschen, der lange Zeit das Nötigste entbehrt hat, und dem jetzt plötzlich die Tafel mit köstlichen Speisen gedeckt wird.

Die Junge schafft inzwischen in der Hütte ein wenig Ordnung, richtet die Lagerstätte, so gut es gehen will, her und packt die mitgebrachten Lebensmittel aus.

Als sie wieder ins Freie tritt, beleuchten die Sonnenstrahlen das runzelige Gesicht der Alten. Es scheint, als ob alles Herbe, Harte daraus verschwinden wolle und etwas wie Friede sich über ihr Antlitz ausbreite.

Frauke hat neben der Einsamen Platz genommen. Sie ergreift die welken, rauhen Hände und streichelt sanft darüber hinweg.

Endlich bricht Meike das Schweigen.

Seltsam weich klingt ihre Stimme.

„Fast glaube ich, daß Dich der Himmel geschickt hat. Und auf Dein Haupt habe ich in blindem Haß den Fluch geschleudert!“

„Laß gut sein! Man hat Dich gekränkt und wie eine Ausgestoßene behandelt. Dein Hassen ist verständlich.“

„Leicht ist es, einen Fluch auszusprechen, aber schwer, seine Folgen wieder abzuwenden.“

„Gib Dich nicht so törichten Gedanken hin. Gott wird sich weder um Deinen noch um sonst eines Menschen Fluch kümmern; das glaube mir!“

„Nein, Gott wird sich nicht darum kümmern, darin magst Du recht haben; aber wir sind von unsichtbaren Wesen umgeben, erdgebundenen, unreinen Geistern; und sie sind es, die mehr Macht über uns und unser Tun besitzen, als Du denkst. S i e sind es, die ich über Dich gebracht habe, und deren Einfluß ich wohl zu rufen aber nicht wieder zu bannen vermag. — Lache nicht, Frauke! Wer viele Jahre, wie ich, abgesondert in tiefster Einsamkeit lebt, nur Haß und Bitternis im Herzen hegt, zieht jene Schattenwesen an. Ich sehe manches, was Du mit Deinen vom Tagewerk erfüllten und auf das Irdische gerichteten Augen nicht zu schauen vermagst. — Vielleicht haben die Leute auf ihre Weise nicht so ganz unrecht, wenn sie mich eine Hexe nennen.“

Die junge Frau lehnte sich mit der ganzen Kraft ihrer gesunden Sinne gegen diese Auffassung auf; und doch kann sie sich eines unheimlichen Gefühls nicht erwehren. Sie glaubt sich von Wesen umgeben, die sie zwar weder sehen noch greifen kann, die aber trotzdem zugegen sind. Wie oft in einsamen Stunden, an nebligen Tagen und stürmischen Nächten waren ihr auf Balumoog die gleichen Gedanken gekommen!

Plötzlich dringt leise, wie aus weiter Ferne kommend, Meikes Stimme an ihr Ohr: „Ich will Dir die Geschichte meines Lebens erzählen: Außerhalb des Seedeichs, wo jetzt die Amsinckköge liegen, war früher weithin festes, reiches Marschland. — Blutjung hatte ich geheiratet. Wir lebten froh und glücklich auf unserer Halde. Nichts fehlte uns. Wir liebten uns, waren im Vollbesitz unserer Kraft; fruchtbarer Boden und fettes Vieh nannten wir unser Eigentum. — Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädel, ließen uns hoffnungsfroh in die Zukunft blicken. Sicher fühlten wir uns auf der Wurft und hinter dem festen Deich. Wohl ein Dutzend Bauernhöfe standen dort außer dem unsrigen.

„Dann kam vor jetzt zweiundsechzig Jahren jener entsetzliche 1. November.“

Frauke fällt der Alten ins Wort: „Du hast die ‚Allerheiligenflut‘ von 1570 miterlebt?!“

Sie nickt. Dann fährt sie fort:

„Eine Nacht genügte, um mich vom Gipfel meines Glücks in das tiefste Elend zu schleudern. Ich will Dir nicht die Schrekken aufzählen, die ich durchlebte. — Von Nordwest blies der Orkan ununterbrochen zwei volle Tage hindurch. Als er sich endlich legte, war der Damm durchbrochen, Halden, Höfe, Land und Vieh vernichtet.

Wie durch ein Wunder nur ward ich gerettet.

Volle vierundzwanzig Stunden trieb ich in Nacht und Finsternis auf den Dachsparren unseres Hauses. Ich hatte das Bewußtsein verloren. Die Nägel der Finger waren tief ins Holz eingekrallt.

Das Heulen des Windes, der Prall der hohen Wogen übertönten jede menschliche Stimme. Tiefste Dunkelheit nahm jede Sicht. Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie mein Mann und meine beiden Kinder vom Meere verschlungen wurden. —

Ein heftiger Anprall und stechende Schmerzen ließen mich erwachen. Gebälk brach krachend zusammen, und ich versank. Mir deuchte es, als gleite ich in nicht endenwollende Tiefen hinab.

Als ich wieder erwachte, lag ich warm gebettet.

Man erzählte mir, daß auch der Seedeich gebrochen sei, und daß Volgsbüll zum größten Teile zerstört wurde. An der Friedhofsmauer zu Königsbüll war mein sonderbares Fahrzeug zerschellt, ich selbst aber von den Pfarrersleuten im letzten Augenblick gerettet. Sie pflegten mich mit Liebe und Sorgfalt.

Damals, Frauke, dankte ich Gott für meine Rettung. Ich war ja noch jung; ich wußte noch nicht, daß es leichter sei, einen frühen Tod zu finden als ein langes Leben in Schmach und Schmerz verbringen zu müssen.

Kannst Du begreifen, was es heißt, alle Menschen, die uns lieb und teuer sind, von unserer Seite gerissen zu sehen, ja, nicht einmal ihren Leib in geweihte Erde betten zu können? — Nein, Frauke, das vermag nur der zu erfassen, der es selbst erfahren hat. —

Endlich genas ich. Als ich mich vom Krankenlager erhob, war ich zum hilflosen Krüppel geworden.

Aber ich war ja noch jung!

Ich hatte den törichten Glauben, mir stehe noch die Welt offen, und es heiße jetzt nur von neuem aufbauen.

Monate waren vergangen seit jenem Unglückstage ... Am Krückstock schleppte ich mich vorwärts. Herbstwind pfiff über kahle Stoppelfelder. Der Seedeich war wieder gedichtet; aber dort, wo sich meine Heimat befunden hatte, brandete das Meer. Von allen Wurften ragte nur noch unsere aus den Fluten. Die Stützpfähle unseres Hauses standen noch. Vom ehemaligen Deich waren jedoch nur noch einige klägliche Reste übrig geblieben.

Der alte Frerk ritt des Wegs, der Großvater Deines Mannes. Zum Deichgrafen hatte ihn die Harde ernannt. ‚Was willst Du tun, Meike?“ fragte er. — ‚Dorthin zurückkehren, woher ich gekommen bin.‘ — ‚Närrin, Du siehst doch, daß es verlorenes Land ist.‘ — ‚Ich kämpfe darum!‘

Der stolze Mann blickte kalt, fast verächtlich auf mich herab: ‚Kannst Du den Koogdamm wieder aufrichten, wo niemand im Koog außer Dir am Leben geblieben ist und Du Dich selbst kaum vorwärts zu schleppen vermagst?‘

Mich packte der Zorn: ‚Wie sollte ich allein dazu in der Lage sein? — Aber die Halde dort ist mein Eigentum und das Land, das sie umgibt, ebenfalls.‘ — ‚Dein Eigentum ist das, was Du umdeichen und schützen kannst; Deine Wurft aber sinkt mit der nächsten Sturmflut ins Meer. — Ich verbiete Dir, sie zu betreten. —Du solltest das Deichrecht kennen!‘ — ‚Und was soll aus mir werden?‘ rief ich verzweifelt. — ‚Das mußt Du selbst wissen!‘ sprach Frerk und ritt davon..

Ich stand wie betäubt und blickte hinaus auf die See. Glaube, Liebe, Vertrauen zu Gott und der Menschheit erstarben in mir in jener Stunde. Eine Leere entstand in meinem Innern. Ich hatte niemanden auf der weiten Welt, zu dem ich mich flüchten konnte.

Der Abend nahte. Kälte und Hunger packten mich. Ich schleppte mich nach Volgsbüll zum Pfarrhof. Dort wurde ich wenig freundlich aufgenommen. Das Kirchspiel hatte selbst schwer gelitten, und im April war der Deich nochmals gebrochen. Man litt im Orte Not. Immerhin wurde mir Speise und Trank gereicht und Unterkunft für eine Nacht gewährt.

Ich irrte von Wurft zu Wurft, von Kate zu Kate, den ganzen Hagebüllerkoog hindurch. Mürrisch ließ man mich hier und dort einen Imbiß tun, gab mir auch wohl eine Schlafstelle; aber am anderen Tage hieß es weitergehen. Wer sollte mich auch wohl in Dienst nehmen? Mich, die ich schwach und verkrüppelt war, wo so viele gesunde Arbeitskräfte sich anboten.

Auf der Thingversammlung brachte ich mein Anliegen vor. Die Ratsmannen lachten mitleidig, verwiesen auf das Deichrecht und beriefen sich darauf, wer nicht selbst den Damm instandhalten könne, habe Anrecht auf Hof und Land verloren.

Ich bat um Hilfe, ich, die wenige Monate vorher noch reich, stolz und glücklich gewesen war! — Man zuckte die Achseln. Es gab im eigenen Koog genug Not und Schäden zu lindern, als daß auch noch für ‚Auswärtige‘ gesorgt werden könne.

Da packte mich eine wahnwitzige Wut. Es war mir, als ob ein fremdes, nie gekanntes Wesen aus mir sprach. Ich rief: ‚Ihr Satten und Glücklichen, die Ihr Euch hinter Euren hohen Deichen und auf Euren Halden so sicher und über das Elend Eurer Mitmenschen so erhaben fühlt, hütet Euch! — Es kommt der Tag, da Euer harter Urteilsspruch auf Euch oder Eure Kinder zurückfallen wird, wo Ihr am eigenen Leibe spüren werdet, was es heißt, von Haus und Hof vertrieben zu werden! — Es kommt der Tag, da Eure festen Dämme in sich zusammenstürzen und Ihr selbst von den Fluten hinweggespült und vernichtet werdet! — Wehe denen von Euch, die diesen Tag überleben! — Seht mich an, so arm und verlassen wie ich werden auch sie einst dastehen! — Fluch über Euch und Eure Kinder!‘ —

Frauke, glaube mir, was ich damals sprach, war kein leeres Gerede. Eine Stimme wie die der Propheten war über mich gekommen, und mein Auge sah alles, was geschehen würde, so deutlich, wie Du jetzt vor mir stehst.

Der Tag ist nicht fern, da sich das Schreckliche erfüllen wird. — Höre auf mich, fliehe, ehe es zu spät ist und das Verhängnis, das über Nordstrand hereinbricht, auch Dich verschlingt!“ —

Meikes Stimme klingt wie eine Beschwörung. Sie hält die Hände der jungen Frau umklammert; ihre welken Wangen glühen wie im Fieber, und in ihren Augen liegt ein flehender Ausdruck.

Frauke spricht: „Du siehst Gespenster, Meike! Unsere Deiche sind fester als je zuvor. Ich kann doch nicht Haus und Hof verlassen auf eine Gefahr hin, die nur in Deiner Einbildung lebt.“

Die Alte ergreift Fraukes Hand. Lange und sinnend schaut sie hinein; dann erklärt sie mit müder Stimme: „Bleib nur, wo Du bist; niemand kann seinem Schicksal entgehen.‘

*

Erk steht mit gerunzelter Stirn am Fenster und blickt in die Abenddämmerung hinein. — Was hat seine Frau bei der Hexe zu suchen? Es ist wohl bemerkt worden, wohin sie ihre Schritte lenkte, und feindliche Stimmung kommt im Dorfe gegen sie auf.

Nomme Jakobsen hatte Erk auf offener Straße gefragt, ob er wisse, mit wem Frauke Verkehr halte, und ob solche Handlungsweise von ihm gebilligt werde. — Was konnte er darauf erwidern? — Nichts! Ohne Antwort zu geben, war er heimgegangen. Zorn und Scham rötete seine Wangen.

Endlich naht die lang Erwartete. Stolz erhobenen Hauptes schreitet sie daher. — Wie er diese Frau liebt! Gang, Haltung und selbst ihre Stimme erfüllen sein Herz mit Freude. Nein, so sieht keine aus, die auf schlimmen Wegen wandelt.

Er kämpft einen schweren, inneren Kampf. Die Liebe überwindet den Zorn, und die Freude verdrängt die Scham.

Freundlich geht er ihr entgegen. Es wird ein langes Zwiegespräch, das sie führen. Beide vertreten mit echter Friesenzähigkeit ihren Standpunkt. Schließlich weiß Fraukes warmherzige Beredsamkeit alle Bedenken zu überwinden und Erk zu überzeugen, daß es seine und aller Pflicht sei, sich der Verstoßenen anzunehmen und begangenes Unrecht gutzumachen.

In dem Pfarrer Ipke Frölden wird der nächste Bundesgenosse gefunden, und andere gesellen sich zu ihnen.

Meikes Lebensabend scheint sich froh und sorglos gestalten zu sollen. Erk selbst findet den Weg zu ihr. Ein kleines Haus auf seinem Grund und Boden will er ihr errichten und für sie sorgen. Die Alte sieht ihn verwundert an. Was für eine unbezwingliche Macht strahlt doch dieses Halligkind durch ihre große Liebe und Güte aus, daß sie selbst dieses harte, stolze Herz bezwungen hat!

Nein, Meike will ihre Hütte nicht verlassen. Sie liebt die Ruhe und Einsamkeit. Aber dankbar ist sie für jedes gute Wort.

Not und Mangel hat Frauke von ihrer Schwelle verscheucht. Mancher Bauer und manche Bäuerin, die sich sonst bekreuzigt hatten, wenn sie der Alten begegneten, suchen sie jetzt auf, sprechen freundlich zu ihr und beschenken sie.

Aber nicht alle waren zu bekehren. Gar viele blieben davon überzeugt, daß Meike eine Hexe und Knudsens junge Frau von ihr ‚verzaubert‘ worden oder selbst nicht besser sei.

Allmählich begannen die fünf Kirchspiele des Hagebüllerkoogs zwei feindlichen Lagern zu gleichen, und neben der Saat der Nächstenliebe wucherte die des Hasses hervor.

Das Jahr 1633 war vergangen, und 1634 hielt seinen Einzug.

Von Sturmfluten und Wetterschäden war die Insel verschont geblieben, Friede herrschte im Lande der Friesen, und reiche Ernten hatten den Wohlstand gehoben.

Und doch wollte keine rechte Freude aufkommen unter den Menschen. Zwietracht und Hader entfremdeten Nachbarn und einstige Freunde. Irgend etwas lag in der Luft, etwas Geheimnisvolles, Unheilverkündendes; aber niemand wollte es sich eingestehen, keiner vermochte zu sagen, w a s es sein könne.

Mit der alten Meike ist ein sonderbarer Wandel vor sich gegangen. Die haßerfüllte, feindselige Frau scheint plötzlich gutmachen zu wollen, was sie im Laufe eines langen Lebens versäumt hat. Wo sie von Krankheit hört, eilt sie herbei und sucht zu helfen. Sie kennt viele heilsame Kräuter; auch kann sie Besprechen und Blutstillen. Nicht überall wird sie freundlich aufgenommen. Verblendete Leute weisen ihr mit harten Worten die Tür. Sie läßt sich aber durch nichts beirren, bleibt hilfreich, freundlich und gütig.

Mit der Jahreswende ist eine unerklärliche Unruhe über sie gekommen. Seltsame Gesichte erscheinen ihr; mahnende und drohende Stimmen glaubt sie zu vernehmen.

Mehr und mehr häufen sich die geheimnisvollen Zeichen. Angst und Schrecken befallen Meikes Seele. —

In einer Märznacht erwacht sie aus tiefem Schlaf. Es ist ihr, als habe eine unsichtbare Hand ihre Augen berührt. Eine unwirkliche, fahle Helle erfüllt die Höhle. Schattenhafte Gestalten schweben auf und nieder. Der Raum scheint sich in unendliche Weiten zu dehnen. Die Schemen zerrinnen in ein Nebelmeer, und darin beginnt es zu brodeln, wirr, unruhevoll. Endlich besänftigt sich das tolle Durcheinander, und es bildet sich ein Kopf. Klar und deutlich wachsen die Umrisse aus dem Nichts heraus. Jetzt erkennt Meike das Antlitz, — — es ist Frauke, und neben ihr erscheinen Erks Eltern aus dem Nebel hervor, und nun folgen Kopf an Kopf in unabsehbarer Reihe.

Die Alte hat sich aufgerichtet. Mit entsetzten, weit aufgerissenen Augen starrt sie auf den Spuk.

Da hört sie ein gewaltiges Brausen, wie das Heulen des Sturmes und das Tosen der See. Gischtgekrönte Fluten sieht sie hereinbrechen, Dämme in sich zusammensinken, und die Gesichte werden von den Wellenbergen verschlungen.

Dann wird es Nacht. Die Erscheinungen sind verschwunden.

Meike weiß, was der Spuk zu bedeuten hat, denn ihr ist die unheilvolle Gabe des zweiten Gesichtes beschieden.

Sie tritt aus der Hütte.

Vorfrühlingszeit! Draußen atmet alles Ruhe und Frieden. Die Sterne leuchten in wundervoller Klarheit, und der Mond steht hell am Himmel.

*

Die Bewohner der fünf Kirchspiele Königsbüll, Volsbüll, Bopslut, Bopsee und Boptee wußten nicht, was sie sagen und denken sollten. Von Haus zu Haus hatte sich die alte Meike geschleppt und verkündet, daß der Untergang Nordstrands bevorstehe. Eine ungeheure Angst spiegelte sich in ihren Zügen, und sie sprach wie eine Prophetin.

Die meisten lachten über sie, deuteten auf die Stirn und meinten, sie habe ihren Verstand jetzt vollkommen verloren. Andere waren der Ansicht, es sei ihr schlechtes Gewissen, das ihr solche Bilder vorgaukelte. Aber so selbstsicher sie auch auftraten, sie konnten sich doch einer geheimen Furcht nicht erwehren; denn jedermann im Koog wußte, daß sie den nahen Tod schon manchem Bauern und mancher Bäuerin vorhergesagt hatte, und daß ihre Voraussagungen sich stets erfüllten.

Von Harde zu Harde sprang die Schreckensbotschaft, Angst und Unruhe verbreitend. Die Deichgrafen ritten die Dämme ab, überall fanden sie etwas auszusetzen, und es gab Arbeit und Mühe vollauf.

Längst war die schlimme Prophezeiung auch auf dem festen Lande bekannt geworden. Die meisten Landhelfer weigerten sich daher, auf der Insel Dienst anzunehmen. Aus Jütland wurden Saisonarbeiter herangezogen; aber auch diese erfuhren von der Weissagung und kehrten zum größten Teil nach kurzem Aufenthalt in ihre Heimat zurück.

Eines Nachts lud Take Küten seine geringen Habseligkeiten auf einen Handwagen, und am anderen Morgen fanden Nachbarn sein Häuschen leer und verlassen.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht im Kooge.

Bald darauf siedelten noch mehrere kleine Katenbesitzer nach der Pellwormharde über.

Nun verließen auch Knechte und Mägde, die schon seit vielen Jahren auf den Höfen dienten, die Insel. Sie waren weder durch Geld noch gute Worte zu halten.

Mangel an Arbeitskräften machte sich bemerkbar.

Mit Ingrimm betrachteten die Hofbesitzer ihre hohen Halden, ihre ‚goldenen Ringe‘, die Festungswällen gleich jeden Koog umgürteten und schützten.

Wahnsinn war es, an die Hirngespinste der alten Meike zu glauben! Wohin sollte es führen, wenn diese Landflucht noch weiter um sich griff?

Es gab nur ein einziges Mittel; man mußte die Alte zwingen, zu widerrufen.

Eine stürmische Thingversammlung wurde abgehalten. Meike weigerte sich, auch nur ein einziges Wort von dem, was sie gesagt hatte, zurückzunehmen, und beschwor jeden, dem sein Leben lieb sei, auf ihren gut gemeinten Rat zu hören.

Per Godbersen verlangte, man solle sie zu Gottorp in den Turm werfen lassen, denn sie sei eine Hexe und werde auf der Folter schon gestehen, daß sie mit dem Teufel ein Bündnis geschlossen habe und solche tollen Gerüchte nur aussprenge, um die reichen Hofbesitzer, die sie hasse, zu schädigen.

Erk Knudsen trat ihm entgegen. Sie seien freie Friesen und benötigten weder die Hilfe holsteinischer Herzoge noch der Pfaffen, um Recht zu sprechen. Meike werde einen schweren Traum gehabt und diesen für Wahrheit gehalten haben. Sie sei in der guten Absicht zu den Leuten gekommen, Unheil abzuwenden, und unmöglich könne man sie hierfür strafen.

Die Versammelten gingen in Uneinigkeit auseinander.

Der Glaube, daß die Alte eine Hexe sei, fand wieder reiche Nahrung; und es waren nicht wenige, die ihr nach dem Leben trachteten.

*

Frühling und Sommer gingen vorüber, und der Herbst hielt seinen Einzug.

In einer wolkenschweren, finsteren Septembernacht findet Frauke keine Ruhe. Sie verläßt ihr Lager, wirft sich notdürftig Kleidung über und setzt sich an das Bettchen ihrer kleinen Jongbon. Friedlich schlafend liegt das Kind; ein glückliches Lächeln umspielt seine Lippen. Vielleicht träumt es von der Himmelswiese und sieht sich von Englein umgeben.

Ein furchtbarer Schmerz preßt das Herz der jungen Mutter zusammen. Wer weiß, wie bald vielleicht schon der Traum zur Wahrheit werden wird.

Ihr deucht es, als werde ein Licht angezündet und gleich darauf wieder ausgelöscht. Nun wiederholte sich die merkwürdige Erscheinung.

Frauke blickt zum Fenster hinaus. — Was ist das? — Dort hinten, in weiter Ferne, färben sich die Wolken rot. Ein gespenstischer, flackernder Schein geistert durch die Finsternis. Ein unheimliches Bild! Immer weiter breitet sich die Helle aus; blutrot erscheint der Himmel. Plötzlich ist der Spuk verschwunden. Noch ein paar Mal zuckt es auf wie ein im Verlöschen befindliches Feuer; dann liegt da draußen wieder alles in undurchdringliche Nacht gehüllt.

Blitzartig kommt es der jungen Frau in den Sinn, der Brand müsse zwischen dem Binnensee und dem Deiche gewütet haben. Aber dort befand sich ja nur Meikes Hütte!

Wie eine Bestätigung des Gedankens erschallt unvermittelt ein lautes Knacken. Frauke läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie entzündet ein Licht. Die Uhr zeigt auf zwei. Sie ist stehen geblieben, ihr eifriges Ticken verstummt. Eine lähmende, beängstigende Stille erfüllt den Raum.

Schreiend erwacht das Kind. Die junge Mutter nimmt es an sich und legt schützend den Arm um die kleine Jongbon.

*

Im ersten Morgengrauen verlassen Erk und Frauke die Wurft. Ein trüber, bleigrauer Himmel liegt über der Insel. Rüstig schreitet das junge Paar vorwärts. Kein Wort wird gesprochen. Wie ein Alp lastet es auf den beiden Menschen.

Nun haben sie das Ufer des Sees erreicht, und bald darauf befinden sie sich im Unterholz. Je mehr sie sich der Behausung der alten Meike nähern, ein um so unerträglicherer Brandgeruch schlägt ihnen entgegen.

Endlich befinden sie sich am Ziel.

Erschüttert bleiben sie stehen.

Glimmendes Buschwerk, am Boden hinkriechende, gelbgraue Rauchschwaden, verkohltes Holz und ein unentwirrbarer Trümmerhaufen, um den noch immer, Kobolden gleich, kleine Flammen hüpfen, und dem ein stickiger, dichter Qualm entsteigt, bietet sich ihren Blicken.

Mit vieler Mühe haben sie sich einen Weg gebahnt. Ganz hinten, im äußersten Winkel der Erdhöhle liegt Meikes Körper, von den Flammen halb verzehrt. Welche Qualen mußte die Ärmste erlitten haben, ehe sich der Tod ihrer erbarmte!

*

Der Hardesvogt hat festgestellt, daß ohne Zweifel Mord und Brandstiftung vorliegen. Der Täter ist mit unerhörter Grausamkeit zu Werke gegangen. Blinder, fanatischer Haß nur konnte der Beweggrund gewesen sein.

Ein Schrei der Entrüstung geht über die Insel. Selbst die, die Meike eine Hexe genannt, sie verwünscht und zu ihren Lebzeiten schreckliche Drohungen gegen sie ausgestoßen haben, sind jetzt, da das Entsetzliche geschehen ist, ernüchtert und hassen den feigen Mordbuben.

Niemand hätte sagen können, woher das Gerücht gekommen ist, und wer es zuerst in Umlauf setzte; aber bald flüsterte man von Mund zu Mund, kein anderer als Per Godbersen habe Meike umgebracht. Wo er sich sehen läßt, meidet man ihn. Lauter und lauter erschallt der Ruf nach Sühne. Auch dem Hardesvogt kommen diese Reden zu Ohren. Er ist ein gewiegter Beamter; aber so geschickt er es auch anstellen mag, er bringt bei seinem Verhör nichts aus Per heraus, was eine Festnahme gerechtfertigt hätte. Trotzdem ist er fest davon überzeugt, den Täter vor sich zu haben.

In Pers Augen liegt ein unruhiger, lauernder Ausdruck wie bei einem Menschen, dessen Gewissen mit einer schweren Schuld belastet ist, und der dauernd darauf bedacht sein muß, sich keine Blöße zu geben.

Im Dorfkrug hocken die Bauern dicht an einander gepfercht. Wie Gewitterschwüle lagert es über den Versammelten.

Da wird die Tür aufgerissen. Ein vierschrötiger Mann mit schneeweißem Gesicht tritt ein. Seine schwarzen Haare hängen ihm wirr über die Stirn. Der Blick ist unstet und stechend.

Er setzt sich zu den anderen auf die Bank. Da erhebt sich sein Nachbar und wechselt den Platz.

Mit heiserer, drohender Stimme fragt der Angekommene, was das zu bedeuten habe.

„Ich sitze nicht mit einem zusammen, dem das Kainszeichen auf der Stirn brennt!“

Unwillkürlich faßt der Angesprochene an seine Stirn. Dann brüllt er auf; es klingt wie der Schrei eines todwunden Tieres: „Was wollt Ihr von mir?!“

„Sühne für Meikes Tod!“ wird ihm zur Antwort.

„Was habe ich mit der Hexe zu schaffen? — Niemand hat gesehen, wer die Tat beging, und nichts ist mir zu beweisen, nichts, auch nicht das Geringste, sage ich Euch!“

Arfst Röden tritt auf ihn zu; er spricht ernst, feierlich: „Per Godbersen, magst Du die Spuren Deiner Tat auch noch so sorgfältig verdeckt haben; wenn Du dem Arm der irdischen Gerechtigkeit entgehen solltest, der Schatten der Toten wird Dich zu finden wissen!“

*

Die Tür zum Krug fällt krachend ins Schloß. Ein Ausgestoßener flieht vor sich und seinen Mitmenschen durch Nacht und Sturm. — Fort muß er! Fort! Herunter von der Insel, bevor die Schergen ihn greifen oder die Hexe ihn zu sich ins Unbekannte zieht.

Er schwingt den schweren Klootstock. — Wehe, wenn einer es wagen sollte, ihn zu verfolgen!

Per Godbersen stürzt vorwärts, als seien ihm die Furien auf den Fersen. Er achtet nicht auf Weg und Steg, nur weiter; irgendwo am Strande wird sich schon ein Boot finden, und irgendwo wird er landen, wo ihn niemand kennt.

Wo ist er?

Seltsame, krüppelhafte Wesen stehen dort und strecken lange, dünne Arme nach ihm aus. Sind es wirklich nur die alten Weiden am See oder böse Geister, die ihn packen wollen? — Weiter!

In den Lüften heult der Wind. Klingt es nicht wie das Schmerzensgeheul der alten Meike, als sie bei lebendigem Leibe verbrannte? — Weiter! — Weiter!

Herbstnebel wallen vorüber.

Eine Gestalt wird sichtbar, klein, verwachsen. Sie hält den Krückstock erhoben und winkt.

Lebt denn die Hexe noch immer?

Wirklich! Ganz deutlich schaut sie jetzt aus dem Unterholz hervor. Per zieht sein breites Messer. — Warte, Verfluchte, dieses Mal kommst Du nicht davon! — — Er sticht ins Leere.

Wenige Schritte von ihm entfernt steht das Gespenst.

Weiter und weiter lockt es den Rasenden; nichts sieht und hört er mehr als dieses Schattenwesen.

Dort, auf dem freien Platz, wo die weißen Blumen, Moose und Gräser wachsen, erscheint ihm Meike jetzt. Er glaubt, ein höhnisches Lachen zu vernehmen. Mit einem Satz springt er zu ihr hinüber. — — Sie ist verschwunden; nur Nebelschwaden wallen auf und nieder.

Der Boden wankt ihm unter den Füßen. Er fühlt, wie er sinkt. Eine wahnwitzige Angst packt ihn. Krampfhaft versucht er, sich aus der zähen Umklammerung zu befreien; festes Land will er gewinnen; aber tiefer und tiefer ziehen ihn unsichtbare Hände ins Moor.

Regen fällt in langen, grauen Fäden zur Erde hernieder. Wasserlachen verwischen die letzten Spuren des Flüchtlings. —

*

Die letzten Keiths auf Balumoog

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