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2. Kapitel. Wie Immelmann kämpfte und starb.

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Max Immelmann war, wie wir schon erzählten, eine bescheidene, anspruchslose Natur, ein „Held“, der wie alle wirklichen Helden von seinen Heldentaten wenig sprach.

Als er im Herbst 1915 eine kurze Zeit auf Urlaub in der Heimat weilte, wurde er gefragt, wie er seine Erfolge erziele. Die einfache kurze soldatische Antwort lautete:

„Man steigt auf. Wenn man Glück hat. trifft man, und der England er fällt herunter. Eine sehr einfache Sache!“

Diese Worte sind gewiss richtig. Aber welch‘ ein Mut, welch‘ eine Kühnheit, welch‘ eine Sicherheit in der Bedienung des Flugzeugs, des Motors und des Maschinengewehrs dazu gehört, die englischen Flieger „herunterfallen“ zu lassen, das lassen sie nicht erkennen.

Als der amtliche Kriegsbericht am 11. Oktober 1915 zum ersten Male den Namen Immelmann nannte und dem Helden damit die größte nur mögliche Anerkennung unter unseren Millionen von Kämpfern zollte, da erfuhren wir auch von einem seiner Kameraden, wie Immelmann diesen „vierten“ heruntergeholt hatte.

Es war ein großer englischer Doppeldecker, der am 10. Oktober bei klarem Wetter mit noch einem andern Engländer über die deutschen Linien bei Arras und Lens erschien.

„Der Leutnant Immelmann steigt sofort auf und hat die Engländer zu vertreiben!“ lautete der Befehl des Korpskommandeurs. also die drei Flugzeuge in einer Richtung in der Höhe gestaffelt nach Westen sausen. Der deutsche Apparat wird dadurch gezwungen, seine Verfolgung aufzugeben und nach links auszubiegen. Dann verschwand er zeitweise unseren Blinken in den roten Wolken. Als er wieder in meinem Gesichtsfelde erschien, flog er nach Osten, verfolgt von dem Engländer.

Der deutsche Eindecker senkte sich in gemäßigtem Gleitflug. Maschinengewehrfeuer von großer Heftigkeit. Dann näherte sich der Apparat des Deutschen immer mehr dem Boden und entschwand bei einer großen Fabrik mit einem dicken Schornstein aus meinem Gesichtskreis. Er war abgestürzt oder schnell gelandet. Heute erfuhr ich, dass der bekämpfte deutsche Apparat von Immelmann geführt war und dieser getötet sei. — So fiel der unsterbliche Flieger . . .“ Ein anderer Augenzeuge des letzten Kampfes unseres Helden stellte das dramatische Gefecht in einem Feldpostbrief folgendermaßen dar:

„Wenn diese Zeilen Euch erreichen. dann hat schon jedermann die Schreckenskunde vernommen: Immelmann ist tot. Mir war es beschieden, dabei zu sein und als einer der ersten das Unfassliche fassen zu müssen.

Sah ich doch. wie man seine eisernen Kreuze und den Pour le mérite barg, sah sein Taschentuch mit M. I. gezeichnet und sein Notizbuch.

Leicht hat er es seinen Feinden aber nicht gemacht, ja man muss es einen unglücklichen Zufall nennen. Drei feindliche Flugzeuge hatte er schon abgeschossen, immer in Blitzeseile seine Opfer umkreisend, in jähen Sturzflügen sich unter sie bergend und dann ihnen rasch und rascher in Schraubenflügen folgend.

Bei seinem Todessturz war er im Kampf mit zwei feindlichen Flugzeugen, deren eines er anschoss. Während er es weiter verfolgte, wurde sein Falkner von dem anderen feindlichen Flugzeug am Schwanzteil getroffen; wahrscheinlich brach eine Stahltrosse. Aber Immelmann hatte sich so fest in den Kampf verbissen, dass er dessen nicht achtete. Er verfolgte weiter sein Opfer. Da brach der Schwanz des Apparats ab und flog in weitem Bogen aufs Feld.

Immelmann und sein steuerloser Fokker stürzten, sich heftig und unregelmäßig überschlagend, aus großer Höhe in den Tod.

Der halb vernichtete Gegner wurde dann von Immelmanns Kameraden, ebenfalls auf Fokker, zur Strecke gebracht.“ —

Etwas anders schilderte uns ein Flieger-Kamerad Immelmanns den Todesflug des Lufthelden. Daraus ersehen wir dass der Luftbezwinger nur durch den Überschwang des eigenen Mutes gefällt wurde. Immelmann starb durch Immelmann - nicht durch die Kraft seiner Feinde.

Der Flieger erzählte lebendig und anschaulich:

„In mehreren tausend Metern Höhe sehe ich über mir fünf Flugzeuge, von denen ich sofort zwei Fokker und drei englische und französische Doppeldecker erkenne, in heißem Kampf.

Die Junker winzig und schnell wie eine Schwalbe im Vergleich zu den großen, behäbigen, aber sicher dahinstreifenden Doppeldeckern. Plötzlich Bewegung da oben.

Die Junker haben die Doppeldecker eingeholt und sausen mit erschreckender Geschwindigkeit auf dieselben los, dazwischen ein wahnsinniges Geknatter aus fünf Maschinengewehren. Uns unten bleibt das Herz stehen! — Jetzt hatten die Fokker den Feind erreicht, reißen sich aber wieder los und stürzen sich mit neuer Kraft auf die verwirrt durcheinander kreisenden Doppeldecker.

Jetzt hat sich auch der eine Fokker seinen Gegner ausgesucht. Er lässt ihn nicht mehr los, verfolgt ihn, der Große versucht tiefer zu kommen — vergebens; höher — vergebens, der Junker hat ihn gefasst, ist bald über, bald unter ihm, — vorn und hinten, unmöglich zu entkommen! Da — ein plötzliches Schwanken des Großen, er geht tiefer — und „hurra!“ brüllt es aus tausend Kehlen — „er ist getroffen!“

„Ich beobachtete scharf, und so entging mir nicht, dass auch der Falkner ganz eigenartig taumelnde Bewegungen machte, sich wie ein zu Tode getroffenes Tier kerzengerade aufrichtet, wie er anfing zu flattern und ganz allmählich tiefer kam, erst langsam, dann immer schneller — ein plötzlicher Ruck, der Apparat steht wieder waagerecht.

Da überschlägt sich das Flugzeug vollständig, der Schwanz trennt sich von den Tragflächen und fällt nach unten, eine der Tragflächen flattert hinterdrein, und mit unheimlich pfeifendem Geräusch und dumpfem Aufschlag stürzt der Apparat sich mehrere Male überschlagend, aus 2000 Meter Höhe zur Erde.“

„Von allen Seiten stürzen Soldaten zur Unfallstelle. Mit vieler Mühe wird der Motor umgedreht.

Mehrere Offiziere erscheinen und beaufsichtigen die Durchsuchung des Toten. Endlich hat man dem Toten den Lederrock geöffnet und findet als erstes — den Pour le mérite! — Immelmann? Boelcke? — irgendjemand sprach es; wie ein Lauffeuer ging es weiter, und plötzlich entstand eine beängstigende Stille.

Dann fand man das E. K., und dann kam die traurige Gewissheit: Das Monogramm in der Wäsche — M. I. — „Unser armer Immelmann!“ sprach ein anwesender höherer Offizier, und wir sprachen es traurig nach.“ —

Immelmann war Anhänger der Feuerbestattung und hatte bestimmt, dass seine materiellen Reste in seiner Heimat den Flammen übergeben werden sollten.

Die Mutter und der Bruder ließen die Reste des Helden nach Dresden bringen. Oberleutnant Schröder, selbst ein ausgezeichneter Flieger, begleitete Immelmanns Überführung. Ohne Prunk wurde der Held bestattet.

Ohne Prunk und ohne die sonst oft überschwänglichen Worte bei Todesanzeigen gaben die Angehörigen den Tod an. Einfach wie des Helden Wesen war — war auch seine Todesanzeige!

„Unser geliebter Sohn und Bruder, unser Held Max Immelmann fiel im Kampf für sein geliebtes Vaterland. G. verw. Immelmann; E. verw. Bagier, geb. Immelmann und Franz Immelmann. Wir legen keine äußere Trauer an und bitten von Beileidsbezeigungen abzusehen.“ Der Führer der Fliegertruppe der Armee, der Immelmann angehörte, widmete dem Helden einen herzhaften Nachruf. in dem es u. a. hieß: „Sein Ruhm und sein Name gehören dem Vaterland. In dem Ruhm der deutschen Fliegertruppen lebt er fort als der kühne Flieger, Kämpfer und Sieger!“

Der nächste Vorgesetzte Immelmanns schrieb an die Mutter, die vorbildlich für alle Mütter, die ihr Liebstes im männermordenden Kampfe verloren, ihren Schmerz in Würde trug. folgende Zeilen:

„Schmerzgebeugt obliegt es mir, Ihnen, gnädige Frau, die überaus traurige Nachricht von dem Heldentod Ihres so heißgeliebten Sohnes zu übermitteln. Ich spreche Ihnen meinen und aller meiner Offiziere herzlichstes aufrichtigstes Beileid aus.

Ich kann Ihnen, gnädige Frau, nachfühlen, wie ein Mutterherz blutet, das seinen heißgeliebten Sohn, auf den ganz Deutschland mit Stolz und Verehrung blickt, hergeben muss.

Mögen Sie, gnädige Frau, in diesen schweren Zeiten einigen Trost finden in dem Bewusstsein, dass Ihr tapferer, heldenhafter Sohn das traurige Los so unendlich vieler Helden geteilt hat. Wissen gnädige Frau doch, dass Ihr geliebter Sohn als Held für Deutschlands Ruhm und Macht nach Walhall eingezogen ist. Der Nachlass Ihres lieben Sohnes geht Ihnen nach der Überführung durch den treuen Burschen von Max zu, desgleichen übersende ich Ihnen die Zeichen, mit denen das Vaterland seine Helden ehrt.

Indem ich Ihnen nochmals unser Aller innigstes Beileid über den schweren Verlust ausspreche und den Wunsch beifüge, recht bald Trost und innere Ruhe zu finden, bin ich

Euer Hochwohlgeboren mitfühlender

Fritz Moosmeier, Oberleutnant u. Abteilungsführer.“

Der kommandierende General, der deutsche Kaiser. die Könige von Sachsen und Bayern. der Kronprinz und viele viele andere sprachen der Mutter ebenfalls ihr Beileid und ihre Trauer um den ersten deutschen Luftsieger aus.

Eine schöne Ehrung des Menschen Immelmann war es, dass selbst seine Feinde ihn im Tode achteten. Am 28. Juni 1916 nachmittags warfen nämlich feindliche Flieger Eichenlaubkränze mit schwarz-weiß-roten Bändern ab, denen ein Brief angefügt war:

„An das deutsche Fliegerkorps! Zum Tode des Fliegeroffiziers Immelmann unser aufrichtigstes Beileid. Wir werden diesem offenen, wackeren Gegner allzeit ein ehrendes Andenken bewahren.

Das vereinte Geschwader. (Wir bitten. diese Kränze am Grabe des Helden in Dresden niederzulegen.)“ Eine Kriegsnummer der Lustigen Blätter aber fand die warmen, ernsten und treffenden Worte über den „Adler von Lille“

Nun bannt die Scholle dich! Kein starker Flügel

Hebt dich empor von diesem Erdenhügel,

Wo still des Äthers reichste Lichter glänzen.

Still ruht dein Irdsches unter Sommerkränzen —

Doch wenn die Kinder deines Volkes kamen

Zum schlichten Kreuz und lesen deinen Namen,

Dann seh‘n sie strahlend über Welt und Leben

Des deutschen Ruhmes jungen Adler schweben! —

Wahr und prophetisch waren die Worte:

Krieg war dein Weg, wie hellste Heldenpfade—

Dein Tag blieb morgenschön in Sieg und Gnade.

Und wo die Deutschen, deine Brüder, siegen.

Dein Name wird mit ihren Fahnen fliegen!

Ein Leipziger Freund des Helden schrieb kurz nach seinem Heldentode: „Die Kunde von Immelmanns Tod hat in allen Kreisen aufrichtige Trauer geweckt, und gerade Leipzig, in dem er zum letzten Male auf Urlaub weilte, beklagt aufs Schmerzlichste das frühe Hinscheiden dieses deutschen Helden, den es mit Stolz zu seinen Bürgern zählte. Noch sind nähere Einzelheiten über seinen Tod nicht bekannt, aber so viel kann fest schon mitgeteilt werden, dass er in Ausübung seines freigewählten Soldatenberufes ums Leben kam. Im Kampfe mit einem englischen Flugzeug starb er, wie er gelebt hat, als ein Opfer treuer und rastloser Pflichterfüllung, gab er sein junges Leben dem Vaterlande, für dessen Ehre er fast zwei Jahre siegreich gestritten hat. Mit stiller Wehmut gedenken wir jetzt des Tages an dem wir mit ihm auf dem heimischen Flugplatze zusammen weilten und er dem Wissbegierigen so manches aus der Chronik seines Fokker mitteilte. Er war kein Erzähler, seine bescheidene Zurückhaltung hinderte ihn, viel Aufhebens zu machen. Aber dem Fragenden gab er bereitwillig Antwort. Nur wo es sich um sein „System“ handelte, über das hernach die englischen Blätter spaltenlange Berichte brachten, wurde er schweigsam und verbarg sein Wissen hinter einem liebenswürdigen Lächeln, das keine Deutung zuließ.

Er war ein begeisterter Anhänger des Flugsports; Sport — im besten Sinne des Wortes — dünkte ihn auch sein Beruf als Kampfflieger des deutschen Heeres. Das Turnen, dem er leidenschaftlich zugetan war, hatte seinen Körper gestählt, willensstarke Energie gab ihm die kräftige Gesundheit, die er sein eigen nennen durfte. Immelmann war Vegetarianer und Abstinent, auch den Tabak mied er, aber alles, was Leibesübung hieß, durfte ihn Freund nennen.“

Immelmann war, wie wir schon erzählten, eine bescheidene, anspruchslose Natur, ein „Held“, der wie alle wirklichen Helden von seinen Heldentaten wenig sprach.

Als er im Herbst 1915 eine kurze Zeit auf Urlaub in der Heimat weilte, wurde er gefragt, wie er seine Erfolge erziele. Die einfache kurze soldatische Antwort lautete:

„Man steigt auf. Wenn man Glück hat. trifft man, und der England er fällt herunter. Eine sehr einfache Sache!“

Diese Worte sind gewiss richtig. Aber welch‘ ein Mut, welch‘ eine Kühnheit, welch‘ eine Sicherheit in der Bedienung des Flugzeugs, des Motors und des Maschinengewehrs dazu gehört, die englischen Flieger „herunterfallen“ zu lassen, das lassen sie nicht erkennen.

Als der amtliche Kriegsbericht am 11. Oktober 1915 zum ersten Male den Namen Immelmann nannte und dem Helden damit die größte nur mögliche Anerkennung unter unseren Millionen von Kämpfern zollte, da erfuhren wir auch von einem seiner Kameraden, wie Immelmann diesen „vierten“ heruntergeholt hatte.

Es war ein großer englischer Doppeldecker, der am 10. Oktober bei klarem Wetter mit noch einem andern Engländer über die deutschen Linien bei Arras und Lens erschien.

„Der Leutnant Immelmann steigt sofort auf und hat die Engländer zu vertreiben!“ lautete der Befehl des Korpskommandeurs. also die drei Flugzeuge in einer Richtung in der Höhe gestaffelt nach Westen sausen. Der deutsche Apparat wird dadurch gezwungen, seine Verfolgung aufzugeben und nach links auszubiegen. Dann verschwand er zeitweise unseren Blinken in den roten Wolken. Als er wieder in meinem Gesichtsfelde erschien, flog er nach Osten, verfolgt von dem Engländer.

Der deutsche Eindecker senkte sich in gemäßigtem Gleitflug. Maschinengewehrfeuer von großer Heftigkeit. Dann näherte sich der Apparat des Deutschen immer mehr dem Boden und entschwand bei einer großen Fabrik mit einem dicken Schornstein aus meinem Gesichtskreis. Er war abgestürzt oder schnell gelandet. Heute erfuhr ich, dass der bekämpfte deutsche Apparat von Immelmann geführt war und dieser getötet sei. — So fiel der unsterbliche Flieger . . .“ Ein anderer Augenzeuge des letzten Kampfes unseres Helden stellte das dramatische Gefecht in einem Feldpostbrief folgendermaßen dar:

„Wenn diese Zeilen Euch erreichen. dann hat schon jedermann die Schreckenskunde vernommen: Immelmann ist tot. Mir war es beschieden, dabei zu sein und als einer der ersten das Unfassliche fassen zu müssen.

Sah ich doch. wie man seine eisernen Kreuze und den Pour le mérite barg, sah sein Taschentuch mit M. I. gezeichnet und sein Notizbuch.

Leicht hat er es seinen Feinden aber nicht gemacht, ja man muss es einen unglücklichen Zufall nennen. Drei feindliche Flugzeuge hatte er schon abgeschossen, immer in Blitzeseile seine Opfer umkreisend, in jähen Sturzflügen sich unter sie bergend und dann ihnen rasch und rascher in Schraubenflügen folgend.

Bei seinem Todessturz war er im Kampf mit zwei feindlichen Flugzeugen, deren eines er anschoss. Während er es weiter verfolgte, wurde sein Falkner von dem anderen feindlichen Flugzeug am Schwanzteil getroffen; wahrscheinlich brach eine Stahltrosse. Aber Immelmann hatte sich so fest in den Kampf verbissen, dass er dessen nicht achtete. Er verfolgte weiter sein Opfer. Da brach der Schwanz des Apparats ab und flog in weitem Bogen aufs Feld.

Immelmann und sein steuerloser Fokker stürzten, sich heftig und unregelmäßig überschlagend, aus großer Höhe in den Tod.

Der halb vernichtete Gegner wurde dann von Immelmanns Kameraden, ebenfalls auf Fokker, zur Strecke gebracht.“ —

Etwas anders schilderte uns ein Flieger-Kamerad Immelmanns den Todesflug des Lufthelden. Daraus ersehen wir dass der Luftbezwinger nur durch den Überschwang des eigenen Mutes gefällt wurde. Immelmann starb durch Immelmann - nicht durch die Kraft seiner Feinde.

Der Flieger erzählte lebendig und anschaulich:

„In mehreren tausend Metern Höhe sehe ich über mir fünf Flugzeuge, von denen ich sofort zwei Fokker und drei englische und französische Doppeldecker erkenne, in heißem Kampf.

Die Junker winzig und schnell wie eine Schwalbe im Vergleich zu den großen, behäbigen, aber sicher dahinstreifenden Doppeldeckern. Plötzlich Bewegung da oben.

Die Junker haben die Doppeldecker eingeholt und sausen mit erschreckender Geschwindigkeit auf dieselben los, dazwischen ein wahnsinniges Geknatter aus fünf Maschinengewehren. Uns unten bleibt das Herz stehen! — Jetzt hatten die Fokker den Feind erreicht, reißen sich aber wieder los und stürzen sich mit neuer Kraft auf die verwirrt durcheinander kreisenden Doppeldecker.

Jetzt hat sich auch der eine Fokker seinen Gegner ausgesucht. Er lässt ihn nicht mehr los, verfolgt ihn, der Große versucht tiefer zu kommen — vergebens; höher — vergebens, der Junker hat ihn gefasst, ist bald über, bald unter ihm, — vorn und hinten, unmöglich zu entkommen! Da — ein plötzliches Schwanken des Großen, er geht tiefer — und „hurra!“ brüllt es aus tausend Kehlen — „er ist getroffen!“

„Ich beobachtete scharf, und so entging mir nicht, dass auch der Falkner ganz eigenartig taumelnde Bewegungen machte, sich wie ein zu Tode getroffenes Tier kerzengerade aufrichtet, wie er anfing zu flattern und ganz allmählich tiefer kam, erst langsam, dann immer schneller — ein plötzlicher Ruck, der Apparat steht wieder waagerecht.

Da überschlägt sich das Flugzeug vollständig, der Schwanz trennt sich von den Tragflächen und fällt nach unten, eine der Tragflächen flattert hinterdrein, und mit unheimlich pfeifendem Geräusch und dumpfem Aufschlag stürzt der Apparat sich mehrere Male überschlagend, aus 2000 Meter Höhe zur Erde.“

„Von allen Seiten stürzen Soldaten zur Unfallstelle. Mit vieler Mühe wird der Motor umgedreht.

Mehrere Offiziere erscheinen und beaufsichtigen die Durchsuchung des Toten. Endlich hat man dem Toten den Lederrock geöffnet und findet als erstes — den Pour le mérite! — Immelmann? Boelcke? — irgendjemand sprach es; wie ein Lauffeuer ging es weiter, und plötzlich entstand eine beängstigende Stille.

Dann fand man das E. K., und dann kam die traurige Gewissheit: Das Monogramm in der Wäsche — M. I. — „Unser armer Immelmann!“ sprach ein anwesender höherer Offizier, und wir sprachen es traurig nach.“ —

Immelmann war Anhänger der Feuerbestattung und hatte bestimmt, dass seine materiellen Reste in seiner Heimat den Flammen übergeben werden sollten.

Die Mutter und der Bruder ließen die Reste des Helden nach Dresden bringen. Oberleutnant Schröder, selbst ein ausgezeichneter Flieger, begleitete Immelmanns Überführung. Ohne Prunk wurde der Held bestattet.

Ohne Prunk und ohne die sonst oft überschwänglichen Worte bei Todesanzeigen gaben die Angehörigen den Tod an. Einfach wie des Helden Wesen war — war auch seine Todesanzeige!

„Unser geliebter Sohn und Bruder, unser Held Max Immelmann fiel im Kampf für sein geliebtes Vaterland. G. verw. Immelmann; E. verw. Bagier, geb. Immelmann und Franz Immelmann. Wir legen keine äußere Trauer an und bitten von Beileidsbezeigungen abzusehen.“ Der Führer der Fliegertruppe der Armee, der Immelmann angehörte, widmete dem Helden einen herzhaften Nachruf. in dem es u. a. hieß: „Sein Ruhm und sein Name gehören dem Vaterland. In dem Ruhm der deutschen Fliegertruppen lebt er fort als der kühne Flieger, Kämpfer und Sieger!“

Der nächste Vorgesetzte Immelmanns schrieb an die Mutter, die vorbildlich für alle Mütter, die ihr Liebstes im männermordenden Kampfe verloren, ihren Schmerz in Würde trug. folgende Zeilen:

„Schmerzgebeugt obliegt es mir, Ihnen, gnädige Frau, die überaus traurige Nachricht von dem Heldentod Ihres so heißgeliebten Sohnes zu übermitteln. Ich spreche Ihnen meinen und aller meiner Offiziere herzlichstes aufrichtigstes Beileid aus.

Ich kann Ihnen, gnädige Frau, nachfühlen, wie ein Mutterherz blutet, das seinen heißgeliebten Sohn, auf den ganz Deutschland mit Stolz und Verehrung blickt, hergeben muss.

Mögen Sie, gnädige Frau, in diesen schweren Zeiten einigen Trost finden in dem Bewusstsein, dass Ihr tapferer, heldenhafter Sohn das traurige Los so unendlich vieler Helden geteilt hat. Wissen gnädige Frau doch, dass Ihr geliebter Sohn als Held für Deutschlands Ruhm und Macht nach Walhall eingezogen ist. Der Nachlass Ihres lieben Sohnes geht Ihnen nach der Überführung durch den treuen Burschen von Max zu, desgleichen übersende ich Ihnen die Zeichen, mit denen das Vaterland seine Helden ehrt.

Indem ich Ihnen nochmals unser Aller innigstes Beileid über den schweren Verlust ausspreche und den Wunsch beifüge, recht bald Trost und innere Ruhe zu finden, bin ich

Euer Hochwohlgeboren mitfühlender

Fritz Moosmeier, Oberleutnant u. Abteilungsführer.“

Der kommandierende General, der deutsche Kaiser. die Könige von Sachsen und Bayern. der Kronprinz und viele viele andere sprachen der Mutter ebenfalls ihr Beileid und ihre Trauer um den ersten deutschen Luftsieger aus.

Eine schöne Ehrung des Menschen Immelmann war es, dass selbst seine Feinde ihn im Tode achteten. Am 28. Juni 1916 nachmittags warfen nämlich feindliche Flieger Eichenlaubkränze mit schwarz-weiß-roten Bändern ab, denen ein Brief angefügt war:

„An das deutsche Fliegerkorps! Zum Tode des Fliegeroffiziers Immelmann unser aufrichtigstes Beileid. Wir werden diesem offenen, wackeren Gegner allzeit ein ehrendes Andenken bewahren.

Das vereinte Geschwader. (Wir bitten. diese Kränze am Grabe des Helden in Dresden niederzulegen.)“ Eine Kriegsnummer der Lustigen Blätter aber fand die warmen, ernsten und treffenden Worte über den „Adler von Lille“

Nun bannt die Scholle dich! Kein starker Flügel

Hebt dich empor von diesem Erdenhügel,

Wo still des Äthers reichste Lichter glänzen.

Still ruht dein Irdsches unter Sommerkränzen —

Doch wenn die Kinder deines Volkes kamen

Zum schlichten Kreuz und lesen deinen Namen,

Dann seh‘n sie strahlend über Welt und Leben

Des deutschen Ruhmes jungen Adler schweben! —

Wahr und prophetisch waren die Worte:

Krieg war dein Weg, wie hellste Heldenpfade—

Dein Tag blieb morgenschön in Sieg und Gnade.

Und wo die Deutschen, deine Brüder, siegen.

Dein Name wird mit ihren Fahnen fliegen!

Ein Leipziger Freund des Helden schrieb kurz nach seinem Heldentode: „Die Kunde von Immelmanns Tod hat in allen Kreisen aufrichtige Trauer geweckt, und gerade Leipzig, in dem er zum letzten Male auf Urlaub weilte, beklagt aufs Schmerzlichste das frühe Hinscheiden dieses deutschen Helden, den es mit Stolz zu seinen Bürgern zählte. Noch sind nähere Einzelheiten über seinen Tod nicht bekannt, aber so viel kann fest schon mitgeteilt werden, dass er in Ausübung seines freigewählten Soldatenberufes ums Leben kam. Im Kampfe mit einem englischen Flugzeug starb er, wie er gelebt hat, als ein Opfer treuer und rastloser Pflichterfüllung, gab er sein junges Leben dem Vaterlande, für dessen Ehre er fast zwei Jahre siegreich gestritten hat. Mit stiller Wehmut gedenken wir jetzt des Tages an dem wir mit ihm auf dem heimischen Flugplatze zusammen weilten und er dem Wissbegierigen so manches aus der Chronik seines Fokker mitteilte. Er war kein Erzähler, seine bescheidene Zurückhaltung hinderte ihn, viel Aufhebens zu machen. Aber dem Fragenden gab er bereitwillig Antwort. Nur wo es sich um sein „System“ handelte, über das hernach die englischen Blätter spaltenlange Berichte brachten, wurde er schweigsam und verbarg sein Wissen hinter einem liebenswürdigen Lächeln, das keine Deutung zuließ.

Er war ein begeisterter Anhänger des Flugsports; Sport — im besten Sinne des Wortes — dünkte ihn auch sein Beruf als Kampfflieger des deutschen Heeres. Das Turnen, dem er leidenschaftlich zugetan war, hatte seinen Körper gestählt, willensstarke Energie gab ihm die kräftige Gesundheit, die er sein eigen nennen durfte. Immelmann war Vegetarianer und Abstinent, auch den Tabak mied er, aber alles, was Leibesübung hieß, durfte ihn Freund nennen.“

Bezwinger der Luft im Weltkriege

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