Читать книгу Wo bist du, Bian? - Wilhelm Tramitzke - Страница 5
Ich suche dich
ОглавлениеEs ist lange, lange her, das diese, meine Geschichte geschah. Gehen wir zurück in das Jahr 1948. Kaum ist der Krieg vorbei und schon steckte ich wieder im Schlamassel, doch diesmal in einer ganz anderen Welt. Französisch Indochina, genauer gesagt: Cochinchina. Süd Vietnam, das sumpfige Gebiet im Mekongdelta.
Zum besseren Verständnis.
Bian ist ein Mädchenvorname in Vietnam, und es heißt so viel wie: geheimnisvoll, verborgen.
Geben wir der ominösen Dame Bian den Familienname „Duong“ und nennen sie bei ganzem Namen, „phu nu tre Bian Duong“ (Fräulein Bian Duong). Ich nannte sie „con gai“ (Tochter).
Was will ich mit diesem Bekenntnis erreichen? Will ich mein schlechtes Gewissen erleichtern, oder gar mich mit irgendwelchen fadenscheinigen Erklärungen aus dem Geschehenen fortschleichen?
Nein! Nichts dergleichen.
Bis diese Geschichte von Bian begann, vergingen viele Monate, und ich möchte diese Zeit nun erklären, um mich auch verstehen zu können.
Mein Schöpfer muss mich falsch gewickelt haben, denn er hat mir das Gen der Angst irgendwie blockiert, oder sogar genommen.
Dies erklärt auch die Lebensweise, wie ich mich der Bevölkerung gegenüber verhalten habe.
Bei der Ankunft in Indochina sagte ich zu meinem Freund, Walter von Z., als wir auf dem Schiff von Cap Saint Jaques, auf dem Fluss nach Saigon schipperten, dass ich so ein komisches Gefühl hätte, dass uns nichts Gutes erwartet, und ich am liebsten wieder umkehren würde.
Das war ein Wunschdenken, denn die Speerspitzen der Viêt Minh waren nicht abgestumpft und hießen uns willkommen.
Nach einigen Tagen wurden wir im „Centre Medical Nr. III, Zentrum für Geschlechtskrankheiten als Wachzug abkommandiert. Mit dem Krankenrevier hatten wir nichts zu tun, sondern wir bewachten nur das Areal, welches am Stadtrand von Cholon lag.
Cholon, auch „Chinatown“ genannt, hatte viele Gesichter. Opiumhöhlen, der Schwarzmarkt blühte, und die Prostitution war nicht zu übersehen. Am Stadtrand befanden sich eine ganze Reihe von Bambushütten, eingerichtet mit einem Vorraum, der mit einem Vorhang getrennt war und im hinteren Raum war das Liebesnest eingerichtet. Solche Hütten waren nur von einer Liebesdame bewohnt.
Ob die Damen die Besitzerinnen der Hütten waren, ist zu bezweifeln, eher waren es Chinesen, welche ihren Profit daraus zogen.
Zwischenbemerkung: Phu nu tre Bian Duong hat mit all dem nichts zu tun, denn Bian war ein bildhübsches Mädchen, aus den Klauen der Việt Minh gerissen, und ich glaubte, dass ich sie aus ihrer misslichen Lage befreien kann und sie sollte dann meine Frau werden. Natürlich mit ihrem Einverständnis. Diese Geschichte soll allerdings erst am Ende meiner Erzählungen zur Sprache kommen.
In Saigon, in der „rue Gallieni“ befand sich ein Etablissement von besonderer Güte. Von Cholon kommend, gleich am Anfang der Stadt Saigon, traf man auf die rue Gallieni, was einem zur Einkehr animierte. Das Gebäude war im Karree mit Innenhof gebaut. Gleich links vom Eingang befand sich ein großer Saal mit Restauration, einer Bühne für Vorführungen und für die Musikkapelle.
Die Küche bot vom Feinsten und der Service war perfekt. Man konnte sich mit den Damen unterhalten ohne dass man mit ihnen in ihr Gemach gehen musste. Man speiste und trank seinen „Pinard“. In diesem Fall war der Pinard kein erlesener Wein, sondern der „Vin ordinaire.“ (Tafelwein)
Im Innenhof, beginnend von links nach rechts, befanden sich einzelne Zimmer, welche von je einer Dame im Besitz war. In diesem Etablissement ging es sehr familiär zu, und man könnte meinen, dass es ein nobles Restaurant wäre, wenn nicht die vielen Damen an den Tischen gesessen hätten.
Immerhin war es eine abwechslungsreiche Zeit, sich mit den Damen zu unterhalten, während man seine Mahlzeit einnahm und seinen „vin“ ordinaire“ trank.
Die Damen waren in keiner Weise aufdringlich, sondern sie unterhielten sich als ob sie die guten Freundinnen wären.
Nun haben wir die Bambushütten in Cholon, das Etablissement in der „rue Gallieni in Saigon, und kommen nun zu den Bambushütten vis-á-vis des „Centre Medical Nr III „ am Rande von Cholon. In diesen Hütten wohnten Frauen, welche sich mit den Soldaten verheirateten, das heißt, nur auf Zeit, gewöhnlich für einen Monat. So menschenunwürdig es auch klingt, diese entwurzelten Geschöpfe hatten möglicherweise kein Elternhaus mehr, waren von Gott und der Welt verlassen, und nun bestritten sie ihr Leben auf ihre Weise. Die Frauen in der „rue Gallieni“ waren unter Kontrolle, doch jene in Cholon oder die in den Hütten vor dem Centre Medical ist mir nicht bekannt, doch nie hatte ich gehört, dass jemand, welcher mit den Frauen verheiratet war, erkrankte. Zur Ehrenrettung der „Con Gai’s“ (Töchter) muss ich sagen, dass nach Bezahlung der 100 Piaster für einen Monat verheiratet zu sein, die Frauen treu wie Gold waren und bekochten ihren Angetrauten, wuschen und versorgten seine Wäsche. War der Monat vorüber, ließen sie sich nicht mehr anfassen, außer man verlängerte die Ehe mit erneuten 100 Piaster.
Woher ich das alles weiß? Ich war nicht verheiratet, aber mein Freund Walter von Z. den ich oft in seiner Hütte besuchte, wandte diese Methode an. Die Hütten in Cholon kannte ich nur vom Hören-Sagen, und die „rue Gallieni“ ist keine Frage.
Diese Beschreibungen habe ich zum besseren Verständnis zu Papier gebracht, denn später begegnete ich „Bian Duong“ unter misteriösen Umständen, was mich von einer Heirat nach dortiger Sitte nicht abhielt, doch alles verlief anders und in geheimnisvollen Bahnen.
Ich will mich nicht für irgendetwas rechtfertigen, ich will mich nicht schönreden um meine Boshaftigkeiten zu entschuldigen, nein ich will nur erklären, wie man mich bei der Bevölkerung einschätzte, und wie ich mit der Bevölkerung zurechtkam.
Die Rede von der Belegschaft des Wachzuges im Centre Medical III ist ein Zug, genannt Section der Fremdenlegion der 13éme Demi Brigade (13. Halbbrigade).
Der Zugführer, Adjutant (Oberfeldwebel) Vollmer, ein Hannoveraner wie er leibt und lebt, ein gestrenger, aber gerechter Soldat.
Er nannte mich „Saubohne!“
Nach den Hütten gegenüber des Centre Medical längs der Straße Cholon-Saigon, rechtsseitig, befand sich eine Ortschaft von ca. einem Kilometer Länge, bestehend aus zweireihigen Bambushütten, welche durchgehend von annamitischen Familien bewohnt waren. Da sah man ältere Männer und Frauen, und vor allen Dingen viele Kinder die Straße bevölkern.
Was interessant erschien, war, wenn ein Legionär oder ein Soldat der regulären Armee durch den Ort ging, vor allen Dingen, wenn sie betrunken waren, sah man die Dorfstraße wie leergefegt.
Die Bevölkerung hatte Angst vor den besoffenen Recken, denn oft kam es vor, dass sie eine Wohnung komplett demolierten, ohne dass der Besitzer Schadenersatz bekam.
Wie schon erwähnt, nahm mir mein Schöpfer die Angst und pflanzte mir stattdessen die Gene ein von Humor, Fröhlichkeit, Lebenslust und besonders Respekt vor den älteren Leuten und den Kindern.
Als ich zum ersten Mal durch den Ort ging, war die Straße leer. Ich wunderte mich, denn ich wusste ja nicht, dass meine Kampfgenossen früher schon ihr Unwesen trieben.
Der Weg sollte mich nach Saigon führen.
Vorerst wollte ich mich mit den Leuten unterhalten, denn das war meine Stärke und Freude.
Ich ging in die erst beste Hütte, grüßte höflich. Die Familie saß verängstigt um den Tisch und sie schauten mich konsterniert an.
Ich gab jedem die Hand, beginnend mit den Frauen und streichelte die Kinder, nahm sie in die Arme und drückte sie an mich.
Das war der Auftakt einer Freundschaft mit der Bevölkerung und mit dem Trinken vom Reisschnaps und das Essen von Reis, Fisch und verschiedene Salate.
Da hat mein Schöpfer mir was angetan, und er ließ mich nicht mehr davon los, besser gesagt; die älteren Frauen und Männer, besonders die Kinder, hangen an mir, als ob ich ein anderes Wesen aus einer anderen Welt wäre.
Immer wenn ich auf dem Weg nach Saigon war, nahm ich die Straße durch das Dorf, doch schon am Anfang der Straße wurde ich von den Kindern und von alten Frauen empfangen, weniger von Männer, und jeder wollte mich in ihren Hütten haben um mich mit Reis und dem Fusel, genannt Tschum, (Reisschnaps) vollzustopfen.
Bei diesen Unternehmungen kam ich höchstens bis zur Mitte des Dorfes an, aber nicht in Saigon.
Die Menschen dort waren meine Freunde und ich hatte sie auch als solche behandelt und respektiert.
Sollte ich wirklich nach Saigon wollen, dann nahm ich einen anderen „Itinerary“, (Route) dass ich nicht in die Hände meiner Freunde im Dorf fiel.
Saigon war für mich nicht so interessant, denn ich ging weder in eine Oper noch Operette, auch in kein Kino, und nicht mal in die „rue Gallieni“.
Für mich war das Dorf wie meine Familie, aber ich nützte diese Gastfreundschaft nicht aus, denn mein Schöpfer bleute mir ein, dass mein Stolz es nicht zulassen soll.
Die Zeit meines Aufenthaltes in Cholon ging bald zu Ende und unsere Sektion wurde zu verschiedenen Einheiten verteilt.
Für mich kam die Reue zu spät, denn anstatt mich mit der Fauna und Flora, der annamitischen Sprache, der vietnamesischen Historie und Kultur zu befassen, hat mich der „Bacchus,“ (Weingott) besser gesagt, das „Bacchanale“ im Griff.
Ich wurde als einziger von der Sektion Cholon zur 10. Kompanie, 3. Bataillon der 13. Demi Brigade nach der Ortschaft Duc Hoa versetzt
Dort erfuhr ich sofort von den Heldentaten eines Zuges der 10. Kompanie, welcher nach Kambodscha, nahe Siem Reap, zur Bekämpfung der Issaraks abkommandiert wurde. Der Geschichte nach sollen die Aufständigen Issaraks von dem Halbbruder des Prinzen Norodom Sihanouk von Kambodscha angeführt worden sein.
Der Zug der 10. Kompanie und die Issaraks, denen der Zug begegnete, müssen Superhelden gewesen sein, dagegen könnte man alle Heldentaten der Welt in den Schatten stellen.
Legionnaire 1ére Classe, „De Wilde“ ein Niederländer, erzählte mir die Geschichte, welche wirklich heldenhaft erscheint. Auf einem Urwaldpfad, ausgerechnet in einer Kurve, lagen die Legionäre auf der Erde und verspeisten ihre Vesperbrote.
Von Absicherung war keine Rede. De Wilde lag, nach seinen eigenen Angaben, als letzter in der Kurve, mampfte sein „Casse-Croûte“, was ihm augenscheinlich gut schmeckte, als eine Gruppe schwarz gekleideter, mit roten Bändern um die Mützen, und schwer bewaffneter Männer um die Kurve kam. Dies veranlasste De Wilde den ersten Mann, welcher ein Maschinengewehr trug, zu fragen, von welcher Einheit sie wären. Husch, husch, waren die schwarzen Kämpfer im Urwald verschwunden, denn es waren Issaraks.
Ob sich De Wilde zur Klärung der Lage erhob, erzählte er nicht, aber der Kampf mit den Issaraks nahm ein unblutiges Ende, denn es gab keinen Kampf.
Mein erster Eindruck von der 10. Kompanie war nicht schlecht, denn wir wurden in Duc Hoa auf einem Posten, namens Poste Marché, einquartiert. Im Posten befand sich ein ca. 25m hoher Turm, genannt „Mirador, welcher kaum benutzt wurde.“
Duc Hoa war von Moskitos verseucht, doch das Gute am Poste Marché war, dass sich eigenartigerweise keine Moskitos auf dem Posten befanden.
Meine Geschichte soll ja von Menschlichkeit, Freundschaft und Verständigung zwischen den Menschen erzählen, und vor allem die Fürsorge der Armee ihren Soldaten gegenüber. Was kann eine Armee schon für die Soldaten tun, als sie in den Tod zu schicken.
Da haben wir den Salat! Wer stirbt denn gerne, bei den sozialen Einrichtungen im Ort Duc Hoa.
Eine kurze Beschreibung der Lage in Duc Hoa und die Einrichtungen für die Legionäre.
In dem Ort Duc Hoa, cirka 25 Km westlich von Saigon gelegen, befand sich der Stab des 3. Bataillons der 13. Demi Brigade. Die 10. Kompanie hatte ihren Posten am Rande der Ortschaft. Außerdem war ein Zug auf dem „Poste Marché,“ dann richtete man einen Posten in Luong Hoa Centre für eine Zugstärke ein. Diesen Posten muss ich erwähnen, denn auch dieser Posten wurde für menschliche Bedürfnisse betreut.
Der Posten Luong Hoa Centre befand sich am Fluss Vaico Orientale an einem Seitenkanal, also, flussabwärts an der linken Ecke des Vaico-Kanals. Diesen Posten konnte man nur per Schiff erreichen, denn es führte keine Straße dort hin. Auf dem Posten befanden sich zwei Eckbunker und ein 25 Meter hoher Aussichtsturm. Der Ort hatte eine Kirche, einen Bürgermeister, eine Schule und Luong Hoa Centre schien von den Viêt Minh verschont geblieben zu sein.
Auf dem Dorfplatz von Duc Hoa wurde jeden Tag die Tricolore, (Französische Nationalfahne, blau, weiß, rot) gehißt, dabei durfte der Dorfgendarm, ein Ziegenbock mit schwarz-weißem Fell, nicht fehlen. Er war der Liebling aller Legionäre, nur, man durfte ihm nicht in die Augen schauen, sonst ging er sofort in Angriffsstellung über. Man brauchte sich nicht wundern, dass der Dorfplatz immer „Picobello“ dastand, sauber von allen Papierfetzen, Zigarettenkippen, leere Zigarettenschachteln usw., usf.
Erschien man auf dem Dorfplatz, trippelte der Ziegenbock hinter einem her, ließ sich streicheln, doch wie gesagt, sollte man ihm nicht in die Augen schauen. Schmiss man irgendeinen Fetzen Papier oder eine Zigarettenschachtel auf den Boden, war der Ziegenbock sofort zur Stelle und fraß den Gegenstand auf.
Sonderbarer Bursche.
Linker Hand des Platzes befand sich das Bürgermeisteramt, genannt „Mairie“. Querstehend zum Bürgermeisteramt befand sich ein Gebäude für den Kantinenbetrieb, wo man allerlei Getränke konsumieren konnte, doch es gab keinen Küchenbetrieb.
Vom Kantinenraum nach hinten raus kam man in einen Gang wo rechterhand einzelne Zimmer waren, welche von Liebesdamen benutzt wurden.
Die Liebesdamen nahmen im Kantinenraum mit ihren Freiern Kontakt auf, und sollte es zu einer Einigung gekommen sein, so kam man an dem im Gang sitzenden Sanitäter, ohne dass er dich medizinisch behandelt hatte, nicht vorbei.
Wie sah es nun mit dem Liebesdienst auf verlassenen Posten, wie Luong Hoa Centre, aus?
Keine Sorge
Nachfolgend werde ich das Leben und die Begebenheiten auf dem Posten Luong Hoa Centre genauer beschreiben, und die Heldentaten der Besatzung der Weltöffentlichkeit kundtun.
Bevor ich mit der Geschichte meines Aufenthaltes in Luong Hoa Centre anfange, möchte ich über meine Auseinandersetzungen mit meinem Schöpfer erzählen, denn schon in anderen Niederschriften habe ich meinen Schöpfer erwähnt und warum soll ich ihn hier nicht erwähnen?
Mit meinem Schöpfer stehe ich im Dauerclinch, was man nicht oft genug erwähnen kann, doch der Herr ist immer in letzter Sekunde mein Retter.
Warum begebe ich mich immer in Gefahr? Das hat mein Herr mir eingebrockt. So auch auf dem Posten Luong Hoa Centre. Unser Chef de Sektion war ein Adjutant-Chef, französischer Provenienz.
Wie aus heiterem Himmel wurde der Adjutant-Chef abberufen und wurde durch einen Adjutanten, namens „De Vail“ ersetzt. De Vail war belgischer Herkunft und Leutnant der belgischen Armee. Beim Frankreichfeldzug entkam er den Deutschen und engagierte in der Fremdenlegion. Dieser De Vail sprach fließend Deutsch und zeigte keinerlei Hass auf die Deutschen, im Gegenteil, er war ein richtiger Kamerad mit allen Legionären.
Ich möchte etwas vorgreifen und die Belegschaft des Postens erklären.
Von den ca. 35 Mann waren; Adjutant De Vail, zwei Sergeant (Unteroffiziere) ein Kaporalchef und ein Kaporal. Der Rest Legionäre 2. oder 1. Klasse.
Zur Verständigung.
■ Einfacher Legionär=2. Klasse wie Soldat oder Grenadier etc
■ Legionär 1.Klasse wie Obersoldat, Obergrenadier etc.
Warum, fragte ich mich, hat mein Herr und Schöpfer mir die Zukunft so gestaltet, wie nachfolgend berichtet wird? Was habe ich denn verbrochen, dass es mir so gut geht, sagt der Volksmund.
Irgendwie stach ich dem Adjutant De Vail ins Auge, und er machte mich, „Legionnaire 2éme Classe“ zum „Fonctionnaire Kaporal.“ Ich hatte folglich die Funktion eines Kaporals, (in der Wehrmacht, Gefreiter) auf dem Posten Luong Hoa Centre bekommen, und löste quasi den Kaporal (Jugoslawe) ab.
Nun kamen meine Pflichten die man mir auferlegte, welche nicht gerade wenig waren.
Diese mir auferlegte Pflichten hatte der abgelöste Kaporal nicht.
Dieser hatte nur die Funktion, in der Morgenstunde die Tricolore am Mast hochzuziehen und abends wieder einzuholen, natürlich mit dem angetretenen Zug des Postens. Dieses Fahnenhissen musste nun ich bewerkstelligen, und man konnte dem Jugoslawe nicht verdenken, dass er auf mich nicht gut zu sprechen war.
Zur Ehrenrettung muss man sagen, dass er es später eingesehen hatte, dass er ohne Funktion besser fuhr
Nun zu meinen Pflichten: Morgens den Zug antreten lassen und die Fahne hissen. Abends das Gleiche.
Ankommende Schiffe, Barken Dschunken überprüfen ob sie Ihre Steuern bezahlt haben. Wenn nicht, musste ich mit dem Schiffseigner auf das Bürgermeisteramt gehen, um dass sie ihre Steuern entrichteten. Erst dann konnten sie ihre Schiffsreise fortsetzen
Die Führung der Kantine übernehmen, was mich besonders freute, denn ich saß an der Quelle.
Nun hatten wir einen Südtiroler als Koch, und der bat mich jeden Tag eine andere Frucht als Dessert zu besorgen. Darunter meistens: Ananas. Bananen, Mangofrüchte, je nach Bedarf. Der Clou der Sache war, wir waren Räuber. Ich durchstöberte die Barken und Dschunken und die Leute mussten mir, ohne dass ich sie bezahlte, das verlangte Quantum an Früchten übergeben.
Alle 14 Tage brachte uns ein Schiff die allernötgsten Lebensmitteln und Getränke, und jeden Monat eine Kuh, welche dann an Ort und Stelle geschlachtet wurde.
Heissassa! Zum Frühstück, zu Mittag, zu Abend, Beefsteak, Beefsteak und nochmals Beefsteak.
Nach nicht mal einer Woche war die Kuh, volkstümlich gesagt, aufgefressen, denn man hatte keine Gefrier- oder Kühlmöglichkeit.
Nun kamen dem Koch seine Künste mit großen Saubohnen (franz. fèves genannt) zum Zug, und ab dann gab es jeden Tag, Saubohnen, Saubohnen und immer wieder Saubohnen in allen Variationen. Was mich wunderte. Ich habe niemals gesehen, dass jemand auf den Gedanken kam, im Vaico zu fischen, oder sich die Fische im Dorf zu beschaffen. Von der Kompanie wurden auch keine Fische geliefert.
In Cholon nannte mich mein Zugführer Vollmer liebevoll „Saubohne,“ und nun habe ich auf dem Posten Luong Hoa Centre die Saubohnen am Hals!
Da ich von Natur aus kein „Gourmet“ bin, so ging ich öfters aus dem Posten Richtung Dorf, wo gleich hinter der Barrikade ein alter Mann seine Hütte hatte und verschiedene warme Speisen und auch Getränke anbot. Hier aß ich des Öfteren Reis mit Fisch und „Nuoc Mam“, eine Art Maggi.