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„Nuoc Mam“

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Bei den Kontrollen auf den Barken und Dschunken hatten manche Schiffe große, runde Tontöpfe, gefüllt mit Fischköpfen, Gräten und Fischschwänze, und alles schwamm in einer Brühe voll mit Maden, was einen fürchterlichen Gestank erzeugte.

Auf meine Fragen antwortete man mir, dass daraus die gute Fischsauce „Nuoc Mam“ gemacht wird.

Ich erinnere mich, als im Dorf Luong Hoa Centre ein Tontopf mit von ca. zwei Liter Nuoc Mam zerbrach, sagte man, dass es 2 Km gegen den Wind stinken würde, und ich aß mit Vorliebe diese stinkige Fischsauce mit Reis und Fisch.

Das war auf dem Posten noch nicht alles. Auch ein großes Fass Wein, den Pinard, wahrscheinlich war es Pulverwein, hatte man auf dem Posten neben der Küche aufgestellt. Die Menge des Weines war so berechnet, dass jeder Legionär täglich sein 1/4 Liter Wein zu Mittag und zum Abendbrot bekam.

Mit der monatlichen Lieferung einer Kuh, kam auch der Wein, doch alle anderen Nahrungsmittel bekamen wir alle 14 Tage.

Bevor ich es vergesse, möchte ich die tragische Geschichte von unserem Kamerad Köhler aus Berlin erzählen.

Wir hatten uns entschlossen, das heißt, einige Sauf- und Sangeslustige Legionäre, haben entschlossen, sich auf dem Anlegesteg zu versammeln und dort eine Art Fete zu gestalten. Dazu brauchte man Wein, was uns auch vom Adjutant De Vail genehmigt wurde. Federführend war natürlich mein Freund Willi Z. denn der konnte beim Song von der Sulaika so schön die Hüften schwingen. Es sollte ein Bauchtanz sein.

Da wir keine Weinkrüge hatten, holte man den Wein in einer großen Schüssel, und jeder hatte seinen Trinkbecher aus Aluminium, und bediente sich á volonté aus der Schüssel.

Unser Freund Köhler war in seiner Art etwas träge, er war ein stiller Genosse, und schloss sich gerne uns Saufbrüder an. Wer war nun der geeignete Weinholer? Natürlich Köhler.!

Der Wein wurde mit einem Schlauch aus dem Spund des Fasses abgesaugt, und wenn die Schüssel voll war, holte man den Schlauch aus dem Spundloch.

Unser Adjutant genehmigte uns auch eine zweite Schüssel, denn die Gurgeln waren noch nicht voll, und der Gesang nahm seinen Höhepunkt an. Möglicherweise wurde die Saufgruppe von den Việt Minh vom gegenüberliegenden Kanalufer, beobachtet, daran wurde nicht gedacht, und es passierte auch nichts.

Nun schickte man den Köhler eine zweite Schüssel Wein zu holen, doch der kam traurig mit der leeren Schüssel zurück, und niedergeschlagen gestand er, dass kein Wein mehr da wäre. Er hätte vergessen den Schlauch aus dem Spundloch zu ziehen, und das Weinfass wäre nun leergelaufen.

Das war eine traurige Geschichte, nicht nur für Köhler, sondern für den ganzen Posten von Luong Hoa Centre. Nun heißt es, Saubohnen ohne Wein zu essen!

Das tragische an der Geschichte ist, dass Köhler über Nacht verschwand, und man hörte nie mehr was von ihm, er wurde weder tot aufgefunden, noch hörte man etwas von Seiten der Việt Minh.

Meine Eskapaden sollte ich eigentlich nicht erzählen, doch ich leistete mir so manches Abenteuer auf eigene Faust, und geheim vor den Kameraden. Ich muss mit meinem Schöpfer einen Pakt geschlossen haben, denn er hatte Macht über mich, schickte mich in die lebensgefährlichsten Unternehmungen, und beschützte mich immer vor Gefahren.

Ich möchte vorausschicken, dass ich in Tunesien, nach dem Aufenthalt in Indochina, Gelegenheit hatte, in mein „Livret Individuell“ (Soldbuch) Einsicht zu nehmen, und da habe ich Sachen erfahren, welche ich sonst nie erfahren hätte.

Ein Leutnant, dessen Name ich nicht kannte, und ihn selbst nie zu Gesicht bekam, beurteilte mich folgendermaßen: „Vorsicht! Wenn er betrunken ist, schnüffelt er gerne in allen Ecken und Kanten herum und scheut keine Gefahr.

Das zeigte sich in Luong Hoa Centre, als ich nachts den Vaico schwimmend überquerte und in einen sumpfigen Bach reinschwamm, unter einer Bambushütte wie ein Otter landete. Dort hörte ich das Schnarchen von den Bewohnern, doch ich zog mich schleunigst wieder zurück und erreichte unseren Posten.

Warum ich solchen Unsinn, was weder Sinn noch Zweck hatte, machte, kann ich auch nicht erklären. Vielleicht hat mir mein Schöpfer doch ein Schnüffel-Gen verpasst?

Weiterhin leistete ich mir eine Eskapade, welche mir 14 Tage Ausgangssperre eingebracht hat, und später kamen durch meine Großgoschigkeit noch 14 Tage dazu.

Auch hier muss ich vorausschicken, dass ich im Ort eine Freundin, welche mit zwei Kinder gesegnet war, hatte, doch ich wusste nicht ob sie Witwe war, oder ihr Mann bei den Việt Minh ist. Das war mir alles egal, denn ich besuchte sie nicht allzu oft in ihrer Bambushütte, welche am Kanal stand.

Nun die Geschichte.

Wieder war ein Saufgelage in meiner Kantine im Gange und ich hielt natürlich auch feste mit. Zur fortgeschrittener Stunde, als alle schon trübe Augen hatten, ich mit inbegriffen, kam der Schalk wieder über mich und ich sagte zu einem meiner Kameraden, es war ein Tscheche; komm ich zeig dir wie ich tauchen kann. Beduselt wie wir waren, gingen wir auf den Schiffsanlegesteg am Kanal. Der Mond schien und warf seinen Schatten bis zur Hälfte des Kanals von dem gegenüber liegenden Ufer.

Ich sprang in den Kanal, tauchte bis zur Schattenseite des Kanals, was der Tscheche nicht sehen konnte. Ich postierte mich auf der dunklen Böschung und beobachtete, was mein Kumpel tun wird.

Als ich nach seinem Ermessen längere Zeit nicht auftauchte, rannte er in die Kantine und alarmierte die Kameraden. Das Geschrei der Besoffenen bewirkte, dass die schlafenden Kameraden auch alarmiert wurden und nun ging ein Suchen im Kanal und im Fluss Vaico los. Der größte Teil meiner Freunde schwamm im Kanal hin und her ich ich musste auf der Uferböschung sitzend den Mund zuhalten um nicht laut loslachen zu müssen. Wie so die Weltrekordschwimmer wieder an mir vorbeischwammen, hörte ich den Willi Z. sagen: kommt hier her, und das war für mich das Signal, mich unter die Schwimmenden zu mischen. Ich schwamm neben unserem tapferen Bäcker Willi Z. und fragte ihn, was sie suchen.

Den Schrei, welchen der Williboy von sich gab, würde dem Tarzan alle Ehre machen.

„Da ist er ja!“ So schrie der Willi Z. und nun schwammen alle zum Posten zurück und allmählich trat Ruhe auf dem Posten ein.

Am nächsten Tag hatte ich meinen Posten in der Kantine los, und bekam noch 14 Tage Ausgangssperre. Die Schiffe und Steuerabgaben prüfen musste ich weiterhin machen, ebenfalls die Flagge hissen.

Die Worte des Adjutanten De Vail’s.

Die Strafe hast du bekommen, nicht, weil ihr ein Saufgelage gemacht habt, sondern weil du den ganzen Posten zum Narren gehalten hast!

Später stand Adjutant De Vail an der Theke mir gegenüber und sagte lächelnd: „Die 14 Tage sind bald rum.“

Mir egal, antwortete ich und fügte noch hinzu, dass mir weitere 14 Tage nichts ausmachen würden.

Wo bist du, Bian?

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