Читать книгу Operation Führerhauptquartier - Will Berthold - Страница 4

Оглавление

Ein Tief aus Westen hatte den Wetterbericht überrundet und sich so rasch über München entladen, daß keine Zeit geblieben war, Schneeketten aufzuziehen. Der fliegerblaue Kübelwagen brach auf der vereisten Straße nach rechts aus. Ein Obergefreiter am Steuer, ein Reservist, fing ihn geschickt ab und verfluchte stumm diesen Dezembertag, der so lustlos und verlebt wirkte wie eine alte Nutte, die ihre Beine nicht mehr auseinanderbringt.

Er verwünschte seinen gemütlichen Druckposten beim Fliegerhorst Schleißheim, während er über schneeglatte Straßen rutschte, um diesen verrückten Hauptmann am Bahnhof abzuliefern. Der Offizier hatte sich mit einer französischen Beutemaschine, der Leihgabe des Puma-Geschwaders, verfranzt und war mit dem letzten Sprit mitten aus der Waschküche auf dem Flughafen Schleißheim gelandet, ohne einen Bruch zu bauen oder auf der dichtbesetzten Piste auch nur einen Rammschaden zu verschulden.

Man hatte den unerwarteten Gast rasch und feucht gefeiert und den Fronturlauberzug nach Wien aufgehalten, schließlich hing das Bild des Mannes, der als Hauptmann Fabian auftrat, zur Zeit an allen Litfaßsäulen und Zeitungsständen.

Der Wagen kam wieder ins Schleudern, drehte sich ein paarmal um die eigene Achse, rutschte dann zwischen einer wild bimmelnden Straßenbahn und einem abgestellten Lastauto hindurch. Es sah aus wie gekonnte Maßarbeit und war doch schierer Zufall, und der Obergefreite am Steuer fletschte die Zähne und betrachtete angewidert seinen Fahrgast, einen dieser verdammten Typen, die im Krieg nicht alt werden, aber vor ihrem Heldentod noch eine Menge Unfug anstellen. Kein Vergleich mit den Offizieren der Horstkommandantur, mit denen er sich duzte, solange sie betrunken waren, und Zigaretten als Schweigegeld kassierte, wenn sie es mit des Nächsten Weib – oder dem nächstbesten – getrieben hatten.

Endlich bogen sie zum Hauptbahnhof ein. Zwei Polizisten wollten den Kübelwagen aufhalten und sprangen im letzten Moment beiseite. Sie sahen das Ritterkreuz in Kragenausschnitt des Hauptmanns, und das war schon die halbe Erlaubnis, den abgesperrten Bereich zu befahren.

»Sie kommen schneller voran, wenn Sie aussteigen«, sagte der Fahrer, aber der Offizier ließ sich nicht ansprechen. Sein Hirn mußte so leer sein wie die Schampusflaschen, die von den Fliegerhorstoffizieren aufgemacht worden waren, um die außerplanmäßige Landung dieses Lufthelden zu feiern.

Die Passanten bildeten eine lebende Mauer. Sie saßen auf Schachteln und Koffern, Soldaten, Arbeiter, Frauen und Schüler. Nichts aus ihrem Verhalten ließ darauf schließen, daß es auf die dritte Kriegsweihnacht zuging. Überall waren Plakate angeschlagen mit einem schwarzen Mann und darunter stand: »Achtung! Feind hört mit!« Aber der Feind konnte nicht mithören, denn die Menschen waren viel zu apathisch, um miteinander zu sprechen.

Der Kübelwagen mußte sich langsam durchpflügen. Dann blockierten Elektrokarren den Weg. Der Hauptmann nutzte die Zwangspause, um die hübsche Nachrichtenhelferin mit den schlanken, überlangen Beinen zu betrachten: sie hatte eine schmale Taille, aggressive Rundungen, ein pikantes Gesicht mit fast violetten Augen. Unter ihrem Käppi quollen dichte Strähnen rotblonder Haare hervor, sie war auch für einen Eiligen noch eine aufreizende Impression, wenn auch nur ein schwacher Abklatsch von Linda.

Sie bemerkte, daß sie mit den Augen ausgezogen wurde, und wartete, bis der Offizier damit fertig war. »Bedient, Herr Hauptmann?« fragte sie schnippisch und sah in sein Gesicht, in dem sich die ledrige Haut hart über den Backenknochen spannte. Sie betrachtete die schräg zueinander stehenden Augen, die mehr grau als blau waren. Einen Moment lang wirkte sie eher nachdenklich als verärgert; so lange überlegte sie, woher sie den Fliegeroffizier kannte. Auf einmal wußte sie, daß er der Mann sein mußte, der die Engländer überlistet, die Kanadier überrannt und die Amerikaner ausgetrickst hatte und über die halbe Welt wieder heim ins Reich gekommen war. »Ach, Sie sind das?« fragte sie. »Sie sind Hauptmann Fabian!«

»Ganz recht, schöne Maid«, erwiderte der Offizier lachend. »Aber«, er legte den Zeigefinger auf die Lippen, »pst!«

Der Wagen fuhr wieder an. Der Hauptmann schob sich die Mütze ins Gesicht, um nicht abermals erkannt zu werden. Die Propaganda hatte ihn seit Tagen zu einem Titanen hochstilisiert, der den verweichlichten Plutokraten gezeigt hatte, wie schon ein einziger dieser schneidigen Draufgänger mit ihnen fertig wird.

Wo der Hauptmann auftauchte, wurde er von Neugierigen und Bewunderern umringt. Manche wollten ein Autogramm, vergeblich. Sooft sich die Gaffer stauten wie bei einem Verkehrsunfall, beging er Fahrerflucht.

Der Wagen rollte am Bahnsteig 17 entlang, auf einen Feldwebel zu, der schon von weitem winkte. »Zweites Abteil, Herr Hauptmann«, meldete er zackig und drehte sich zum Fahrdienstleiter um. »Lassen Sie den Zug jetzt abfahren.«

Fabian sprang elastisch am Trittbrett des überfüllten D-Zuges Salzburg-Wien-Belgrad hoch. Er hatte nur eine kleine Aktentasche bei sich. Er ging über den Gang, öffnete die Abteiltüre.

Ein Zivilist saß in der linken Ecke und las die »Münchener Neuesten Nachrichten«. Eine lange Odyssee hatte dem Hauptmann beigebracht, seine Umgebung aufmerksam zu beobachten. Der Mann war mittelalt, mittelgroß und mittelgrau. Grau waren selbst die kurzgeschnittenen Haare, die seine Stirnglatze umsäumten, und der Schnurrbart auf der Oberlippe. Er wirkte jovial und durchschnittlich, aber es änderte nichts daran, daß der Herr in Grau nichts in diesem Offiziersabteil zu suchen hatte.

Der Hauptmann schnallte sein Koppel mit der Pistole ab und hängte es über seinem Lederpaletot an den Haken. Dann fläzte er sich bequem in die Polster. Behagliche Wärme sprudelte in das Coupé. Man hatte ihn auf Unempfindlichkeit gegen Hitze und Kälte trainiert, aber die Wärme tat ihm gut. Er sah auf die Uhr. Nur noch drei Stunden bis zum einsamen Höhepunkt seines Lebens, den der Ranghöchste seines Vereins etwas bombastisch als »den größten Auftrag der Geschichte in diesem Jahrhundert« bezeichnet hatte.

Fabian schloß die Augen, er brachte es fertig, in dieser Situation einzudösen. Und Linda schlüpfte ins Abteil. Die Illusion war so täuschend, daß er ihre Haut roch und den Duft ihrer Haare, daß er ihre Nähe witterte wie eine Versuchung, übermächtig und drängend, am falschen Ort und zur Unzeit.

Aber wann hätte er je danach gefragt und wann wäre er je Linda unter anderen Umständen begegnet, dieser Amerikanerin mit den rotbraunen Haaren, den hellgrünen Augen, die er bei seinem ersten Zusammentreffen hemmungslos, intelligent, sinnlich und abgebrüht genannt hatte, die alles zu sein schien, was ein Mann liebte und anfaßte, bezwang und erduldete, Hexe, Heilige und Hetäre. Sein Atem ging schneller. Er spürte das Verlangen wie eine Stichflamme, eine Kraft, die sich potenzierte, alles auslöschend und überwuchernd, explosiv und unaufhaltsam – und dann merkte er, daß er einen Voyeur hatte.

Als der Hauptmann spürte, daß ihn der Zivilist angestarrt hatte, war er einen Moment lang benommen. Und dann sofort hellwach, gespannt und aggressiv.

»Sie sind aber nicht sehr photogen«, sagte der Unbekannte lächelnd und deutete auf das Titelseitenbild. »Dann verdanken wir also Ihnen diese Verspätung von dreiundvierzig Minuten, Herr Fabian?«

»Ich kann’s leider nicht ändern, mein Herr«, antwortete der Offizier betont arrogant, um das Gespräch zu ersticken.

Fabian mußte beim Einsteigen auch von anderen erkannt worden sein. Es sprach sich wie ein Lauffeuer herum, daß der verwegene Globetrotter im Zug sei. Auffällig viele Mitreisende schoben sich über den Gang und starrten ihn an: Heldenverehrung als Zeitvertreib.

Kettenhunde mit Stahlhelmen räumten den Offizierswaggon, trieben die Neugierigen hinaus und betraten das Abteil. »Die Marschpapiere!« sagte ihr Anführer. »Sie haben hier nichts zu suchen«, bellte er den Zivilisten an.

»Meinen Sie?« erwiderte der Mann und präsentierte seinen Ausweis.

»Entschuldigung«, entgegnete der Oberfeldwebel erschrokken und nahm Haltung an: »Bitte Herrn Oberst eine gute Fahrt wünschen zu dürfen.« Er dienerte sich aus dem Abteil, ohne den Hauptmann kontrolliert zu haben.

»Schön, wenn man so berühmt ist, wie Sie, Herr Fabian«, sagte der Oberst lächelnd. »Offiziere wie Sie bräuchten wir mehr. Zigarette?« fragte er und kramte ein Päckchen aus der Tasche.

Der Hauptmann sah sofort, daß es sich um »Player’s Navy Cut« handelte. Er griff ohne Eile, ohne Überraschung und ohne Gier nach dem Produkt made in Great Britain, gab sich Feuer, blies in langen Zügen den Rauch aus.

»Wie kommen Sie an diese Glimmstengel, Herr Oberst?« fragte er beiläufig.

»Beuteware«, entgegnete der Mann in Zivil. »Mögen Sie englische Zigaretten?«

»Hab’ so viel geraucht, wie ich in Gefangenschaft bekommen konnte.«

»Dann stecken Sie das Päckchen ein. Ich bevorzuge ohnedies Orienttabake.«

»Danke verbindlichst, Herr Oberst.« Der Hauptmann wollte damit das Gespräch beenden, doch der Graue ließ ihn nicht aus.

»Sie müssen sich jetzt einfach daran gewöhnen, daß sie als Prominenter im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Krieg braucht Reklame.« Der Oberst lächelte giftig. »Vor allem, wenn der Vormarsch vor Moskau liegenbleibt und die Soldaten bei fünfzig Grad minus türmen müssen.« Seine Augen suchten den Hauptmann. »Was würden Sie vorziehen, Fabian, verhungern oder erfrieren?«

»Ihre Zigaretten sind ausgezeichnet, Herr Oberst«, erwiderte der Hauptmann, gähnte, ohne die Hand aus der Hosentasche zu nehmen, als wolle er durch Unhöflichkeit seine Mißbilligung ausdrücken. »Wer sind Sie eigentlich?« brach sein Groll durch.

»Winter, mein Name, Winter wie Sommer, bloß umgedreht. Nie gehört – meinen Namen?«

»Defätist?« fragte der Hauptmann scharf.

»Das würde Sie doch am wenigsten stören, Fabian. Oder?«

Der Hauptmann blieb lässig. Er kontrollierte seine Reaktionen. Sein Puls war ein wenig schneller als normal, den Adrenalinstoß konnte auch die härteste Ausbildung nicht abschaffen. »Soll ich Ihnen mal etwas über Sie erzählen?« Der hintergründige Zivilist wartete keine Antwort ab. »Sie fahren bis Freilassing. Wenn der Zug die Verspätung nicht aufholt, werden Sie gegen achtzehn Uhr dreißig dort ankommen. Vom Obersalzberg wird Ihnen ein Wagen entgegengeschickt, der Sie zum Berghof hinaufbringt. Vermutlich hält sich dort auch der Reichsmarschall auf.« Oberst Winters Mund platzte wie eine faule Schote. »Keine Feier ohne Meier.«

»Wie witzig«, erwiderte Fabian spöttisch.

»Der Führer überreicht Ihnen dann feierlich das Eichenlaub zum Ritterkreuz. Die Scheinwerfer der Wochenschau sind eingeschaltet. Die Kameras surren.« Winter beugte sich vor. Seine Augen wirkten dunkel und drohend wie die Mündung eines Zwillingslaufs. »Und dann knallen Sie Ihre Kugel zwischen des Führers magnetisch blaue Augen. Wie ich Sie einschätze, genau in die Mitte und keinen Millimeter daneben.«

Fabian sah gleichgültig zum Fenster hinaus. Er sah die kahlen Äste, die trostlos ins Leere griffen, aber für eine Schlinge bestens geeignet waren. Er wußte, daß sie ihn nicht hängen würden. Zunächst ginge es wohl in den Folterkeller, um aus ihm herauszuprügeln, was er wußte. Dann verschwände er formlos, aber dazu würde er es nicht kommen lassen. Lieber erst diesen Oberst erschießen und dann sich selbst, notfalls hier im Abteil und im nächsten Moment.

»Ich gehe davon aus«, sagte der Oberst, »daß Sie Ihren Verstand benutzen und nicht Ihre Pistole.« Er lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander, griff nach einer der bevorzugten Orientzigaretten. »Zunächst einmal«, er stieß kleine Rauchwölkchen aus, »ich bin nicht Ihr Feind, sondern Ihr Förderer.«

»Sie sind vom Reichssicherheitshauptamt?« frage Fabian.

»Was wissen Sie von der Prinz-Albrecht-Straße?«

»Nicht mehr, als daß hier das ›Haus der Flieger‹ liegt«, erwiderte der Hauptmann. »Sie wissen schon, unser bevorzugter Treffpunkt in Berlin.«

»Ich bin von der Abwehr«, sagte Winter.

»Entschuldigen Sie, Herr Oberst«, versetzte Fabian mit dezentem Spott. »Ich verstehe nicht viel von diesen delikaten Unterschieden.«

»Aber ich«, antwortete Winter und schlüpfte aus seinem grauen Anzug, aus seiner grauen Mittelmäßigkeit, aus seinen angegrauten Jahren. »Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, daß ich hier eine Begegnung arrangiert habe, bei der ich Ihnen nichts verbaue.« Ein Lächeln lief ihm wie Säure über das Gesicht. »Bei der ich aber auch mich nicht belaste. Also: Abwehr. Berlin. Tirpitzufer. Ich bin ein enger Mitarbeiter von Admiral Canaris und am Ausgang Ihres – Ihres Abenteuers brennend interessiert.«

»Nun muß ich Ihnen gestehen«, erwiderte der Hauptmann verstiegen, »daß ich mich nie in meinem Leben mit dem Phänomen Hellseherei befaßt habe.«

Wiewohl ihm ein letzter Absturz drohte, hatter er noch immer die Hände in den Hosentaschen, bis zur Blasiertheit gleichgültig wirkend. Er wußte, daß der angebliche – oder tatsächliche – Oberst vom Fach war und daß die ratternden Räder und scheppernden Achsen es jedem Mikrophon unmöglich machten, das Gespräch zu belauschen.

»Wir haben noch siebzehn Minuten Zeit«, sagte der Oberst. »In Rosenheim endet unser Zwiegespräch. Ich verlasse den Zug. Bis dahin sollten wir uns einig sein, sonst –« er wischte die Drohung gleich wieder weg. »Nicht zuletzt in Ihrem Interesse. Frage Nummer eins: Wer sind Sie?«

»Hauptmann Martin Fabian, Gruppenkommandeur im Puma-Jagdgeschwader, neunundzwanzig Jahre und auf dem Weg zum Führer.«

»Was sind Sie«, unterbrach ihn Winter, »Deutscher oder Ausländer?«

»Das ist doch wohl absurd«, entgegnete der Mann in der blauen Fliegeruniform.

»Ich hab’ Sie schon seit New York im Auge, und ich finde Ihre Idee blendend, sich in der Maske eines approbierten deutschen Kriegshelden an Hitler heranzupirschen. Ihr eigener Einfall? Ich habe keine Ahnung, wie Sie es schaffen, echter als echt zu wirken. Ich weiß auch noch nicht, wer Sie sind. Ich weiß nur mit Sicherheit: Hauptmann Fabian sind Sie nicht.«

»Behalten Sie es bitte bei sich, Herr Oberst«, spottete der Hauptmann. »Ich will mir mal vorstellen, daß Sie meinen, was Sie sagen, Herr Oberst. Ich verstehe nur nicht, was Sie wollen.«

»Ich könnte in einer Minute beweisen, daß Sie nicht Fabian sind.« Der Oberst lächelte wölfisch. »Wenn ich wollte beziehungsweise müßte.«

»Und was wollen Sie wirklich?«

»Ihnen helfen.«

»Warum?«

»Gleiche Interessen«, versetzte der Mann in Grau. »Und wenn zwei das gleiche tun, verdoppelt es die Erfolgschance.« Die Augen des Zivilisten schillerten wie schmelzendes Eis. »Ich biete Ihnen eine Möglichkeit, Ihre Reise ohne Wiederkehr vielleicht weniger desperat enden zu lassen.«

»Wissen Sie auch schon, wie, Herr Oberst?« spottete Fabian.

»Ja. Auch wir möchten diesen elenden Krieg beenden«, antwortete Winter. »Wir bringen unsere Leute in Hitlers unmittelbare Umgebung zwecks Kooperation, die noch zu besprechen wäre.«

Die ersten Häuser von Rosenheim kamen in Sicht. Der Oberst stand auf, griff nach seiner Aktentasche. »Auf der Innenseite der Zigarettenschachtel finden Sie eine Telefonnummer in Berlin. Prägen Sie sich diese Ziffern ein. Rufen Sie an oder lassen Sie es tun – so bald wie möglich.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich wünsche Ihnen und uns viel Glück. Sie werden ganze Arbeit leisten müssen. Sie verstehen? Es ist das einzige, was ich von Ihnen verlange.« Er lächelte melancholisch. »Sie kennen doch die Spielregeln? Good luck«, sagte er, nickte dem Hauptmann zu und schob sich aus dem Abteil. Ein Mann in Grau, totaler Durchschnitt, leicht gebeugt, zu früh geschädigt vom Biß der Jahre.

Fabian rauchte eine der englischen Zigaretten, sah auf die Innenseite des Deckels, riß ihn ab, lernte die Nummer auswendig und vernichtete das Stückchen Karton mit dem gleichen Streichholz, mit dem er seine »Player’s« angezündet hatte. Er blieb allein im Abteil. Allein auch mit Fragen, für die es keine Antwort gab. Nicht in der nächsten Stunde, womöglich überhaupt nie. Er setzte seinem Gesicht die übliche Arroganz wie eine Brille auf, lehnte sich in die Ecke. Mit der Schulter berührte er das Koppel. Die Nähe der Waffe beruhigte ihn.

Er sah auf die Uhr. In vierzig Minuten mußte er in Freilassing sein.

Der Hauptmann horchte auf Schritte im Gang, wartete, daß die Kettenhunde – warum auch immr – kämen, um ihn abzuholen.

Sie kamen nicht, noch nicht.

Auf einmal sah der Unbekannte, der sich Hauptmann Fabian nannte, eine Chance, für Anstrengung und Arglist entschädigt zu werden und nach Tausenden von Meilen doch noch ans Ziel zu kommen.

Auf dem langen Weg hatte er zwei Kontinente und sieben Länder hinter sich gelassen, in Marsch gesetzt letztlich als Folge eines Ereignisses, zu dem es am 8. November 1939 in München gekommen war.

Operation Führerhauptquartier

Подняться наверх