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Vorwort

Das Kurzgespräch in einer Münchner S-Bahn verlief einige Stationen lang angenehm. Sie kam aus Dresden und ich erzählte, dass ich seit kurzem in Dresden-Hohen-Eichen in einem Exerzitienhaus der Jesuiten Exerzitien begleiten würde. Da bemerkte nach kurzem Zögern mein Gegenüber in etwas fragend-besorgtem Ton: »Ja, das kann aber doch auch tödlich sein!?« Darauf ein Stutzen meinerseits, bis mir kam, sie habe wohl einen Film gesehen oder eine Zeitungsmeldung gelesen, wo von einem Exorzismus, einer Teufelsaustreibung, mit tödlichem Ausgang, berichtet wurde. Natürlich versuchte ich zu erklären, dass Exerzitien eigentlich Hilfe zur Belebung des Lebens eines Menschen sein wollen und dieses Aufleben auch immer wieder geschieht. Exerzitien seien nicht in dem von ihr befürchteten Sinn lebensgefährlich, sondern lebensförderlich: Exerzitien – das Leben beleben.

Lebensweg – Exerzitienzeit

Im vorliegenden Beitrag soll auf vielfältige Weise von Exerzitien als Lebens-Hilfe gesprochen werden und auch umgekehrt vom Leben als ständigem Exerzitienprozess. Leben aus einer geistvollen Inspiration und Exerzitien als Lebensförderung im besonderen Rahmen bzw. Setting von »geistlichen Übungen« (exercitia spiritualia).

Die Hinweise dazu liegen auf vielerlei Ebenen. Sie bieten Anknüpfungen an das Exerzitienbuch und Lebensereignisse von Ignatius, Erfahrungen und Geschehnisse auf dem Lebens- und Glaubensweg, persönliche Zeugnisse, spirituelle Texte, Anleitungen zu biblischen Betrachtungen und Lebensbesinnungen, Alltägliches und Gipfelerlebnisse. Es ist eine Mischung, wie auch das Leben eine reiche Mischung ist. Die einzelnen Kapitel orientieren sich in etwa am Ablauf des Exerzitienbuches: Zuerst folgen Ausführungen zu den umfangreichen Vorbemerkungen, dann das Prinzip und Fundament als Leitlinie und Grundausrichtung für den ganzen Weg. Die sog. erste Exerzitienwoche lenkt den Blick auf die lebensfeindlichen und grausamen Finsternisse unserer Weltzeit und auf Erlösung, Befreiung, Auflichtung und Versöhnung. Die sog. zweite und dritte und vierte Woche sind ein geistlicher Weg mit Jesus, in dem »die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien« (Titus 3,4).

Die innerliche Wahrnehmung des Lebens, Sterbens und der Auferstehung Jesu will und kann sich prägend auf das eigene Leben auswirken. Der Wanderprophet Gottes verwandelt im Mitgehen unseren eigenen »Lebenswandel« und erschließt nach dem Zeugnis vieler »Anhänger des Weges Jesu« (Apg 1–2) einen »neuen und lebendigen Weg« (Hebr 10,19), zusammengefasst in der Selbstbezeichnung: »Ich bin Weg, Wahrheit und Leben« (Joh 14,6).

Fürs Nachschauen

BU=Briefe und Unterweisungen (hg. von P. Knauer)
EB=Nummer aus dem Exezitienbuch (übersetzt von P. Knauer)
GT=Gründungstexte der Gesellschaft Jesu (hg. von P. Knauer)

Zitate aus BU und GT werden jeweils mit Seitenzahlen angegeben.

Ignatius schreibt einmal an seinen ehemaligen Beichtvater in Paris, die Exerzitien seien »das Allerbeste, was ich in diesem Leben denken, verspüren und verstehen kann, sowohl dafür, dass sich der Mensch selber nützen kann, wie dafür, Frucht zu bringen und vielen anderen helfen und nützen zu können« (EB 655).

Möge sich diese Aussage beim Lesen und Eingehen auf die Anregungen ein wenig erfahrbar machen.

Willi Lambert SJ

Exerzitien - das Leben beleben

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