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Sommer der Liebe

Christine Fuller werde ich nie vergessen. Sie war die Frau, mit der ich die erste körperliche Liebe erfahren habe, wenn man ein vierzehnjähriges Mädchen überhaupt als Frau bezeichnen darf. Allerdings sage ich das aus dem Blickwinkel eines damalig Zwölfjährigen und obwohl es nur zwei Jahre unterschied sind, kommt einem ein Mädchen aus dieser Perspektive doch fast erwachsen vor.

Meine Dad war damals noch beim britischen Militär und in Deutschland in Bielefeld stationiert. Wir, das heißt mein Vater, meine Mutter, mein Bruder und ich wohnten in der Nähe von Bielefeld, außerhalb eines pittoresken, kleinen Städtchens namens Öerlinghausen. Wir hausten in einer riesigen Siedlung, wo nur britische Soldaten und ihre Familien lebten. Eine Enklave von 2.000 Briten inmitten des Teutoburger Waldes, wenn man meine Mutter ausklammerte. Sie ist deutsch.

Die Sommerferien waren erst zur Hälfte vorbei. Die unvermeidbare Langeweile hielt Einzug. Die Sommer waren damals heiß und extrem lang, was sie heutzutage nicht mehr sind. Jemand sagte mal, es läge daran, dass wir als Kinder keine Uhren besaßen. Somit haben wir die Zeit langsamer wahrgenommen.

Die einzige Abkühlung, die uns geboten wurde, war das deutsche, öffentliche Freibad, welches zu Fuß in etwa fünfundvierzig Minuten zu erreichen war. Der Weg dahin führte durch einen verwahrlosten Steinbruch, an einer Cheruskerausgrabung vorbei, durch einen kleinen Wald, über eine Heidefläche, und schließlich an einer langen Straße, an einem Schotterfußballplatz entlang. Es war nicht ungefährlich, denn wir lieferten uns seit jeher Schlachten mit den rivalisierenden Deutschen aus dem Dorf. Direkte Schläge wurden in der Regel nicht ausgetauscht, anstatt kam es zu listige Hinterhalte, wobei Steine, Flaschen und andere Wurfgeschosse ihren Einsatz fanden. Wir hatten zwar schon die siebziger Jahre, dennoch waren beide Parteien, wie wild, darauf versessen den zweiten Weltkrieg von neuem zu inszenieren. Am Ende gewann keiner diesen Kleinkrieg wirklich. Wir steckten reichlich ein, waren aber beim Austeilen auch nicht untalentiert. Es hielt sich insgesamt die Waage. Aus ersichtlichen Gründen bewegten wir uns außerhalb der Siedlung nur in größeren Gruppen, um nicht hilflos überrascht zu werden. Wäre man alleine in feindliche Hände geraten, was einigen Leuten von Zeit zu Zeit passierte, hätte es, abgesehen von dem einen oder anderen blauen Auge, eher irgendwelche Demütigungen gegeben, zum Beispiel festgehalten und vom gemeinen Feind angepinkelt zu werden, während die anderen „God shave the Queen“ sangen und sich herrlich amüsierten. Es glich eher einem Krieg der Knöpfe, nur ein paar Grade härter.

Und so kam es, dass wir regelmäßig gemeinsam vormittags zum Freibad trabten. Die Gruppe, zu der ich gehörte, bestand hauptsächlich aus den gleichen Leuten. Auf der einen Seite gab es die Mädchen, die aus Julie Macmahon, Caroline Percival, Sandra und Pamela Blackburn, Tina Ahearn, Heather Robinson, Angela und Amanda Davis und natürlich die schon erwähnte Christine Fuller bestanden. Die Jungs waren Dave und Paul Foster, Mike Penders, Gary Allwell, Steve Ahearn, Mickey Percival, Stevie Tulley und meine Wenigkeit. Unser Alter variierte zwischen zwölf und vierzehn. Keiner von den Jungs und Mädchen waren Freund und Freundin. Es gab zwischen uns keine festen Beziehungen. Es lag daran, dass Armeemitglieder, jeder zu unterschiedlichen Zeiten, alle zwei Jahre umzogen und es allenfalls emotional belastend gewesen wäre, sich immer wieder aufs neue zu verabschieden. Wir ließen es also. Wir waren zwar Freunde, jedoch ohne emotionale Bindungen.

Geknutscht hatte ich mit allen Mädchen, bis auf Amanda Davis, und etwas gefummelt auch und denke, die anderen hatten untereinander ähnliches erlebt. Amanda war eine Zicke, die sich von keinen anfassen ließ, aber der Rest von uns lebte ein Leben der großzügigen und geteilten Freuden. Im Rückblick sehe ich uns wie eine Art Swinger Club für Schulpflichtige.

Wir verbrachten einen langen Tag im Freibad. Wir setzten Arschbomben neben den hübschen deutschen Mädchen und lieferten uns einen inoffiziellen Köpper Wettbewerb vom Dreierbrett mit den deutschen Jungs den wir übrigens fast immer gewannen. Am Nachmittag machten wir uns auf den Nachhauseweg. Ich glaube, es war Gary Allwell, der vorschlug eine Abkürzung durch ein unbekanntes Waldstück zu nehmen. So könnten wir uns angeblich den Weg durch den verhassten Steinbruch ersparen. Der Ort, wo die heimtückischen Überfälle der „Krauts“ gewöhnlich stattfanden. Die meisten von uns hatten zwar von dieser legendären Abkürzung gehört, aber keiner wusste genau, wo sie langging. Da wir alle recht müde und nicht darauf erpicht waren mit Steinen beworfen zu werden, einigten wir uns schnell...und Gary kannte den Weg.

Aufbruch.

Es kam mir sehr viel länger vor, als unser üblicher Pfad. Man muss sich natürlich vorstellen, wir befanden uns hier im weitläufigen Teutoburger Wald. Dichte Tannenhaine wechseln sich mit weitflächigen Heidefeldern ab. Vielleicht kam es mir aber nur so lang vor, weil ich nervös war. Ich wurde vorher schon in zwei Hinterhalte gelockt und trug einige Narben auf Kopf und Rücken davon.

Die Mädchen gingen als kleine, geschlossene Gruppe hinter uns her. Wir waren ja die Männer, die sie beschützen sollten. Wir mussten vorangehen, falls eine Angriff Situation eintraf. Es kam ab und zu vor, dass sich einer wichtig tat und plötzlich die Hand hochhielt. Dies für die Mädels als Zeichen zu verstehen, auf der Stelle die Klappe zu halten und sich vorerst nicht von der Stelle zu bewegen. »Schhht!« würde jemand von sich geben und zu einer Salzsäule gefrieren. Die anderen nahmen sofort Kampfstellung ein, scannten die umliegende Gegend mit Adleraugen und suchten gleichzeitig den Boden nach brauchbaren Waffen ab. Es war fast immer falscher Alarm, denn wenn wir von den Deutschen überfallen wurden, merkte man das vorher so gut wie nie, da sie so verdammt geschickt waren. Es war aber ein guter Anlass bei den Mädchen Eindruck zu schinden, wie verantwortungsvoll man unter Druck handelte. Die Devise; besser einmal zu oft vorsichtig, als einmal zu wenig. Es lag uns im Blut. Wir waren Soldatenkinder hinter feindlichen Linien.

Wenn wir uns zwischendurch sicher fühlten, konnten wir uns entspannen und uns anderen, wichtigeren Themen zuwenden. Zum Beispiel, wer mit wem geknutscht, wer noch nicht mit wem, aber vor allen Dingen, wer welche Teile von wem gesehen hat. Weibliche Geschlechtsteile hatten auf uns Jungs eine unglaubliche Anziehungskraft. Ich weiß nicht, ob die Mädchen sich auch über ähnliche Fragen unterhielten, aber bei uns war es stets das Thema Nummer 1.

Irgendwann kam Stevie Tulley auf die geistreiche Idee, hier, mitten in der Pampa, mit den Mädels eine kleine Vereinbarung zu treffen. Wir würden ihnen unsere Pimmel zeigen, und dafür würden sie uns, selbstverständlich Zug um Zug, ihre Möschen (O-Ton Stevie Tulley) zeigen. Eine ausgezeichnete Idee, befanden wir, wenngleich Stevie zur Fraktion gehörte die jede Gelegenheit nutzte ihr Geschlechtsteil an die Luft zu holen. Irgendwie gab es in der frühen Jugend immer einen in der Gruppe. Ich, persönlich, gehörte nicht zu der Gattung, aber es kam mir wie ein recht fairer Deal vor, ihn kurz zu zeigen, um dafür die Dinger von neun Mädchen zu sehen. Ja, eins zu neun schien mir ein gutes Geschäft zu sein. Hinsichtlich dieser Überlegung, war ich augenscheinlich nicht allein.

Prompt hielten wir an. Die Mädels auch, denn sie dachten, die Deutschen befanden sich irgendwo in Lauerstellung. Sie sahen uns erwartungsvoll an.

Da der Vorschlag von Stevie stammte, sollte er auch unser Sprachrohr sein. Er stellte sich vor den Mädels auf. »Wir haben uns was überlegt.«

Automatisch trat Sandra Blackburn vor und nahm die Interessen der Mädchen wahr. »Und das wäre?«

»Wir zeigen euch unsere Pimmel, wenn ihr uns eure Möschen zeigt...abwechselnd.« Ohne jegliches zögern und gänzlich ohne Scham. Das musste man ihm lassen; Schneid hatte er, wenn nichts anderes.

Sandra drehte sich zu den Mädels. Sie sahen ausnahmslos mit einem antwortenden Blick der Verwunderung, aber auch nicht ohne ein gewisses, lüsternes Einverständnis zurück. »Darüber müssen wir uns aber zuerst unterhalten«, sagte sie, ohne uns anzusehen.

Wir Jungs standen ungefähr drei, vier Meter entfernt. »Und ihr musst weiter weggehen, während wir uns beraten.«

Stevie kam wieder zu uns und wir entfernten uns, wie gewünscht, ein paar Meter. Ich konnte es nicht so recht glauben. Sie hatten nicht sofort, wie erwartet, oh nein, Ihr Schweine geschrien. Im Gegenteil. Sie wollten tatsächlich darüber konferieren. Wir klopften Stevie auf die Schulter für seinen Geniestreich und begannen auszuloten, wer als erster zeigen sollte.

Stevie sollte es sein, da ja die Idee von ihm stammte. Keiner von uns war scharf darauf als erster zu gehen, um anschließend von den Mädels verarscht zu werden, wenn es darum ging, sich zu zeigen. Wenn es aber dazu kam, wäre Gary als Zweiter dran, Dave dritter, dann ich und die anderen.

Nach einigen Minuten kam uns Sandra entgegen. »In Ordnung, aber wir sind neun und ihr seid nur acht. Das ist nicht fair.«

Stevie hatte spontan die rettende Antwort parat. »Na und? Dann zeige ich meinen eben zweimal.«

Sandra schloss sich wieder ihre Gruppe an. Eine Minute und einiges Gemurmel später, kam sie zurück. »Wir sind einverstanden, aber ihr fangt an.«

Stevie strahlte uns freudig an und wir strahlten zurück, denn es war vorerst geschafft. Wir würden, jeder einzelne von uns, einen Blick auf neun verschiedene, heilige Tempel werfen dürfen. Obwohl er es nicht weiß, ist Stevie Tulley bis heute, durch diese Aktion, einer meiner Jugendidole. Stevie, solltest Du irgendwann diese Geschichte lesen, dann melde Dich bitte. Ich muss Dir unbedingt einen Ausgeben. Was heißt hier einen?

Stevie ging in Richtung Mädchengruppe. Wir sahen ihn nur von hinten, als er seine Shorts aufsperrte und den Mädels sein bestes Stück offenbarte. Ich werde nie diese Ausdrücke vergessen; Auf ihren Gesichtern spiegelte sich eine Mischung aus Geilheit, kindliche Neugierde und völliges Entsetzen wider. Nach etwa einer halben Minute war es vorbei. Stevie kam breit lächelnd und selbstzufrieden zu uns zurück.

Ich denke, wir Jungs staunten nicht schlechter, als Pamela, die jüngere Schwester von Sandra, zu uns herüber kam, ihren Rock hochhielt und ihren geblümten Schlüpfer zur Seite zog. Wir sahen geschlossen und fasziniert hin. Ich weiß nicht, ob es Enttäuschung war, weil sie uns nur einen langweiligen, haarlosen, kleinen Schlitz präsentierte, oder ob es sich um das Gefühl betrogen worden zu sein handelte, was mich befiel, weil wir Jungs wenigstens etwas zum zeigen hatten, aber es legte sich in dem Moment, nachdem, die ebenfalls mir nichts sagende, Heather Robinson dran war, und endlich Christine Fuller kam. Sie war die älteste von ihnen und für meinen Geschmack die hübscheste, auch wenn meine Freunde die uneingeschränkte Ansicht teilten Julie Macmahon und Sandra Blackburn wären die Supermodels unter den Mädels. So gehen die Meinungen halt auseinander.

Christine kam auf uns zu und hob, ohne eine einzige Sekunde zu zögern, ihren kurzen, beigefarbenen Cord Rock hoch. Es jagte mir einen wohligen Schauer durch den gesamten Körper, nur zu wissen, dass sie, die ganze Zeit über, ohne Höschen rum lief, aber vollends verzückte es mich, als meine Augen das dunkle Dreieck zwischen ihre gebräunten Schenkel fokussierten. Im Gegensatz zu den vorherigen „kleinen Mädchen“, besaß sie einen dunkelblonden Haaransatz und gleichmäßig geformte Schamlippen, wobei der Kitzler deutlich zu sehen war, was meine Freunde, ganz offensichtlich Fans der harmlosen Minischlitze, zu Aussagen wie »Ihhh«, oder »Uhhh« verleitete. Einer ließ sogar »Igitt!« verlauten. Ich verstand diese Aufregung ehrlich nicht. Ich weiß heute noch, wie alles, wie von Zauberhand, in den Hintergrund rückte, als sich mein Blick langsam nach oben auf ihr Gesicht richtete. Sie lächelte mich dabei an. Mich! Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor und lief in lautloser Zeitlupe ab, bis sie sich umdrehte und zurückging.

Ich hatte mich soeben zum ersten Mal im Leben verliebt.

Stevie war es, der mich aus Wolkenkuckucksland zurückholte. »Will? Du bist dran.«

»Oh, ähhm, OK.«

Nervös trat ich vor, ging auf die Mädchen zu und atmete tief durch. Ohne sie anzuschauen holte ich ihn raus. Erst dann sah ich sie an. Ihre Blicke zoomten in rasender Geschwindigkeit auf meine geöffnete Hose zu. Es überraschte mich, dass es gar nicht so unangenehm war, wie ich erwartet hatte. Es lag eine gewisse Macht in der Situation, denn als ich ihn wieder sorgfältig einpackte, veränderten sich die Gesichtsausdrücke augenblicklich, von entzückt zu enttäuscht. Das Entsetzen war schon längst verschwunden. Als ich hochsah, versank ich erneut in Christines Augen. Ich sah sie noch mindestens dreimal über meine Schulter an, während ich mich meiner wieder Gruppe anschloss.

Was Steve Ahearn oder Mickey Percival letztlich davon hatten, ihre Schwestern, beziehungsweise, ihre Brüder zu sehen, bleibt mir ein Rätsel, aber so waren nun mal die Spielregeln. Es stellte sich heraus, Stevie musste seinen doch nicht zweimal zeigen, denn Amanda, die Zicke, weigerte sich in letzter Sekunde ihren Teil der Abmachung einzuhalten, aber er tat es, der ehrenhalber trotzdem. »Nein, nein, abgemacht ist abgemacht«, winkte er ab, in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung seinen Hosenschlitz öffnend.

Zufrieden setzten wir unseren Marsch fort. In Gedanken versunken, schlafwandelten wir vor uns hin und schwelgten in das soeben Erlebte. Christine und ich warfen uns immer häufiger verstohlene Blicke zu, ohne dass die anderen etwas merkten, und wenn, merkten wir nichts davon.

Wir erreichten erneut ein dichtes Waldstück. Nachdem wir uns versicherten hier würde kein Angriff stattfinden, zog Stevie das nächste Ass aus seinem verkommenen Ärmel.

»Wie wäre es, wenn sich jeder ein Mädchen aussucht und mit ihr rummacht? Wir könnten uns schön im Wald verteilen und in einer halben Stunde wieder hier treffen? Was sagt ihr dazu?«

Erst viele Jahre später wurde mir bewusst, wenn dieser Mann in die Politik gegangen wäre, er wahrscheinlich unser gesamtes System, wie wir es kennen, in Gefahr gebracht hätte. Ein anarchistisches Pop Idol. Ein britischer Larry Flint.

Die Art, wie wir ihn in Bezug auf diese Frage ansahen, ließ ihn postwendend wissen, dass wir mit dieser Idee mehr als nur einverstanden waren.

»Dann schlag du es ihnen vor«, kam die Antwort von Gary. »Vorhin hat es ja auch gut geklappt.«

Es bedurfte keine weiteren Worte, denn bevor wir es wussten, stand er vor den Mädels. »Wir haben uns was überlegt.«

Und wieder war es Sandra, die als Sprecherin vortrat. »Und das wäre?«

»Jeder Junge sucht sich ein Mädchen aus und geht mit ihr in den Wald. In einer halben Stunde oder so, treffen wir uns alle wieder hier.«

Abermals die gleiche Prozedur. »Darüber müssen wir uns aber zuerst unterhalten.«

Und wieder entfernten wir uns pflichtgemäß, während sie unseren, nun ja, vielmehr Stevies Vorschlag diskutierten. Wir ließen unserer Bewunderung freien Lauf und lobten ihn in den höchsten Tönen. Die Stimmung änderte sich aber prompt, als Gary und Dave sich wegen Julie in die Haare bekamen, genauso wie Mickey und Penders wegen Sandra. Stevie hingegen, hätte jede genommen, sogar Pamela. Ich war nur heilfroh, dass keiner Christine erwähnte. Wir einigten uns schließlich darauf, wir würden die gleiche Reihenfolge einhalten wie beim Pimmelzeigen. Das wäre nur fair, denn die Mutigsten von vorhin, sollten jetzt, quasi als Belohnung, die erste Wahl haben. Dies bedeutete, dass wieder drei Jungs vor mir dran waren.

Sandra trat aus der Gruppe hervor. »Wir sind einverstanden, aber wenn das Mädchen ihn nicht will, dann muss der Junge sich eine andere aussuchen. Außerdem sind wir immer noch neun und ihr nur acht.«

Ich dachte, er würde »Gut, dann nehme ich eben zwei schnell hintereinander« vorschlagen, aber ohne weiter zu überlegen erklärte Steve: »OK, Amanda kann von uns aus Blumenpflücken gehen.« Selbst er hatte erkannt wie aussichtslos es mit Amanda war.

Sandra drehte sich um und sah Amanda an, die eine Grimasse zog und die Zunge herausstreckte.

»In Ordnung«, sprach Sandra für ihre Geschlechtsgenossinnen.

»Gut, dann fang ich an.«

»Gut.«

»OK«, sagte Stevie, »dann will ich...ähmmmm dich.«

»Auf keinen Fall«, sagte sie bestürzt und schüttelte kräftig den Kopf. »Nee.«

Ich hatte den Eindruck, er hatte es nicht anders erwartet. Er schaute erneut und entspannt in die Runde. Innerhalb Sekunden hatte er sich im Geiste eine andere ausgesucht. Es erinnerte mich plötzlich an unsere Fußballturniere auf dem Bolzplatz, wo beim Mannschaftswählen, die Dicken und Blöden zum Schluss übrig bleiben, mit dem einzigen, kleinen Unterschied, dass es sich hier um die Haarlosen und Kleinbrüstigen handelte.

»Dann nehme ich Angela.«

Alle Augen richteten sich auf Angela, die zwar zuerst rot anlief, dann aber trotzdem verhalten nickte. Stevie ging einige Schritte auf sie zu, griff ihre Hand und verschwand mit ihr in Richtung Dickicht.

Beide Gruppen kicherten nervös.

Gary trat nun in den Raum zwischen den zwei Gruppen. »Julie.« Julie bestätigte mit »OK«, und ging mit ihm weg. Neben mir hörte ich Dave leise fluchen. »Fuck.«

Mein Herz begann heftig zu klopfen, denn ich befürchtete, Dave würde sich jetzt vielleicht aus Trotz Christine schnappen, da er Julie nicht bekommen hatte. »Sandra«, hörte ich ihn entfernt sagen. Kurz darauf waren sie beide weg, was wiederum Penders veranlasste Fuck zu sagen.

Danke Gott.

Endlich war ich an der Reihe. Anfänglich erwog ich so zu tun, als müsste ich es mir schwer überlegen, aber ich wollte Christines Gunst nicht dadurch verlieren nicht meine erste Wahl zu sein, also kam ich sofort heraus damit. »Christine.« Es schienen Jahrzehnte zu vergehen, bis sie endlich »Ja«, sagte. Ich ließ einen spontanen Freudenschrei aus, der mir reichlich suspekte Blicke einbrachte, da die Jungs ja alle ihr süßes Geheimnis vorhin gesehen hatten, und nur zu gut wussten, was mich gleich erwartete. Es war mir egal. Ich nahm beschwingt ihre Hand und wir entschwanden in den dichten Wald.

Während wir so nebeneinander hergingen und einen geeigneten Platz suchten, sahen wir uns vor lauter Schüchternheit kaum an, jedenfalls nicht, bis wir zu einer winzigen Lichtung kamen, wo uns ein wundervolles Bett aus weichem, frischgrünem Gras erwartete, und in der wir in Liegestellung mit dem heiß ersehnten Knutschen anfangen konnten.

Damals war Küssen eine äußerst feuchte Angelegenheit, denn wir hatten noch nicht die volle Kontrolle über unsere ungeübten Zungen, und schlabberten uns, im Zuge dessen gegenseitig voll. Es war mir gleich, denn soweit ich mich erinnere, schmeckte sie fantastisch. Die Umgebung tat ihr übriges, denn wir wurden von einzelnen Sonnenstrahlen angeblinzelt, die voller Staubkörner durch die Bäume tänzelten und ihre angenehme Wärme auf uns verteilten. Bis auf ein wenig entferntes Vogelgezwitscher und Weltrauschen, war es vollkommen still. Der Duft der angedrückten Grashalme und Christines chlorgesättigter Haut steigen mir in die Nase. Ich kam mir vor, wie in einer Szene aus einem Feenmärchen.

Unsere Hände begannen, wie Tintenfischarme, zu wandern und es dauerte nicht lange bevor ihr kurzer Rock hoch gerutscht war und meine Finger in ihrem wundervollen Dreieck wühlten. So fühlte sich das also an. Wow! Kurz darauf weilte auch ich bequem in ihrer sanften Hand. Wow! Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur geknutscht und ein bisschen rum gerieben, aber das hier war mit nichts Bisheriges zu vergleichen, und was sie mir dann zuflüsterte, verschlug mir regelrecht die Sprache.

»Wenn du mich da unten küsst, dann küsse ich dich auch da unten.«

»Was?« stockte ich voller jungfräulicher Verblüffung.

»Ja«, versicherte sie mir augenzwinkernd. »So macht man das.«

An diesem Tag begriff ich die Welt als einen Ort, wo sich Raum und Zeit völlig auflösen können.

Danke Gott. Danke, danke, danke.

Was als spontanes Experiment begann, entwickelte sich im übrigen Verlauf der Sommerferien zu einem wiederkehrenden Ritual. Es fand alle zwei oder drei Tage statt. So kam ich nicht nur in den unvergesslichen Genuss von Christine Fuller, sondern auch von Julie, Sandra, Pamela, Angela, Tina, Caroline und Heather. Sie waren alle sehr liebenswürdig, aber Christine bleib mir, bis zum heutigen Tage am deutlichsten im Gedächtnis.

Ein galaktischer Sommer für einen zwölfjährigen Burschen!

Es gibt verschiedene wissenschaftliche Theorien, die uns erklären wollen, nach welchen Kriterien wir unsere Sex- oder Lebenspartner aussuchen. Manche sagen Pheromone wären dafür verantwortlich, andere behaupten es ginge um die Statur, zum Beispiel die Hüften der Frauen oder die Schultern der Männer und des unbewussten Ziels der Fortpflanzung. Einige glauben Karma und Wiedergeburt würden eine Rolle spielen. Ich bin überzeugt, jeder hat auf seiner Art ein wenig Recht. Bei mir ist es allerdings anders, denn so bizarr es auch klingen mag, diese acht Frauen sind mir später im Leben in Form von anderen Frauen wiederbegegnet. Die Typformen, die Frisuren, die Staturen, die Physiognomien und die Wesen stimmten so überein, dass von Zufall hier unmöglich die Rede sein kann. Ein neuer sexualwissenschaftlicher Ansatz? Es ist nicht auszuschließen. Vermutlich halte ich aber einfach nach ihnen Ausschau, und es ist nur der innige, aber aussichtslose Wunsch in diese kleine Zeitkapsel zurück zu kriechen. Wer weiß? Eins weiß ich jedoch mit Sicherheit: Es war der Sommer der Liebe, und wo immer du auch bist, Christine Fuller, ich werde dich nie vergessen.

Hahnraub

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