Читать книгу Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare, William Shakespeare - Страница 183

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Inhaltsverzeichnis

Ein Saal im Schlosse

Hamlet und Horatio treten auf.

HAMLET

Hievon genug; nun komm ich auf das andre.

Erinnert Ihr Euch jeden Umstands noch?

HORATIO

Erinnern, gnädiger Herr!

HAMLET

In meiner Brust war eine Art von Kampf,

Der mich nicht schlafen ließ; mich dünkt', ich läge

Noch schlimmer als im Stock die Meutrer. Rasch -

Und dank dem raschen Mute! Laßt uns einsehn,

Daß Unbesonnenheit uns manchmal dient,

Wenn tiefe Pläne scheitern, und das lehr uns,

Daß eine Gottheit unsre Zwecke formt,

Wie wir sie auch entwerfen.

HORATIO

Sehr gewiß.

HAMLET

Aus meinem Schlafgemach,

Den Schiffermantel umgeworfen, tappte

Im Dunkeln ich nach ihnen, fand sie glücklich,

Griff ihr Paket und zog mich schließlich wieder

Zurück in die Kajüte; meine Furcht

Vergaß die Schicklichkeit, und dreist erbrach

Ich ihren höchsten Auftrag. Hier, Horatio,

Fand ich ein königliches Schurkenstück:

Ein streng Geheiß, gespickt mit vielen Gründen,

Betreffend Dänmarks Heil und Englands auch,

Und, heida, solch ein Spuk, wenn ich entkäme,

Daß gleich auf Sicht, ohn alle Zögerung,

Auch nicht so lang, um nur das Beil zu schärfen,

Das Haupt mir abgeschlagen werden sollte.

HORATIO

Ists möglich?

HAMLET

Hier ist der Auftrag; lies ihn nur bei Muße.

Doch willst du hören, wie ich nun verfuhr?

HORATIO

Ja, ich ersuch Euch drum.

HAMLET

So rings umstrickt mit Bübereien, fing,

Eh ich noch den Prolog dazu gehalten,

Mein Kopf das Spiel schon an. Ich setzte mich,

Sann einen Auftrag aus, schrieb ihn ins reine,

Ich hielt es einst wie unsre großen Herrn

Für niedrig, schön zu schreiben, und bemühte

Mich sehr, es zu verlernen; aber jetzt

Tat es mir Ritterdienste. Willst du wissen,

Was meine Schrift enthielt?

HORATIO

Ja, bester Herr.

HAMLET

Die ernstlichste Beschwörung von dem König,

Wofern ihm England treu die Lehnspflicht hielte,

Wofern ihr Bund blühn sollte wie die Palme,

Wofern der Fried in seinem Ährenkranz

Stets beider Freundschaft bindend sollte stehn,

Und manchem wichtigen Wofern der Art,

Wenn er den Inhalt dieser Schrift ersehn,

Möcht er ohn alles fernere Bedenken

Die Überbringer schnell zum Tode fördern,

Selbst ohne Frist zum Beichten.

HORATIO

Und wie versiegelt?

HAMLET

Auch darin war des Himmels Vorsicht wach.

Ich hatt im Beutel meines Vaters Petschaft,

Das dieses dänschen Siegels Muster war.

Ich faltete den Brief dem andern gleich,

Dann unterschrieb ich, drückte drauf das Siegel,

Legt ihn an seinen Ort. Der Wechselbalg

Ward nicht erkannt. Am nächsten Tage nun

War unser Seegefecht, und was dem folgte,

Das weißt du schon.

HORATIO

Und Güldenstern und Rosenkranz gehn drauf.

HAMLET

Ei, Freund, sie buhlten ja um dies Geschäft.

Sie rühren mein Gewissen nicht; ihr Fall

Entspringt aus ihrer eignen Einmischung.

's ist mißlich, wenn die schlechtere Natur

Sich zwischen die entbrannten Degenspitzen

Von mächtigen Gegnern stellt.

HORATIO

Was für ein König!

HAMLET

Was dünkt dir, liegts mir jetzo nah genug?

Der meinen König totschlug, meine Mutter

Zur Hure machte, zwischen die Erwählung

Und meine Hoffnungen sich eingedrängt,

Die Angel warf nach meinem eignen Leben

Mit solcher Hinterlist: ists nicht vollkommen billig,

Mit diesem Arme dem den Lohn zu geben?

Und ist es nicht Verdammnis, diesen Krebs

An unserm Fleisch noch länger nagen lassen?

HORATIO

Ihm muß von England bald gemeldet werden,

Wie dort der Ausgang des Geschäftes ist.

HAMLET

Bald wirds geschehn; die Zwischenzeit ist mein.

Ein Menschenleben ist, als zählt man »eins«.

Doch ich bin sehr bekümmert, Freund Horatio,

Daß mit Laertes ich mich selbst vergaß,

Denn in dem Bilde meiner Sache seh ich

Der seinen Gegenstück. Ich will Versöhnung.

Doch wirklich, seines Schmerzes Prahlerei

Empörte mich zu wilder Leidenschaft.

HORATIO

Still doch! Wer kommt?

Osrick kommt.

OSRICK

Willkommen Eurer Hoheit hier in Dänemark!

HAMLET

Ich dank Euch ergebenst, Herr. - Kennst du diese Mücke?

HORATIO

Nein, bester Herr.

HAMLET

Um so besser ist für dein Heil gesorgt, denn es ist ein Laster, ihn zu kennen. Er besitzt viel und fruchtbares Land; wenn ein Tier Fürst der Tiere ist, so wird seine Krippe neben des Königs Gedeck stehn. Er ist eine Elster, aber, wie ich dir sagte, mit weitläufigen Besitzungen von Kot gesegnet.

OSRICK

Geliebtester Prinz, wenn Eure Hoheit Muße hätte, so wünschte ich Euch etwas von Seiner Majestät mitzuteilen.

HAMLET

Ich will es mit aller Aufmerksamkeit empfangen, Herr. Eure Mütze an ihre Stelle; sie ist für den Kopf.

OSRICK

Ich danke Eurer Hoheit, es ist sehr heiß.

HAMLET

Nein, auf mein Wort, es ist sehr kalt; der Wind ist nördlich.

OSRICK

Es ist ziemlich kalt, in der Tat, mein Prinz.

HAMLET

Aber doch dünkt mich, es ist ungemein schwül und heiß für mein Temperament -

OSRICK

Außerordentlich, gnädiger Herr, es ist sehr schwül - auf gewisse Weise - ich kann nicht sagen wie. Gnädiger Herr, Seine Majestät befahl mir, Euch wissen zu lassen, daß er eine große Wette auf Euren Kopf angestellt hat. Die Sache ist folgende, Herr: -

HAMLET

Ich bitte Euch, vergeßt nicht!

Hamlet nötigt ihn, den Hut aufzusetzen.

OSRICK

Erlaubt mir, wertester Prinz, zu meiner eigenen Bequemlichkeit. Vor kurzem, Herr, ist Laertes hier an den Hof gekommen - auf meine Ehre, ein vollkommner Kavalier, von den vortrefflichsten Auszeichnungen, von einer sehr gefälligen Unterhaltung und glänzendem Äußern. In der Tat, um mit Sinn von ihm zu sprechen, er ist die Musterkarte der feinen Lebensart; denn Ihr werdet in ihm den Inbegriff aller Gaben finden, die ein Kavalier nur wünschen kann zu sehn.

HAMLET

Seine Erörterung, Herr, leidet keinen Verlust in Eurem Munde, ob ich gleich weiß, daß es die Rechenkunst des Gedächtnisses irremachen würde, ein vollständiges Verzeichnis seiner Eigenschaften aufzustellen. Und doch würde es nicht geraden Kurs halten, in Rücksicht seiner behenden Fahrt. Aber im heiligsten Ernste der Lobpreisung, ich halte ihn für einen Geist von großem Umfange und seine innere Begabung so köstlich und selten, daß, um uns wahrhaft über ihn auszudrücken, nur sein Spiegel seinesgleichen ist, und wer sonst seiner Spur nachgehen will, sein Schatten, nichts weiter.

OSRICK

Eure Hoheit spricht ganz untrüglich von ihm.

HAMLET

Der Betreff, Herr? Warum lassen wir den rauhen Atem unsrer Rede über diesen Kavalier gehen?

OSRICK

Prinz?

HORATIO

Ist es nicht möglich, uns in einer andern Sprache zu verständigen? Ihr könnt das gewiß, Herr.

HAMLET

Was bedeutet die Nennung dieses Kavaliers?

OSRICK

Des Laertes?

HORATIO

Sein Beutel ist schon leer; alle seine goldnen Worte sind ausgegeben.

HAMLET

Ja, des nämlichen.

OSRICK

Ich weiß, Ihr seid nicht ununterrichtet -

HAMLET

Ich wollte, Ihr wüßtet es, Herr, ob es mich gleich, bei meiner Ehre, noch nicht sehr empfehlen würde. Nun wohl, Herr!

OSRICK

Ihr seid nicht ununterrichtet, welche Vollkommenheit Laertes besitzt -

HAMLET

Ich darf mich dessen nicht rühmen, um mich nicht mit ihm an Vollkommenheit zu vergleichen; einen andern Mann aus dem Grunde kennen, hieße sich selbst kennen.

OSRICK

Ich meine, Herr, was die Führung der Waffen betrifft; nach der Beimessung, die man ihm erteilt, ist er darin ohnegleichen.

HAMLET

Was ist seine Waffe?

OSRICK

Degen und Stoßklinge.

HAMLET

Das wären dann zweierlei Waffen; doch weiter.

OSRICK

Der König, Herr, hat mit ihm sechs Berberhengste gewettet, wogegen er, wie ich höre, sechs französische Degen samt Zubehör, als Gürtel, Gehenke und so weiter, verpfändet hat. Drei von den Gestellen sind in der Tat dem Auge sehr gefällig, den Gefäßen sehr angemessen, unendlich zierliche Gestelle und von sehr geschmackvoller Erfindung.

HAMLET

Was nennt Ihr die Gestelle?

HORATIO

Ich wußte, Ihr würdet Euch noch an seinen Randglossen erbauen müssen, ehe das Gespräch zu Ende wäre.

OSRICK

Die Gestelle sind die Gehenke.

HAMLET

Der Ausdruck würde schicklicher für die Sache sein, wenn wir eine Kanone an der Seite führen könnten; bis dahin laßt es immer Gehenke bleiben. Aber weiter: sechs Berberhengste gegen sechs französische Degen, ihr Zubehör, und drei geschmackvoll erfundene Gestelle: das ist eine französische Wette gegen eine dänische. Weswegen haben sie dies verpfändet, wie Ihrs nennt?

OSRICK

Der König, Herr, hat gewettet, daß Laertes in zwölf Stößen von beiden Seiten nicht über drei vor Euch voraushaben soll; er hat auf zwölf gegen neun gewettet; und es würde sogleich zum Versuch kommen, wenn Eure Hoheit zu der Erwiderung geneigt wäre.

HAMLET

Wenn ich nun erwidre: nein?

OSRICK

Ich meine, gnädiger Herr, die Stellung Eurer Person zu dem Versuche.

HAMLET

Ich will hier im Saale auf und ab gehen; wenn es Seiner Majestät gefällt: es ist jetzt bei mir die Stunde, frische Luft zu schöpfen. Laßt die Rapiere bringen; hat Laertes Lust und bleibt der König bei seinem Vorsatze, so will ich für ihn gewinnen, wenn ich kann; wo nicht, so werde ich nichts als die Schande und die überzähligen Stöße davontragen.

OSRICK

Soll ich Eure Meinung so erklären?

HAMLET

In diesem Sinne, Herr, mit Ausschmückungen nach Eurem Geschmack.

OSRlCK

Ich empfehle Eurer Hoheit meine Ergebenheit.

[Ab. ]

HAMLET

Der Eurige. -

Osrick geht ab. Er tut wohl daran, sie selbst zu empfehlen; es möchte ihm sonst kein Mund zu Gebote stehn.

HORATIO

Dieser Kiebitz ist mit der halben Eierschale auf dem Kopfe aus dem Nest gelaufen.

HAMLET

Er machte Umstände mit seiner Mutter Brust, ehe er daran sog. Auf diese Art hat er, und viele andere von demselben Schlage, in die das schale Zeitalter verliebt ist, nur den Ton der Mode und den äußerlichen Schein der Unterhaltung erhascht, eine Art von Schaumansammlung, die sie weiterträgt, und zwar durch die tiefsten und gesiebtesten Beurteilungen hindurch; aber man puste sie nur zu näherer Prüfung an, und die Blasen platzen.

Ein Edelmann kommt.

EDELMANN

Gnädiger Herr, Seine Majestät hat sich Euch durch den jungen Osrick empfehlen lassen, der ihm meldet, daß Ihr ihn im Saale erwarten wollt. Er schickt mich, um zu fragen, ob Eure Lust, mit Laertes zu fechten, fortdauert, oder ob Ihr längern Aufschub dazu verlangt.

HAMLET

Ich bleibe meinen Vorsätzen treu, sie richten sich nach des Königs Wunsche. Wenn es ihm gelegen ist, bin ich bereit, jetzt oder zu jeder andern Zeit; vorausgesetzt, daß ich so gut imstande bin wie jetzt.

EDELMANN

Der König, die Königin und alle sind auf dem Wege hierher.

HAMLET

In Gottes Namen.

EDELMANN

Die Königin wünscht, Ihr möchtet den Laertes freundschaftlich anreden, ehe Ihr anfangt zu fechten.

HAMLET

Ihr Rat ist gut.

Der Edelmann ab.

HORATIO

Ihr werdet diese Wette verlieren, mein Prinz.

HAMLET

Ich denke nicht. Seit er nach Frankreich ging, bin ich in beständiger Übung geblieben; ich werde bei der ungleichen Wette gewinnen. Aber du kannst dir nicht vorstellen, wie übel es mir hier ums Herz ist. Doch es tut nichts.

HORATIO

Nein, bester Herr -

HAMLET

Es ist nur Torheit; aber es ist eine Art von schlimmer Ahnung, die vielleicht ein Weib ängstigen würde.

HORATIO

Wenn Eurem Gemüt irgend etwas widersteht, so gehorcht ihm; ich will ihrer Ankunft zuvorkommen und sagen, daß Ihr nicht aufgelegt seid.

HAMLET

Nein, ja nicht! Ich trotze allen Vorbedeutungen; es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings. Geschieht es jetzt, so geschieht es nicht in Zukunft; geschieht es nicht in Zukunft, so geschieht es jetzt; geschieht es jetzt nicht, so geschieht es doch einmal in Zukunft. In Bereitschaft sein ist alles. Da kein Mensch besitzt, was er verläßt, was kommts darauf an, frühzeitig zu verlassen? Mags sein!

Der König, die Königin, Laertes, Herren vom Hofe, Osrick und anderes Gefolge mit Rapieren usw.

KÖNIG

Kommt, Hamlet, kommt! Nehmt diese Hand von mir!

Der König legt die Hand des Laertes in die des Hamlet.

HAMLET

Gewährt Verzeihung, Herr! Ich tat Euch unrecht;

Allein verzeiht um Eurer Ehre willen!

Der Kreis hier weiß, Ihr hörtets auch gewiß,

Wie ich mit schwerem Trübsinn bin geplagt.

Was ich getan,

Das die Natur in Euch, die Ehr und Sitte

Hart aufgeregt, erklär ich hier für Wahnsinn.

Wars Hamlet, der Laertes kränkte? Nein!

Wenn Hamlet von sich selbst geschieden ist

Und, weil er nicht er selbst, Laertes kränkt,

Dann tut es Hamlet nicht; Hamlet verleugnets.

Wer tut es denn? Sein Wahnsinn. Ist es so,

So ist er ja auf der gekränkten Seite:

Sein Wahnsinn ist des armen Hamlets Feind.

Vor diesen Zeugen, Herr,

Laßt mein Verleugnen aller schlimmen Absicht

So weit vor Eurer Großmut frei mich sprechen,

Als ich den Pfeil nur sandte übers Haus

Und meinen Bruder traf.

LAERTES

Mir ist genug geschehn für die Natur,

Die mich in diesem Fall am stärksten sollte

Zur Rache treiben. Doch nach Ehrenrechten

Halt ich mich fein und weiß nichts von Versöhnung,

Bis ältre Meister von geprüfter Ehre

Zum Frieden ihren Rat und Spruch verleihn

Für meines Namens Rettung. Bis dahin

Empfang ich Eure dargebotne Liebe

Als Lieb und will ihr nicht zu nahe tun.

HAMLET

Gern tret ich bei und will mit Zuversicht

Um diese brüderliche Wette fechten. -

Gebt uns Rapiere, kommt!

LAERTES

Kommt, eines mir!

HAMLET

Ich werd zur Zierde Eures Ruhms, Laertes;

Mein Ungeschick läßt Eure Kunst erglänzen

Wie tiefste Nacht die Sterne.

LAERTES

Ihr treibt Spott!

HAMLET

Wahrhaftig nicht!

KÖNIG

Gebt ihnen die Rapiere, junger Osrick. -

Ihr wißt doch, Vetter Hamlet, unsre Wette?

HAMLET

Vollkommen: Eure Hoheit hat den Ausschlag

Des Preises auf die schwächre Hand gelegt.

KÖNIG

Ich fürcht es nicht, ich sah euch beide sonst;

Er lernte zu, drum gibt man uns voraus.

LAERTES

Das ist zu schwer, laßt mich ein andres sehn!

HAMLET

Das steht mir an. Sind alle gleicher Länge?

Sie bereiten sich zum Fechten.

OSRICK

Ja, bester Herr!

KÖNIG

Setzt mir die Flaschen Wein auf diesen Tisch!

Wenn Hamlet trifft zum ersten oder zweiten,

Wenn er beim dritten Tausch den Stoß erwidert,

Laßt das Geschütz von allen Zinnen feuern,

Der König trinkt auf Hamlets Wohlsein dann,

Und eine Perle wirft er in den Kelch,

Mehr wert, als die vier Könige nacheinander

In Dänmarks Krone trugen. Gebt die Kelche!

Laßt die Trompete zu der Pauke sprechen,

Die Pauke zu dem Kanonier hinaus,

Zum Himmel das Geschütz, den Himmel zur Erde!

Jetzt trinkt der König Hamlet zu! - Fangt an,

Und ihr, ihr Richter, habt ein achtsam Auge!

HAMLET

Kommt, Herr!

LAERTES

Wohlan, mein Prinz!

Sie fechten.

HAMLET

Eins!

LAERTES

Nein.

HAMLET

Richterspruch!

OSRICK

Getroffen, offenbar getroffen!

LAERTES

Gut, noch einmal!

KÖNIG

Halt! Wein her! - Hamlet, diese Perl ist dein,

Hier auf dein Wohl!

Trompetenstoß und Kanonenschuß hinter der Szene. Gebt ihm den Kelch! [Trompetenstoß und Kanonenschüsse hinter der Szene. ]

HAMLET

Ich fecht erst diesen Gang, setzt ihn beiseit! -

Kommt!

Sie fechten. Wiederum getroffen; was sagt Ihr?

LAERTES

Berührt, berührt! Ich geb es zu.

KÖNIG

Unser Sohn gewinnt.

KÖNIGIN

Er ist in Schweiß und außer Atem. -

Hier Hamlet, nimm mein Tuch, reib dir die Stirn!

Die Königin trinkt auf dein Glück, mein Hamlet.

HAMLET

Gnädige Mutter -

KÖNIG

Gertrud, trink nicht!

KÖNIGIN

Ich will es, mein Gemahl; ich bitt, erlaubt mir.

KÖNIG

beiseit. Es ist der giftge Kelch! Es ist zu spät!

HAMLET

Ich darf jetzt noch nicht trinken, gnädge Frau;

Sogleich.

KÖNIGIN

Komm, laß mich dein Gesicht abtrocknen.

LAERTES

Mein Fürst, jetzt treff ich ihn.

KÖNIG

Ich glaub es nicht.

LAERTES

beiseit. Und doch, beinah ists gegen mein Gewissen.

HAMLET

Laertes, kommt zum Dritten nun! Ihr tändelt;

Ich bitt Euch, stoßt mit Eurer ganzen Kraft!

Ich fürchte, daß Ihr mich zum besten habt.

LAERTES

Meint Ihr? Wohlan!

Sie fechten.

OSRICK

Auf beiden Seiten nichts.

LAERTES

Jetzt seht Euch vor!

Laertes verwundet den Hamlet, drauf wechseln sie in der Hitze des Gefechts die Rapiere, und Hamlet verwundet den Laertes.

KÖNIG

Trennt sie, sie sind erhitzt!

HAMLET

Nein, noch einmal!

Die Königin sinkt um.

OSRICK

Seht nach der Königin!

HORATIO

Sie bluten beiderseits. - Wie stehts, mein Prinz?

OSRICK

Wie stehts, Laertes?

LAERTES

Gefangen in der eignen Schlinge, Osrick!

Mich fällt gerechterweise mein Verrat.

HAMLET

Was ist der Königin?

KÖNIG

Sie fällt in Ohnmacht, weil sie bluten sieht.

KÖNIGIN

Nein, nein! Der Trank, der Trank! - O lieber Hamlet!

Der Trank, der Trank! - Ich bin vergiftet.

Sie stirbt.

HAMLET

O Büberei! - Ha! Laßt die Türen schließen!

Verrat! Sucht, wo er steckt!

Laertes fällt.

LAERTES

Hier, Hamlet! Hamlet, du bist umgebracht;

Kein Mittel in der Welt errettet dich,

In dir ist keine halbe Stunde Leben.

Des Frevels Werkzeug ist in deiner Hand,

Unabgestumpft, vergiftet; meine Arglist

Hat sich auf mich gewendet: sieh, hier lieg ich,

Nie aufzustehn - vergiftet deine Mutter -

Ich kann nicht mehr - des Königs Schuld, des Königs!

HAMLET

Die Spitze auch vergiftet?

So tu denn, Gift, dein Werk.

Er ersticht den König.

OSRICK und Herren vom Hofe. Verrat! Verrat!

KÖNIG

Noch helft mir, Freunde! Ich bin nur verwundet.

HAMLET

Hier, mördrischer, blutschändrischer, verruchter Däne!

Trink diesen Trank aus! - Ist die Perle hier?

Folg meiner Mutter!

Der König stirbt.

LAERTES

Ihm geschieht sein Recht;

Es ist ein Gift von seiner Hand gemischt.

Laß uns Vergebung wechseln, edler Hamlet!

Mein Tod und meines Vaters komm nicht über dich,

Noch deiner über mich!

Er stirbt.

HAMLET

Der Himmel mache

Dich frei davon! Ich folge dir. - Horatio,

Ich sterbe. - Arme Königin, fahr wohl! -

Ihr, die erblaßt und bebt bei diesem Fall

Und seid nur stumme Hörer dieser Handlung,

Hätt ich nur Zeit - der grause Scherge Tod

Verhaftet schleunig -, o ich könnt euch sagen!

Doch sei es drum. - Horatio, ich bin hin;

Du lebst: erkläre mich und meine Sache

Den Unbefriedigten.

HORATIO

Nein, glaub das nicht.

Ich bin ein alter Römer, nicht ein Däne:

Hier ist noch Trank zurück.

HAMLET

Wo du ein Mann bist,

Gib mir den Kelch! Beim Himmel, laß! Ich will ihn!

O Gott! - Welch ein verletzter Name, Freund,

Bleibt alles so verhüllt, wird nach mir leben!

Wenn du mich je in deinem Herzen trugst,

Verbanne noch dich von der Seligkeit

Und atm in dieser herben Welt mit Müh,

Um mein Geschick zu melden. -

Marsch in der Ferne, Schüsse hinter der Szene. Welch kriegerischer Lärm?

OSRICK

Der junge Fortinbras, der siegreich eben

Zurück aus Polen kehrt, gibt den Gesandten

Von England diesen kriegerischen Gruß.

HAMLET

O ich sterbe, Horatio!

Das starke Gift bewältigt meinen Geist;

Ich kann von England nicht die Zeitung hören,

Doch prophezei ich: Die Erwählung fällt

Auf Fortinbras; er hat mein sterbend Wort!

Das sagt ihm, samt den Fügungen des Zufalls,

Die es dahin gebracht. - Der Rest ist Schweigen.

Er stirbt.

HORATIO

Da bricht ein edles Herz. - Gute Nacht, mein Fürst!

Und Engelscharen singen dich zur Ruh! -

Weswegen naht die Trommel?

Marsch hinter der Szene. Fortinbras, die englischen Gesandten und andre kommen.

FORTINBRAS

Wo ist dies Schauspiel?

HORATIO

Was ists, das Ihr zu sehn begehrt? Wenn irgend

Weh oder Wunder, laßt vom Suchen ab!

FORTINBRAS

Dies grausige Bild schreit Mord. - O stolzer Tod,

Welch Fest geht vor in deiner ewgen Zelle,

Daß du auf einen Schlag so viele Fürsten

So blutig trafst?

ERSTER GESANDTER

Der Anblick ist entsetzlich.

Und das Geschäft von England kommt zu spät.

Taub sind die Ohren, die Gehör uns sollten

Verleihen, sein Befehl sei ausgeführt

Und Rosenkranz und Güldenstern sei'n tot.

Wo wird uns Dank?

HORATIO

Aus seinem Munde nicht,

Hätt er dazu die Lebensregung auch;

Er gab zu ihrem Tode nie Befehl.

Doch weil so schnell nach diesem blutgen Schlage

Ihr von dem Zug nach Polen, ihr aus England

Hiehergekommen seid, so ordnet an,

Daß diese Leichen hoch auf einer Bühne

Vor aller Augen werden ausgestellt,

Und laßt der Welt, die noch nicht weiß, mich sagen,

Wie alles dies geschah; so sollt Ihr hören

Von Taten, fleischlich, blutig, unnatürlich,

Zufälligen Gerichten, blindem Mord;

Von Toden, durch Gewalt und List bewirkt,

Und Plänen, die verfehlt zurückgefallen

Auf der Erfinder Haupt: dies alles kann ich

Mit Wahrheit melden.

FORTINBRAS

Eilen wir zu hören,

Und ruft die Edelsten zu der Versammlung.

Was mich betrifft, mein Glück umfang ich trauernd;

Ich habe alte Recht' an dieses Reich,

Die anzusprechen mich mein Vorteil heißt.

HORATIO

Auch hievon werd ich Grund zu reden haben,

Und zwar aus dessen Mund, des Stimme mehre

Wird nach sich ziehen. Aber laßt uns dies

Sogleich verrichten, da noch die Gemüter

Der Menschen wild sind, daß kein Unheil mehr

Aus Ränken und Verwirrung mög entstehen.

FORTINBRAS

Laßt vier Hauptleute Hamlet auf die Bühne

Gleich einem Krieger tragen; denn er hätte,

Wär er hinaufgelangt, unfehlbar sich

Höchst königlich bewährt! Und bei dem Zug

Laßt Feldmusik und alle Kriegsgebräuche

Laut für ihn sprechen!

Nehmt auf die Leichen! - Was wir sehen dort,

Dem Schlachtfeld ziemend, schändet diesen Ort.

Geht, heißt die Truppen feuern!

Ein Totenmarsch. Sie gehen ab, indem sie die Leichen wegtragen; hierauf wird eine Artilleriesalve abgefeuert.

Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch)

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