Читать книгу Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare, William Shakespeare - Страница 242
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ZEHNTE SZENE
[Daselbst ] Ein anderer Teil der Ebene
Äneas , Paris, Antenor und Deiphobus [und Trojaner ] treten auf.
ÄNEAS
Halt! Weicht nur nicht! Noch ist das Schlachtfeld unser;
Wir halten stand, erwarten hier den Tag!
Troilus tritt auf.
TROILUS
Hektor ist tot.
ALLE
Hektor? Verhüt es Zeus!
TROILUS
Ja, tot; und an dem Roßschweif seines Mörders
Viehisch geschleift auf der beschämten Flur.
Zürnt, Götter! Eure Rache treff uns schnell!
Hohnlächelnd schaut von euerm Thron herab,
Die Gnade nur gewährt: endet es schnell,
Verzögert nicht den sichern Untergang!
ÄNEAS
Mein Prinz, das ganze Heer entmutigt Ihr!
TROILUS
Ihr faßt nicht meinen Sinn, wenn Ihr so sprecht.
Ich rede nicht von Furcht, von Flucht, noch Tod.
Trotz biet ich allem Graun, womit die Götter
Uns Menschen noch bedrohn. – Hektor dahin! –
Wer sagt es Priam? Wer der Hekuba?
Wer hat den Mut, als nächtge Eule krächzend
In Troja zu verkünden: Hektor fiel?
Solch Wort verwandelt Priamus in Stein,
In Quelln und Nioben Jungfraun und Weiber,
Jüngling' in Marmorbilder und entsetzt
Troja zum Wahnsinn. Auf denn, Freunde, fort!
Hektor ist hin! Das ist das Todeswort. –
Doch halt: Ihr schnöden, gottverhaßten Zelte,
So stolz gereiht auf unsrer phrygschen Flur:
Erhebe Titan sich so früh er mag,
Ich stürm euch durch! Und du, feigherzger Riese,
Kein Erdenraum soll trennen unsern Haß;
Dir jag ich wie dein bös Gewissen nach,
Das Larven scheußlich weckt wie Fieberwahnsinn! –
Schlagt rasch den Marsch zur Heimkehr! Faßt euch Herz!
Der Rache Wunsch betäub den innern Schmerz.
[Äneas mit den Troern ab. ] Pandarus kommt.
PANDARUS
Hört mich, mein Prinz, hört mich!
TROILUS
Fort, kupplerischer Pandar! Dein Gedächtnis
Sei ewge Schmach, und Schande dein Vermächtnis!
[Troilus geht. ] Alle außer Pandarus gehen ab.
PANDARUS
Eine schöne Arznei für meine Gliederschmerzen! O Welt, Welt, Welt! So wird dein armer Unterhändler verhöhnt! O ihr Verführer und Kuppler, wie eifrig nimmt man eure guten Dienste in Anspruch, und wie schlecht lohnt man euch! Warum sind unsre Bemühungen so geliebt und unser Ausgang so getrübt! Welchen Denkreim gibts dafür? Welch Gleichnis? Laß sehn:
Recht lustiglich summt euch das Bienchen vor,
Solang es Waff und Honig nicht verlor;
Doch ist sein scharfer Stachel erst heraus,
Ists mit dem süßen Ton und süßen Honig aus.
Ihr, die ihr euch des schwachen Fleisches annehmt, setzt dies in eure gemalten Tapeten!
So viel hier von der Zunft des Pandar sind,
Halb blind schon, weint bei seinem Fall euch blind,
Und stöhnt, wenn euch die Träne ward versagt,
Wenn nicht um mich, doch weil die Gicht euch plagt.
Hört, wer zum Kupplerorden sich bekennt:
Auf nächsten Herbst mach ich mein Testament;
Ich tät es jetzt, doch trat die Furcht dazwischen,
Ein Gänschen aus Winchester möchte zischen.
Drum laßt mir Zeit, mich schwitzend neu zu fiedern,
Und all mein Kreuz vermach ich euern Gliedern.
Er geht ab.