Читать книгу Perry Rhodan 337: Kontakte mit Unbekannt - William Voltz - Страница 5

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2.

Am dritten Tag der Suche schlugen die Massetaster an Bord der CREST IV aus. Das Schiff kam in der Nähe einer roten Riesensonne, die keine Planeten besaß, aus dem Linearraum. Trotzdem deutete die Reaktion der Ortungsgeräte darauf hin, daß sich in einer weiten Umlaufbahn um diesen Stern große Metallmengen befinden mußten.

»Was halten Sie davon, Sir?« fragte Major Owe Konitzki über Interkom. »Wir können keine Planeten entdecken, aber die Ortung zeigt das Vorhandensein von Stahl oder einer stahlähnlichen Legierung an.«

»Vielleicht handelt es sich um ein riesiges Raumschiff«, meinte Atlan.

»Das ist nicht ausgeschlossen«, gab Rhodan zu. »Dann müssen an Bord dieses Schiffes jedoch fast alle Energiequellen abgeschaltet sein, denn wir empfangen keine Impulse.«

»Wir müssen noch näher heran«, schlug Oberst Akran vor.

»Nicht so stürmisch, Kommandant«, sagte Rhodan zu dem Epsaler. »Wir müssen damit rechnen, auf eine kleine Flotte zu stoßen und wissen nicht, ob wir als Freunde empfangen werden.«

Konitzki meldete sich wieder.

»Sir, ich schlage vor, daß wir unseren Kurs nach dem Ausschlag der Massetaster bestimmen und uns der Sonne vorsichtig nähern«, sagte er.

»Einverstanden«, stimmte Perry Rhodan zu. »Passen Sie gut auf, Major. Wir müssen möglichst früh herausfinden, was wir da entdeckt haben. Ich möchte nicht, daß wir mit der CREST IV in eine Falle fliegen.«

»Warum verlassen wir nicht dieses Gebiet?« fragte Atlan.

Rhodan runzelte die Stirn.

»Wäre es dir recht?« wollte er wissen.

Atlan überlegte einen Augenblick. Er wußte, daß es schwer war, Rhodan zu bewegen, einen einmal gefaßten Entschluß wieder aufzugeben.

»Ich kann mir vorstellen, daß wir noch oft auf raumfahrende Völker treffen werden«, sagte er. »Warum sollten wir ein Risiko eingehen?«

»Theoretisch kann es uns passieren, daß wir im Verlauf mehrerer Jahrzehnte Tausende von Sonnensystemen absuchen, ohne auf intelligentes Leben zu stoßen«, sagte Rhodan. »Du darfst nicht vergessen, daß die Besatzung der CREST einem Alterungsprozeß unterworfen ist. Wir müssen im Interesse dieser Männer jede Chance ergreifen. Außerdem ...« Rhodan unterbrach sich und schüttelte den Kopf.

»Außerdem interessiert es dich, was in der Milchstraße geschieht«, vollendete Atlan. »Du befürchtest, daß das Imperium der Menschheit während deiner Abwesenheit zerschlagen werden könnte.«

»Ja«, sagte Rhodan.

»Ich bin daran gewöhnt, einsam zu leben«, sagte Atlan. »Ich kann mir jedoch vorstellen, wie dir zumute ist. Trotzdem rate ich dir zur Vorsicht.«

»Wenn jemand eine Wüste durchquert, ist er gezwungen, jedes Wasserloch auszunutzen«, sagte Rhodan. »Er muß es tun, auch wenn die Gefahr besteht, daß gleichzeitig mit ihm wilde Tiere an die Tränke kommen.«

Atlan lächelte spöttisch.

»Fliegen wir zur Tränke«, sagte er, »um uns die Raubtiere anzusehen.«

*

Die CREST IV glich einer fliegenden Kleinstadt. In einem Ort, in dem nur fünftausend Menschen leben, bleibt der Öffentlichkeit kaum ein wichtiges Ereignis verborgen. Die Leute sorgen dafür, daß jede Neuigkeit in erstaunlicher Schnelligkeit verbreitet wird.

An Bord des Flaggschiffs verhielt es sich nicht anders.

Rhodan, der ein feines Gefühl für das Verhalten der Besatzung besaß, konnte die Spannung fühlen, die sich in den einzelnen Decks des zweitausendfünfhundert Meter durchmessenden Schiffes ausbreitete, als Merlin Akran die rote Riesensonne in vorsichtigen Linearmanövern ansteuerte. Wie immer in solchen Fällen entstand zwischen den Eingeweihten in den Zentralen und den Uneingeweihten in den Maschinen- und Mannschaftsräumen ein gewisses Unbehagen.

Rhodan hätte diesen Zustand mit einem Wort der Erklärung beendigen können, doch er wußte, daß jeder Hinweis auf das Vorhandensein eines raumfahrenden Fremdvolkes die Hoffnung der Männer auf eine baldige Heimkehr geschürt hätte. Der Großadministrator wollte es jedoch vermeiden, einer Hoffnung Nahrung zu geben, die sich vielleicht wenig später als illusorisch erwies. Deshalb beschloß er, solange zu schweigen, bis endgültig feststand, was die Massetaster anzeigten.

Ungefähr zwanzig Stunden nach der ersten Ortung tauchte auf den Bildschirmen der Fernoptik ein seltsames Gebilde auf.

»Flug stoppen!« rief Perry Rhodan dem epsalischen Kommandanten zu.

Die CREST IV schoß noch einige hundert Kilometer durch den Weltraum, bevor sie endgültig zum Stillstand kam. Rhodan beobachtete die Bildschirme. Noch waren keine Einzelheiten zu erkennen, aber es stand jetzt fest, daß ein riesiger Metallkörper um die rote Sonne kreiste.

»Wir werden noch näher heran müssen«, sagte Atlan. »Auf diese Entfernung läßt sich nicht feststellen, ob wir einen Verband von Raumschiffen oder eine große Weltraumstation vor uns haben.«

»Auf jeden Fall sind die schwachen Funksprüche von dort gekommen«, sagte Roi Danton, der sich seit ein paar Stunden in der Zentrale aufhielt. »Das beweist, daß wir es mit fremden Intelligenzen zu tun haben.«

»Es kann sich auch um eine Robotstation handeln«, warf John Marshall ein.

Rhodan stellte eine Funkverbindung zum Schiff der Haluter her, das in einem Abstand von dreitausend Kilometern bewegungslos im Raum stand. Tolot hatte offenbar nur auf einen Anruf gewartet, denn er meldete sich sofort.

»Was halten Sie von der Sache, Icho Tolot?« fragte Rhodan. »Können Sie von Bord Ihres Schiffes aus Einzelheiten erkennen?«

Der Haluter verneinte.

»Ich schlage vor, daß wir uns mit der CREST diesem rätselhaften Körper nähern«, sagte Rhodan. »Sie bleiben mit Ihrem Schiff zurück, um uns nötigenfalls herauszuholen, wenn wir in Schwierigkeiten geraten.«

Einen Augenblick blieb es still.

»Wir könnten auch umgekehrt vorgehen«, sagte Tolot dann.

»Man sollte die stärkere Waffe immer für den Schluß aufheben«, sagte Rhodan.

»Nun gut«, stimmte Tolot zögernd zu. »Unser Schiff bleibt feuerklar zurück. Begehen Sie keine Dummheiten. Wir haben Schwierigkeiten genug.«

Rhodan atmete auf. Er war erleichtert, daß Tolot seine Vorschläge angenommen hatte. Es war beruhigend, die beiden Haluter im Hintergrund zu wissen.

»Wir gehen wieder in Linearflug über«, befahl Rhodan dem Epsaler. »Fliegen Sie solange weiter, bis Konitzki uns ein einwandfreies Bild auf die Ortungsgeräte projizieren kann.«

Die CREST IV nahm wieder Fahrt auf und raste der roten Sonne und ihrem seltsamen Satelliten entgegen.

*

Als das Flaggschiff den Linearflug abermals unterbrach, zeichneten sich auf den Bildschirmen die Umrisse von etwa dreitausend Raumschiffen ab, die in zehn Pulks von ungefähr je dreihundert Schiffen an allen möglichen Ecken und Enden zusammengeschweißt waren, jeder einzelne Pulk bildete ein heilloses Durcheinander von walzenförmigen Schiffskörpern. Die Einheiten waren entweder mit dem Heck, dem Bug oder einer Breitseite miteinander verbunden. Jemand schien versucht zu haben, dreitausend Raumschiffe so miteinander zu verketten, daß sie weder durch Strahldruck noch durch Gravitationseinflüsse voneinander abtreiben konnten. Trotzdem bestanden zwischen den einzelnen Schiffsballungen Abstände bis zu tausend Kilometer. Die Umlaufbahn aller Pulks war jedoch gleich.

»Phantastisch«, murmelte Rhodan. »Hier scheint sich eine ganze Flotte darauf eingerichtet zu haben, als eine Art Kunstplanet um die rote Sonne zu kreisen. Ich möchte wissen, was die Besatzungen der einzelnen Schiffe dazu veranlaßt hat, ihren Weiterflug zu unterbrechen und diese Pulks zu bilden.«

»Energiemangel«, vermutete Roi Danton. »Bis auf die schwachen Impulse des Hypersenders haben wir bisher keine Energiequelle orten können. Und auch dieser Sender ist nach fünf Minuten ausgefallen. Er besaß nicht einmal genügend Energie, um die aus neunzehntausend Lichtjahren kommende Funknachricht einwandfrei zu beantworten.«

Rhodan sprach jetzt über Interkom zur Besatzung der CREST IV und teilte den Raumfahrern mit, was auf den Bildschirmen in den Zentralen zu sehen war. Er ahnte zwar, daß fast alle Männer inzwischen informiert waren, aber es konnte nichts schaden, wenn er darauf hinwies, daß die Entdeckung dieser Schiffe nicht gleichbedeutend mit einer baldigen Rückkehr war.

»Vermutlich haben wir einen Schiffsfriedhof entdeckt«, sagte er abschließend. »Doch das ist eine Theorie, die sich noch bestätigen muß. Es kann hundert andere Erklärungen für das Vorhandensein dieser dreitausend Schiffe geben. Wir sind sicher, daß jemand, der rund zwanzigtausend Lichtjahre von hier entfernt ist, versucht hat, mit dieser seltsamen Flotte in Verbindung zu treten. Die zusammengeschweißten Walzenschiffe verfügen offenbar nicht mehr über starke Energiequellen, denn die Antwort war außerordentlich schwach und kann ihr Ziel unmöglich erreicht haben. Wir wissen jedoch, daß sich an Bord dieser Schiffe jemand aufhalten muß, der auf den ersten Funkspruch antwortete. Natürlich werden wir versuchen, mit den Besatzungen der Raumschiffpulks in Verbindung zu treten. Warum wir solche Versuche unternehmen, liegt auf der Hand. Wir brauchen astronomische Unterlagen, um mit hundertprozentiger Sicherheit unsere Position und die unserer Heimatgalaxis bestimmen zu können.«

Rhodan schaltete den Interkom aus. Ein Blick auf die Bildschirme zeigte ihm, daß sich im Weltraum nichts verändert hatte. Er bezweifelte, daß man an Bord der Walzenschiffe die CREST IV und das halutische Schiff bereits entdeckt hatte. Mangel an Energie bedeutete auch Mangel an Ortungsmöglichkeiten.

Rhodan beging jedoch nicht den Fehler, die dreitausend Schiffe als unterlegen einzustufen. An Bord dieser Raumer konnte es Reserven geben, die sich im entscheidenden Augenblick einsetzen ließen.

»Nun wissen wir, was die Massetaster unseres Schiffes zum Ausschlagen gebracht hat«, sagte Atlan. »Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder setzen wir den Flug mit der CREST IV fort, oder wir strahlen eine einfache Funkbotschaft ab, die von den Fremden vielleicht empfangen und beantwortet wird.«

Rhodan antwortete nicht. Er dachte intensiv nach. Er trug die Verantwortung für fünftausend Männer, die alle in die Heimat zurückwollten.

»Es gibt noch eine dritte Möglichkeit«, sagte er schließlich. »Ich bin dafür, daß wir eine Korvette ausschleusen, deren Besatzung sich in der Nähe der Raumschiffspulks gründlich umsieht. Dadurch vermeiden wir, das gesamte Schiff in die Nähe der fremden Raumer bringen zu müssen.«

»Ich halte das für eine gute Idee«, sagte John Marshall. »Wir können ...«

In diesem Augenblick materialisierte Gucky neben dem Telepathen. Er blickte von Rhodan zu Atlan und hob dann drohend seine rechte Pfote.

»Ich komme gerade rechtzeitig, um ein Unheil zu verhindern«, piepste er erregt. »Selbstverständlich werden Ras Tschubai und ich an Bord eines dieser Schiffe springen und uns dort umsehen.«

»Selbstverständlich werdet ihr das nicht tun«, antwortete Rhodan.

»Was?« Gucky stemmte beide Ärmchen in die Hüften. »Wozu sind wir an Bord, wenn wir wie Pensionäre verhätschelt werden? Ich protestiere gegen diese Behandlung.«

»Du kannst protestieren, solange du willst«, erklärte Rhodan unbeeindruckt. »Ras und du werden als Einsatzreserve in voller Kampfausrüstung an Bord der CREST zurückbleiben, wenn die Korvette ausgeschleust wird. Lediglich John Marshall wird an Bord des Beiboots sein, weil ich hoffe, daß er die Gedankenimpulse der Fremden auffangen kann.«

Gucky watschelte bis zu Rhodans Sitz.

»Ich bin ebenfalls Telepath!« quäkte er. »Wenn John geht, ist es nur recht und billig, daß ich ebenfalls an Bord der Korvette darf. Von dieser Herumsitzerei werde ich dick und träge.«

Rhodan achtete nicht länger auf die Einwände des Mausbibers. Er konnte Guckys Enttäuschung verstehen. Rhodan war jedoch durch die verschiedenen Vorkommnisse in der Kugelgalaxis M 87 gewarnt. Zuletzt hatte das tragische Schicksal Dr. Kydd Sylvesters ihm bewiesen, daß sie nur mit äußerster Behutsamkeit vorgehen durften. Ein planloser Sprung Guckys und Tschubais an Bord eines der Walzenschiffe konnte zu einer Katastrophe führen. Später, wenn genügend Unterlagen vorhanden waren, konnten die Teleporter ihren Plan noch immer in die Tat umsetzen.

Wieder betätigte Rhodan den Interkom und rief den Chef der Korvettenschleusen, den Techno-Offizier Swendar Rietzel.

Rietzel blinzelte, als sein Gesicht auf dem Bildschirm sichtbar wurde. Er machte den Eindruck, als sei er gerade aus dem Schlaf erwacht. Doch daran war Rhodan schon gewöhnt.

»Bereiten Sie alles für die Ausschleusung der KC-Einundzwanzig vor«, befahl Rhodan.

»Die KC-Einundzwanzig gehört zur Dritten Korvettenflottille«, sagte Rietzel. »Major Tschai Kulu wird sich freuen, wenn er Arbeit bekommt.«

»Sie sollen keine Überlegungen anstellen«, verwies Rhodan den Techno-Offizier und unterdrückte dabei ein Lächeln. »Ich möchte nicht, daß die Hangars zum Ausgangspunkt wilder Gerüchte werden.«

»Natürlich nicht, Sir«, versicherte Rietzel. »Ich werde meine Gedanken für mich behalten.«

Rhodan schaltete ab. Noch immer lief die Fernortung der CREST IV. Ständig brachten die Männer, die an den Auswertungsschlitzen der Bordpositronik saßen, neue Daten über die Raumschiffpulks. Die Angaben waren jedoch mehr oder weniger ungenau, so daß die Offiziere in der Kommandozentrale der CREST IV keine Rückschlüsse daraus ziehen konnten.

Lediglich eine von dem Chefmathematiker gemachte Feststellung war für Rhodan interessant. Dr. Josef Lieber hatte das Alter der fremden Schiffe mit Vorbehalt auf dreihundert Jahre geschätzt. Aber auch er hatte darauf hingewiesen, daß zur Erlangung genauerer Daten eine weitere Annäherung der CREST IV an die Walzenschiffe nötig war.

Perry Rhodan jedoch hatte seine Entscheidung getroffen. Er würde die KC-21 unter dem Kommando von Major Tschai Kulu ausschleusen, bevor er mit der CREST IV weiterflog. Die schnelle Korvette sollte einen Erkundungsflug machen. Davon, wie dieses Unternehmen ausging, hingen Rhodans weitere Entschlüsse in erster Linie ab.

Icho Tolot und Fancan Teik hatten es abgelehnt, sich mit ihrem Schiff den zusammengeschweißten Walzenraumern zu nähern. Das Mißtrauen der Haluter war noch größer als das der Terraner. Tolot und Teik waren losgeflogen, um die Sonnen in der Nachbarschaft des roten Riesensterns abzusuchen. Tolot rechnete damit, daß die Heimat der offenbar schrottreifen Raumschiffe nicht weiter als dreißig Lichtjahre entfernt sein konnte.

»Du bist sehr an diesen Schiffen interessiert, nicht wahr?« fragte Atlan seinen terranischen Freund.

»Ja«, gab Rhodan zu. »Wenn es den Erbauern dieser Walzen jemals gelungen ist, bis in die Randzonen ihrer Galaxis vorzudringen, dann besitzen sie mit großer Wahrscheinlichkeit eine Vielzahl astronomischer Aufnahmen über die Umgebung von M-Siebenundachtzig. Deshalb interessieren mich vor allem die Kontrollräume der fremden Schiffe.«

»Ich befürchte, daß solche Bilder uns klar zu erkennen geben werden, in welcher Situation wir uns befinden«, meinte Atlan.

Rhodan hob beide Arme.

»Dein nächster Satz wird in dem Vorschlag bestehen, einen erdähnlichen Planeten anzufliegen und ihn zu kolonisieren«, sagte er hart.

»Keineswegs«, verteidigte Atlan sich energisch. »Ich bin jedoch gegen ein Verhalten, das ihr Terraner als Vogel-Strauß-Politik bezeichnet.«

»Glaubst du nicht an eine Rückkehr?«

Der Arkonide schloß die Augen. In seinen Gedanken entstand ein fast plastisches Bild des Universums. Wer in dieser Unendlichkeit verschollen war, konnte niemals zurückkehren. Und doch ...

»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, sagte Atlan mit ungewohnter Schroffheit. »Ich bin ein Mann, der sich überall und in allen Zeiten zurechtgefunden hat. Ich werde auch mit dieser Situation fertig. Die Frage ist nur, wie ihr Terraner auf die Dauer reagieren werdet.«

»Das laß nur unsere Sorge sein«, sagte Rhodan und wandte sich ab.

Es gab Augenblicke, in denen seine Freundschaft zu dem Zehntausendjährigen starken Belastungen ausgesetzt war. Vielleicht kam das daher, weil Atlan im Innersten seines Wesens ein Einsamer geblieben war.

*

Die Aufregung, die sich Roscoe Poindexters bemächtigt hatte, wuchs noch, als Major Tschai Kulu die Zentrale der KC-21 betrat. Mit seinem von Stammesnarben entstellten Gesicht schien der riesenhafte Neger eine Figur aus fernster Vergangenheit zu sein. Und doch war er hier in der Zentrale der Korvette, ein muskulöser und ruhiger Mann, dem man eine glänzende Laufbahn in der Solaren Flotte vorausgesagt hatte. Doch Tschai Kulu würde zeit seines Lebens Major bleiben, wenn die CREST IV nicht den Weg in die Heimatgalaxis fand.

Und ich, dachte Roscoe Poindexter düster, werde immer Offiziersanwärter bleiben, und damit eine unbedeutende Randfigur in Zentralen, Mannschafts- und Maschinenräumen.

Poindexter hatte oft solche Anwandlungen, Minuten, in denen er mit dem Schicksal haderte und sich selbst im stillen der Unfähigkeit bezichtigte. Aber diese Augenblicke der Niedergeschlagenheit gingen schnell vorüber, wenn es etwas zu tun gab.

Der Offiziersanwärter war groß, mager und häßlich, aber er besaß eine Reihe besonderer Fähigkeiten und Eigenschaften, die ihn zu einem brauchbaren Besatzungsmitglied der CREST IV machten.

Major Tschai Kulu durchquerte die Zentrale und ließ sich in den Kommandosessel der KC-21 sinken. Kulu hatte jeder Korvette seiner Flottille einen zusätzlichen Eigennamen gegeben, und die KC-21 FORKED TONGUE genannt. Der Name dieses sechzig Meter durchmessenden Schiffes war ebenso ungewöhnlich wie der Mann, der es kommandierte.

Der zweite Offizier, der sich an Bord aufhielt, war Leutnant Mark Berliter, Poindexters eigentlicher Vorgesetzter. In der Zentrale der FORKED TONGUE befanden sich außerdem noch ein paar Wissenschaftler, die Poindexter bisher nur selten gesehen hatte. Sie waren dabei, um an Ort und Stelle ihre Beobachtungen zu machen.

Der junge Raumfahrer kannte das Ziel der KC-21, und der Gedanke an die zusammengeschweißten Raumschiffe ließ ihn erschauern. Er hatte die zehn Pulks von einem Bildschirm des 23. B-Decks der CREST IV aus gesehen, und ein Gefühl, das zwischen Ehrfurcht und Angst schwankte, hatte ihn befallen. Poindexters Interesse für alles Mythische war groß, aber er besaß soviel Phantasie, daß er sich in Gedanken oft die unglaublichsten Schrecken ausmalte, bevor überhaupt irgend etwas geschah.

»Normaltriebwerke?« Kulus ruhige Stimme ließ ihn zusammenzucken.

»In Ordnung, Sir«, antwortete Mark Berliter.

»Funkverbindung?«

»Einwandfrei!«

»Gut! Rietzel soll die Hangarschleuse öffnen.«

Poindexter hatte den Auftrag, die Ortungsanlagen der FORKED TONGUE im Auge zu behalten. Im Augenblick ruhten seine Blicke jedoch auf den breiten Schultern Tschai Kulus. Das Gesicht des hünenhaften Negers ähnelte einem geschnitzten Kunstwerk aus Ebenholz.

Plötzlich wandte Kulu den Kopf und blickte Poindexter an. Der Offiziersanwärter glaubte, nur das Weiße in Kulus Augen zu sehen.

»Ortung?«

»Läuft an, Sir!« rief Poindexter hastig und ließ seine Finger über die Kontrollen gleiten.

»Sie können losfliegen, Major!« klang Rietzels klare Stimme aus den Lautsprechern. »Kommen Sie heil zurück.«

»Danke!« Tschai Kulu verschwendete selten ein überflüssiges Wort. »Wir starten jetzt.«

Von einer Sekunde zur anderen veränderte sich das Bild auf den Ortungsgeräten. Poindexter rutschte bis auf die Kante des Sessels vor und manipulierte an der Feineinstellung.

»Interessant, was?«

Poindexter fuhr herum. Er hatte nicht bemerkt, daß der Mutant John Marshall hinter ihn getreten war, um die Bildschirme zu beobachten.

»Ja«, stieß Poindexter hervor. Er versuchte ein Lächeln. »Wir haben eine gute Kombination an Bord. Ihre Psi-Fähigkeit und diese empfindlichen Instrumente werden uns alles herausfinden lassen, was wir in Erfahrung bringen wollen.«

Er errötete, als er daran dachte, daß es Marshall sicher unangenehm war, wenn sein Gehirn mit einer Ortungsanlage verglichen wurde. Doch der Telepath reagierte freundlich auf Poindexters Worte.

»Sie sind neugierig, Mr. Poindexter?«

»Hm!« machte Roscoe Poindexter. »Es kribbelt in meinen Fingerspitzen. Manchmal wünschte ich, daß ich bei solchen Anlässen die Ruhe bewahren könnte. So wie Major Kulu oder Sie.«

»Wenn Sie alles ein paarmal miterlebt haben, legt sich Ihre Aufregung von selbst«, meinte Marshall. »Alles wird zur Gewohnheit.«

Poindexter deutete auf den Bildschirm.

»Wollen Sie damit sagen, daß Sie schon einmal etwas Ähnliches gesehen haben, Sir? Dreitausend Raumschiffe, die in zehn Pulks miteinander verbunden sind?«

»Das ist allerdings auch für mich ein ungewohnter Anblick«, mußte Marshall zugeben.

Je näher die KC-21 den fremden Verbänden kam, desto deutlicher zeichneten sich die Umrisse der Schiffe auf den Bildschirmen der Raumortung ab. Roscoe Poindexter konnte jetzt die Größe der einzelnen Schiffe mühelos bestimmen. Jede der Walzen war siebenhundert Meter lang und durchmaß einhundertzwanzig Meter. Charakteristisch für jedes Schiff waren drei halbkugelförmige Ausbuchtungen auf der Oberfläche der langgestreckten Rümpfe.

Poindexter schaltete die Teilvergrößerung ein. Es gelang ihm, das Bild eines Heckantriebs auf die Geräte zu projizieren.

»Sehen Sie sich das an, Major!« forderte er Tschai Kulu auf.

Kulu lehnte sich in seinem Sitz herüber.

»Ausgebrannt«, stellte er fest.

Poindexter veränderte die Bildeinstellung.

»Überall zeigen sich Zerfallserscheinungen«, sagte er aufgeregt. »Können Sie die Bruchstellen neben der großen Seitenschleuse erkennen?«

Der Flottillenchef nickte nur.

Poindexter führte weitere Beobachtungen durch. Sie waren jetzt nahe genug, um zwei Meter große Gegenstände in aller Deutlichkeit sehen zu können. Jedes der Schiffe, das sich auf den Bildschirmen abzeichnete, machte einen heruntergekommenen Eindruck. Die Theorie Perry Rhodans, daß sie einen Schiffsfriedhof gefunden hatten, schien sich zu bewahrheiten.

Aber warum, so fragte Poindexter sich mit innerlicher Unruhe, machte sich jemand die Mühe, über eine Entfernung von zwanzigtausend Lichtjahren hinweg diese Schiffe anzufunken? Und, was noch rätselhafter war, warum hatte man von Bord dieser Wracks aus zu antworten versucht?

Poindexter runzelte die Stirn. War es möglich, daß es in der Galaxis M 87 ein raumfahrendes Volk gab, das sich seiner unbrauchbar gewordenen Schiffe dadurch entledigte, daß es sie in eine Kreisbahn um planetenlose Sonnen brachte?

»Unsinn«, murmelte Poindexter unwillig. »Diese Flotte wurde durch irgendwelche Umstände hier festgehalten. Im Verlauf von dreihundert Jahren kam es zu diesen Zerfallserscheinungen.«

»Sprechen Sie immer mit sich selbst?« fragte John Marshall belustigt.

»Es hilft mit beim Nachdenken«, behauptete Poindexter ernsthaft.

Auf einem der kleinen Kontrollschirme erschien ein winziger Leuchtpunkt.

Poindexter unterdrückte einen Aufschrei.

»Eine Energiequelle!« stieß er mit mühsamer Beherrschung hervor. »Sie ist äußerst schwach, so daß wir sie erst jetzt festgestellt haben. Das bedeutet, daß es an Bord dieser Schiffe noch Leben geben muß.«

Marshall beugte sich über den Rücken des jungen Raumfahrers und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das Ortungsgerät.

»Minimaler Ausschlag«, sagte er. »Wahrscheinlich existiert an Bord eines dieser dreitausend Schiffe noch ein brauchbares Aggregat.«

Die FORKED TONGUE verringerte ihren Abstand zu den miteinander verbundenen Wracks. Im Verlauf von zehn Minuten erschienen vier weitere Leuchtpunkte auf den Kontrollbildschirmen. Poindexter gab die ermittelten Werte in die kleine Bordpositronik der Korvette. Wenige Augenblicke später stand fest, daß jeder der zehn Raumschiffpulks über eine schwache Energiequelle verfügte. Das bedeutete, daß von ungefähr dreihundert Schiffen nur noch eines über brauchbare Geräte verfügte.

Poindexter entwickelte pausenlos Theorien, um sie sofort wieder zu verwerfen. Sie würden das Rätsel dieser Schiffe erst dann lösen können, wenn sie sich an Bord begaben. Tschai Kulu hatte jedoch den strikten Befehl, die KC-21 nicht zu verlassen und sofort umzukehren, wenn Gefahr drohte.

»Ich empfange Impulse«, sagte John Marshall plötzlich.

Der Offiziersanwärter fuhr auf seinem Sitz herum. Marshall machte einen abwesenden Eindruck. Er schien auf Geräusche zu lauschen, die die anderen Männer nicht hören konnten.

»Kommen die Bewußtseinsströmungen von den Wracks?« fragte Leutnant Berliter.

Marshall verharrte ein paar Minuten in stummer Konzentration. Dann sagte er:

»Die Gedanken, die ich spüren kann, sind ausgesprochen primitiv. Sie entsprechen den Impulsen, wie sie von Tiergehirnen ausgestrahlt werden.«

»Tiere«, wiederholte Mark Berliter ratlos. »Tiere können keine Hyperfunkgeräte bedienen.«

»Konnten Sie nur diese primitiven Impulse empfangen, oder auch die höherstehender Wesen?« fragte Tschai Kulu ruhig.

Marshall lächelte gezwungen.

»An Bord dieser Schiffe scheinen sich ein paar Millionen Tiere unbekannter Art aufzuhalten«, sagte er. »In diesem Chaos niedrigster Instinkte würden die Bewußtseinsströmungen einiger Intelligenzen untergehen.«

»Überlegen Sie, was Sie sagen«, empfahl Kulu dem Mutanten. »Sie sprachen von einigen Millionen Tieren. Ist es nicht möglich, daß Sie sich täuschen?« Er beantwortete seine Frage selbst. »Nein, natürlich ist ein Irrtum ausgeschlossen. Sie müssen verstehen, daß Ihre Angaben unglaublich klingen.«

»Es kann sich um sehr kleine Tiere handeln«, meinte Marshall. »Dann wird die Zahl glaubhafter.«

»Können Sie herausfinden, was diese Wesen an Bord der Walzenschiffe tun?« erkundigte sich einer der Wissenschaftler gespannt.

»Es ist schwer, die Instinkte fremder Tiere zu erklären«, sagte der Telepath. »Alles, was ich deutlich spüren kann, ist die Freßgier dieser Kreaturen. Davon wird offenbar ihr gesamtes Leben bestimmt.«

»Vielleicht sind es die degenerierten Nachkommen der ehemaligen Raumschiffsbesatzungen«, warf Poindexter ein.

»Das ist unmöglich«, widersprach Dr. Guaraldi, ein Biologe. »Nach den Berechnungen Liebers sind diese Schiffe dreihundert Jahre alt. Keine Lebensform kann sich in einem solchen Zeitraum von einem raumfahrenden Volk in eine freßgierige Meute verwandeln.«

»Auch dann nicht, wenn diese Wesen uns unbekannten Strahlungsarten ausgesetzt waren?« ergriff Tschai Kulu die Partei des Offiziersanwärters.

»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, antwortete Dr. Guaraldi. »Die von John Marshall genannte Zahl läßt mich jedoch vermuten, daß es sich um relativ kleine Tiere handelt. Ich will nicht bestreiten, daß ein raumfahrendes Volk seine geistigen Fähigkeiten im Verlauf von dreihundert Jahren verliert. Diese Walzenschiffe wurden jedoch für Wesen gebaut, deren Größe etwa der eines Menschen entspricht. Das läßt sich anhand der sichtbaren Schleusen und Schotte leicht beweisen. Mannsgroße Wesen können sich nicht in dreihundert Jahren in kleine Tiere verwandeln.«

Poindexter strich mit einer unruhigen Bewegung über die Kontrollknöpfe der Ortungsanlage. Er bezweifelte die Richtigkeit von Marshalls Angaben nicht. An Bord der fremden Schiffe hielten sich ganze Scharen primitiver Tiere auf. Diese Kreaturen konnten die Walzenschiffe jedoch nicht gebaut und hierher gebracht haben. Wahrscheinlich waren sie auch nicht in der Lage, ein Hyperfunkgerät zu bedienen.

Demnach, so folgerte Poindexter, mußten sich noch andere Wesen in den Wracks aufhalten. Ihre Zahl mußte so gering sein, daß John Marshall ihre Gedanken in der Flut niedrigster Emotionen nicht lokalisieren konnte.

Die FORKED TONGUE flog jetzt zwischen zwei Pulks hindurch. Der Abstand der beiden Gruppen betrug knapp tausend Kilometer. Auf den Ortungsgeräten deuteten zehn Leuchtpunkte auf das Vorhandensein einer gleichen Anzahl von Energiequellen hin. In jedem Pulk gab es ein Schiff, das über funktionsfähige Anlagen verfügte. Poindexter schloß daraus, daß sich dort die intelligenten Fremden aufhielten – sofern es sie überhaupt gab. Es war möglich, daß der Hyperfunkspruch von einer Automatik abgestrahlt worden war.

Poindexter zerbrach sich den Kopf darüber, wie die Anwesenheit von ein paar Millionen Tieren an Bord dieser geheimnisvollen Schiffe zu erklären war. Warum hatten die Besitzer der Walzenraumer diese Tiere in ihrer Nähe geduldet?

»Wir haben jetzt genügend Aufnahmen gemacht«, sagte Tschai Kulu. »Wir kehren um, damit alle Daten an Bord der CREST IV ausgewertet werden können.«

Poindexter verzog bedauernd das Gesicht. Er hätte die FORKED TONGUE gern verlassen, um an Bord eines Walzenschiffes zu gehen. Kulu hielt sich jedoch an Rhodans Befehle. Der Offiziersanwärter war überzeugt davon, daß der Großadministrator früher oder später den Befehl zu einer genaueren Untersuchung der Wracks geben würde. Poindexter hoffte, daß er dann zu den Männern gehörte, die die Pulks betreten würden.

Die Gedanken des jungen Mannes wurden unterbrochen, als auf dem Hauptschirm der Raumortung plötzlich ein seltsames Gebilde sichtbar wurde.

»Sir!« alarmierte Poindexters Ausruf den Kommandanten der KC-21. »Sehen Sie sich das an.«

Tschai Kulu, der die Korvette beschleunigen wollte, gab sein Vorhaben auf und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Ortungsanlage. Poindexter merkte, wie die Wissenschaftler sich hinter seinem Sitz versammelten.

Etwa dreihundert Kilometer von der KC-21 entfernt, schwebte der seltsamste Flugkörper durch den Weltraum, den Poindexter jemals gesehen hatte.

Das Ding war ein quadratischer Balken von etwa dreißig Meter Länge. Der Bug war konisch, das Heck abgerundet. Der Durchmesser des Balkens betrug drei Meter.

»Was, bei allen Planeten, ist das?« murmelte jemand hinter Poindexter verblüfft.

Der Offiziersanwärter konnte seine Blicke nicht von dem Bildschirm lösen. Er spürte, wie seine Handflächen vor Erregung feucht wurden. Unbewußt ahnte er, daß dieser fliegende Balken die Erklärung für alles barg, was in diesem Raumsektor geschah.

Im Vorderteil des rätselhaften Flugkörpers waren einige Quadrate zu erkennen, die mit verglasten Luken identisch sein konnten. Die optische Fernortung zeigte ein Bild des Hecks. Poindexter sah ein trichterförmiges Gebilde auf der runden Fläche, das einer schwenkbaren Impulsdüse nicht unähnlich war. Diese Düse arbeitete jedoch nicht. Sie war entweder ausgebrannt oder durch einen anderen Schaden ausgefallen.

Poindexter hielt unwillkürlich den Atem an, als er erkannte, auf welche Weise die Wesen, die sich in dem Flugobjekt aufhalten mußten, die tausend Kilometer zwischen zwei Raumschiffpulks überbrückten.

Auf der Oberfläche des Balkens waren in gleichmäßigen Abständen drei nach allen Richtungen drehbare Metallgerüste aufgestellt, die Poindexter an Photostative erinnerten. Jedes dieser Gestelle war zwei Meter hoch. Sie trugen je einen zehn Meter durchmessenden silbern leuchtenden Ballon.

Auf den ersten Blick sah es so aus, als hinge der Balken an drei gasgefüllten Trägerkörpern. Poindexter wußte, daß dies natürlich ein Trugschluß war.

Nachdem die Männer in der Zentrale der FORKED TONGUE einige Zeit beobachtet hatten, stellten sie fest, daß in der metallischen Außenhülle eines jeden Ballons eine Düse starr eingebaut war. Die Strahlrichtung dieser Düse konnte nur geändert werden, wenn das betreffende Metallgestell herumgeschwenkt wurde. So konnten die Fremden bestimmte Kurskorrekturen durchführen.

»Aus den Düsen der Ballons strömt ein Gas aus«, stellte Tschai Kulu fest.

»Ein Gas?« wiederholte Berliter. »Warum wird es innerhalb der Düsen nicht gezündet?«

»Die Fremden verzichten offenbar freiwillig darauf, das Gas zu zünden und auf diese Weise eine vielfache höhere Schubleistung durch eine extrem gesteigerte Expansion zu erzielen«, vermutete Tschai Kulu.

»Das glauben Sie doch nicht wirklich«, sagte einer der Wissenschaftler. »Warum sollten die Unbekannten auf eine Zündung verzichten?«

»Dafür gibt es viele Erklärungen«, antwortete der riesenhafte Neger. »Entweder ist das Gas nicht brennbar, oder es kann ohne Explosionsgefahr für den gesamten Flugkörper nicht gezündet werden.«

»Das würde ja bedeuten, daß ...«, begann Berliter fassungslos.

Tschai Kulu nickte grimmig.

»Ich will Ihnen sagen, was das bedeutet. Die Fremden begnügen sich damit, diesen Balken dadurch voranzutreiben, daß sie das Gas aus den Düsen strömen lassen. Dabei wird ein geringer Rückstoß erzielt. Kurskorrekturen werden durch die schwenkbaren Metallgestelle vorgenommen.«

Poindexter sagte: »Der Balken fliegt jetzt mit einer Geschwindigkeit von zwanzig Kilometern in der Stunde.«

Berliter gab ein undeutliches Geräusch von sich. »Das würde bedeuten, daß die Fremden viele Stunden benötigen, um von einem Raumschiffpulk zum anderen zu gelangen.«

»Genauso ist es«, stimmte der Kommandant zu.

Poindexter starrte noch immer auf den Bildschirm. Er war verwirrt, aber allmählich wich dieses Gefühl einer Bewunderung für die Wesen, die es geschafft hatten, ihren Mangel an brauchbarer Energie auf diese Weise auszugleichen. Welche Entschlossenheit gehörte dazu, einen solchen Flug zu wagen. Die tausend Kilometer zwischen den Pulks mußten für die Besatzung des Flugbalkens ein nahezu unermeßlicher Abgrund sein.

Die Wissenschaftler an Bord der KC-21 machten pausenlos Aufnahmen von den mysteriösen Flugkörpern. Der Balken war nicht mehr weit von seinem Ziel entfernt.

»Ich habe eine Neuigkeit für Sie«, sagte John Marshall. »An Bord des Balkens halten sich aktive und hochintelligente Wesen auf. Sie verkehren mit diesem abenteuerlich aussehenden Flugkörper zwischen den einzelnen Pulks.«

»Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, seufzte Leutnant Mark Berliter.

Er sprach nur das aus, was alle anderen an Bord der Korvette dachten.

Major Tschai Kulu machte allen Überlegungen ein vorläufiges Ende.

»Wir fliegen jetzt zurück«, bestimmte er.

Poindexter warf einen letzten Blick auf die Bildschirme der Raumortung. Der Balken war dank der schimmernden Ballons leicht auszumachen. Gegenüber seinem Ziel, den zusammengeschweißten Schiffen, wirkte er winzig. Dann begann die FORKED TONGUE zu beschleunigen, und das Bild wurde unklar. Poindexter schaltete die Anlage aus.

Überall war Leben, dachte er. Leben, das verbissen um sein Fortbestehen kämpfte.

Perry Rhodan 337: Kontakte mit Unbekannt

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