Читать книгу OPERATION ANTARKTIKA - William Meikle - Страница 7
Kapitel 3
ОглавлениеDie Doppeltür war nicht verschlossen und ging überraschend leicht auf, auch wenn das Quietschen der Angeln wie eine Sirene durch die Kammer hallte und Banks die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Sein Bauchgefühl drängte ihn unwillkürlich dazu, wegzulaufen. Mit den Jahren hatte er gelernt, darauf zu vertrauen, aber er hatte einen Job zu erledigen und ein Team anzuführen.
»Cally, du bildest die Vorhut. Parker und Wiggins, ihr deckt uns den Rücken. Wir wissen immer noch nicht, was die Deutschen getötet hat, wenn ihr also etwas seht, was sich bewegt, habt ihr meine Erlaubnis, es augenblicklich zu erschießen.«
McCally führte Hughes, Patel und Wilkes in die Dunkelheit hinter der Tür, während Banks und Hynd ihm direkt dahinter folgten.
Man merkte schnell, dass sie in einem langen, geschlossenen Tunnel waren. Es gab auf keiner Seite eine Tür, nur eine dunkle Röhre, die sich noch hinter die Reichweite ihrer Taschenlampen erstreckte. Hier drin war es noch kälter und die Dunkelheit wirkte irgendwie bedrückender. Der Boden stieg leicht an und Banks’ mentaler Kompass sagte ihm, dass sie gerade aufwärts in Richtung des Stückes Eis mit der Kuppel darüber unterwegs waren, das sie von draußen schon gesehen hatten.
Der Korridor bestand aus den gleichen Metallplatten, die sie schon überall in der Einrichtung gesehen hatten und wieder hatte Banks mehr das Gefühl, sich im Inneren eines Bootes zu befinden als in einem unterirdischen Bereich einer Basis im Eis. Die Kosten für den Brennstoff, der hier während des Betriebs alles erwärmt hatte, mussten astronomisch gewesen sein. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, was so wichtig für die Nazis gewesen war, dass es sie zu so einer Geheimnistuerei und solchen Kosten getrieben hatte.
Und das für ein Projekt, das offensichtlich fehlgeschlagen ist.
Er hoffte, die Antwort am Ende dieses Korridors zu finden.
Der Korridor selbst zog sich noch knapp dreißig Meter hin. Es gab keine weiteren Leichen mehr, aber als sie sich einer zweiten Doppeltür näherten, sahen sie Licht, das durch kleine Fenster auf Augenhöhe in den Türen drang. Banks musste keinen Befehl geben; das ganze Squad nahm automatisch die Waffen in die Hand und verstärkte ihre Wachsamkeit. Sie bewegten sich jetzt wie ein Mann auf die Tür zu.
Banks ging voraus, um einen Blick durch die Fenster zu werfen, doch diese waren vereist. Er konnte sie zwar auf seiner Seite freiwischen, aber die Innenseite war danach immer noch zu milchig und undurchsichtig. Dahinter konnte er nur einen größeren dunklen Schatten wahrnehmen, aber nichts, das darauf hinwies, was auf der anderen Seite sein könnte. Er gab den anderen ein Zeichen, leise zu sein, und sie standen sofort still und lauschten, doch alles, was man hören konnte, war der Atem der anderen Teammitglieder. Er winkte McCally nach vorn und gab dem Corporal Deckung, während dieser langsam die Tür aufdrückte.
Erneut zerriss das Quietschen der alten Türangeln die Stille um sie herum. Alle Versuche, unbemerkt zu bleiben, waren damit hinfällig. Banks gab ein Signal und das Squad bewegte sich wie ein Mann durch die Doppeltür.
Ebenso blieben sie fast wie ein Mann stehen, verblüfft über das, was sie nun vor sich sahen.
Sie befanden sich jetzt in einer hohen runden Kammer, die vielleicht fünfzig Meter Durchmesser hatte. Milchig wirkendes Licht drang durch die gewölbte Decke aus Stahlträgern und Glas, die das Licht durch eine dünne Schicht Schnee und Frost hereinließ. Hier entdeckten sie weitere Leichen. Einige Männer, die auf dem Boden lagen, etwa dieselbe Menge Zivilisten in Overalls und uniformierte Luftwaffensoldaten. Wieder schienen alle zu Boden gestürzt zu sein, wo sie gerade gestanden hatten, eingeschlafen und erfroren zu sein. Alles war mit einer Decke aus Frost überzogen. Das einzige Geräusch in der Kammer war jetzt das laute Knirschen, als Banks einen Schritt vorwärts machte. Er zuckte bei dem Klang zusammen und fragte sich, was sie tun würden, wenn einer der toten Männer plötzlich aufwachte.
Über die Hauptattraktion in dem Raum versuchte er gerade nicht nachzudenken. Sie alle hatte zuerst die Augen gar nicht davon abwenden können. Es war eine silberne fliegende Untertasse aus Metall, die in der Mitte der Kammer stand. Sie hatte einen Durchmesser von ungefähr zwanzig Metern und das Einzige, was die enorme Spannweite des glänzenden Metalls unterbrach, war ein großer roter Kreis auf ihrem höchsten Punkt, in dessen Inneren sich ein zwei Meter großes schwarzes Hakenkreuz auf weißem Grund befand.
Die Flugscheibe stand auf dem Boden und erhob sich in der Mitte des Hakenkreuzes zu einer maximalen Höhe von drei Metern. Er entdeckte keine Spur einer Tür oder eines Fensters, keine Möglichkeit hineinzukommen, zumindest erkannte Banks von seiner Position neben der Tür nichts dergleichen.
»Verfluchte Scheiße«, sagte Wiggins leise und Banks wurde bewusst, dass ihm im Moment auch nichts Besseres einfiel, was man hätte hinzufügen können.
Banks brauchte zehn Sekunden, um den Blick von der fliegenden Untertasse abwenden zu können. Sie war unübersehbar, zog den Blick unweigerlich auf sich und ließ einen nicht mehr los. Die silberne Oberfläche schien dem Zahn der Zeit offenbar widerstanden zu haben – der allgegenwärtige Frost war nirgendwo auf der auf Hochglanz polierten Oberfläche zu sehen, die die Stahlträger und das Glasdach darüber auf eine desorientierende, fast hypnotische Art und Weise reflektierte.
Schließlich riss sich Banks von dem Anblick los und betrachtete die restlichen Details in der Kammer.
Eine weitere Reihe hoher Metallcontainer, die sie auch im Generatorraum gesehen hatten, befand sich an der Wand direkt zu seiner Linken. Er nahm an, dass dies der Endpunkt des dickeren Kabels war, aber er konnte sich immer noch nicht vorstellen, was dessen Zweck war oder welche Art von Kraftquelle hier genutzt worden war.
Zu seiner Rechten war offensichtlich der Ingenieurs- oder Laborbereich. Eine Pinnwand aus Kork nahm fast ein Viertel der gesamten Länge der Wand ein und war mit Blaupausen, Diagrammen und Notizen bedeckt. Sechs lange Tische, die aus aufgebockten Holzplatten bestanden, waren mit Büchern, Notizblöcken und Grafiken bedeckt.
Banks sah, dass der Rest seines Squads immer noch fasziniert die fliegende Untertasse betrachtete, er klatschte deshalb zweimal in die Hände und der Lärm hallte wie ein Trommelschlag durch die Kammer.
»Was ist denn mit euch los? Habt ihr etwa noch nie ein beschissenes Nazi-UFO gesehen?«, fragte er. »Parker und Wiggins, findet irgendwas, worin wir den ganzen Papierkram verstauen können. Seid aber vorsichtig, hier drin ist vermutlich alles zerbrechlich.«
»Genauso, wie die Frau vom Sarge«, sagte Wiggins und musste sich dann hastig ducken, um einem Schlag auf den Kopf von Hynd auszuweichen.
»Cally, schau mal, ob du hier den Strom wieder anschalten kannst. Der Rest von euch kommt mit mir«, sagte Banks und betrachtete dann wieder die fliegende Untertasse.
Als Erstes fiel ihm auf, dass auch der Boden rund um die Untertasse keinen Frost aufwies, und das im Umkreis von einigen Metern um das Fluggerät herum. Als er näher heranging, entdeckte er Markierungen auf dem Boden. Sie sahen aus wie zentimeterdicke Linien aus Gold, die in die Metallplatten eingelassen worden waren. Zwei der Linien schienen als konzentrische Kreise um die Untertasse herum zu verlaufen und markierten zugleich auch die Grenze des frostfreien Bereichs. Die anderen Markierungen waren eine Reihe gerader Linien und Schnörkel, die aus der Ferne keinerlei Sinn ergaben.
Als er nähertrat, um einen genaueren Blick darauf zu werfen, landete sein linker Fuß auf dem äußeren der beiden goldenen Kreise. Er spürte plötzlich, wie ihn ein Kribbeln durchlief. Nicht ganz so stark wie ein Stromschlag, eher so, als würde man die Zunge an die Pole einer 9-Volt-Block-Batterie halten. In diesem Moment rief McCally, der an den Metallcontainern stand: »Nein, Cap, nicht näher rangehen.«
Banks hob den Fuß vorsichtig von der Kreislinie und machte einen Schritt zurück. Das Kribbeln hörte sofort auf.
»Was ist hier los, Cally?«, fragte er.
»Komm her und schau dir das an, Cap. Ich habe nämlich keinen blassen Schimmer.«
Banks ging zu McCally hinüber, der gerade neben einer Reihe von Anzeigen stand, die in eine Schalttafel an der Wand eingelassen waren. Cally tippte auf die oberste Anzeige. Sie hatte eine Skala, die von null bis in die Millionen reichte. Die Nadel zeigte allerdings auf null.
»Die hier hat sich bewegt, als du einen Schritt nach vorn gemacht hast. Nicht viel, aber man konnte es sehen«, meinte Cally.
Banks rief Hynd, der am Rand des äußeren Kreises stand zu: »Geh weiter, Sarge, aber nur einen Schritt, und dann sofort wieder zurück. Keine Dummheiten machen.«
Hynd machte einen kleinen Schritt nach vorn, während Banks die Anzeige betrachtete. Die Nadel bewegte sich tatsächlich, zwar nur minimal, aber dennoch deutlich zu sehen. Als der Sergeant aus dem Kreis zurücktrat, sank sie wieder zurück auf null.
»Was zur Hölle ist das für eine Scheiße, Cap?«, fragte McCally.
»Keine Ahnung, Cally. Aber ich denke, wir sollten die Finger davonlassen, bis wir mehr wissen.«
»Da ist noch etwas, Cap«, sagte Hynd und winkte Banks zu sich. Der Sergeant zeigte auf seine Füße, als Banks zu ihm kam. Der Bereich auf dem Boden, der frostfrei war, hatte sich ausgedehnt und reichte nun einige Zentimeter über den äußeren, mit Gold ausgelegten Kreis hinaus. Banks bückte sich zu den goldenen Kreisen hinab und spürte die Wärme, die davon ausging, noch bevor er die Kreise berührte. Er konnte sie sogar durch die Handschuhe hindurch fühlen.
»Was zur Hölle ist hier los, Cap?«, fragte Hynd.
Wiggins und Parker kamen jetzt von der rechten Seite des Raumes zu ihnen. Sie hatten zwei Seesäcke gefunden und füllten diese nun mit den Büchern, Notizblöcken und Diagrammen, die sie im Arbeitsbereich gefunden hatten.
»Ist das alles?«, fragte Banks kurze Zeit später.
Wiggins nickte.
»Zumindest alles, was noch zu verwenden war. Der Frost hat einige der Papiere so stark angegriffen, dass sie schon zerfallen sind, wenn man nur drauf geatmet hat. Aber es sind auch ein paar nützliche Informationen dabei, haben wir gesehen, als wir es eingepackt haben.«
»Gute Arbeit«, erwiderte Banks und redete dann lauter, damit das ganze Squad ihn hören konnte. »Ich muss das jetzt alles über Funk durchgeben, Männer. Wir haben die Wahl: Wir können hier unten in der Basis bleiben oder wir schlagen unser Lager in der Hütte mit den Betten und dem Ofen auf.«
»Ich bin dafür, dass wir rausgehen, Cap«, meinte Wiggins, »denn hier drin läuft’s mir ehrlich gesagt kalt den Rücken hinunter.«
Der Rest des Squads stimmte ihm zu.
»Dann also ab in die Hütte«, bekräftigte Banks. »Hoffen wir mal, dass wir den Ofen ankriegen, sonst könnte es etwas frostig werden.«
»Dann verheizen wir einfach Wiggins«, meinte Hynd. »Fett brennt doch prima, das sollte uns eine Weile warmhalten.«
McCally übernahm erneut die Spitze und jetzt, wo sie die Strecke kannten, kamen sie schnell durch die Basis hindurch und befanden sich nun im viel zu hell wirkenden antarktischen Tageslicht. Banks hielt den Blick nach vorn gerichtet, als sie durch die offene zentrale Kammer gingen, denn er hatte für heute genug Tote gesehen. Als sie oben an der Treppe ankamen, entdeckten sie, dass der Frost, der den Mann, der hinter dem Haupteingang lag, bedeckte, zum Teil geschmolzen war. Seine Wangen zeigten nun ein wenig Rosa gemischt mit Blau, und Banks hatte unwillkürlich wieder das Bild vor Augen, wie der Mann einfach aufstand und weiter seiner Arbeit nachging. Er trat schnell über die Leiche hinweg, sah nicht nach unten und fragte sich, ob er einen Schrei unterdrücken könnte, wenn auf einmal eine kalte Hand seinen Knöchel packen würde. Erleichtert atmete er aus, als sie hinaus ins Tageslicht traten. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Er wusste, dass es hier draußen nicht warm war, aber es fühlte sich trotzdem wie ein Sommertag an im Vergleich zu den kalten, dunklen Tunneln, die das Innere der Basis bildeten.
Ich gehe nicht wieder da runter, außer ich muss.
Er schloss die Tür sorgfältig hinter sich. Sie rastete mit einem metallischen Dröhnen ein, von dem er hoffte, dass es das Ende dieses Abenteuers einläutete.
Als sie in der Hütte angekommen waren, übernahm McCally das Kommando und versuchte den Ofen zum Laufen zu bringen. Banks und Hynd standen währenddessen in der Tür und Hynd rauchte eine Zigarette.
»Ich gehe mal zum Boot, um die Basis anzufunken, Sarge«, meinte Banks. »Wenn wir Glück haben, sagen die uns vielleicht, dass der Papierkram ausreicht und wir schleunigst wieder aufbrechen können. Dann sind wir zum Dinner wieder zu Hause.«
»Wann haben wir denn schon mal Glück gehabt?«, erwiderte Hynd trocken. »Ich sehe mir mal den Papierkram an, während du unterwegs bist, nur für alle Fälle.«
Banks nickte und ließ Hynd stehen. Er ging den Weg hinab zum Anlegesteg und dann zu dem Schlauchboot.
Unter anderen Umständen hätte er sich Zeit gelassen und erst einmal die Aussicht genossen, die ein beeindruckendes Panorama aus Eis, Felsen und klarem blauen Wasser in Postkartenqualität bot, aber irgendetwas an diesem Ort beunruhigte ihn zutiefst und sein Bauchgefühl sagte ihm, dass sich hier Ärger zusammenbraute. Genau wie er es Hynd gesagt hatte, hoffte er, dass ihre Vorgesetzten mit dem Papierkram zufrieden sein würden, aber insgeheim wusste er es besser, denn sobald sie von der fliegenden Untertasse erfuhren, waren die Unterlagen garantiert nebensächlich, egal, was auch immer sie offenbaren mochten.
Er musste warten, während die Verbindung über den Eisbrecher hergestellt und sein Gespräch nach Whitehall durchgestellt wurde. Die knappen Antworten am anderen Ende der Leitung waren ruhig, aber die Stimme verstummte für einen Moment, als er die Untertasse erwähnte und die Stille setzte sich fort, als Banks anschließend die Namen erwähnte, die er in dem Tagebuch gelesen hatte – Carnacki und Churchill.
»Das muss ich sofort an die Stellen ganz oben in der Befehlskette weiterleiten«, sagte der Mann. »Bleiben Sie solange in Position und melden Sie sich in vier Stunden wieder, dann haben wir neue Befehle für Sie.«
Als er das Funkgerät ausschaltete und aus dem Schlauchboot stieg, wusste Banks bereits, wie die Antwort lauten würde, denn das sagte ihm sowohl sein Bauchgefühl als auch das mulmige Gefühl, das ihn den ganzen Weg zurückbegleitete.