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Gebiet und Bevölkerung

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Der südliche Teil des osteuropäischen Flachlandes, ungefähr südlich des 53. Grades nördlicher Breite, das ist die Ukraine schlecht und recht. Sie umfasst nahezu das ganze Becken des Schwarzen Meeres mit den Ausläufern im Becken des Baltischen Meeres und wird vom Dnipro in zwei ungefähr gleiche Teile, die westliche und die östliche Ukraine geteilt. Im Süden an die Nordküste des Schwarzen Meeres samt Gestade des Asow’schen Meeres als ukrainischer Binnensee und den Dnister gestützt, überschreitet das ukrainische Element südwestlich das Karpatengebirge, hat zunächst im unteren Fluss San, dann in gleicher Entfernung zwischen Weichsel und ihrem Nebenfluss Bug liegenden Landstrich seine westliche, in den Waldsümpfen zu beiden Seiten des mittleren Dnipros, bzw. in der nach dem Westen und Osten verlängerten Linie des mittleren Prypiat seine nördliche Grenze.

Nach den genannten drei Richtungen genaue, ethnographische Grenzen bildend, entbehrt das von vehementem Drang nach Osten beherrschte ukrainische Element einer sicheren Grenze auch in der nach Asien blickenden Richtung. Die relative Grenze der ethnographischen Ukraine im Osten bildet der Don, den das ukrainische Element in seinem mittleren und unteren Lauf als geschlossene Masse überschritten, sonst noch nicht ganz erreicht hat. Dagegen fiel das südöstlich gelegene Gebiet zwischen dem Asow’schen Meer, dem Kaukasus und der Kaspischen See in die Einflusssphäre des unaufhaltsam vorrückenden ukrainischen Elements. In diesem ethnographisch buntscheckigen südöstlichsten Russland als Ganzes genommen erreichte das ukrainische Element bereits die relative Mehrheit. Das Ukrainische wurde hier bereits zur anerkannten Verkehrssprache. Der westliche Teil des Territoriums am Fluss Kuban, wo vor hundertdreißig Jahren kein ukrainisches Wort erschallte, ist mit seinen 47 % Ukrainern gegenüber anderen Nationalitäten ein Teil der sich nun an den Kaukasus anlehnenden, ethnographischen Ukraine schlichtweg.

Etwas Überwältigendes liegt in den kolonisatorischen Leistungen des ukrainischen Elements. Das heutige Gouvernement Charkiw war vor nicht viel über zweihundert Jahren ein Freiland der Kolonisation. Heute ist das östlich von Charkiw gelegene Gebiet im Durchmesser von fast 500 km ein blühendes Land mit 70 % ukrainischer Bevölkerung, die als geschlossene Masse an manchen Stellen den Don überschritt, als ansehnliche nationale Minoritäten die Wolga erreichte und hinter sich lies und sich den Weg nach dem Uralgebirge bahnt.

Indes müssen wir uns hier mit der Behandlung jenes in groben Umrissen bezeichneten Territoriums begnügen, welches von geschlossener ukrainischer Masse bewohnt ist. Es ist dies ein Gebiet von ca. 850 000 km², also ein Gebiet, welches mit Ausnahme Russlands selbst jeden europäischen Staat an Umfang übertrifft. Dasselbe zählt 43 Millionen Bevölkerung, darunter gegen 80%, also über 34 Millionen Ukrainer.

Ein kleiner Teil des ukrainischen Territoriums, gegen ein Elftel desselben mit ca. 6 Millionen Bevölkerung, darunter laut offiziellen Angaben über 4 200 000 Ukrainern gehört zur österreichisch-ungarischen Monarchie. Es ist dies Ostgalizien, der nordwestliche Teil der Bukowina und das nordöstliche Ungarn von Marmaros-Sziget bis zur Zips. Der Großteil des ukrainischen Territoriums gehört zu Russland und weist eine Bevölkerungszahl von 38 Millionen auf, darunter zumindest 30 Millionen Ukrainer. Diesem ukrainischen Kernland gilt auch hauptsächlich unsere Aufmerksamkeit.

Ukraine – Sammlung historischer Werke I

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