Читать книгу Leuchtturm Geburtstag und andere Märchen - Wladimir Polenow - Страница 9

Оглавление

DER FRECHE WECKER

Lange Zeit hat der Wecker strammen Dienst gemacht. Tagtäglich (freilich ausgenommen samstags, sonntags und feiertags) hat er um 7 Uhr morgens seinen gewohnten schrillen Triller angespielt, und der Mensch musste – nolens volens – vom Bett aufspringen.

Das ist – klarer Fall – nicht eine sehr angenehme Übung, aber der Wecker und der Mensch haben sich ja daran gewöhnt, nach der einst eingeführten Tagesordnung zu leben und verfuhren miteinander auf durchaus freundliche Weise.

Jedenfalls bis zu dem Tag, als beim Wecker etwas KAPUTTGEGANGEN war und er schlankweg es verweigert hat, seine Funktionen auszuüben.

„Lass uns, wenn auch zeitweilig die Rollen tauschen, - hat er ziemlich urplötzlich dem Menschen vorgeschlagen. – Denn so viele Monate, Wochen und Tage lang habe ich Dich geweckt, und ab jetzt wirst Du mich wecken!“

Nachdem der Wecker das alles in einem kategorischen Ton aussprach, legte er sich auf das warme Kissen, das vom Kopf des Menschen noch niedergedrückt war, und schlummerte sogleich süß ein.

Der Mensch war gar nicht dazu gekommen, etwas darauf zu entgegnen. Er versuchte noch, den Wecker wachzurütteln, um von ihm wenn auch nur irgendwelche Erklärung über das Geschehene zu bekommen, der Wecker aber winkte schlaftrunken ab und zeigte offenkundig nicht die geringste Lust, sich vom Kissen zu trennen und vom Bett herunterzusteigen.

Alsdann hatte der Mensch keine Zeit mehr, er hatte es eilig, zur Arbeit zu kommen, und später nach all seinen Beschäftigungen des Tages hörte er gänzlich auf, sich um den frechen Wecker zu kümmern.

Am Abend aber entdeckte er zuhause den auf dem Kissen wieder vergnüglich schnarchenden Wecker.

„Was nun? - beunruhigte sich der Mensch nun ernstlich. – Denn ohne den Wecker kann ich die Arbeit verschlafen, meinen Bus versäumen und überhaupt nichts rechtszeitig schaffen“!

Geben Sie doch zu: es wäre ja schrecklich.

Natürlich war der Mensch im Besitz einer Armbanduhr, aber diese konnte nur die genaue Zeit, das Datum und den Wochentag anzeigen…

In der ersten Nacht konnte der Mensch schließlich doch nicht einschlafen. Vor allem deswegen, dass an seinem Ohr laut (obwohl ja im Schlaf) der Wecker tickte, und zweitens deshalb, weil der Mensch gefürchtet hat, dass er verschlafen könnte.

Um 7 Uhr morgens als der Mensch ziemlich todmüde wurde von der Schlaflosigkeit, versuchte er anfangs den Wecker zum Frühstück zu wecken, dieser aber wollte überhaupt nicht nachgeben und setzte seinen friedlichen Schlaf fort. Er war auch nicht gewillt, gar zum Abendessen aufzustehen.

In der zweiten Nacht schlief der Mensch, nachdem bei ihm sich fürs Erste das Seufzen ansetzte, dennoch ein und stand selbst (ohne Wecker!) genau um 7 Uhr morgens auf.

Und auch diesmal verzichtete der Wecker auf das Frühstück. Allerdings wurde er wach zum Mittagessen, der Mensch aber war zu dem Zeitpunkt nicht zuhause, der Wecker konnte ja nicht kochen und deswegen legte er sich wieder zu Bett. Zum Abendessen hat er sich erneut verspätet und zum Frühstück eilte er nicht mit dem Aufstehen.

So verlief eine lange, lange Woche. Der Wecker hat sich in dieser Zeit natürlich gut ausgeschlafen, aber wurde schrecklich hungrig und magerte so ab, dass nun nach seinem Ausmaß einer kleinen Armbanduhr gleichen konnte.

Und nun einmal morgens als der Mensch wach wurde, hat er bemerkt, dass der Wecker auf seinem gewohnten Platz steht und mit leiser, schwach werdender Stimme mitteilt, dass die Uhr gerade 7 geschlagen habe.

„Danke, - sagte der Mensch darauf gerührt, - ich habe aber mich eigentlich fast schon daran gewöhnt, von selbst aufzuwachen“…

„Entschuldige mich bitte, lieber Mensch, - sprach der Wecker leise, - ich habe mich nicht sehr höflich verhalten. Ich habe mich aber schon VERBESSERT. Von nun an werde ich Dich wie früher punkt 7 Uhr morgens jeden Tag, freilich ausgenommen samstags, sonntags und feiertags, aufwecken“.

„Und wir werden gemeinsam frühstücken! – rief der Mensch erfreut darauf aus.

„Und zu Abend essen“… - hoffnungsvoll fuhr der Wecker fort.

„Weißt Du was, - sagte der Mensch, - wenn ich auf Urlaub sein werde, so wirst Du sich auch erholen können. Ich werde sogar bereit sein, Dir ein wenig Platz auf meinem Kissen zuzuweisen. Allerdings in dem Fall, dass Du Dich selbstredend nicht zum Frühstück verspäten und im Schlaf nicht zu laut ticken würdest…“

Seither konnten der Mensch und der Wecker wieder in bester Eintracht miteinander leben. Und niemand von beiden hat sich von da an niemals und nirgendwohin verspätet.

Leuchtturm Geburtstag und andere Märchen

Подняться наверх