Читать книгу Die 5 Rollen einer Führungskraft - Wladislaw Jachtchenko - Страница 10
Оглавление3) Körpersprache ist King
Zur professionellen Körpersprache sind Tausende Bücher geschrieben worden. Und auch ich halte mit Führungskräften zweitägige Veranstaltungen ab, bei denen es darum geht, die Körpersprache zu perfektionieren. Dieses Buch ist ein praktisches Handbuch und ich sage Ihnen, dass Sie 80 % der Wirkung auf andere verbessern können (Stichwort: Pareto-Prinzip), wenn Sie nur diese drei Körpersprache-Tipps beherzigen:
a) Warum ist Blickkontakt so wichtig?
Blickkontakt baut Vertrauen auf, suggeriert Kompetenz und strahlt Selbstbewusstsein aus. Doch der wichtigste Grund ist, dass der Blickkontakt uns ermöglicht, genau zu beobachten, wie die Botschaft beim anderen ankommt. Ob der andere verlegen wegschaut, seine Stirn runzelt oder gar mit dem Kopf schüttelt – kleinste körpersprachliche Reaktionen können wir mit Blickkontakt beobachten und unsere Rede daraufhin anpassen.
Als ich an Rhetorik-Wettbewerben sowie Debattier-Weltmeisterschaften teilnahm und dort zu den erfolgreichsten Rednern zählte, lag das nur zum Teil an der Redekunst. Wichtiger für den Erfolg war es, die Jury, die meine Reden bewertete, gut zu beobachten und genau mitzubekommen, wann sie ein Argument „geschluckt“ hatte. Wenn der Juror beim ersten Argument seine Stirn runzelte, dann brachte es nichts, mit dem zweiten Argument fortzufahren, sondern ich musste zunächst das erste Argument anders erklären oder ein anderes Beispiel geben. Erst wenn der Juror nickend etwas auf seinen Zettel schrieb, konnte ich weitermachen mit meinem zweiten Argument.
Und genauso ist es auch im Alltag: Wenn Sie merken, dass etwa bei einem Mitarbeitergespräch Ihr Kollege Ihnen nicht folgen kann oder will, dann müssen Sie es aus einer anderen Perspektive oder mit einer anderen Begründung versuchen. Dabei halten Sie konstanten Blickkontakt und analysieren die Körpersprache Ihres Kollegen auf Zustimmung und Ablehnung.
Das Gute an Körpersprache ist: Die meisten Menschen sind schlechte Schauspieler und können die Körpersprache nicht kontrollieren. Insofern „spricht“ der Körper die Wahrheit, ohne dass der Sprecher dies unbedingt will. Die berühmte Mehrabian-Studie von 1967 besagt, dass Menschen die Wahrhaftigkeit der Körpersprache intuitiv kennen und weniger dem Wort glauben als der Körpersprache. Wenn also ein Mensch sagt, er freue sich auf die Weihnachtsfeier (verbale Ebene), schaut dabei aber etwas verlegen nach unten (nonverbale Ebene), dann achten Menschen, übrigens zurecht, eher auf die Körpersprache. Denn sie ist viel schwerer zu manipulieren als das gesprochene Wort. Wenn Sie sich für die Kunst der Manipulation interessieren sollten, empfehle ich mein Buch „Dunkle Rhetorik: Manipuliere, bevor Du manipuliert wirst!“.
Da Sie nun Führungskraft sind und häufiger kleine Ansprachen machen, Meetings leiten und Präsentationen halten werden, steht selbstverständlich Ihre Körpersprache viel mehr unter Beobachtung als bisher. Das ist jedoch kein Grund zur Sorge, sondern eine Chance. Wie sagte Churchill so schön:
Führungskraft zu sein und an der eigenen Körpersprache arbeiten zu müssen, kann sicherlich als schwere Last aufgefasst werden. Oder aber als Chance, die eigene Redewirkung zu steigern und die eigene Botschaft schneller in den Köpfen der Belegschaft ankommen zu lassen. Sehen Sie es als Herausforderung!
b) Gestik unterstreicht Inhalt
Die zweite fundamentale Körpersprache-Regel ist, dass das Gesagte mit Gestik unterstrichen werden soll, damit sich der Inhalt besser beim Zuhörer einprägt. Das Problem: Viele Menschen nutzen Ihre Hände beim Sprechen überhaupt nicht. Sie hängen entweder wie zwei tote Fische entlang der eigenen Statur. Oder der Redner hat eine verkrampfte Handposition, die er fast die ganze Rede lang beibehält, oder er spielt an einem Stift oder Presenter oder Ring herum und offenbart seine Nervosität.
Dabei wären schon kleine Gesten von großer Wirkung! Sie fragen sich jetzt bestimmt: Welche Gesten passen wann? Wie häufig soll ich gestikulieren? Wann wird es zu viel?
Alle diese Fragen sind berechtigt. Doch verrate ich Ihnen das wichtigste Gestik-Tool gleich jetzt: das selbstgemachte Gestik-Vokabular. Was das ist? Ganz einfach: Sie können sich für häufig wiederkehrende Worte und Konzepte selber eigene Gesten überlegen, die zum Inhalt passen. Und das ist das Schöne an Gestik: Es gibt kein Richtig und Falsch. Und auch kein Zuviel oder Zuwenig. Es sollten eben überhaupt ein paar passende Handbewegungen dabei sein, die den Inhalt verdeutlichen. Ich gebe Ihnen einige Beispiele:
1 Wenn Sie mehrere Punkte haben, zählen Sie diese Punkte mit den Fingern durch.
2 Wenn Sie etwas abwägen, machen Sie mit den Händen eine Bewegung wie eine Waage.
3 Wenn Sie etwas präzisieren, dann malen Sie einen Punkt in die Luft.
4 Wenn das Publikum aufpassen soll, dann heben Sie den Zeigefinger.
Die Idee ist also klar: Geben Sie Ihrem Gedanken ein Gestik-Bild mit. So wird das Gesagte nicht nur gehört, sondern auch gesehen. Und Ihre Redewirkung steigt damit. Natürlich ist Ihr Gestik-Vokabular am Anfang eher klein. Doch es lässt sich leicht ausbauen. Alleine schon, wenn Sie bei anderen Menschen eine schöne und passende Gestik sehen, können Sie diese einfach abschauen und zu Hause selber eintrainieren. Ihre Körpersprache können Sie auch mithilfe meines Online-Kurses „Körpersprache verbessern“ weiter ausbauen – dort erhalten Sie viele weitere Ideen für Gestik-Vokabeln.
Denn eines ist klar: Ein Mensch mit aussagekräftiger Gestik wirkt selbstbewusster und kompetenter. Es lohnt sich also, in die eigene Gestik zu investieren!
c) Langsame Bewegungen strahlen Ruhe aus
Eines der häufigsten Probleme von Führungskräften ist Lampenfieber. Sie stehen viel im Rampenlicht und werden von vielen Augen angestarrt. Viele Führungskräfte gehen dieser Situation vor Publikum so oft wie möglich aus dem Weg. Ergebnis: viel Nervosität im Körper, die sich in zu viel Bewegung niederschlägt: Bei den einen ist es das „Hin-und-her-Tänzeln“ mit den Füßen, bei den anderen das nervöse „Hin-und-her-Schauen“ mit den Augen, bei einigen sind es ruckartige Bewegungen mit dem gesamten Oberkörper.
Die Tatsache, dass schnelle Bewegungen unsicher wirken, ist an sich schon ein Grund genug, um bei sich selber darauf zu achten. Doch es steckt noch mehr dahinter: Wackelige Körpersprache setzen viele leider mit wackeligem Inhalt gleich. Der Zuhörer denkt: „Der wirkt unsicher, wahrscheinlich stimmt es nicht, was er sagt!“
Umso wichtiger ist es, sich eine langsame und bewusste Körpersprache anzutrainieren. Daher lade ich Sie herzlich ein, die folgende Übung zu machen.
ÜBUNG # 3: Das selbstgemachte Video
Halten Sie jetzt eine ganz spontane 3-Minuten-Rede zum Thema „Ist die Work-Life-Balance ein Mythos?“ Das Besondere: Diese Rede nehmen Sie mit Ihrem Smartphone oder mit Ihrer Laptopkamera auf. Praktisch dafür ist auch bei Skype die Funktion „Videonachricht senden“. Dabei sollten Sie bis zur Taille sichtbar sein. Anschließend schauen Sie sich Ihre Aufnahme an, und zwar ohne Ton. So können Sie sich bei der Analyse besser auf Ihre Körpersprache konzentrieren.
Fragen zur Selbst-Analyse: Haben Sie konstanten Blickkontakt mit der Kamera gehalten? Ein paar Gesten gemacht? Haben Sie sich langsam bewegt? Gab es Verlegenheitsgesten, wie z. B. sich ins Gesicht fassen?
Und ein kleiner Zusatztipp: Wenn Sie mit der ersten Aufnahme nicht zufrieden sind, machen Sie doch einfach eine zweite und dritte. Übung macht auch bei der Körpersprache den Meister!