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La Grande Nation und das Grand Lit

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Als Mitteleuropäer ist jeder sein eigenes Bett gewohnt; allein kann man darin gegen den Rest der Nacht kämpfen, sich umdrehen und wälzen, ganz wie es das Unterbewusstsein verlangt. Der Ehepartner kann im Nebenbett dasselbe tun; man ist sich nah, ohne sich nahe kommen zu müssen.

Im Urlaub in Frankreich jedoch wird in etlichen Nächten der eheliche Konsens hart auf die Probe gestellt: Der warme Sommerabend, das ausgezeichnete Essen mit fünf Gängen und der süffige Rotwein lassen den Gang ins Bett oft früher notwendig werden als in unseren Breiten.

Doch jetzt, ausgerechnet jetzt, unterscheiden sich unsere Gewohnheiten total von denen unseres miteuropäischen Nachbarn: zwei von drei Hotelbetten sind das so genannte Grand Lit - in der wörtlichen Übersetzung Großes Bett, – in der Realität aber kürzer und für zwei Personen kaum größer als unser heimisches Bett.

Daran entzündet sich der Kampf der Geschlechter: Nehmen wir an, dass die Frau beim nächtlichen Schönheitsritual im Bad länger braucht als der Mann, so kann dieser erst einmal vom ganzen Grand Lit Gebrauch machen. Er legt sich in die Mitte, benutzt die ganze Bettdecke und ist, dank des besonderen Abends, schon am Einschlafen, wenn die Ehefrau mit sichtbar bösem Blick ihre fünfzig Prozent des sogenannten Großen Bettes in Beschlag nehmen will.

Jetzt gibt es zwei verbale Kampfmöglichkeiten: Die Frankreich-erfahrene Frau wird es mit einem knappen »Rutsch rüber!« versuchen, die Frankreich-unerfahrene wird einen längeren Exkurs über das Ferienziel mit einem Bettenvergleich von Europa bis nach Tahiti anstellen.

Der Grand Lit-erfahrene Mann darf sich von keiner Variante beeindrucken lassen, denn jedes freiwillige Zur-Seite-Rutschen würde bis zum Morgen einen gewaltigen Platzverlust zur Folge haben.

Der Kampf tritt bald in die entscheidende Phase! Die Frau lässt sich mehr oder weniger geschickt in den verbleibenden kleinen Rest des Bettes mit einem Zipfelchen Decke fallen, in der Hoffnung, einen Teil davon ohne weiteres zu bekommen. Je nach Qualität ihres Beckenstoßes erreicht sie einen Platzgewinn von vier bis acht Zentimetern, der Rest ist in der Regel eine recht unerfreuliche Diskussion:

Sie: »Ich habe zu wenig Platz!«

Er: »Ich schlafe schon.«

Sie: »Rutsch rüber!«

Er: »Du könntest wenigstens ›bitte‹ sagen!«

Sie: »Oh – rutsch bitte rüber!«

Er: »Schrei doch nicht so! Es ist Nacht!«

Sie: »Ich will auch schlafen!«

Er: »Dann schlaf doch und lass mich in Ruh.«

Sie: »Rutsch rüber!«

Er: »Gute Nacht!«

Der Rest der Diskussion läuft, je nach Zustand der Ehe, minutenlang weiter, deutlich hörbar in den nächsten drei bis sechs Zimmern, was wenig stört, denn entweder finden dort die gleichen Szenen unter Touristenpaaren statt oder ein französisches Ehepaar träumt bereits engumschlungen im Grand Lit in Morpheus Armen.

Satire satt 1

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