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Bar La Ronda

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Venedig, in derselben Nacht

»Das Tanzen hast du jedenfalls nicht verlernt, Liebling. Leider kommen wir viel zu selten dazu.« Micaela gab ihrem Mann einen zärtlichen Kuss auf die Wange, während sie eng umschlungen über die Tanzfläche der Bar La Ronda schwebten. Das Lokal galt als Geheimtipp unter den Einheimischen. Man traf hier selten auf Touristen und die Bar lag gut versteckt im Norden von Venedig. Sie bot eine gemütliche Lounge-Atmosphäre im lateinamerikanischen Stil und es gab hervorragenden Wein, Tapas-Gerichte in allen Variationen, und abends konnte man sogar auf einer romantisch beleuchteten Terrasse das Tanzbein schwingen und den Abend stimmungsvoll ausklingen lassen.

Kubanische Salsa-Rhythmen, italienische Klassiker, aber auch moderner Chillout-Jazz im Stile von »Cafe Americaine« bildeten die passende musikalische Untermalung hierfür. Im Moment lief ein Titel von Rondo Veneziano, jenem Genie, das es in perfekter Art und Weise verstand, klassische Musik mit zeitgenössischem Pop zu vereinen. Micaela genoss jede Sekunde und wünschte sich, dass der Song nie zu Ende gehen würde. Viel zu selten erlebte sie mit ihrem Mann solch schöne Momente.

Irgendwann aber klang der Song aus und Micaela legte ihre hübsche Stirn sorgenvoll in Falten. Etwas schien sie zu beunruhigen.

»Mauro?«

»Ja, Liebling, was ist denn?«

Commissario Montebello war ganz in die Harmonien Rondo Venezianos versunken.

»Denkst du, Jarno geht es gut?«

Montebello nickte und wog seine Frau weiter im Rhythmus, obwohl der nächste Song noch nicht begonnen hatte.

»Mach dir keine Sorgen, mein Engel. Er hat sich so lange darauf gefreut, endlich einmal wieder bei seinen Großeltern übernachten zu dürfen, dass er jetzt bestimmt voll in seinem Element ist. Er spielt sicher gerade Domino mit Oma.«

»Oder aber Fortnite auf dem Handy, und Oma liegt neben ihm auf der Couch und ist eingeschlafen«, mahnte Micaela. »Es gefällt mir gar nicht, dass er mit diesem Spiel angefangen hat.«

»Ja, es geht mir auch gegen den Strich. Aber alle seine Freunde spielen es. Und wenn wir es ihm komplett verbieten würden, würden wir ihn schnell zum Außenseiter machen. Das wäre nicht gut. Zudem scheint er gut damit umgehen zu können, findest du nicht?«

»Ja, das stimmt schon. Er hält sich penibel an die fünf erlaubten Stunden pro Woche. Damit kann ich leben. Und seinen schulischen Leistungen hat es bisher keinen Abbruch getan. Aber denkst du nicht, dass es langfristig einen schlechten Einfluss auf seine Entwicklung haben könnte? Es ist immerhin ein sehr kriegerisches Spiel. Man hantiert mit Waffen aller Art herum.«

»Ich weiß, Micaela. Deshalb müssen wir weiter sehr gut auf ihn achtgeben. Und das werden wir. Ich denke, wir haben bisher einen guten Mittelweg gefunden. Wir haben ihn mit dieser neuen Art der elektronischen Medien vertraut gemacht, ohne ihn denselben auszuliefern, aber auch, ohne ihn von seinen Freunden zu isolieren. Und wenn ich bedenke, wie brutal manche Italo-Western waren, die ich in meiner Jugend zu sehen bekam, finde ich, dass ein Spiel, bei dem immerhin kein Blut fließt, nicht wesentlich schädlicher für die Entwicklung der Kinder sein dürfte.«

Micaela strich ihrem Mann über die Stirn:

» Dennoch macht es mich traurig, dass wir in Zeiten leben, in denen die Kinder mit solchen grundlegenden Veränderungen zurechtkommen müssen: Facebook, Multiplayerspiele, Youtube. All das gab es doch früher auch nicht und wir waren trotzdem glücklich.«

»Ja, das waren wir, Schatz. Aber wir sollten die Zeit nicht zurückdrehen wollen. Wir sollten versuchen, mit ihr zu wachsen.«

»Oder mit ihr Schritt zu halten?”, mahnte Micaela kritisch.

»Ja, wer weiß. Ich denke, dass es einfach wichtig ist, dass die Sozialisation von Kindern gelingt, und dabei ist es vermutlich egal, ob diese im Dschungel Brasiliens, im mittelalterlichen Venedig oder zum Teil in den Sozialen Medien stattfindet. Aber hör doch, der nächste Song beginnt.«

Dann besannen sich die beiden wieder darauf, den Abend zu genießen. Bei Montebellos Job konnten romantische Momente jederzeit jäh unterbrochen werden. An diesem Abend aber blieben sie ungestört – wenn man von dem Regen absah, der kurz darauf einsetzte.

Der da Vinci Killer

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