Читать книгу Larry Rottan – The Louisa Trilogy - Wolf Schreiber - Страница 5

Mittwoch

Оглавление

Larry musste dreimal klingeln, bis Louisa endlich öffnete.

»Hey. Haben wir echt schon zwei Uhr?«

»Ja. Guten Morgen. Verkatert?«

»Nicht wirklich, aber sauschlecht geschlafen. Hatte Albträume.«

»Soll ich später wiederkommen?«

»Nee, bleib bitte. Ablenkung tut bestimmt gut, außerdem muss ich auch loslegen. Und in ein paar Minuten bin ich auch weniger mürrisch. Versprochen.«

Larry setzte sich auf das gelbe Sofa. Auf einem Glastisch davor stand ein Laptop, er war aufgeklappt.

»Das ist mein Laptop. Den kannst Du benutzen.«

Louisa stellte Larry ein Dosenbier hin und goss sich selbst einen Schluck Wodka in eine Kaffeetasse.

»Dann erzähl mal. Was kannst Du mir über Konsistenz erzählen?«

»Bislang kannte ich Konsistenz nur als Begriff in der Informatik. Er bedeutet die Widerspruchsfreiheit einer Datenbank. Soll heißen, dass es keine sich widersprechenden Ergebnisse einer Datenbankabfrage geben darf. Ist sozusagen ein notwendiges Qualitätskriterium.«

Sie nickte.

»Und dann gibt es den Begriff in der Psychologie. Ich suche mal grade die Definition in der Wikipedia raus.«

Larry tippte den Begriff in den Firefox Browser ein und klickte auf den Wikipedia-Link.

»Also, hier steht: „Konsistenz bezeichnet in der Psychologie die Widerspruchsfreiheit des individuellen Verhaltens eines Menschen in sich und im Bezug auf das eigene Selbst, die zeitlich und über Situationen hinweg im Wesentlichen erhalten bleibt. Dabei handelt es sich um eine Verhaltenstendenz und nicht um ein beständiges Persönlichkeitsmerkmal im eigentlichen Sinne, da Personen zwar transsituativ hinsichtlich ihres aggregierten Verhaltens in konkreten, vergleichbaren Situationen recht konsistent handeln, sich aber dennoch situationsspezifisch unterschiedlich verhalten können. Testpsychologisch lässt sich damit der Grad ermitteln, inwieweit das Verhalten des Einzelnen voraussagbar ist (siehe Prognose).“«

»Aaarrgghhhh. Ja, verstehe ich zumindest teilweise. Aber ich mag Widersprüche. Und mein Kopf ist, glaube ich, heute noch nicht bereit für so was. Ich muss mich vorher austoben.«

Louisa zog ihr T-Shirt über den Kopf.

»Ich habe Dir erzählt, dass ich nur nackt male. Und das werde ich jetzt tun. Zieh Dich aus, dann kannst Du die Künstlerin live erleben.«

Schnell hatte sie sich auch Hose und Slip entledigt und verschwand im Durchgang.

Larry zog sich ebenfalls aus, legte seine Kleidungsstücke auf das Sofa, schlüpfte in das Paar Pantoffeln, dass am größten aussah, und folgte Louisa in den Atelierraum.

Sie kniete auf dem Boden und bearbeitete eine Leinwand mit braunen und roten Farbtönen. In einer Ecke stand ein schwarzes zweisitziges Ledersofa, dass mit vielen Farbflecken übersät war.

»Knall Dich auf das Sofa und halt die Klappe. Wenn Du genug zugesehen hast, kannst Du drüben mit Deiner Recherche weitermachen.«

Sie war voller Energie, fast obsessiv. An der Wand hing eine weitere Leinwand und das darauf angefangene Gemälde sah aus wie die Oberfläche gebratenen Fleisches. Wie ein Steak oder so was. Louisa stand auf und malte an einer Ecke des Bildes weiter. Es war faszinierend ihr zuzusehen. Dann bückte sie sich, um unten links etwas zu korrigieren. Dabei streckte sie Larry unweigerlich ihren Hintern hin und er sah auf ihre Muschi. Er konnte eine Erektion nicht unterdrücken und bedeckte sie mit beiden Händen.

Louisa drehte sich um.

»Das ist eine Studie zu gebratenem Fleisch. Ich möchte einen Menschen so bemalen, dass er wie gegrillt aussieht. Morgen kommt Victoria, Du kennst sie ja. Ich habe sie überredet, mir zu Übungszwecken fürs Body Painting zur Verfügung zu stehen. Sich allerdings in der Ausstellung nackt und bemalt zu präsentieren traut sie sich nicht. Aber dafür kann ich hoffentlich eine Kommilitonin von der Akademie gewinnen.«

Dann lachte sie herzlich.

»Hey Larry, Du brauchst Deinen Schwanz nicht zu verstecken. Wenn Dich mein Anblick erregt, sehe ich das als Kompliment. Wir werden hier noch öfters zusammen sein, also sei möglichst unverkrampft.«

Louisa probierte noch ein paar Farbmischungen aus, dann sagte sie:

»Komm, wir gehen wieder rüber.«

Sie fläzte sich auf das rote Sofa, Larry auf das gelbe.

»Larry, kannst Du mir morgen bei Victoria assistieren?«

»Was kann ich da tun?«

»Pinsel und Farben anreichen. So was halt. Kein Stress.«

Sie trank noch einen Wodka.

»Und jetzt erzähl mir mal was zu Kontingenz.«

»Das ist noch komplizierter. Mit Kontingenz bezeichnet man in der Philosophie den Status von Tatsachen, deren Bestehen gegeben und weder notwendig noch unmöglich ist.«

»Ja, geil. Das trifft doch auf Kannibalismus voll zu. Es gibt ihn, er ist aber nicht notwendig, zumindest in den meisten Fällen, aber auch nicht unmöglich. Klasse, das Thema ist abgehakt für mich. Und das mit dem Widerspruchsdingens kriege ich auch noch kapiert.«

Louisa lächelte zufrieden und Larry trank sein Bier aus.

»Neben dem Eingang steht ein Kühlschrank, da findest Du Bier, Cola, ich glaub auch noch einen Rest Saft. Im Schränkchen daneben ist Kaffee und Tee, oben drauf steht ein Wasserkocher. Du wirst Dich schon zurechtfinden. Ich gehe wieder rüber und teste noch das ein oder andere für morgen aus. Du könntest derweilen das erste Motiv konzipieren. Morgen ist wie gesagt Body Painting mit Victoria angesagt und Freitag möchte ich mit dem ersten Gemälde anfangen.«

»Ich lese mich gleich nochmal durch Shane McKenzies „Muerte con carne“, eine unglaubliche Inspirationsquelle für unser Thema. Aber warte mal kurz, ich habe noch was anderes im Hinterkopf.«

Larry griff zum Laptop und suchte wieder in der Wikipedia. Dann drehte er den Bildschirm in Louisas Richtung.

»Schau mal.«

»Hey, was ist das?«

»Zum Auftakt ein Klassiker: Saturn verschlingt seinen Sohn von Francisco de Goya. Er hat um 1820 rum 14 sogenannte Pinturas Negras, die schwarzen Gemälde, an die Wände seines Hauses gemalt. Dieses hier in den Speiseraum.«

»Wow. Geschmack hatte er. Wen stellt er hier dar?«

»In der römischen Mythologie ist Saturn der Gott der Aussaat. Bei den Griechen hieß er Kronos und war ein Titan. Verheiratet mit seiner Schwester Rhea, die auch mehrmals schwanger von ihm wurde. Kronos war paranoid und hatte Angst von seinen Kindern entmachtet zu werden. Deshalb hat er sie aufgefressen. Rubens hat sich schon im 17. Jahrhundert an dem Motiv versucht. Wie wäre es mit denn mit einer zeitgenössischen Neuinterpretation?«

»Nicht unsympathisch, Deine Idee.«

-:-

Larry Rottan – The Louisa Trilogy

Подняться наверх