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4. Folgerungen für eine evangelische Ethik

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Am Beispiel Tugendhats ist der Ansatz einer universalistischen Moral deutlich geworden. Menschen erstreben hier aufgrund eines autonomen Selbstverständnisses instrumentalistisch einen Zustand, der gleichermaßen im Interesse aller liegt.17 Eine theologische Moral erscheint in diesem Denken als ein traditionalistischer Ansatz, der einer normgebenden Autorität folgt oder im Sinn des Partikularismus auf dem Wir-Gefühl einer Gruppe fußend zur Festschreibung bestimmter Konventionen führt. Nach den Ausführungen Tugendhats ist damit eine im theologischen Rahmen stehende Ethik grundsätzlich disqualifiziert und überflüssig, weil sie nicht auf alle Menschen bezogen sein kann.

Sonderethik oder universaler Anspruch?

Diese negative Einschätzung kann man zu überwinden versuchen, indem man der theologischen Ethik eine Sonderrolle in der Normsetzung zugesteht.18 Ein solches Vorgehen impliziert die Behauptung eines religiös abgesicherten moralischen Besserwissens und negiert, dass Christen die gleichen Probleme mittels Vernunft lösen müssen wie alle anderen Menschen.19 Gerade Tugendhats Kritik zeigt, dass infolge solchen Vorgehens theologische Ethik zu Recht das Attribut des Redundanten und Destruktiven erhält und sich aus dem allgemeinen ethischen Diskurs herauskatapultiert. Wenn sich also theologische Ethik nicht nur auf einen Sonderbereich beziehen soll, muss sie selbst einen vermittelbaren universalen Anspruch erheben können. Zu überlegen, wie dies möglich sein kann, wird Aufgabe des dritten Kapitels sein. Zugleich stellt sich die Frage, ob Tugendhats Sichtweise der religiösen Moral wirklich das Anliegen ihrer evangelischen Ausprägung trifft. Begründet eine zeitgemäße evangelische Ethik das Handeln wirklich nur autoritätsbezogen? Diese Frage soll im folgenden Kapitel anhand eines Vergleiches bedeutender Ansätze evangelischer Ethik geklärt werden.

Evangelische Ethik

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