Читать книгу Evangelische Ethik - Wolfgang Erich Müller - Страница 9

1. Grundbegriffe2

Оглавление

Ethik

Begriff und Disziplintitel der Ethik gehen auf Aristoteles zurück. Das Wort leitet sich von ēthos her, das Wohnort, Gewohnheit, Sitte und Brauch bezeichnet. In der aristotelischen Verwendung des Wortes werden Sitte und Institutionen der Polis nicht mehr – wie bei Sokrates und Platon – durch die Autorität des Hergebrachten legitimiert, sondern stehen in der Aufgabe eines eigenen theoretischen Nachdenkens über das um seiner selbst willen gewollte Glück (eudaimonía) als das vom Menschen erreichbare höchste Gut. Ethik sucht also ohne Bezug auf Autoritäten und Traditionen das gute und gerechte Handeln theoretisch zu erheben und erscheint in differierenden Positionen.

Ethos

Ethos bezieht sich nicht nur auf den Wortstamm ēthos, sondern auch auf éthos (= Gewohnheit, Gewöhnung) und kennzeichnet die Haltung eines Menschen oder einer Gemeinschaft, die einerseits in der angeborenen Naturanlage begründet als auch durch Übung ausgebildet werden kann. Ethos umfasst also beides: Gewohnheit und Bewusstheit und drückt die Lebenshaltung eines Individuums oder einer Gruppe aus, wie zum Beispiel der Sachverhalt des Berufsethos zeigt.

Moral

Moral, vom lateinischen Wort mores (= Sitten, Charakter) abgeleitet, wird von Cicero als philosophischer Terminus für den griechischen Begriff der Ethik eingeführt. Die ursprüngliche Synonymität wird im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr aufrechterhalten. Moral kennzeichnet den tatsächlichen Gegenstandsbereich der Ethik, das aktuelle Sollen des Handelns, Sitte dagegen eine geschichtlich gewachsene Lebensform einer Gesellschaft oder Gruppe. Sie ermöglicht ein verlässliches Zusammenleben innerhalb eines bestimmten kulturellen Rahmens, also das, was man üblicherweise tut.

Moralität und Sittlichkeit

Moralität und Sittlichkeit werden oft synonym gebraucht und bezeichnen dann die Verbindlichkeit menschlichen Verhaltens, die nicht durch Konventionen vorgegeben wird, sondern die ein Mensch um seiner selbst willen eingeht. Ein sittliches Handeln geschieht damit in Selbstverantwortung. Für Kant besteht das Prinzip der Sittlichkeit in der Autonomie des Setzens von Handlungszielen. Da der Mensch durch Bedürfnisse, Leidenschaften oder Triebe bestimmt ist, drückt sich die Sittlichkeit in dem Sollen des kategorischen Imperativs aus, durch den er seine Bedürfnisnatur überschreitet und seine eigentliche Vernunftnatur findet. Diese Auffassung von Sittlichkeit als Moralität schöpft den Bestimmungsgrund des Handelns aus der Übereinstimmung mit dem Sittengesetz und ermöglicht ein Handeln aus Pflicht. Dabei manifestiert sich die Moralität in Gewissen, Gesinnung und Tugend. Hegel dagegen versteht die Moralität als subjektiv und bezieht die politisch verstandene Sittlichkeit auf die Institutionen von Familie, Gesellschaft und Staat, die bei Kant unter die Legalität gerechnet werden. In den Institutionen sieht Hegel die Freiheit, das Prinzip der Moralität, zur geschichtlich-politischen Wirklichkeit kommen. Dies kann keine Rechtfertigung ihrer vorfindlichen Gestalt bedeuten, sondern impliziert einen Bezug auf deren normative Gestaltung.

Um der eindeutigen Verständlichkeit willen wird Ethik hier als Reflexion auf die Moral verstanden. Die differierenden Konzeptionen des guten Lebens werden in ethischen Reflexionen gegeneinander abgewogen bzw. begründet. Moral kennzeichnet das aktuelle Sollen in einer bestimmten Gesellschaft bzw. Lebenskonzeption. Da in der Moderne verschiedene inhaltliche Moralkonzepte nebeneinander stehen, ist das praktische Tun-Müssen nicht mehr in einem absoluten Sinn formulierbar. Vielmehr ist ein formaler Moralbegriff nötig, der verschiedene inhaltliche Konzepte zulässt. Der Gebrauch von Moralität/Sittlichkeit bzw. der entsprechenden Adjektive wird auf den autonomen Umgang mit der Moral bezogen, während Sitte ein konventionelles Verhalten in einer Gesellschaftsform meint.

Anwendungsorientierte Ethik

Die praktische oder anwendungsorientierte Ethik stellt die Realisierung der sittlichen Verpflichtung in die Mitte ihrer Reflexionen. Sie setzt mit der Zirkelstruktur wertender Urteile ein: dass Menschen bereits Verpflichtungserfahrungen gemacht haben und sie ihnen nicht mehr andemonstriert werden müssen. Damit besteht zugleich die Gefahr, die kritische Funktion einer ethischen Reflexion zugunsten eines anwendbaren Wissens oder einer Sozialtechnologie für gute Zwecke zu vernachlässigen. Deshalb wird hier auf diesen Sprachgebrauch verzichtet.

Metaethik

Die Metaethik beurteilt keine Handlungen oder Regeln hinsichtlich ihres sittlichen Gutseins, sondern fragt nach der sprachlichen Bedeutung der sittlichen Prädikate. Sie unterscheidet ferner zwischen ihren Verwendungsbereichen in ethischem und außerethischem Zusammenhang. Schließlich fragt sie nach der Möglichkeit der Rechtfertigung sittlicher Urteile.

Moralphilosophie und -theologie

Moralphilosophie und -theologie werden in der katholischen Theologie derart aufeinander bezogen, dass die erste die auf das Naturrecht und die entsprechenden Möglichkeiten menschlichen Handelns bezogene Ethik umfasst, während die zweite die Aneignung der Erlösung durch die Christen mit den daraus folgenden Pflichten darlegt.

Evangelische Ethik

Подняться наверх