Читать книгу 50 Jahre Lehren und Lernen - Wolfgang Großmann - Страница 6
ОглавлениеKennen Sie Leipzig? Die Stadt der Synonyme: die Buchstadt mit der Deutschen Bücherei und der Buchmesse; die Musikstadt als Wirkungsstätte von Bach und Mendelssohn-Bartholdy; die Literaturstadt als Stadt der „Neuberin“ (Haus „Großer Blumberg“), des alten Gottsched und des jungen Goethe; die Handelsstadt: zu DDR-Zeiten „Drehscheibe“ zwischen Ost und West und früher und heute stets in Rivalität zur Residenzstadt Dresden; die Stadt der Völkerschlacht 1813; und last not least: die Stadt der Montagsdemonstrationen. 2015 kommt ein neues Synonym dazu: die 1000-Jährige.
Sie merken schon, ich bin stolz darauf, mit Pleißenwasser „getooft“ (getauft) zu sein.
Der Stadtteil, in dem ich geboren wurde, gehört nicht zu den attraktivsten von Leipzig. Wenn Sie sich vom Ausgang des „Schmuckstückes“ Hauptbahnhof nach links wenden, kommen Sie alsbald in den Leipziger Osten, in der Geschichte der „rote Osten“, also das Zentrum der kleinen Leute. Die Eisenbahnstraße, später Ernst-Thälmann-Straße, heute wieder Eisenbahnstraße ist/war eine Magistrale und Ausfallstraße nach Osten. Heute sagt man, die eine Straßenseite gehöre den Russen, die andere den Türken. Die Probleme sind also nicht weniger geworden, sondern größer. Hier lag das „Kolonial-Waren-Geschäft“, in dem mein Opa und meine Oma, mein Vater und meine Mutter arbeiteten. Damit war ich nach DDR-Verständnis ein Abkömmling des „Kleinbürgertums“, sprich der kleinen Händler und Gewerbetreibenden, von denen man in der „Klassengesellschaft“ ebenso wie von der „Intelligenz“ nie so recht wusste, wie man sie einordnen sollte.