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Vorbemerkungen

Schon seit frühester Jugend hat mich die Frage nach dem Woher, dem Wohin und dem Warum des Lebens brennend interessiert. Bald kam ich darauf, dass die Anfangsbuchstaben meines Vor- und Familiennamens – Wolfgang Hingerl = Wohin, die Fragen nach dem Sinn und Ziel des Lebens sich mir gleichsam aufdrängten.

Eine Weichenstellung geschah im Alter von sieben Jahren, als ich eines schönen Frühlingsnachmittags wieder einmal lustlos am Klavier saß und meine Übungen herunterklimperte. Genervt herrschte mich meine Mutter an: „Entweder lernst du Klavier oder ministrieren!“ Schleunigst klappte ich den Deckel zu und meldete entschieden: „Dann lerne ich ministrieren!“

Seit dieser Zeit spielte sich mein Leben im kirchennahen Raum ab. Vom Ministrant und Jugendführer, Erzieher, Ordensmitglied der Salesianer Don Boscos und Theologiestudium, 30 Jahre Religionsprofessor, Pfarrgemeinderatsmitglied, KBW-Leiter, Referent im KBW und Wortgottesdienstleiter.

Schon als HTL-Schüler eröffnete mir mein Religionsprofessor Johann Willnauer den Zugang zur Theologie des Jesuiten und Paläontologen Teilhard de Chardijn.Vor allem faszinierte mich dessen Gedanke, dass Naturwissenschaften, Philosophie und Theologie nur drei Fenster auf ein und dieselbe Wirklichkeit wären und sich somit ergänzen und nicht ausschließen würden. Besonders hat mich seine Auffassung über die Stufen der Evolution von der materiellen Entwicklung des Kosmos, die Kosmogenese, über die Biogenese und Biosphäre zur Entfaltung des Geistes, zur Noosphäre, beindruckt. Sehr bald beschäftigte ich mich mit den großen Weltreligionen, in denen ich menschliche Antworten auf eine unbegreifliche Sehnsucht finde, die Menschen schon seit Jahrtausenden mehr oder weniger intensiv in sich empfinden. Nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame der Religionen steht für mich seither im Vordergrund.

Nach der Matura 1960 ergriff ich zunächst den Beruf eines Technikers bei der OÖ. Landesregierung und dann im Industrieanlagenbau der VÖEST in Linz. Mein Engagement in der Kath. Arbeiterjugend und ein „Berufungserlebnis“ drängten mich dazu, Theologie zu studieren. Ich trat in den Orden der Salesianer Don Boscos ein, wurde Erzieher und holte das Latein- und Griechisch-Studium nach, studierte Philosophie, Pädagogik, Psychologie und Theologie. Am Ende meines Studiums, das ich als Laie beendete – ich war vorher aus dem Orden ausgetreten –, nahm ich die Stelle eines Religionsprofessors an der HTL in Steyr an. 1971 heiratete ich und lebe seither in Bad Hall. Ich habe zwei Töchter, eine Tierärztin und eine Theologin, und bin nach wie vor im kirchlichen und pfarrlichen Bereich engagiert. Seit 60 Jahren versuche ich Kindern als Nikolaus Freude zu bereiten, Hoffnung zu geben und ihnen vor allem die Liebe Gottes näher zu bringen.

Geprägt haben mich auch meine Reisen nach Israel, Jordanien, Syrien, Ägypten, Griechenland und Malta, meine Begegnungen mit Juden, insbesondere mit dem Autor Ben Chorin und seinen Werken, den Theologen Karl Rahner und Kardinal König u. v. a., die Begegnung mit den Schriften C. G. Jungs und seinem Denken über das kollektive Bewusstsein, die Begegnungen mit Muslimen, Juden und Buddhisten. Während meines Philosophie-, Psychologie- und Theologiestudiums in Benediktbeuern hatte ich die einmalige Gelegenheit, im Sekretariat der Bibliothek zu arbeiten und dort für die Katalogisierung der theologischen und philosophischen Fachzeitschriften zuständig zu sein. Das gab mir die Chance, stets die aktuellsten Artikel lesen zu können.

All das zusammen hat mich und meine Weltsicht geprägt, wobei ich nicht systematisch vorging, sondern intuitiv und spontan die mir gebotenen Möglichkeiten ergriff. Ich verzichte daher im Folgenden auf diverse Quellenangaben, da es mir unmöglich erscheint, diese alle exakt zu benennen. Sollten bestimmte Begriffe oder Sachverhalte unbekannt sein, so lassen sie sich bequem im Internet finden.

Ein weiteres Element beschäftigte mich in meinem Denken. Es ist die Tatsache, dass viele Prozesse sowohl im Makrokosmos als auch in ähnlicher Form im Mikrokosmos ablaufen, dass sich Ähnlichkeiten oder Analogien im materiellen Bereich, aber auch im Bereich der Biologie wiederfinden, dass verblüffende Parallelen zwischen dem Leben der Pflanzen, Tiere und Menschen zu finden sind. Es scheint so zu sein, dass Gesetzen in der toten Materie auch Gesetze in der Biologie oder auch in der geistigen Welt entsprechen. Oft sind diese Analogien Anlass für Wissenschaftler gewesen, neue Einblicke in ganz andere Bereiche zu gewinnen. Gilt das auch für Theologen?

Lässt Gott uns durch diese Ähnlichkeiten neue und tiefere Einblicke in seine größere Wirklichkeit tun, ohne uns die volle Wahrheit erkennen zu lassen, weil wir sie gar nicht fassen könnten? Vergleichen könnten wir diese Kommunikation Gottes mit uns vielleicht mit einer inneren „Stimme“, einem Gefühl der „Führung“, einer tiefen Ahnung, ähnlich der gefühlsmäßigen Wahrnehmung, die vielleicht ein Embryo im Mutterleib von seiner Mutter hat, der die Herztöne seiner Mutter wahrnimmt, ihre Stimme hört und auch den gemeinsamen Blutkreislauf mitbekommt, ohne aber eine wirkliche Vorstellung von seiner Mutter bekommen zu können. Ähnlich ist unser Suchen und Streben nach Gott nur ein Tasten im Finstern und begründet keinesfalls die Aversionen, die viele Religionen gegeneinander haben. Gemeinsam ist uns allen, dass wir über Gott nicht mehr wissen, als wir von ihm in unserem Dunkel erahnen.

Wichtige Anmerkung: Alle Namen und Begriffe, die in den Texten vorkommen und Details darüber, lassen sich bei Interesse leicht im Internet auffinden, um die Texte verständlicher zu machen. Nähere Erklärungen dazu sind hier absichtlich weggelassen.

Nachtgedanken eines Theologen

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