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Gott beweisen? Gott erahnen?

Gott beweisen?

Gott erahnen,

Gott „erbauchfühlen“,

Gott erleben,

Gott erstaunen …

Viele Theologen und Philosophen haben versucht, Gott zu beweisen. Es ist noch niemand gelungen, einen absolut sicheren und nachprüfbaren Beweis zu erbringen. Vielleicht liegt es nicht daran, dass es Gott nicht gibt, sondern dass er zu groß, zu mächtig, zu unfassbar und zu undenkbar ist. Vielleicht ist es auch vermessen, Gott beweisen zu wollen (einem, der da ist, zu beweisen, dass er da ist), wie der Theologe und Philosoph Soeren Kierkegaard kritisiert.

Vielleicht lässt sich Gott nur erahnen? Soweit wir die Geschichte der Menschheit zurückverfolgen können, finden wir Spuren von religiösem Verhalten, und zwar in allen Kulturen. Kann es sein, dass ein unbestimmtes, innewohnendes Gefühl die Menschen dazu drängt? Gefühle, die sich nicht rational erklären lassen, spielen auch in anderen, zwischenmenschlichen Beziehungen immer wieder eine bedeutende Rolle.

Immer wieder berichten Menschen von plötzlichen Bekehrungserlebnissen, die sie nicht verstehen können, die aber ihr Leben total verändert haben. Um nur einige zu nennen: die Bekehrung des Apostel Paulus auf seiner Reise nach Damaskus, die Bekehrungen des hl. Franziskus oder des hl. Ignatius von Loyola, die Bekehrung von Oscar Wilde oder jene von Andre Frossard, dem kommunistischen Redakteur, die er in seinem Buch, „Gott existiert, ich bin ihm begegnet“, beschreibt.

Immer wieder machen Menschen die Erfahrung, dass sie in unklaren Situationen ihr sog. „Bauchgefühl“ befragen und daraus Entscheidungen treffen, die sich im Nachhinein meist als richtig erweisen. Es scheint so zu sein, dass Menschen nicht nur mit ihrem Intellekt zu Einsichten gelangen, sondern dass sie auf irrationale Weise Zugang zu einem Wissen bekommen, das Anderen verborgen bleibt. Vgl. Gedanken über das kollektive Bewusstsein bei C. G. Jung oder Erfahrungen der Mystiker und Buddhistischen Mönche.

Interessant erscheinen für mich auch Berichte von Menschen, die, rückblickend über ihr Leben, davon berichten, dass sie sich in schwierigen Situationen als geführt und begleitet erfahren haben. Auch ich selber habe diese Erfahrung in meinem Leben immer wieder gemacht. Sie haben Gott als lebensbegleitend erlebt.

Schließlich faszinieren mich immer wieder Erkenntnisse und Einsichten der Naturwissenschaften, die mich in Erstaunen versetzen, seien es kosmische Zusammenhänge, biologische Prozesse, Wunder der Medizin, Einsichten der Chaosforschung oder der Psychologie, um nur einige zu nennen. Auch hier glaube ich, eine über allem stehende, alles umfassende, rationale Macht zu erahnen und zu erstaunen.

Nachtgedanken eines Theologen

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