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Was ist eigentlich ein Virus? Was ist Corona?

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Wussten Sie, dass Viren, im Gegensatz zu Bakterien, im Grunde genommen gar keine Lebewesen sind?

Das kommt daher, dass Viren ziemlich einfach aufgebaut sind. Sie bestehen aus einem oder mehreren Molekülen und sind manchmal von einer Eiweißhülle umgeben. Die Moleküle enthalten das Erbgut – also die DNA (Desoxyribonukleinsäure) oder RNA (Ribonukleinsäure) - mit den Informationen zu ihrer Vermehrung. Anders als Bakterien bestehen Viren weder aus einer eigenen Zelle noch haben sie einen eigenen Stoffwechsel. Sie haben keine eigene Energiegewinnung und keine Möglichkeit zur Proteinsynthese. Dies disqualifiziert sie für die Bezeichnung als Lebewesen.

Viren sind winzig, nur rund 20 bis 300 Nanometer groß. Deshalb kann man sie unter einem gewöhnlichen Lichtmikroskop auch nicht erkennen, sondern benötigt ein Elektronenmikroskop. Viren treten in vielen verschiedenen Formen auf. Einige Viren sehen beinahe wie Kaulquappen mit einem langen Schwanz aus, andere sind rund oder auch stäbchenförmig.

Um sich zu vermehren, benötigen Viren Wirtszellen. Sobald die Erreger in unseren Körper eindringen – wir uns also angesteckt haben – beginnen die Viren sich zu vermehren. Das Virus dockt an die Wirtszelle an und lässt seine benötigten Bausteine von ihr produzieren. Ist das Erbgut des Virus erst einmal freigesetzt, ist die Wirtszelle gezwungen, zahlreiche Viruspartikel herzustellen und zu neuen Viren zusammen zu bauen. Danach stirbt die Wirtszelle ab und es werden tausende Viren freigesetzt, die sich sofort auf die Suche nach einer neuen Wirtszelle machen. Als Wirtszellen können zum Beispiel rote und weiße Blutkörperchen dienen, aber auch Leberzellen, Muskelzellen und andere. Solange wir erkrankt sind, scheiden wir die Erreger aus, oft auch noch einige Zeit danach.

Viren dringen also in tierische, pflanzliche oder menschliche Zellen ein. Sie verwenden diese lebenden Zellen als „Wirtszellen“. Auch in der Umgebung können sie sich zum Teil sehr lange halten und ansteckend bleiben. Wenn sie jedoch keine neue Wirtszelle finden, sterben sie über kurz oder lang ab.

Ein SARS-CoV-2-Virion (ein einzelnes Viruspartikel) hat einen Durchmesser von etwa 80 Nanometern. Der Erreger gehört zur Familie der Corona Viren, zu denen auch die für SARS- (Schweres akutes Atemwegssyndrom) und MERS- (Middle East respiratory syndrome) Infektionen verantwortlichen Viren gehören. Jedes Virion ist eine Proteinkugel, die einen RNA-Ball schützt, den genetischen Code des Virus. Es ist von stacheligen Vorsprüngen bedeckt, die wiederum von einer Fettschicht umhüllt sind (der Grund, warum Seife das Virus gut zerstört).

Das charakteristische Aussehen der Corona Viren (lateinisch corona ‚Kranz, Krone‘) liegt an den vielen etwa 20nm nach außen vorragenden keulenförmigen Strukturen an der Oberfläche, den sogenannten Spikes, mit denen das Virus an die Wirtszellen andocken kann.

Wie also läuft eine solche Infektion ab und was unterscheidet die Corona Viren von anderen Viren? Nun, die Proteinspitzen (Spikes) des Virus binden sich an ein Protein auf der Oberfläche von Zellen, das als ACE2 bezeichnet wird. Normalerweise spielt ACE2 eine Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks. Wenn sich das Corona Virus daran bindet, löst es chemische Veränderungen aus, die die Membranen um die Zelle und das Virus effektiv miteinander verschmelzen und es der RNA des Virus ermöglichen, in die Zelle einzudringen.

Das Virus kapert dann die Proteinherstellungsmaschinerie der Wirtszelle, um ihre RNA in neue Kopien des Virus zu übersetzen. In nur wenigen Stunden kann eine einzelne Zelle gezwungen werden, Zehntausende neuer Virionen zu produzieren, die dann andere gesunde Zellen infizieren.

Teile der RNA des Virus kodieren auch für Proteine, die in der Wirtszelle verbleiben. So wird verhindert, dass die Wirtszelle Signale an das Immunsystem sendet, welche eigentlich signalisieren sollen, dass sie angegriffen wird.

Wie bei den meisten Virusinfektionen steigt die Körpertemperatur, um das Virus abzutöten. Darüber hinaus verfolgen weiße Blutkörperchen die Infektion: Einige nehmen infizierte Zellen auf und zerstören sie, andere erzeugen Antikörper, die verhindern, dass Virionen Wirtszellen infizieren, und wieder andere stellen Chemikalien her, die für infizierte Zellen toxisch sind.

Das Immunsystem verschiedener Menschen reagiert jedoch unterschiedlich. Wie die Grippe oder Erkältung ist Covid-19 leicht zu überwinden, wenn es nur die oberen Atemwege infiziert - alles über den Stimmbändern. Es kann zu Komplikationen wie Bronchitis oder Lungenentzündung führen, wenn es weiter unten anhält. Menschen ohne Atemwegserkrankungen in der Vorgeschichte haben oft nur leichte Symptome, aber es gibt viele Berichte über schwere Infektionen bei jungen, gesunden Menschen sowie über mildere Infektionen bei Menschen, von denen erwartet wurde, dass sie anfällig sind.

Wenn das Virus die unteren Atemwege infizieren kann (wie es sein enger Cousin SARS aggressiver tut), verursacht es Chaos in der Lunge und erschwert das Atmen. Alles, was das Immunsystem schwächt - selbst starkes Trinken, versäumte Mahlzeiten oder Schlafmangel - könnte zu einer schwereren Infektion führen.

Eine Infektion ist ein Wettlauf zwischen dem Virus und dem Immunsystem. Das Ergebnis dieses Rennens hängt davon ab, wo es beginnt: Je milder die Anfangsdosis, desto größer ist die Chance des Immunsystems, die Infektion zu überwinden, bevor sich das Virus außer Kontrolle vermehrt. Die Beziehung zwischen den Symptomen und der Anzahl der Virionen im Körper bleibt jedoch unklar.

Wenn eine Infektion die Lunge ausreichend schädigt, kann sie dem Rest des Körpers keinen Sauerstoff zuführen, und ein Patient benötigt ein Beatmungsgerät. Die CDC (Englisch für: Zentren für Krankheitskontrolle und –prävention) schätzt, dass dies zwischen 3% und 17% aller Covid-19-Patienten passiert. Sekundärinfektionen, die das geschwächte Immunsystem ausnutzen, sind eine weitere Haupttodesursache.

Doch manchmal ist es sogar die Reaktion des Körpers selbst, die am schädlichsten ist. Fieber sollen das Virus zu Tode kochen, aber anhaltendes Fieber baut auch die körpereigenen Proteine ab. Darüber hinaus erzeugt das Immunsystem kleine Proteine, sogenannte Zytokine, die die Replikationsfähigkeit des Virus behindern sollen. Eine übereifrige Produktion dieser Substanzen, die als Zytokinsturm bezeichnet wird, kann zu einer tödlichen Hyperentzündung führen

All dies sollte Ihnen hoffentlich einige Erklärungen dafür geben, weshalb man oft von derart unterschiedlichen Krankheitsverläufen hört. Da überlebt ein über Achtzigjähriger Corona mit nur leichten Symptomen, wohingegen ein Mensch im besten Alter sogar daran gestorben sein mag, ein fitter Ausnahmesportler wie Lewis Hamilton jedoch nur eine Woche nach überstandener Krankheit wieder mit 330 km/h über die Piste rast.



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