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1 Gib mir Asyl,

hier im Paradies

Es war einer der traurigsten Sommer meines Lebens. Am 22. Juli 1996 starb TAMARA DANZ und knapp einen Monat später, am 20. August, RIO REISER. Zwei der bedeutendsten Stimmen und Künstler der deutschen Rockmusik waren für immer verstummt.

Durch meinen Kopf schwirrten Akkorde, Melodien und Textfetzen, flüchtig, als würden sie gar nicht zusammenpassen. der nebel legt sich blei … für immer und dich … gib mir asyl, hier im paradies … wo bist du … wenn die nacht am tiefsten ist … die ferne ist ein schöner ort …

Den Tag, an dem ich von einem ORB-Kollegen benachrichtigt wurde, Tamara Danz sei gestorben, werde ich nie vergessen. Es war ein Montag und ich hatte mir diesen Tag im Sender frei genommen, um meinem Freund »Holle« in seinem Plattenladen in Köpenick auszuhelfen, weil er irgendeinen Behördentermin wahrnehmen musste. Das habe ich immer gern gemacht, meistens am Samstag, weil ich dafür nicht extra einen Urlaubstag nehmen musste. So ein Plattenladen war früher ein großer Traum von mir gewesen, und in der Wendezeit loderte er wieder auf, weil nicht klar war, ob es mit dem Radiojob weitergehen würde. Aber das tat es ja, zuerst bei Radio Brandenburg und schließlich bei Antenne Brandenburg, da war ich im Sommer 1996 bereits seit einem Jahr.

Ich erinnere mich, dass ich in Holles Laden gleich eine Silly-CD eingelegt habe, vermutlich Bataillon d’Amour, und wenn keine Kunden drin waren, den Tränen freien Lauf ließ. Obwohl wir wussten, dass 1995 – SILLY arbeitete gerade an ihrem siebten Studioalbum Paradies – bei Tamara Brustkrebs diagnostiziert worden war, überfiel mich diese Nachricht mit ihrer seelenlosen Endgültigkeit wie ein großer Schock. Am nächsten Morgen kam es überall in den Nachrichten, zahlreiche Sender brachten teils ausführliche Nachrufe, in den Tageszeitungen war es am Mittwoch zu lesen.

Am Dienstag, wieder im Büro, rief mich eine Kollegin aus der Kulturredaktion vom Deutschlandfunk Kultur an und bat mich, ihr in einem Interview das Phänomen Tamara Danz zu beschreiben. Auf mich gekommen war sie durch eine Empfehlung meines früheren DT64-Kollegen und Freundes Leo Gehl. Sie war sehr ehrlich, als sie mir im kurzen Vorgespräch erzählte, dass sie Tamara und Silly bis dahin gar nicht gekannt hatte, wollte es nicht darauf schieben, dass sie »ja aus dem Westen« käme. Ihr Interesse und schließlich ihre Zusage, diesen Beitrag zum Tode von Tamara Danz zu realisieren, rührte von den vielen starken emotionalen Aussagen her, die sie in den zurückliegenden vierundzwanzig Stunden gelesen, gehört und gesehen, sich inzwischen auch mit einigen Songs vertraut gemacht hatte.

Sie war so gut vorbereitet, dass es mir eine Freude war, auf interessante Fragen zu antworten. Das »Phänomen« Tamara Danz zu erklären, zögerte ich ein wenig. Schließlich hatte ich sie natürlich, ganz real erlebt, in all ihren mentalen und emotionalen Facetten, ernsthaft und liebenswürdig, auch temperamentvoll und aufbrausend. Es blieb also nicht bei der Feststellung, mit Tamara Danz sei die namhafteste Rocksängerin der DDR gestorben. Wir konnten gemeinsam in diesem Gespräch viel mehr von der Musikerin und Künstlerin, dem Menschen und der Persönlichkeit, dem Phänomen Tamara Danz vermitteln.

Darum soll es auch in diesem Buch gehen, das mit Geschichten, Gedanken und Statements vieler Freund*innen und Weggefährt*innen die Erinnerung an diese wunderbare Frau wachhalten will. Das ist leicht und zugleich schwer, denn in den Jahren nach ihrem Tod sind bereits so viele Artikel und Bücher, Porträts und Dokumentarfilme, immer neue Kompilationen veröffentlicht worden. Sogar ein Musical gibt es, Tamara, das am 29. September 2018 an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt Premiere feierte. Straßen wurden nach ihr benannt, die erste im November 2006 in Berlin-Friedrichshain und die zweite im thüringischen Breitungen/Werra, wo Tamara Danz am 14. Dezember 1952 im heutigen Ortsteil Winne das Licht der Welt erblickte. Ihre Kindheit verbrachte sie aber an verschiedenen Orten, auch im »befreundeten« Ausland, in Bulgarien und Rumänien, wo ihr Vater, ein Baumaschinen-Ingenieur, als Handelsrat tätig war, bis er politisch in Ungnade fiel. Dieser familiäre Vorfall und ihre kritische Meinung zum Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 in die damalige ČSSR, »von den Regierenden, den Parteien und Medien der DDR begrüßt und gutgeheißen«, schärfte das politische Weltbild der damals fünfzehnjährigen Tamara Danz.


Bulgarien: Tamara im Alter von drei Jahren

Seit ihrem Tod sind neue Rocklieder entstanden, die ihre früheren Kollegen für sie komponiert und getextet haben: die Band CITY 2004 den Song »Tamara« auf dem Album Silberstreif am Horizont oder »ihre Jungs«, die Band Silly, 2010 »Sonnenblumen (für Tamara)« auf dem Comeback-Album Alles Rot, erstmals mit Sängerin ANNA LOOS. Den poetischen Text (wie auch alle weiteren dieses Albums) schrieb Tamaras Alter Ego, WERNER KARMA.

Eine weit in die Zukunft weisende Ehrung führt nach Halberstadt in Sachsen-Anhalt, dort in die Burchardikirche, einem bald tausend Jahre alten ehemaligen Kloster. In dem Städtchen wurde 1361 »die erste Großorgel der Welt, eine Blockwerksorgel, gebaut. Diese Orgel stand im Dom und hatte zum ersten Mal eine (12-tönige) Klaviatur.« In St. Burchardi, lange dem Verfall preisgegeben, wird ein außergewöhnliches Vorhaben verwirklicht:

1987 komponierte der amerikanische Musiker und Künstler JOHN CAGE das 1989 in einer neunundzwanzigminütigen Version von dem deutschen Organisten GERD ZACHER uraufgeführte Orgelstück »ORGAN²/ASLSP«. Die Abkürzung steht für »as slow as possible« und ist die Anweisung von John Cage, »die achtseitige Partitur so langsam wie möglich zu spielen«. Dahinter steckt das komplexe Anliegen des 1912 in Los Angeles geborenen und 1992 in New York gestorbenen Avantgardisten, »ein Bewusstsein zu schaffen, für Musik, für Verhaltensweisen und für unser Vermögen zu denken«. Seit 2001 nun wird dieses Werk, im Ergebnis eines Orgel-Symposiums 1997 und den Intentionen von John Cage folgend, »in der Burchardikirche in Halberstadt als langsamstes und längstandauerndes Orgelstück der Welt in einer Gesamtlänge von 639 Jahren aufgeführt«. Der nächste Klangwechsel findet am 5. Februar 2022 statt.

Finanziert wird das inzwischen weltweit bekannte Stiftungsprojekt von Sponsoren, die für eine Summe ab eintausend Euro ein eigenes Klangjahr erwerben können. Die Band Silly hat das 2014 gemeinsam mit dem Halberstädter Arzt Prof. Dr. Steffen Rickes getan, festgehalten auf einer Klangtafel für das Jahr 2196, dem 200. Todestag (!) von Tamara Danz.

Wenn ich an Tamara denke, dann tauchen vor meinem geistigen Auge Erlebnisse und Begegnungen mit ihr auf, die nachhaltige Spuren hinterlassen haben, Erinnerungen an die Komplexität einer starken Persönlichkeit. Ob beim Interview im »Notenbuden«-Studio, später beim Jugendradio DT64, da insbesondere in den traditionellen Sendungen zum Jahresende, wenn ich gemeinsam mit LUTZ BERTRAM die Ergebnisse der Kritikerumfragen nach den besten Rocksänger*innen, Instrumentalist*innen und vor allem dem Rockalbum des Jahres verkünden durfte.

In der Sendung »Rock ’83« begrüßten wir zum ersten Mal die komplette Band, damals neben Tamara Danz den Bassisten MATHIAS »MATZE« SCHRAMM und Gitarrist THOMAS FRITZSCHING (den beiden Silly-Gründern), Schlagzeuger MICHAEL »MIKE« SCHAFMEIER und dem gerade neu dazugekommenen Keyboarder RÜDIGER »RITCHIE« BARTON. Mitgebracht hatten sie ihr »sechstes Bandmitglied«, den Texter Werner Karma, sowie AMIGA-Chef Dr. RENÉ BÜTTNER, der möglich gemacht hatte, was es in dieser Nacht zu feiern galt: nicht mehr und nicht weniger als das DDR-Rockalbum des Jahres 1983, Mont Klamott, gewählt von einer Fachjury, der Musikkritiker*innen, -journalist*innen und -redakteur*innen angehörten. Und die waren selten so einig mit der Publikumsmeinung, denn auch die Fans hatten längst entschieden, dass ihrer Lieblingsband damit der ganz große Wurf gelungen war. Silly hatte mit diesem Album nicht nur neue Wege für sich als Band beschritten, sondern Maßstäbe für die gesamte deutschsprachige Rockmusik gesetzt. Das durften wir Radioleute damals so natürlich nicht sagen – Tamara schon. Unbefangen sprach sie im Live-Interview davon, wie »zielstrebig und ehrgeizig sie mit dem frischen Wind durch die neuen Leute (gemeint waren Barton und Karma) das gesamte bisherige musikalische Silly-Konzept umgekrempelt haben«.

Sicherlich, aus dem Westen tönte die Neue Deutsche Welle, nicht ungehört auch von den Musiker*innen in der DDR. Doch hat Silly mit der Musik und den Texten auf Mont Klamott einiges mehr gewagt. Der Musikwissenschaftler MICHAEL RAUHUT formulierte es einmal so: »Silly verbindet auf Mont Klamott … den musikalischen Biss der New Wave mit sinnlich-prallen und tieflotenden Bildern auf einem nicht nur für DDR-Verhältnisse einzigartigen Niveau«.

Was uns Radioleuten besonders gefiel, war diese unglaubliche Balance der neuen Töne und Sounds in den durchaus kommerziellen Umsetzungen. Drei Songs stürmten denn auch die Rundfunkhitparaden, »Mont Klamott«, »Die wilde Mathilde« (eine Zeitlang Erkennungsmelodie der Sendung »DT-Metronom«) und »Ein Lied für die Menschen«. Auch die Bühnenpräsentation hatte sich gigantisch verändert und ermöglichte vor allem Tamara viel mehr von dem, was sie schon immer auf der Bühne machen wollte. Mit unglaublicher Energie – »Raus aus der Spur« – verausgabt sie sich ganz und gar im neuen Silly-Rock ’n’ Roll-Gefühl, bis sie fast erschöpft und emotional aufgeladen eines der schönsten ihrer Lieder singt: »Abendstunden«.



Kinderfotos von Tamara


Inmitten von anderen Teenagern in einem Berliner Freibad


Als Achtzehnjährige mit Mutter Helene

Auch mit den drei folgenden Alben bis 1989 war Silly zu Gast in unserer Sendung am Jahresende, um die Auszeichnung für das jeweilige DDR-Rockalbum des Jahres entgegenzunehmen, für Liebeswalzer (1985), Bataillon d’Amour (1986) und Februar (1989).

Die Diskografie der Gruppe Silly darf durchaus als Beleg für eine außergewöhnliche und starke künstlerische Entwicklung angesehen werden, die gesteuert wurde vom enormen Einfallsreichtum der Musikanten, den mutigen und mutmachenden Texten sowie der Performance einer charismatischen Sängerin. Noch nicht am Anfang ihrer Karriere, aber mit jeder neuen Platte und Bühneninszenierung entwickelte sich Tamara Danz zu dem, was Journalisten mit »Rampensau«, »Rockröhre«, »Rocklady Nr. 1« (in der DDR) oder gar synonym zu einem ihrer großen Hits die »wilde Mathilde« bezeichneten. Dabei konnte sie die ruhigen Sachen genauso gut. Zum Heulen schön, wenn sie »So ’ne kleine Frau«, »Bataillon d’Amour«, »Paradiesvögel« und all die anderen wunderbaren Rockballaden live in den Konzerten sang, eingebettet in diesen speziellen Silly-Sound.


Das alles deutete sich für mich bereits in ihrem ersten, zugegeben noch etwas unentschlossenen, uneinheitlichen Album Tanzt keiner Boogie? an, das 1981 von AMIGA veröffentlicht wurde. Da hieß die 1978 gegründete Band noch FAMILIE SILLY und hatte über einen längeren Zeitraum die neun Titel ihres Debütalbums mit der Produzentin HANNELORE SCHUBERT in den Ostberliner Rundfunkstudios aufgenommen, was diesen etwas unorganischen Eindruck erklärt. Ihre künftigen Langspielplatten und späteren CDs kann man getrost durchweg als Konzeptalben bezeichnen, wegen der für Rockmusik vielleicht etwas großspurigen »Einheit von Inhalt und Form«, die ja ansonsten mehr in der Bildenden Kunst und Malerei gilt.

Nach der Wende sind zwei weitere großartige Silly-Alben erschienen, 1993 Hurensöhne und 1996 Paradies, mit einer Fülle starker Songs, die leider nur bedingt Eingang fanden in die Musikprogramme deutscher Radiosender. Und das lag nicht an der Qualität der Songs, sondern am fehlenden Mut von Programmverantwortlichen und Musikredakteuren, geschuldet dem Diktat des uns im Osten unbekannten Medienzauberwortes »Format«.

Mit einigem Stolz kann ich sagen, dass Silly im ORB sowie später im rbb und auch in den von JÜRGEN JÜRGENS verantworteten Sendungen im SFB (der Sender Freies Berlin war bis zur Fusion mit dem ORB zum rbb 2003 eigenständige Landesrundfunkanstalt für Berlin) immer eine Rolle gespielt hatte. So kam es unter anderem im November 1994, initiiert und unterstützt vom rbb, zu jenem denkwürdigen Konzert von Silly + GUNDERMANN & SEILSCHAFT. Unter dem Titel Unplugged. Live im Lindenpark wurde der Mitschnitt 1998 auf dem Berliner Label Buschfunk als Doppel-CD veröffentlicht, mit einunddreißig Songs aus dem Repertoire der Kultrocker und des eigenwilligen Rockliedermachers Gerhard Gundermann, der für die beiden Silly-Alben Februar (1989) und Hurensöhne (1993) Texte beigesteuert hatte, die meisten gemeinsam mit Tamara geschrieben.

Über diesem Konzert schwebte eine magische Aura. Ich kann mich noch genau an diesen Abend des 22. November 1994 erinnern, als mehrere Kolleg*innen vom Jugendsender Fritz und dem Kulturprogramm Radio Brandenburg bei nasskaltem Wetter und Stockfinsternis die paar hundert Meter vom Radiohaus in Babelsberg hinübermarschierten zum Lindenpark, dem legendären Potsdamer Rockschuppen in der Stahnsdorfer Straße. Einige konnten sich gar nicht vorstellen, ob diese Konstellation überhaupt funktionieren würde und dann noch unplugged. So war es dann aber nicht. Die Musiker hatten keinesfalls alle Stecker gezogen und waren schon aufgrund der Anzahl der auf der Bühne Versammelten doppelt so laut wie sonst in ihren Konzerten. Sie hatten ja auch etwas zu bieten – und zu beweisen, nämlich dass sie entgegen aller Unkenrufe auch die Zweifler überzeugen können.

Meine Kollegin DANUTA GÖRNANDT, die für ihre Sendung »Liedersprüche« damals die Idee zu diesem Projekt hatte, schrieb im Booklet zur Buschfunk-CD: »Das Repertoire beider Bands wurde abgeklopft nach den Liedern, die auch ohne soundtechnisches Beiwerk Bestand haben könnten. Lieder, die Poesie und Kraft hatten, auch wenn sie auf ein musikalisches Grundgerüst reduziert wurden. Als auf der Bühne dann neun hochmotivierte und exzellente Musiker (Anm. d. Autors: darunter eine Frau, die Multiinstrumentalistin TINA POWILEIT) auf zwei souveräne und einzigartige Interpreten, deren ganze Originalität und Emotionalität trafen, entstand eben dieses Ereignis, das nicht mehr in die Formel zwei plus zwei passte. Passiert war viel mehr. Ein Konzert, bei dem Tamara Danz sich selbst und ihren Liedern sehr, sehr nahe war. Kein Beiwerk, mit dem sie sich als Rocklady oft genug umgeben hatte, keine Ablenkung von den Songs und ihren stimmlichen Möglichkeiten. Da lagen verletzliche Emotionalität und aggressive Direktheit beieinander, da konnte sie provozieren und zugleich zart sein. Und genauso Gerhard Gundermann … Zwei originäre Stimmen, zwei starke Persönlichkeiten, die sich in dieser Gemeinsamkeit auf wunderbare Weise ergänzten und die Faszination, die von ihnen ausging, vervielfachten.«

In eindrücklicher Erinnerung geblieben sind mir zwei andere Radiokonzerte, die wir vom ORB organisiert hatten und die durch die unerwarteten Ereignisse und den ersten Nachwende-Stimmungswechsel in einem Teil der Gesellschaft, vor allem in Ostdeutschland, eine tiefere Bedeutung erhielten. Vor allem die ausländerfeindlichen Aktionen zuerst 1991 in Hoyerswerda und im Sommer 1992 in Rostock-Lichtenhagen, als es dort tagelang zu rassistisch motivierten Krawallen kam, die darin gipfelten, dass ein an die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber angrenzendes Wohnheim, in dem sich über hundert Vietnamesen aufhielten, ehemalige Vertragsarbeiter der DDR, von Rechtsradikalen in Brand gesteckt wurde, während die gaffende Menschenmenge drum herum applaudierte. Dieses Ereignis steht als trauriges Synonym für die heftigsten fremdenfeindlichen Angriffe in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Auch wenn es 1992/93 zu furchtbaren Anschlägen in westdeutschen Städten wie Mölln und Solingen kam, als Rechtsextremisten Häuser von Türken anzündeten und darin Menschen verbrannten, bedrückte uns, so kurz nach der friedlichen Revolution und dem Fall der Mauer 1989, der zunehmende Fremdenhass in den neuen Bundesländern besonders stark.

Als junges Kulturprogramm Radio Brandenburg des erst am 1. Januar 1992 auf Sendung gegangenen Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg hatten wir es uns auf unsere »multikulturellen Fahnen« geschrieben, als eines der ersten Medien im Verbund mit engagierten Künstler*innen ein deutliches Zeichen zu setzen gegen Gewalt und Fremdenhass in unserem Land. Tamara Danz und die Musiker von Silly saßen sofort mit im Boot, als wir Ideen austauschten für diese zwei wichtigen Konzerte Ende 1992 in Potsdam (Lindenpark) und Berlin-Weißensee (Die Halle). Alle Bands und Musiker*innen, die wir ansprachen, waren sofort bereit, unter Verzicht auf ihre Gagen dabei zu sein. Einige hatten selbst Erfahrungen damit gemacht, von rechtsradikalen Bands attackiert zu werden.

Vor Hoyerswerda und Rostock hatte es in der ehemaligen DDR-Kreisstadt Eberswalde in der Nacht vom 24. auf den 25. November 1990 eine der ersten schlimmen ausländerfeindlichen Aktionen nach der Wiedervereinigung gegeben. Rechtsradikale Jugendliche jagten den Angolaner Amadeu Antonio durch die Stadt und prügelten ihn zu Tode.

Als ich Tamara damals anrief, sagte sie spontan zu sinngemäß mit den Worten: »Wegschauen ist keine Option, wir müssen diesen Typen zeigen, wo ihre Grenzen sind, und wir hauen ihnen mit unserer Musik eins auf die Schnauze.« Für mich war es wie ein Déjà-vu, wenn auch unter ganz anderen gesellschaftlichen Vorzeichen. Denn so hatte ich Tamara eigentlich immer erlebt, wenn es darum ging, politische Haltung und Engagement zu zeigen. So war es in der DDR gewesen, vor allem in der Wendezeit, und so blieb es in den wenigen Jahren danach, die ihr vergönnt blieben. Tamara legte Wert darauf, »menschliche Haltung« zu zeigen, wie es Werner Karma in einem der berührendsten Silly-Lieder, »Ein Lied für die Menschen«, zum Ausdruck brachte.

Parallel zu den beiden Konzerten produzierten wir damals auch eine CD unter dem Titel Gewalt – ohne mich, unterstützt von der DSB (Deutsche Schallplatten Berlin), der Ausländerbeauftragten des Landes Brandenburg Almuth Berger und dem Berliner Stadtmagazin TIP. Die meisten der sechzehn Künstler*innen dieser CD waren auch bei den Konzerten dabei: ELEMENT OF CRIME, PETER HILLER & EARL OF EAST, KLAUS HOFFMANN, Gundermann & Seilschaft, Silly, City, NORBERT BISCHOFF, ULLA MEINECKE, die PUHDYS, DIRK MICHAELIS, ANDRé HERZBERG, Barbara Thalheim, Pankow, ENGERLING und Rio Reiser. Und so spielten in diesen Konzerten nicht Rockmusiker und Liedermacher aus der ehemaligen DDR und BRD, aus Ost und West, sondern deutsche Musiker*innen, die ein gemeinsames Anliegen vereinte, für Toleranz und gegen Fremdenhass.

Von der Presse wurden einhellig das »hochkarätige Künstlerensemble«, das hohe künstlerische Niveau und das gemeinsame Anliegen gewürdigt. Im Artikel »Lieder gegen Fremdenhass« schrieb Wolfgang Hubner am 2. November 1992 in der Tageszeitung Neues Deutschland:

»Anders als die Politiker stritt auf der Bühne niemand um links und rechts oder den alleinigen Anspruch auf die Wahrheit. Es ging nur um eines: Menschlichkeit. Und musikalisch war Seltenes, vielleicht sogar Einmaliges zu erleben: Ulla Meinecke gemeinsam mit Pankow, nach langer Zeit auch wieder einmal André Herzberg mit seiner alten Band, Rio Reiser mit Silly, die eine weitere Rarität beisteuerten: die Uraufführung eines Titels ihrer Anfang 1993 erscheinenden Platte.«

Das war der Titel »Halloween in Ostberlin«, den uns Silly vorab für die auf dem DSB-Label veröffentlichte CD gab. Und es kam noch zu einem weiteren Höhepunkt, am Schluss des Konzertes, als Tamara Danz den Auftritt von Rio Reiser sehr emotional ansagte: »… einer, dem man hundertprozentig glauben kann, was er sagt und was er singt … was heutzutage ja nicht mehr so angesagt ist.« Nach ihren letzten Worten beginnt das Intro zum Song »Durch die Wüste«, tosender Beifall, als Rio Reiser die Bühne betritt. Er wird begleitet von der Silly-Band und es wird auch deswegen ein historischer Auftritt. Man kann es nachschauen, bei YouTube im Internet und dazu die euphorischen Kommentare lesen, »Tamara und Rio, zwei unvergessene Künstler in ganz Deutschland«.

Der 3. August 1996 war ein wunderschöner, sehr heißer Sommertag. Am Vormittag fuhr ich von meinem Wohnort in Berlin-Köpenick nach Münchehofe, an diesen idyllischen kleinen Ort kurz hinter der Stadtgrenze, der schon zu Brandenburg gehört. Dort war inzwischen der Ü-Wagen aus Potsdam eingetroffen und hatte, wie mit den Kollegen verabredet, ein paar hundert Meter entfernt von der Friedhofsmauer geparkt. Es war der Tag der Beisetzung von Tamara Danz und mir oblag die Aufgabe, darüber für den ARD-Hörfunk zu berichten. Zahlreiche Fans hatten sich schon stundenlang vorher eingefunden, und nach und nach trafen auch viele Musikerkolleg*innen, Künstler*innen, Freund*innen, Weggefährt*innen und Medienvertreter*innen ein. Ich nutzte die frühe Gelegenheit, um einige zu bitten, im Anschluss für ein paar Worte zum Ü-Wagen zu kommen. Das waren unter anderem Werner Karma und TONI KRAHL. Viele Menschen fanden gar keinen Platz in der kleinen Friedhofskapelle und warteten draußen.

Als Tamara im weißen Sarg von ihren Musikern zu ihrer letzten Ruhestätte getragen wurde, an ihrer Seite die Eltern, ihre geliebte Mutter Helene, selbst von schwerer Krankheit gezeichnet im Rollstuhl, vernahm ich aus der Ferne die unvergleichliche Stimme ihrer Freundin ANGELIKA WEIZ – ein Moment unglaublicher Trauer, in dem sich so viele Menschen gemeinsam wiederfanden. Gar nicht so einfach, danach wieder in die sachliche Realität meines Auftrages zurückzufinden. Gemeinsam mit meinen Gesprächspartnern gelang es mir wohl, diese Eindrücke und Emotionen, die wir gerade erleben durften, als nachhaltige Würdigung für eine große Künstlerin, für Tamara Danz, genau zu formulieren. Wie ich später erfuhr, haben fast alle Hörfunksender der ARD, im Osten und Westen, im Norden und Süden, diesen Beitrag gesendet. Und fast alle haben im Anschluss einen Song gespielt: »Asyl im Paradies« vom siebten Silly-Studioalbum, für das Tamara Danz ausnahmslos alle Texte schrieb.

Meine Uhr ist eingeschlafen

Ich hänge lose in der Zeit

Ein Sturm hat mich hinausgetrieben

Auf das Meer der Ewigkeit

Gib mir Asyl, hier im Paradies

Hier kann mir keiner was tun

Gib mir Asyl, hier im Paradies

Nur den Moment, um mich auszuruhn

Da draußen lauern deine Hände

Und ziehen mich auf den Grund

Ich sinke und ertrinke

An deinem warmen Mund

Gib mir Asyl …

Hörst du sie rufen? Sie kommen, mich zu suchen

Siehst du die Feuer dort am Strand?

Sag ihnen, keine Macht der Welt

Holt mich zurück an Land

Gib mir Asyl …

Wie lebt ein Mensch in einem fort, den man mochte und liebte? Tamara Danz wurde nur dreiundvierzig Jahre alt, aber sie hat viele Erinnerungen hinterlassen, ihre Lieder und ihre Texte. In zahlreichen Videoclips, Film- und Fernsehaufnahmen, sogar in akribisch gesammelten originalen Tonaufnahmen von Interviews ist sie so zu erleben, wie sie wirklich war, auf der Bühne und im privaten Leben, laut und leise, rau und zart, in ihren Höhenflügen ebenso wie in Konfliktsituationen.

Ihr Leben verlief nicht immer geradlinig, das hätte auch gar nicht zu ihr gepasst, aber Tamara wusste immer, was sie wollte – und was sie nicht wollte. Fasst man zusammen, was Freunde über sie sagen, dann lautet das Fazit:

»Karrierestationen konnten in der DDR planmäßig verlaufen. Nicht bei Tamara. Zickzack war ihr Kurs … ein paar Kurven dazu. Die Brüche und Widerstände, das Aufbegehren, legten die Stolpersteine auf dem vorgeplanten Weg. Reibung erzeugt Energie. Ihre Devise: Man muss hinfallen, um wieder aufzustehen.«

Und so war es auch auf ihrem Weg zur Musik, vom OKTOBERKLUB zum Rock ’n’ Roll, zu dem ihr auch die BEATLES und die ROLLING STONES die Richtung wiesen. Ihr »Yesterday« war immer das Heute von morgen.


Tamara (3. v. r.) beim Oktoberklub


Momentaufnahmen

Es ist die achte CD der 2006 auf AMIGA (das damals schon zu Sony Music gehörte) veröffentlichten, von JÖRG STEMPEL editierten 8-CD-Box SILLY – Die 7 Originalalben + Interview-CD mit Tamara Danz: Momentaufnahmen. Auszüge aus Gesprächen 1990–1994. Verantwortlich für Auswahl und Regie zeichnet Wolf-Dietrich Fruck, ein Intimkenner der Popmusikszene der DDR. Als Redakteur bei AMIGA (1983–1990) betreute er unter anderem die erste Punkplatte der DDR, das Album Hea Hoa Hoa Hea Hea Hoa von FEELING B, das noch im Sommer 1989 begonnen, von enormen Widerständen aus den »eigenen Reihen« im VEB Deutsche Schallplatten begleitet und schließlich im Januar 1990 veröffentlicht wurde. Nach der Wende arbeitete »Frucki« als Produzent und Regisseur für Hörbuchaufnahmen und gründete Mitte der 2000er Jahre gemeinsam mit Jörg Stempel die Musikproduktionsfirma Sechzehnzehn, benannt nach dem einheitlichen Kaufpreis einer AMIGA-LP in der DDR.

Zwischen Feeling B und Silly gab es Berührungspunkte. Beide Bands sind in dem zwischen 1985 und 1988 entstandenen dokumentarischen Roadmovie flüstern & SCHREIEN – Ein Rockreport vertreten. Weitere Protagonisten sind die Cottbuser Gruppe SANDOW und CHICORéE, die 1985 von DIRK ZÖLLNER gegründete Soul-Funk-Rock-Band aus Ostberlin, der 1987 die bis heute erfolgreiche Band DIE ZÖLLNER folgte.

Auch wenn diese filmische Musikdokumentation damals sehr erfolgreich gewesen war, wurden später kritische Stimmen laut, vor allem zur »Rollenverteilung der vier ungleichen Bands«. Damit gemeint war die Positionierung von Feeling B und Sandow als die sogenannten anderen Bands, die schon mal deutlicher gegen das DDR-System opponierten, Silly dagegen fiel die Rolle der »etablierten Band« zu und Chicorée der der »unbedarften Newcomer«.

Besonders Tamara Danz, die mit dem Feeling-B-Gründer und Sänger ALJOSCHA Rompe und mit Dirk Zöllner darüber hinaus gute persönliche Beziehungen pflegte, schmerzte diese teilweise von den Medien übernommene oberflächliche Bewertung, die dem Wirken und der Rolle von Silly gerade in der damaligen, sehr brisanten Zeit nicht gerecht wird. Später wird Tamara weitere Verletzungen erfahren, worüber an anderer Stelle zu lesen ist.

Als »verwendetes Basismaterial« für die Momentaufnahmen wird im CD-Booklet angegeben: »Privat, Interviewmitschnitt des Musikjournalisten Jürgen Stark«. Mit freundlicher Genehmigung erscheinen einige davon in diesem Buch schonend redigiert als Selbstaussagen von Tamara Danz:

(1) Über die Angebote, Schlagersängerin zu werden

»Als ich angefangen habe, wurde ich natürlich doch mehr als blondes Püppchen eingesetzt. Das war die Intention derer, die mich eingesetzt haben, die mir die Chance gegeben haben … überhaupt auf die Bühne zu steigen. Also mehr so drei Prinzessinnen im Background-Chor … die dann auch gleichzeitig ein Trittchen machen und schöne Handbewegungen und mit dem Arsch wackeln. Und den Rest musste man sich erarbeiten. Na ja, das hat schon auch ein bisschen was mit Risiko zu tun gehabt. Weil wenn man dann versucht hat, sich inhaltlich durchzusetzen, also mir ist es so gegangen, dann ist man schon sehr schnell auf Widerstände gestoßen. Am besten wäre es für mich gewesen, ich hätte eine Karriere als Schlagersängerin gemacht, die fremdes Zeug wiedergibt, also reproduziert. So wenn sich das einer ausschwitzt, ohne es zu hinterfragen, reproduziert, also irgendwelche Texte plappert. Das wäre wahrscheinlich die einfachste Variante gewesen und sicher auch die finanziell erfolgsträchtigste … Ich habe hin und wieder mal darüber nachgedacht, was das eigentlich soll, warum man sich da eigentlich so fertig macht … Andere brauchen das eben nicht. Die kriegen irgendein Image verpasst und jede Kritik, die da inhaltlich kommt, oder jede geschmäcklerische Sache von irgendwelchen Kritikern, die kann man ja dann abwälzen auf die Autoren … Wenn man alles selber zu verantworten hat, ist es natürlich ein bisschen schwieriger, aber du wächst damit auch, das Fell wird dicker und es lebt sich besser damit. Man kann besser in den Spiegel gucken.

Nein, ich brauche das Feedback von Leuten, zumindest von diesem harten Kern derjenigen, mit denen ich zusammen die Stücke mache. Und dann müssen einfach gute Musiker auf der Bühne sein. Ich kann mir da nicht für jede Plattenproduktion irgendwelche Leute zusammenklauben lassen, mögen sie noch so hervorragende, virtuose Musiker sein, und mich dann … mit irgendwelchen Leuten auf die Bühne stellen. Das muss doch zusammen wachsen, das merken die Leute doch, ob es Auftragsmusiker sind … Man hat ja eine Kommunikation von der Bühne runter und umgekehrt. Und dazu bin ich nicht in der Lage. Diesen Schritt hätte ich schon früher zu DDR-Zeiten machen können …«

(2) Über das Studieren

»Das Studium, was ich gemacht habe, da hätte am Ende gestanden: Dolmetscherin. Hieß damals Sprachmittler, und hätte auch etwas mit diesem Nachplappern zu tun gehabt. Also einer plappert vor, du übersetzt es im Kopf in eine andere Sprache und plapperst es im Grunde unreflektiert nach … Du kannst ja nicht deine eigene Meinung einbringen. Dann sind da an der Uni eine Art grobe Rollenspiele gelaufen. Da habe ich gemerkt, das ist nicht mein Ding und habe mir gesagt, okay, dann musst du jetzt mal versuchen, dein Hobby zum Beruf zu machen. Ich habe eine Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule ›Hanns Eisler‹ in Berlin gemacht. Die haben mich abgelehnt, weil es stimmlich nicht reichte und überhaupt, die sozialistische Persönlichkeit, so eine Begründung. Da habe ich mir gesagt, na gut, dann soll es so sein, und mich sofort in die freie Wildbahn begeben, das war ja damals möglich, Amateurkapellen, die überall gespielt haben. Und das hat mir eigentlich viel mehr gebracht, weil man da tatsächlich an der Praxis gewachsen ist, an der Praxis entlang. So was kann man nicht an der Hochschule lernen, wenn man nicht nebenbei vor Publikum arbeitet.«


Tamara Danz (r.) beim Oktoberklub

Zwischen 1971 und 1973, nachdem Tamara Danz ihr Abitur an der Erweiterten Oberschule (EOS) »Klement Gottwald« in Berlin-Treptow abgelegt und nebenbei in der von ihrem damaligen Freund UWE KROPINSKI geleiteten Band Die Cropies gesungen hatte, begann Tamara Danz ihr Dolmetscherstudium und schaute schon mal beim Oktoberklub, dem ersten 1966 zunächst als Hootenanny-Klub Berlin gegründeten Singeklub der DDR, vorbei.

(3) Die Gründung von Silly

»Zu Anfang gegründet, um zusammenbleiben, koste es, was es wolle und durch alles durch … In der Not, wenn es so ganz haarig ist, dann bringt sich jeder ein und man rückt ganz doll zusammen … Im Laufe der Jahre kristallisieren sich Interessen heraus, wer innerhalb der Band die günstigsten Aufgaben übernimmt. Früher haben alle alles gemacht. Das geht auf die Dauer nicht, weil man ja auch irgendeiner Verantwortung gerecht werden muss. Ich meine, du kannst nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Aber es galt eine Philosophie, immer eine einheitliche Meinung, egal ob es sie gab oder nicht, gegenüber der Presse, nicht dass der eine in einem Interview das gesagt hat und der andere etwas anderes. Das war zwar nicht abgesprochen, aber es ist dann jedem in Fleisch und Blut übergegangen. Eine gleiche Denkungsart in verschiedenen Sachen, ohne dass man jetzt ewig darüber redet oder sich zusammensetzt und sich womöglich gegenseitig schult, was man (lachend) zu welchem Thema zu sagen hat … was man ja so teilweise aus der Szene kennt. Eben ein Image aufbauen, dass dann irgendeine Luftblase hergestellt wird und dann sind das eben die Verlautbarungen … Und das war bei uns eben von Anfang an anders. Na ja, das lag auch daran, dass wir zusammen wohnen mussten und wenigstens einmal am Tag etwas gemeinsam kochen, damit wir überhaupt finanziell über die Runden kamen. Es ist eben schwer, sich einen Grundstock zu erarbeiten, an Equipment und allem, was wir gebraucht haben. Aber ich glaube, das ist nichts Besonderes.«


Paradiesvögel fängt man nicht ein

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