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4. Selber ein Krankenhaus auswählen?


Es könnte sein, dass Ihr Hausarzt nicht gleich ein bestimmtes Krankenhaus für die Behandlung Ihrer Erkrankung vorgeschlagen hat. Vielleicht hat er überhaupt nur erwähnt, dass demnächst wohl eine klinische Behandlung notwendig werden würde. Ich gehe aber davon aus, dass jetzt wenigstens die Diagnose Ihrer Haupterkrankung feststeht. Nun haben Sie erwogen, ob Sie sich selbst nach dem für Sie und Ihre Krankheit vermutlich am besten geeigneten Haus umsehen sollen. Das ist oft schwierig. Es gibt eine Reihe widersprüchlicher Argumente, sodass Sie abwägen müssen, und zwar ohne Insiderkenntnisse. Ich kann Ihnen die Entscheidung nicht abnehmen, aber ich kann Ihnen erklären, welche Argumente warum bedeutsam sind.

4.1 Eindeutige Diagnose oder Multimorbidität

Zunächst gibt es eine Grundregel, nach der man die Suche nach dem am besten geeigneten Krankenhaus in einer von zwei Hauptrichtungen weiter verfolgen kann:

Wenn es sich bei Ihnen um eine eindeutige Diagnose handelt, wenn Sie also wissen, dass Sie einen Gallenstein oder einen Leistenbruch oder Schmerzen im Knie oder einfach einen grauen Star der Augenlinse haben und keine gleichzeitigen zusätzlichen Erkrankungen, sollten Sie sich dem besten Spezialisten anvertrauen, egal in welchem Krankenhaus. Vielleicht kennen Sie einen oder haben wiederholt von ihm gehört. Sonst sprechen wir gleich noch darüber, wie Sie einen suchen können.

Handelt es sich aber um eine eher unklare Erkrankung, hat Ihr Hausarzt etwa dem Sinn nach gesagt: „Jetzt bin ich mit meinen Möglichkeiten am Ende, jetzt müssen Spezialisten und Spezialuntersuchungen bei Ihnen zum Zuge kommen...“, oder sind Sie mehrfach krank (multimorbid) oder sehr alt, dann sind Sie am besten aufgehoben in einem großen Krankenhaus, in dem es alle oder sehr viele Spezialisten gibt.

Denn solange alles offen ist, können plötzlich auch ganz seltene Krankheiten oder häufiger noch Kombinationen verschiedener Störungen vorliegen, für die plötzlich ein Spezialist vorteilhaft sein mag, an den man noch gar nicht gedacht hatte. Vielleicht wissen Sie sogar schon, dass bei Ihnen zusätzlich eine Herzschwäche oder ein hoher Blutdruck, ein Diabetes oder eine alte Niereninsuffizienz nachgewiesen wurde. Dieser Nebenbefund mag seit langem unauffällig sein, aber er könnte plötzlich aktiviert werden und unerwartet große Probleme bereiten, wenn Ihr Körper durch die jetzige Erkrankung geschwächt ist. Sie könnten ein kleineres Risiko haben, wenn der zuständige Fachmann dann unter dem gleichen Dach, also ohne Umstände erreichbar ist. Ich will das erklären.

Sie erwarten natürlich, dass jeder Arzt die für sein Fachgebiet einschlägigen Fortbildungsveranstaltungen besucht und regelmäßig Fachzeitschriften liest, um seine Arbeit so fortschrittlich wie möglich zu verrichten. Das tun auch fast alle. Sie müssen es sogar ihrer Ärztekammer nachweisen. Andererseits reicht die Zeit für eine tiefergehende Weiterbildung in anderen Fächern niemals. Die Gebiete sind zu groß und zu zahlreich geworden. Jeder Arzt wäre, wenn bei seinem Patienten Begleiterkrankungen auftreten sollten, die nicht zu seinem Fachgebiet gehören, auf sein Wissen aus Studienzeiten angewiesen (das durchaus schon veraltet sein könnte).

Aber in einer großen Klinik hat er Gelegenheit zum Fachsimpeln mit vielerlei Kollegen. Sie treffen sich zum Beispiel im Kasino beim Essen, aber auch eben mal auf dem Gang oder in der Röntgenabteilung, und sie zeigen dann auf einen besonderen Befund („Hast Du das schon mal gesehen?...“) oder erzählen von einer besonderen Behandlungsmethode oder von einem ganz neuen Gerät, das es nun in der Abteilung gibt. Vielleicht ist nicht nur fachliche Information, sondern auch ein wenig Stolz oder Angeberei im Spiel. Aber man merkt sich bei solchen Gesprächen mehr als in einem eintönigen Fortbildungsvortrag. Und man erfährt, welcher Kollege welches Spezialwissen gut beherrscht. Je mehr Abteilungen in einem Hause sind, desto vielseitiger werden derartige Kontakte sein.

Wer dann beim eigenen Patienten ein ungewöhnliches Symptom entdeckt, wird sich an ein solches Gespräch erinnern. Und wenn der Kollege dann im gleichen Haus arbeitet, kann man ihn besonders leicht anrufen oder ansprechen oder eben konsiliarisch ans Krankenbett bitten.

Entscheidend kann die Vielfalt diverser Spezialabteilungen gerade für fachübergreifende Fächer wie die Anästhesie sein. Nehmen wir folgende wahre Begebenheit: Ein ältere Herr wird in einer sehr renommierten Augenklinik operiert. Vor Beginn der Narkose hatte er dem Anästhesist noch gesagt, dass er eine sehr große Prostata habe und dass er wisse, dass eine solche nach gewissen Narkosen eine Harnverhaltung verursachen könne. Er möge doch entsprechende Vorkehrungen treffen. Dennoch kam es dann prompt in der Nacht nach der Operation zur vollständigen Harnsperre. Der Patient musste in eine andere Klinik verlegt werden, in der es eine urologische Abteilung gab. Dort verursachte der Nachtdienst eine Komplikation, sodass eine stationäre Notaufnahme in der Urologie nötig wurde usw. Es ist sicher, dass dem alten Herrn manches von dieser aufregenden und auch noch sehr schmerzhaften Tortour, wahrscheinlich sogar die ganze langwierige Abfolge von Komplikationen erspart geblieben wäre, wenn er in eine Klinik gegangen wäre, in der man (und speziell die Narkoseabteilung) sowohl viel Erfahrung mit Augenoperationen wie mit urologischen Erkrankungen hat.

Ähnliche Konstellationen kann es sogar innerhalb eines großen Faches geben, zum Beispiel in der inneren Medizin. Jeder Internist einen hohen Blutdruck medikamentös behandeln. Aber wenn kann er zusammen mit einer Herzklappenerkrankung auftritt und plötzlich die Nieren nicht mehr gut arbeiten und eine Stoffwechselstörung hinzutritt (alles internistische Erkrankungen), kann es sehr hilfreich sein, wenn es im Hause innerhalb der Inneren Medizin eine nephrologische und eine kardiologische Spezialabteilung gibt und deren Konsiliarärzte gemeinsam den Fall beraten. Denn die einschlägigen Behandlungsmaßnahmen und die Nebenwirkungen von Medikamenten können sich stören und müssen sorgfältig abgewogen werden.

Der auf seiner Station allein zuständige Internist hat alles das ja irgendwann studiert. Aber in einer großen Klinik muss er nicht das Risiko übernehmen, dass er bei der für ihn ungewohnten Behandlung etwas falsch machen könnte. Er kann nicht sicher sein, ob er die aktuelle Lehrmeinung im benachbarten Spezialgebiet und die richtige Dosierung moderner Medikamente schon kennt. Er ruft einfach konsiliarisch die Fachleute an, vielleicht wegen Zeitmangel oder sogar aus Faulheit, aber er ruft sie. Er selbst fühlt sich für seinen Patienten verantwortlich, aber er überträgt dem Besseren die Zusatzbehandlung. In den meisten Fällen kennt er ihn ja persönlich. Und notfalls fährt man Ihr Bett schnell in den Aufzug und in genau die Abteilung, in der man sich mit dem neuen Zusatzrisiko besser auskennt. Schon sind Sie weiterhin in den besten Händen (nämlich eines Spezialisten). Sie ahnen, meine Leserinnen und Leser, worin bei großen Kliniken ein entscheidender Vorteil liegen kann.

4.2 Der Rat des niedergelassenen Arztes

Neben dieser grundsätzlichen Wahl zwischen dem für Ihr Krankheitsbild bekannten Spezialisten oder dem großem vielseitigem Krankenhaus können sich natürlich viele weitere Gründe ergeben, die für das eine oder andere ganz spezielle Krankenhaus sprechen. Wie erhalten Sie den besten Rat? Nun, wenn Sie schon Ihren Hausarzt oder einen niedergelassenen Facharzt gefragte haben, könnten Sie im Internet surfen oder Sie könnten Bekannte anrufen.

Ihr Hausarzt hat vermutlich vorwiegend Beziehungen zur örtlichen Klinik. Bei seinem Rat stützt er sich auf Erfahrungen mit früheren Patienten. Allerdings werden sich seine Kenntnisse über ein Krankenhaus eher auf allgemeine Gesichtspunkte wie die sorgsame Pflege oder die Qualität und Aktualität der Arztberichte beziehen. Denn das Spektrum an Krankheiten, die ein Allgemeinarzt zu behandeln hat, ist gewaltig breit gefächert. Vergleichsweise wenige seiner Patienten werden überhaupt in ein Krankenhaus müssen. Nur wenige davon wiederum werden gerade Ihr Krankheitsbild gehabt haben und konnten dem Hausarzt später darüber berichten.

Das ist bei niedergelassenen Fachärzten deutlich anders. Sie sehen viele Kranke mit ähnlicher Symptomatik aus einem vergleichsweise schmalen, komplizierten und deswegen spezialisierten Fachgebiet, zum Beispiel nur mit Leiden am Kehlkopf oder den Ohren. Sie sehen in diesem „Krankengut“ dann auch häufiger schwere Fälle, die stationär eingewiesen werden müssen. Daher kennt der niedergelassene Facharzt die Spezialabteilungen der benachbarten Krankenhäuser eingehend, vielleicht hat er dort seine eigene Ausbildung erhalten oder seine Patienten besucht. Er kann Sie einschlägig beraten und Sie vielleicht auch persönlich bei einem ihm bekannten Kollegen der Klinik anmelden.

4.3 Recherchen im Internet: Wichtig ist das Team

Immer mehr Menschen versuchen bei planbaren Eingriffen, also wenn man noch Zeit hat, im Internet selbst auf die Suche nach der besten Klinik zu gehen. Eigeninitiative ist grundsätzlich zu begrüßen, der mündige Bürger informiert sich. Den eifrigen, selbständigen Leserinnen und Lesern möchte ich einige Hinweise geben.

Die große Auswahl an Informationsquellen ist verwirrend. Viele Krankenkassen, Interessenverbände, Zeitschriften, Selbsthilfegruppen haben Listen und Empfehlungen zusammengestellt, manchmal sogar mit Bewertungen durch Patienten. Gehen Sie jedenfalls von der Diagnose Ihres Arztes aus, nicht von Ihren Symptomen, also von Hepatitis oder Gallenstein und nicht von Gelbsucht oder Hautjucken. Die besten Informationen erhält man in jedem Fall, wenn man die Art der Abteilung eingibt, in der man angemeldet ist oder in der man voraussichtlich behandelt werden muss.

Gut für kritische Patienten ist die Seite www.weisse-liste.de der Bertelsmannstiftung. Einigermaßen übersichtlich ist auch die Suche in www.deutsches-krankenhaus-verzeichnis.de organisiert. Sie müssen zunächst entscheiden, ob Sie eines der Krankenhäuser in Ihrer Nähe oder zum Beispiel nur Universitätskliniken berücksichtigen wollen. In einigen Internet-Seiten gibt es listenmäßig Angaben über die Wertung bei der Qualitätsprüfung. Sie werden feststellen, dass praktisch alle Kliniken im grünen Bereich sind. Das liegt daran, dass diese „externe“ Qualitätssicherung eigentlich dafür ausgelegt ist, die ganz besonders schwarzen Schafe zu finden, bei denen dann eine amtliche Überprüfung anlaufen muss. Diese Angaben helfen Ihnen nur, wenn Sie tief in die Einzeldaten einsteigen und dann die Bewertungen mehrerer Abteilungen vergleichen.

Bei Ihrer Internetrecherche haben Sie eigentlich zwei Ziele: Sie wollen einen besonders guten Fachmann, der bezüglich Ihrer Erkrankung große Erfahrung hat, also in seiner Lernkurve weit fortgeschritten ist. Sie streben damit die perfekte Einzelleistung an. Sie müssen aber, obgleich das wenig wahrscheinlich ist, auch einkalkulieren, dass ausgerechnet Sie das Pech haben könnten, dass irgendetwas nicht normal läuft.

Dann ist ja nicht gleich alles verloren. Dann kommt es auf erfahrenes Krisenmanagement an. Dann wollen Sie also ein eingespieltes Team, dessen Mitglieder sich alle schon in vielerlei schwierigen Situationen bewährt haben und daher möglichst vielen der Probleme, die alle gelegentlich auftreten könnten (auch bei Ihnen), souverän gewachsen sind. Stichwort Intensivstation (Kapitel 13). Darüber sagt Ihnen die Fallstatistik im Internet fast gar nichts. Überall und auch in der Medizin erweist sich die wahre Könnerschaft erst im Krisenmanagement. Um diese Könnerschaft weiß nur der Insider. Das muss ich ausdrücklich betonen, damit Sie trotz lobenswerter Eigeninitiative nicht allzu forsch alles selbst bestimmen wollen. Letztlich wiegt viel schwerer, wenn Ihnen Ihr niedergelassener Facharzt sagt: „Die sind gut“. (Und falls Ihnen dieses Urteil nicht genügt, können Sie ja noch fragen, wohin er seine Mutter schicken würde.)

Bei einer größeren Operation und/oder bei problematischem Zustand des Kranken ist nämlich anderen Mitarbeitern, besonders den Ärzten, die die Narkose führen und für die Intensivüberwachung zuständig sind, ein wesentlicher Anteil am Erfolg zuzurechnen. Und alle diese Ärzte wiederum sind auf engagierte und bestens trainierte Schwestern und Pfleger angewiesen. Wir haben es mit Teamarbeit zu tun, und das Team kann ziemlich groß sein. Das hat man sogar wissenschaftlich untersucht: Trotz der vielen Beteiligten sind die Ergebnisse sehr großer Kliniken deutlich besser, soweit es um schwere Erkrankungen geht. Bei komplizierten Vorgängen kann dann die Führungskompetenz des Operateurs ausschlaggebend sein. Nebenbei zu diesem Thema: Der medizinische Ruf manches großen Vertreters seines Faches kann auf seinen wissenschaftlichen Aktivitäten, besonders auf Veröffentlichungen und Vorträgen beruhen und weniger auf Erfolgen in der Krankenbetreuung. Beides kann seine Vorteile haben.

Die Erfahrung eines guten Krankenhausteams – und ein solches werden Sie nach dem Gesagten nun suchen, falls ein großer Eingriff bevorsteht – könnten Sie außer aus der Zahl der einschlägigen Fälle auch aus der Zahl der Betten der Abteilung oder dem Anteil von Fachärzten im Vergleich zur Gesamtärztezahl der einschlägigen Abteilung abzuschätzen suchen. Alle diese Angaben finden Sie in der Qualitätsberichten der Krankenhäuser, auf denen die oben genannten Internetseiten beruhen.3

Jedes Krankenhaus hat heute eine eigene Internetseite. Diese sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zu einem anderen Zweck nutzen: Nachdem schließlich feststeht, in welches Haus Sie gehen werden, können Sie sich über genau dieses Haus ausführlicher informieren. Falls es Sie überhaupt interessiert, erfahren Sie über die Struktur, die Zahl der Mitarbeiter oder sonstigen Service meist schon eine Menge, oft gut bebildert. Sie können sich dann innerlich darauf einrichten, manche Frage ist dann vielleicht schon beantwortet.

4.4 Die Pflege können Ihre Bekannten beurteilen

Nun bleibt uns die Frage, wie sehr Sie sich wenigstens hinsichtlich Pflege und sonstigem Service auf die Erfahrung von Privatpersonen verlassen können, die vergleichbare Erkrankungen hatten. Vorsicht ist geboten. Erstens könnten sich Ihre Freunde schon bei der Behauptung irren: „Genau das Gleiche wie Du hatte mein Nachbar vor zwei Jahren!“. Sie müssten wenigstens die exakte medizinische Fachdiagnose vergleichen können. Aber selbst wenn der grausame Schmerz am „Fuß“ (der kann in Süddeutschland bis an die Hüfte reichen) mit Ihrer Krankheit vergleichbar ist, gibt es Leute, die alle Erkrankungen schlimmer und alle Krankenhäuser schlechter machen, und andere, bei denen alles in der Erinnerung rosig erscheint. Beide können in der gleichen Klinik gelegen haben.

Skepsis ist auch bei Zahlen über Patientenbefragungen angezeigt. Dass nur 10% oder weniger der Fragebögen ausgefüllt wurden, werden Sie nicht erfahren, es beeinträchtigt aber die Aussagekraft der Erfolgsmeldungen gewaltig.

Gar nicht beachten würde ich Einzelaussagen von Patienten, die es in manchen Portalen im Internet auch gibt (Seite FAQ = frequently asked questions). Da weiß man nie, weshalb sie gemacht wurden. Daher würde ich meine Entscheidung, sofern es nur um die Pflege geht, dann doch lieber auf dem Urteil eines guten Bekannten aufbauen, der selbst vor nicht allzu langer Zeit Patient war und den ich hinsichtlich seiner Urteilsfähigkeit kenne. Wenn man es dann schlechter trifft als er, hat man Pech gehabt. Darauf zu hoffen, dass es inzwischen besser wurde, als er es erfahren hat, ist in der heutigen Zeit eher eine Illusion.

4.5 Im Zweifelsfall eine Zweitmeinung

Wenn Sie dem Urteil eines Facharztes nicht so recht vertrauen, ist es besser, eine Zweitmeinung bei einem anderen Spezialisten des gleichen Faches einzuholen. Aus taktischen Gründen fragen Sie natürlich erst grundsätzlich nach der Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung in Ihrem speziellen Fall, und erst dann fragen Sie nach dem geeigneten Haus. Den zusätzlichen Arztbesuch sollten Sie vorher mit Ihrer Krankenkasse absprechen, falls Sie die dafür bezahlen lassen wollen. Die Zweitmeinung kann ja auch aufzeigen, dass der Krankenhausaufenthalt gar nicht dringend, vielleicht überhaupt nicht nötig ist. Und davon profitiert auch die Kasse.

Unter dem Strich hat der Rat eines niedergelassenen Facharztes, über den wir ganz am Anfang sprachen, somit den größten Wert. Sie profitieren dabei von einer Besonderheit, die das deutsche Gesundheitswesen etwas teurer macht als zum Beispiel das englische: In England gibt es keine niedergelassenen (freiberuflichen) Fachärzte. Für alle Spezialuntersuchungen müssten Sie in die Ambulanz des nächsten Krankenhauses. Dort würden Sie von leitenden Ärzten des Krankenhauses untersucht. Wenn Sie dann abschließend beraten werden, könnten Sie die nachfolgende Aufnahme in diesem Haus kaum verhindern.

Manchmal geben ja überhaupt vordergründige Argumente den Ausschlag bei der Wahl des am besten geeigneten Krankenhauses: Wie leicht können Angehörige zu Besuch kommen? In dieser Hinsicht kann ich schlecht raten. Es gibt menschliche Bindungen, die viele auch im Krankenhaus nicht entbehren möchten. Und manchmal ist der Zuspruch von Nahestehenden wichtig. Vielleicht gehören auch Sie zu den Menschen, die in der fremden Umgebung des Krankenhauses die wiederkehrende Bestätigung brauchen, dass ihre Wurzeln zur Familie noch intakt sind. Dieser psychologische Halt kann für die Gesundung wichtig sein. Die Besuchsmöglichkeit ist auch das eigentliche Argument für Kommunalpolitiker, die eine wohnortnahe Krankenhausversorgung und damit den Erhalt kleiner und deswegen eigentlich unwirtschaftlicher Krankenhäuser fordern.

Für Routine-Eingriffe gilt aber auch, und das machen sich die lieben Angehörigen oft nicht klar, dass der Tag im Krankenhaus ziemlich ausgefüllt und auch irgendwie ermüdend ist. Daher begrüßen es nicht wenige Kranke heimlich, wenn der Weg für die Arbeitskollegen und für die Freunde vom Kegelclub doch zu umständlich oder zu weit ist.

Betrachten wir die Auswahl eines Krankenhauses mit etwas Abstand: Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit äußerst groß, dass Ihnen in dem Krankenhaus, das Ihnen Ihr Arzt oder der Schwager oder die Freundin empfohlen hat, entscheidend geholfen wird.

Sie sind hoffentlich kein krasser Pessimist. Pessimisten könnten versucht sein, sich nun auf alle erdenklichen Missgeschicke einzustellen, um notfalls juristisch gewappnet zu sein. Es gibt dafür einen Ratgeber4, den ich hier erwähne, aber nicht empfehle. Er sät massives Misstrauen gegenüber dem Team, das Ihnen doch helfen will.

Die eigentliche Vorbereitung auf einen Krankenhausaufenthalt liegt gewöhnlich nicht in Vergleichen über verschiedene Krankenhäuser, sondern in der realen Vorbereitung der Dinge, die Sie mitnehmen oder sonst regeln müssen. Davon wird das nächst Kapitel handeln.

3 Aber die Suche ist mühsam, weil Sie jeden einzelnen Bericht aufrufen müssen. Sie finden diese z. B. unter www.klinik-lotse.de . Dort können Sie sich nach Angabe Ihrer Postleitzahl alle Kliniken der Umgebung anführen lassen: unter „Allgemeine Suche“ „suchen“ anklicken, dann jeweils das Ikon für Qualitätssicherung wählen.

4 Männel, J., et al. (2002) „Chaos Krankenhaus. So kommen Sie heil aus der Klinik.“ Hamburg, Der Ratgeber Verlag.

Der informierte Patient im Krankenhaus

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