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Eine kurze Geschichte der Naturheilkunde
ОглавлениеWie bereits eingangs angesprochen, ist die Geschichte der Naturheilkunde so alt wie die Menschheit selbst. Selbst Tiere wissen instinktiv - oder haben von Generation zu Generation weitergegeben - welche Pflanzen oder welche Maßnahmen ihnen Linderung verschaffen.
Archäologisch belegt sind komplizierte medizinische Operationen, die vor Tausenden Jahren vorwiegend in China, Peru und Afrika durchgeführt wurden. Dazu gehören beispielsweise Schädelöffnungen nach Verletzungen. Mittel zur Desinfektion, Betäubung, Blutstillung und auch Mittel zur Wundheilung müssen bekannt gewesen sein, denn nach den Erkenntnissen der Forscher haben im Durchschnitt 70 % der Operierten diese Eingriffe überlebt.
Manche Methoden der Naturheilkunde wurden vor mehr als 3.000 Jahren schriftlich festgehalten. Das gilt für die Akupunktur, ein Verfahren der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ebenso wie für die altägyptische Medizin. Die Zunft der Mediziner im alten Ägypten entstand vor ca. 5.000 Jahren. Bekannt waren neben den Schädelöffnungen auch Operationen bei grauem Star sowie die Anwendung von fiebersenkenden und schmerzstillenden Extrakten der Weidenrinde, deren Substanz der Acetylsalicylsäure (Wirkstoff des Aspirins) chemisch sehr verwandt ist.
Auch die arabische Kultur, vermutlich durch die Ägypter inspiriert, gab die Hinweise zur Behandlung von Krankheiten und Verletzungen an ihre medizinischen Schüler weiter. Aus dem 10. Jahrhundert vor Christus ist bekannt, dass arabische Ärzte Prüfungen ablegen mussten.
Die wesentlichen europäischen Schriften zur Heilkunde stammen aus Griechenland. Hippokrates (460 v. Chr. – 370 v. Chr.) gilt als Begründer der modernen Medizin in Europa. Das hippokratische Verständnis deutet die Natur als Lebens- und Heilkraft und dies war bis ins 19.Jahrhundert das Grundverständnis der Medizin. Noch heute leisten übrigens Ärzte den hippokratischen Eid und sind in ihrem Handeln an ihn gebunden.
Die so genannte Klostermedizin entstand im Mittelalter. Mönche und Nonnen hatten Zugang zu wissenschaftlicher und heilkundlicher Literatur. Sie sammelten Erfahrungswissen im Umgang mit Wirkungen von Heilkräutern und gaben ihr Wissen an andere Mönche und Nonnen weiter. Jahrhundertelang waren außerhalb der Klöster keine ausgebildeten Mediziner tätig. Die vielleicht berühmteste Figur der Klostermedizin (6. – 12. Jahrhundert n. Chr.) ist die Mystikerin Hildegard von Bingen (1098 – 1179 n. Chr.). Ihre mystischen und esoterischen Vorstellungen finden sich noch in ihren heilkundlichen Schriften und Rezepten. Daraus geht hervor, dass sie eine erotische Beziehung zu Gott pflegte, sodass aus biblischer Sicht Hildegard von Bingen und ihre Erkenntnisse mit äußerster Vorsicht zu betrachten sind.
Der Begriff Naturheilkunde entstand im 19. Jahrhundert. Bis dahin schien es selbstverständlich, dass Natur und Medizin eine gemeinsame Basis haben. Aus dem neuen, wissenschaftlich geprägten Bild des menschlichen Körpers entsprang die wissenschaftliche Medizin. Um die Behandlungsverfahren voneinander abzugrenzen, musste die Naturheilkunde definiert werden.
Im 19. Jahrhundert ist unter anderem durch Sebastian Kneipp und durch den Begründer der Homöopathie, dem Arzt und Chemiker Dr. med. Samuel Hahnemann, der Grundstein für die moderne Naturheilkunde gelegt worden. Die Einbeziehung und Weiterentwicklung von alten naturheilkundlichen Verfahren, seien es die TCM, Maya-Medizin und viele andere Verfahren, sind ein Grund für das heutige Wiederaufblühen von Naturheilkunde.