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03 Intuition – eine wichtige Entscheidungshilfe

Die Intuition und das Bauchgefühl werden häufig als Gegenspieler einer sachlichen Entscheidungsanalyse gesehen. Mitnichten! Beides ergänzt sich fantastisch, und mehr noch: Gerade in der Wirtschaft werden viele Entscheidungen mit Bauchgefühl getroffen – zumindest aber damit abgesichert. Die Erfahrung hat gelehrt, dass es sich lohnt, bei einer Entscheidung das Bauchgefühl ebenfalls zu beachten.

Im Monat 6 der Probezeit eines Produktmanagers der Marketingabteilung sitzen der Personalleiter und die Marketingchefin zusammen und sprechen über das bevorstehende Meeting. Dann fällt der Satz: „Hätte ich damals doch auf mein Bauchgefühl gehört, dann müssten wir jetzt hier nicht sitzen, gleich eine Kündigung aussprechen und dem neuen Kollegen das CV versauen.“ Vor knapp sechs Monaten sah doch alles so gut aus. Tätigkeitsprofil erstellt, Assessment Center veranstaltet und sogar eine Entscheidungsanalyse durchgeführt. Aber es hat dann doch nicht gepasst.

Fast jeder kennt solche Situationen. Man hatte nach einer strukturiert erarbeiteten Entscheidung ein Grummeln im Bauch, aber das Gefühl verdrängt. Intuition ist gefühltes Wissen, das man natürlich nicht begründen kann. Daher ist es wenig sinnvoll, jemanden nach Gründen für eine intuitive Entscheidung zu fragen. Was steckt dahinter und was sagt die Wissenschaft dazu? Gigerenzer [1] schreibt: „Große Teile unseres Gehirns arbeiten unbewusst, einschließlich der Großhirnrinde. Was dort gespeichert wird, ist die Grundlage von Intuition. Sich diese unbewusste Intelligenz zunutze zu machen, ist ein wesentlicher Schlüssel für gute Entscheidungen in einer unsicheren, komplexen Welt.“


Intuition und Bauchgefühl melden sich ständig und bestimmen unser Handeln und unsere Gefühle. Sympathien gegenüber anderen Menschen, die Gewissheit, dass man mit der neuen Chefin richtig gut

Zusammenarbeiten wird, und das innere Gefühl, dass man dem neuen Finanzberater wirklich vertrauen kann, sind Ausdruck unserer Intuition.

In der Neurophysiologie bezeichnet man die Reaktionen wie das Kribbeln im Bauch, die innere Unruhe, die flattrig werdende Stimme und das flaue Gefühl im Magen als somatische Marker. Sie entstehen durch das Zusammenwirken von äußeren Gegebenheiten mit bewusst wie unbewusst gemachten Erfahrungen in der Vergangenheit. Die körperliche Reaktion vermittelt dann das „Ergebnis“ dieser Reflexion – positiv wie negativ. In einer sich ständig schneller drehenden Welt, die immer schnellere Entscheidungen fordert, ist es gut, sich mit der Intuition anzufreunden, denn diese befähigt uns dazu, warnt uns aber auch vor möglichen, nicht direkt wahrnehmbaren Risiken und Gefahren. Gerade auch in agilen Arbeitsprozessen werden Entscheidungen zunehmend auf die Ebene von Teams delegiert. Hier ist das Wissen um die Methode der Entscheidungsanalyse ebenso wichtig wie das Zulassen von Intuition und Bauchgefühl. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass selbst erfolgreiche Konzernchefs angeben, mindestens 10 Prozent ihrer Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Eine interessante Aussage kam von Netflix‘ Content-Chef Ted Sarandos, als er 2019 vom Branchenportal Vulture nach dem Serienerfolg der Netflix-Produktionen gefragt wurde: „70% sind Bauchentscheidung und 30% basieren auf Datenanalyse.“

Was ist zu tun?

Nehmen Sie Ihre Gefühle, Ihre Intuition und Ihr Bauchgefühl an. In der Regel wirken sie nicht als Stolpersteine, sondern sind gute Berater bei Entscheidungen. Ich persönlich bin ein großer Anhänger einer strukturierten Entscheidungsanalyse. Trotzdem schätze ich meine Intuition und bin mir sicher, dass mich mein Bauchgefühl schon vor einigem Ungemach bewahrt und mir auf der anderen Seite erst viele schöne Momente ermöglicht hat.

Es gilt sich Zeit zu nehmen, sich zu entspannen und gerade in hektischen Momenten die innere Stimme zuzulassen. Die Intuition schärft die Gedanken, erweitert das Blickfeld und öffnet es für das Unbewusste. Dies versetzt uns in die Lage, herannahende Risiken und Gefahren früh zu erkennen und rechtzeitig Alternativen für den geplanten Weg zu finden.

Ich empfinde es als große Stärke, wenn ein Mensch seine Intuitionen und sein Bauchgefühl zulässt, darauf vertraut und als Entscheidungshilfe nutzt. Aus kleinen, weniger bedeutsamen Entscheidungen sollte man keinen Elefanten machen. Wenn Entscheidungen mit weitreichenden und teilweise kostenintensiven Auswirkungen getroffen werden müssen, dann halte ich persönlich es mit dem Motto: Entscheidungen treffen auf der Basis einer strukturierten Entscheidungsanalyse, abgesichert durch eine Analyse potenzieller Probleme und „abgesegnet“ durch ein gutes Bauchgefühl.

[1] Gigerenzer, G. (2007): Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition. Bertelsmann Verlag

Handbuch der erfolgreichen Kommunikation

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