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Vorwort

Ich habe in den vergangenen 25 Jahren als Leiter des Recollectio-Hauses kirchliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht nur von außen, sondern auch von innen kennenlernen dürfen und bin auf diese Weise auch mit innerkirchlichem Leben und seiner Wirklichkeit, die sich nicht selten von dem äußeren Schein unterscheidet, vertraut geworden.

Auf diesem Hintergrund will ich einige spirituell und psychologisch ausgerichtete Anregungen machen, wie die Kirche mit der augenblicklichen Situation umgehen kann, vor allem aber auch, wie die Mitglieder der Kirche, die kirchlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen psychologisch und spirituell damit zurechtkommen können. Ich kann keine Rezepte anbieten, auch keine scharfsinnigen Analysen vortragen, gar Lösungen anbieten, wie es angesichts dieser Situation weitergeht oder weitergehen könnte. Ich will Mut machen, die Wirklichkeit nicht auszublenden, sondern sich ihr schonungslos zu stellen, ohne sich von ihr total herunterziehen zu lassen. Denn es gibt auch nach wie vor viel Schönes, das uns aufbaut, wenn wir einen Blick dafür haben oder uns den Blick dafür bewahrt haben. Bis dahin, dass wir vielleicht sogar, wenn wir genau hinschauen, sehen und entdecken, was wir bisher übersehen haben, weil wir uns von einem falschen Licht haben blenden lassen.

Während ich das schreibe, taucht ein Traum aus der vergangenen Nacht in mir auf. Ein Priester fragt mich, ich glaube, es ist sogar der Regens eines Priesterseminars, ob wir denn damit rechnen können, in Zukunft überhaupt noch Priester zu haben, und ich antworte und ich weiß nicht, woher ich diese Zuversicht nehme, dass ich fest daran glaube. Es ist eine Gewissheit, die sich nicht an den Realitäten festmachen lässt, sondern die aus einer anderen Quelle gespeist wird. Diese Quelle, die man auch als Glaube oder Hoffnung bezeichnen kann, die uns das Evangelium schenkt und von der wir uns nicht abbringen lassen (vgl. Kol 1,23), ist mehr denn je gefragt, wenn man Ausschau danach hält, wie es in der Kirche weitergehen soll. Sie kann eine hilfreiche Quelle sein, wenn man sie nicht dazu benutzt, die Wirklichkeit zu beschönigen, notwendigen Veränderungen aus dem Weg zu gehen und Luftschlösser zu bauen oder es sich dort gemütlich zu machen. Wir benötigen sie, um mit ihrer Hilfe das anzugehen, was wir angehen müssen, um dem wieder näherzukommen, worum es uns, worum es der Kirche letztendlich geht.

Da das, was und worüber ich schreibe, mich selbst als Christ und Katholik betrifft, der sich viel in der Kirche engagiert hat, kann ich nicht nur aus einer vornehmen Distanz heraus darüber schreiben. Vielmehr muss ich und will ich das als Betroffener entsprechend engagiert angehen. Ich will ja mit meinen Ausführungen auch dazu beitragen, dass es weitergeht mit der Kirche, das grundsätzliche Potenzial, das sie hat, genutzt wird, vielleicht sogar ausgelöst durch die Krise, in der sie sich befindet, noch besser als das bisher geschehen ist.

Die Überlegungen, die ich hier vorstelle, habe ich zum Teil das erste Mal auf Einladung des damaligen Bischofsadministrators der Diözese Limburg, Weihbischof Grothe, und des Personalchefs der Diözese, Georg Franz, vor den Priestern und Diakonen der Diözese Limburg und auf Einladung von Stadtdekan Johannes zu Eltz vor kirchlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Stadtdekanats Frankfurt vorgetragen. Ihnen verdanke ich auch den Titel des Buches. Mein Dank geht auch an Heribert Handwerk, der mich dazu ermutigt hat, die Überlegungen weiter auszuführen und in Buchform zu bringen.

Wunibald Müller

Der Letzte macht das Licht aus?

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