Читать книгу Wegen der Schuld - Yenta E. - Страница 5

Ein AHA-Erlebnis

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Ich erzähle von meinem Geigenlehrer, zu dem ich gegangen war, nachdem meine Lehrerin an der Musikhochschule gefunden hatte, dass ich für den Beruf einer Geigerin zu passiv sei. Berichte von meinen Hemmungen, wenn mir jemand beim Spielen zuhörte (ich habe nicht mehr gespielt, seit Nina auf der Welt ist) und erzähle, dass ich die unangenehmen Dinge immer nur geübt habe, damit mein Lehrer mit mir zufrieden war.

„Den habe ich gern gehabt. Letzten Herbst ist er gestorben und da habe ich mir gedacht: So, jetzt hast du überhaupt niemanden mehr.“

BIS JETZT HABEN SIE SICH IMMER JEMANDEN GEFUNDEN, DER SICH UM SIE KÜMMERT. WAR ER FESCH?

„Nein“, sage ich und erinnere mich an ihn als einen zerknitterten alten Mann, der mich öfter fragte, wenn mein Bogen wieder einmal zitterte: Was hat man Ihnen nur getan?

„Manchmal würde ich gerne wieder Geige spielen, aber ohne Lehrer freut es mich nicht. Ein guter Lehrer hat mich nicht nötig und einen schlechten will ich nicht.“

WAR IHR LEHRER GUT?

„Er hatte einen guten Ruf.“

Daheim beschäftigt mich immer wieder Schneiders Frage WAR ER FESCH?

Bin ich so abhängig von Äußerlichkeiten? Muss jemand fesch sein, damit ich ihn gern habe? Bin ich oberflächlich?

Plötzlich begreife ich: Schneider will wissen, ob ich ihn gern habe. Ich muss grinsen. Natürlich habe ich ihn gern. Ich schäme mich nur wegen meiner Vergangenheit. Er ist der Einzige, der davon weiß.

Die Frage WAR ER FESCH? kommt noch öfter, wenn ich über einen meiner Männer berichte. Ich sage jedes Mal automatisch „nein“ und fühle mich dabei wie ein Kobold.

Peter wäscht sich nur noch sporadisch, obwohl er weiß, wie wichtig mir das ist. Ich fasse das als Protest gegen mich auf, zeige ihm jedoch meine Unzufriedenheit.

Habe Schuldgefühle, weil er eine Arbeit verrichtet, die ihm keinen Spaß macht. Habe Schuldgefühle, weil er für mich arbeitet und ich zum Lebensunterhalt nichts beitragen kann. Fühle mich ihm gegenüber schuldig, der sich Nina noch viel mehr als ich gewünscht hat. Der, als ich schwanger wurde, sofort in Lohnarbeit getreten ist, die ihn den ganzen Tag frustriert. Der mir – halb im Spaß – immer öfter sagt, wie sehr er sich für die Familie aufopfert und mich dabei an einer empfindlichen Stelle trifft.

Ich gehe mit Peter und Nina im Park spazieren. „Heute ist Muttertag“, sagt Peter ironisch. „Du darfst bestimmen, wohin wir gehen.“

„Ich scheiße auf den Muttertag“, sage ich, und die Tränen fließen schon wieder. Nina ist jetzt acht Monate und ich muss immer noch weinen, wenn ich an ihre Geburt denke: an meine Einsamkeit, an die Schmerzen. An Peter, der beinahe jeden Tag von einem Kind gesprochen hat, den ich falsch eingeschätzt habe.

Ich erzähle Peter, dass im Schwangeren-Kurs meiner Freundin einer Frau übel wurde, als sie einen Geburts-Film sah.

„Ja“, sagt er, „im Film ist das ja noch ungustiöser als in Wirklichkeit.“

Ich fühle mich vor den Kopf gestoßen, zu diesem Zeitpunkt bin ich selbst hochschwanger.

Als wir Tage danach einen Fernsehfilm über Gefahren während der Schwangerschaft sehen und kurz ein Neugeborenes gezeigt wird, fragt er: „Muss ich da dabei sein?“

Bis zu diesem Augenblick habe ich nie in Erwägung gezogen, dass er womöglich nicht dabei sein möchte, und ich habe das Gefühl, dass ich ihn brauchen werde. Trotzdem sage ich, dass er nicht dabei sein muss, weil ich mir denke, er muss wissen, was er sich zutrauen kann. An diesem Abend kann ich nicht einschlafen und weine. Peter wacht auf und sagt, er möchte vielleicht doch dabei sein. Aber es klingt nicht echt.

Meine Geburtsvorbereitung hat darin bestanden, dass ich alle Untersuchungen absolviert habe, alleine in die Elternschule gegangen bin (wo die meisten Frauen in Begleitung ihres Mannes waren) und darüber hinaus nur die Lektüre einer Monatszeitschrift genossen habe, in der über Geburtsschmerzen am wenigsten stand, wo aber auf jedem Bild der Vater des Kindes wie selbstverständlich bei der Geburt anwesend war.

„Gymnastik brauchst du nicht machen“, sagt Peter und ich glaube ihm, weil ich unter Schwangerengymnastik das Bewegen der großen Zehe verstehe. Als es dann so weit ist – es ist ein Samstag – wünsche ich mir immer noch, dass er bei mir bleibt. An der Türe, an der mich die Schwester in Empfang nimmt, frage ich ihn dann: „Möchtest du hier bleiben?“ Peter verneint und geht.

Es ist sechs Uhr früh, meine Wehen sind nicht stark und ich bin ziemlich zuversichtlich, dass ich es auch alleine schaffen werde. Der Termin ist bereits um zehn Tage überschritten und als die Wehen wieder aufhören, werde ich an einen Wehetropf gehängt. Es tut immer noch nicht sehr weh. Als es Mittag wird, fragt der Arzt, ob er meinen Mann anrufen soll. „Nein“, antworte ich, „der packt das nicht“.

„Sie werden tapfer sein“, sagt der Arzt und ich bin sicher, dass ich tapfer sein werde.

Nun tut es doch ziemlich weh. Peter kommt mich besuchen, man hat ihm einen grünen Kittel angezogen. Ich beiße jedes Mal die Zähne zusammen, wenn der Schmerz wieder kommt, kann aber die Tränen nicht verhindern.

Peter sitzt neben mir, wirkt unangenehm berührt und fühlt sich offensichtlich nicht wohl. Als er wieder geht, bin ich beinahe froh. Nun ist es 13 Uhr und ich komme nicht mehr zurecht. Ich habe mir vorgenommen, Schmerzen nicht als Schmerz, sondern als „anderes Gefühl“ zu empfinden. Aber Schmerzen sind Schmerzen. Die Schwester hat zu Peter gesagt, er solle abends wieder anrufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es noch so lange aushalten werde und bitte um eine Epiduralanästhesie, diese Hintertüre habe ich mir immer offen gelassen. „Sie haben ja Akne am Rücken“, stellt die zuständige Ärztin fest. „Da kann ich das nicht machen.“ Ich stöhne wieder. „Haben sie Schwangerschaftsgymnastik gemacht?“ „Nein“, muss ich zugeben. „Versuchen Sie, sich zu entspannen“, empfiehlt sie. Jedes Mal, wenn die Wehe aufhört, habe ich schon wieder Angst vor der nächsten. Ab 15 Uhr wird der Schmerz unerträglich. Am liebsten würde ich alles rückgängig machen. Ich habe nichts mehr unter Kontrolle. Mir ist, als ob mir jemand den Bauch aufreißen würde. Es tut mehr weh, als ich ertragen kann. Ich bekomme noch eine Injektion, die den Vorgang beschleunigen soll und um 19 Uhr ist es dann überstanden. Ich bin so erschöpft, dass mich nicht einmal interessiert, ob es ein Bub oder ein Mädchen ist. „Ein Mädchen“, sagt der Arzt. Ich bekomme ein Bündel, aus dem mir zwei blaue Augen entgegenblicken und in diesem Augenblick bin ich die stolzeste Mutter der Welt. Die Nacht ist klar, der Mond scheint durchs Fenster und ich denke keinen Augenblick an Peter.

SIE HABEN SICH ALLEINE GELASSEN GEFÜHLT.

„Ja.“ Und schon wieder rinnen mir Tränen übers Gesicht.

Im Anschluss an diese Geburt wollte ich mich sterilisieren lassen. Die Ärzte rieten mir jedoch davon ab, der Zeitpunkt kurz nach einer Geburt sei nicht günstig.

Ich sehe auf den Zettel, auf dem ich mir die Stunden notiert habe, die Schneider wöchentlich neu festlegt. Ich habe zweimal Dienstag und einmal Freitag aufgeschrieben. Die beiden Stunden am Dienstag müssen ein Irrtum sein. Vielleicht hat er gesagt Montag, Dienstag? Ich gehe also am Montag hin und bin ziemlich sicher, dass das so stimmt. Setze mich wie immer vor die Tür und warte. Schneider kommt, ist überrascht und sieht mich ganz lieb an. Ich werde unsicher: „Bin ich falsch?“

JA, MONTAG IST KEINE STUNDE.

Ich ziehe meinen Zettel aus der Tasche und erkläre, wie es dazu gekommen ist. Er nimmt seinen Kalender und kontrolliert seine Eintragungen.

MONTAG, 8.30 UHR …

Ich unterbreche: „Montag, 8.30 Uhr, Montag nicht.“

A JA, sagt er, MONTAG NICHT, er wirkt verwirrt.

Er erklärt, dass er trotzdem eine Stunde Zeit hätte und fragt, was mir dazu einfällt, während ich verkrampft wie immer daliege.

„Das war ein netter Zug von Ihnen.“

SONST NICHTS? Er wirkt über diese Antwort unzufrieden.

Als ich die nächste Stunde beginne, sage ich, dass mir alles weh tut und erzähle auch von den Präservativen, die Peter gekauft hat. Auf der Packung steht „Mehr Freude für beide“.

IHRE SEXUALITÄT TUT IHNEN WEH und in Schneiders Stimme liegt etwas, das ihm selbst weh tut. BIN ICH NICHT NETT ZU IHNEN?

Ich sage, dass ich ihn mit meinem Vater vergleiche: Immer die Wahrheit sagen.

ICH BIN ABER NICHT IHR VATER, sagt er eindringlich.

Ich sage, dass ich Angst habe, mich in ihn zu verlieben.

WAS WÄRE DA SCHLIMMES DABEI?

Ich meine, ich hätte genug Probleme. Und ich will nicht noch eines hinzufügen, das mir lächerlich erscheint, künstlich. Ich habe gelesen, dass alle Klienten ihre Therapeuten lieben. Ich nicht, sage ich mir, ich will nur Therapie machen. Von aussichtslosen Dingen halte ich mich prinzipiell in sicherer Entfernung.

Zu Hause habe ich ein „unausstehliches Wochenende“. Mein Bruder besucht uns. Christian, der immer in meinem Schatten stand, immer kränklich war, von dem überhaupt nichts erwartet wurde, der als Erwachsener die HTL im Abendstudium absolviert hat, der sehr stolz auf seine Ersparnisse ist: Christian berichtet wieder einmal, wie viel er bereits auf dem Sparbuch hat.

Ich reagiere gereizt: „Du wirst nie begreifen, worauf es ankommt, nie.“ Er verabschiedet sich bald.

Ich erzähle Schneider von meiner Gereiztheit.

DAS IST, WEIL SIE MICH AM WOCHENENDE NICHT SEHEN.

Ich sehe ihn sowieso nicht, weil ich ihn immer noch nicht ansehen kann, aber irgend etwas hat es schon auf sich damit…

Er empfiehlt mir einen netteren Umgang mit meinem Bruder: SCHLIESSLICH WOLLEN SIE, DASS ER WIEDER KOMMT.

Bis jetzt habe ich bei Schneider nur Frauen gesehen. Vielleicht ist er auf Frauen spezialisiert? Seine Patientinnen sind alle ziemlich schlank, wahrscheinlich mag er keine dicken. Zwei Mal in der Woche treffe ich ein blondes Mädchen, das ich sehr hübsch finde. Sie ist ein ganz anderer Typ als ich und ich spüre so etwas wie Eifersucht. An einem Tag habe ich vor ihr Therapie, am anderen nach ihr.

Wenn ich aus Schneiders Zimmer komme, sieht sie mich jedes Mal groß an. Wenn sie rauskommt, sehe ich immer beiläufig weg.

An Tagen, an denen sie vor mir ihre Stunde hat, fängt meine Stunde immer ein paar Minuten später an, und das ärgert mich. Schneider hat zu Beginn gesagt, er würde sich bemühen, pünktlich zu sein. Falls er später dran sei, würde er die Stunde anstückeln. Ich höre jedes Mal genau zu der Zeit auf, zu der meine Stunde zu Ende wäre, wenn sie pünktlich begonnen hätte. Und ich höre ein paar Minuten früher an den Tagen auf, an denen das blonde Mädchen draußen wartet.

SIE HABEN NOCH EIN PAAR MINUTEN.

„Draußen wartet sowieso schon jemand.“

ICH KANN MIR MEINE ZEIT SELBER EINTEILEN, sagt er verärgert.

Peter hat einen Freund, dessen Frau Viktoria in der Terroristen-Szene bekannt ist. Die beiden wissen, dass ihr Telefon von der Polizei abgehört wird. Seit Peter mir das erzählt hat, mag ich Viktoria nicht mehr.

Einmal kommt sie zu uns und geht sofort mit Peter in ein anderes Zimmer. Wenige Tage später gibt sie mir ein Kuvert für ihn, das zusätzlich mit einem Klebeband verschlossen ist. Ich lege es auf seinen Schreibtisch.

In der drauffolgenden Woche suche ich Briefmarken und in einer Lade, ganz oben auf, liegt dieses Kuvert. Ich bin neugierig und sehe hinein. Der Inhalt besteht aus einem Führerschein, einem Personalausweis (der auf einen anderen Namen lautet), einem Foto und 100 S.

Peter arbeitet in einer Druckerei, mir ist sofort alles klar.

Ich verstehe nicht, dass er bei so etwas mitmacht. Auf Viktoria bin ich böse, dass sie sich an ihn wendet, seine Gutmütigkeit ausnützt. Wenn das Ganze schief geht, ist er der erste, den man verdächtigt. Am liebsten würde ich alles auffliegen lassen. Wenn ich nur wüsste, wie ich Peter heraushalten kann. Ich habe Angst.

Als er abends nach Hause kommt, mache ich ein Theater:

„Scheiß-Terroristen! Du machst einen Ausweis, damit so ein Kerl ein paar schuldlose Leute in die Luft fliegen lassen kann. So etwas würde ich nicht einmal für 10.000 S machen!“

„Die 100 S sind fürs Klischee“, klärt er mich auf.

Ich heule vor Verzweiflung. „Wenn du wieder im Häfen sitzt, werde ich keine Zeit haben, dich zu besuchen. Denkst du bei solchen Sachen auch an dein Kind?“

Peter meint, er habe seinem Freund zuliebe zugesagt.

Den Ausweis macht er dann doch nicht. „Der Mann schaut so blöd aus“, ist seine Begründung.

Viktoria ruft noch ein paar Mal an, Peter ist die Sache unangenehm. Schließlich sagt er, er hätte die Schrift nicht und entschuldigt sich wortreich.

IHRE SITUATION IST ZIEMLICH VERFAHREN.

„So empfinde ich das auch.“

„Auf seinen Bruder ist er eifersüchtig“, ich erinnere mich an eine meiner ersten Streitereien mit Peter:

Wir waren zu seiner Mutter gefahren, sie wollte mir beim Abschied ein paar Hunderter fürs Benzin in die Hand drücken. Meine Schwiegermutter gibt ihren beiden großen, kräftigen Söhnen jedes Mal Geld, wenn sie kommen. Ihr ist es ein Bedürfnis und den Söhnen ist es nicht einmal peinlich, von einer alten Frau, die ihr ganzes Leben geschuftet hat, Geld zu nehmen.

Ich hatte damals noch wenig Überblick über die Familienverhältnisse und nahm das Geld nicht. Daraufhin gab sie es Peter, der die Hunderter wie selbstverständlich einsteckte. Ich war wütend: Er hatte Geld fürs Benzin genommen, das ich bezahlt hatte! Als ich ihn auf dem Heimweg darauf ansprach, sagte er: „Sonst gibt sie es meinem Bruder.“

ER HÄTTE ZUM BEISPIEL SAGEN KÖNNEN: DAS HAST DU TOLL GEMACHT.

Ich denke an meine „Prostitutionsversuche“ und fühle mich nicht besonders toll.

Peter wird übers Wochenende wegfahren und ich habe Angst vor diesen drei Tagen. Seit Nina auf der Welt ist, bin ich nicht mehr mein Chef. Dieses Baby hat mein Leben in einem Ausmaß verändert, das ich nicht vorhersehen konnte. Meine Vorstellungen über das Karenzjahr waren die, dass ich nun endlich Zeit für Dinge haben würde, die ich früher immer machen wollte: ein Buch lesen, an einem Sommertag ins Bad gehen, in der Sonne liegen....

Meine Realität ist, dass ich mich in totaler Isolation befinde. Unter meinen Freundinnen bin ich die einzige mit Kleinkind. Frauen mit Babys sind für Menschen ohne Kinder nicht interessant. Mit solchen Frauen kann man nicht einmal ein ruhiges Gespräch führen.

Nina mag das schönste und klügste Kind der Welt sein, ein gleichwertiger Gesprächspartner ist sie nicht. Und zum in-der-Sonne-liegen komme ich noch weniger als zum Bücherlesen.

Ich sage, dass ich froh bin, wenn das kommende Wochenende vorüber sein wird.

„Das ist aber nicht nur deshalb, weil ich Sie nicht sehe“, füge ich vorsichtshalber hinzu, damit diese Meldung nicht wieder von ihm kommt.

NEIN, DAS IST AUCH DESHALB, WEIL SIE SICH FREUEN, DASS PETER WIEDER ZURÜCKKOMMT.

Das stimmt. Trotzdem ärgert mich, dass er mir das gesagt hat.

Ich muss noch einen Test bei Dr. Müller machen, dem Arzt, der mir die Tabletten verschrieben hat. Nachdem er mich gefragt hat, ob ich etwas dagegen hätte, nimmt er das oberste Blatt von einem Stapel Formulare, trägt meinen Vor- und Zunamen sowie andere Daten ein und beginnt:

Mein „psychotisches Erlebnis“ wird dokumentiert.

Dann werde ich gefragt, ob ich mich für sozial halte.

„Nein, für sozial halte ich mich nicht.“

„Sie halten sich für asozial“, sagt Dr. Müller, während er in dem Formular schreibt.

„Ich habe gesagt nicht sozial“, korrigiere ich ihn und bin überzeugt, dass ihm dieser Lapsus deshalb passiert ist, weil ihm Schneider von Peter erzählt hat.

„Sie haben recht. Asozial habe ich gesagt.“ Dr. Müller lächelt.

Er fragt, ob meiner Meinung nach jemand meinen Tod bedauern würde.

Ich denke kurz an Peter. Nina braucht mich noch, aber Peter? Wenn ich sterbe, ist Peter für Nina da. Ich sage „nein“.

Fragen nach der Sexualität, wie oft meine Männer im Jahr wechseln.

„Dreimal“, sage ich und halte das in Anbetracht meines Alters für den wahren Durchschnitt.

Irgendwann während dieser Befragung sagt er einmal: „... in den letzten beiden Jahren“.

„Nein“, antworte ich, „dann gilt das mit der Sexualität auch nicht.“

In den letzten beiden Jahren habe ich nur mit meinem Mann geschlafen.

Schneider fragt, wie ich den Test bei Dr. Müller empfunden hätte. Ich sage, dass ich mich ärgere, dass bei solchen Befragungen Namen und Daten angeführt werden.

Schneider meint, das sei kein Test, der ausgewertet würde. Ich glaube ihm nicht:

„Dr. Müller hat aber ziemlich viele Formulare davon gehabt.“

WAS DR. MÜLLER MACHT, IST SEINE SACHE. Schneider sagt, er würde diesen Test an sich nehmen.

Ich glaube kein Wort: „Wenn da wieder ein Drittes Reich kommt, bin ich sofort liquidiert.“

WAS GLAUBEN SIE, WAS MIT MIR GESCHIEHT, WENN WIEDER EIN DRITTES REICH KOMMT?

Ich muss lachen.

Wegen der Schuld

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