Читать книгу Der total normale Frisörwahnsinn - Yvette Gorke - Страница 4
2. Kapitel
ОглавлениеSo Leute, eine Woche bevor die Ferien zu Ende sind und der Ernst des Lebens anfangen sollte, hatten alle meine Freunde eine Lehrstelle. Ich ja eigentlich auch, trotzdem begann ich mich erneut zu bewerben. Wieder aufgetakelt mit Hackenschuhen, Röckchen und Blüschen ging es los. Dieses Mal war alles anders. Meine Mutter kam mit. Wir kamen in Tiergarten an und ich bemerkte, was für eine wunderschöne Gegend das ist. Kleine nette Geschäfte überall. Eine „Altberliner Kneipe“ an der Ecke. Wirklich toll! Und inmitten dieses Kiezes der SALON GRASKE. Meine Mutter wünschte mir viel Glück und ich ging hinein und hoffte, dass es nicht wieder so eine Folter wird. Leute, ich kam mir vor, wie in einer anderen Friseurwelt. Alle liefen in Jeans rum, locker und leger gekleidet. Leute über Leute. Jeder Stuhl war besetzt. So einen vollen Salon hatte ich noch nie gesehen. Die Angestellten schauten mich kurz an und arbeiteten gleich weiter, als wenn nichts wäre. Der erste Eindruck war einfach nur super. Eine nette Dame kam auf mich zu und stellte sich mir vor: “Ich bin Frau Graske, Sie müssen Yvette sein? Folgen Sie mir bitte“. Sie stellte mir sämtliche Angestellte vor und sogar einige Kunden. Ich habe nur gedacht: wie gut läuft dieses Geschäft denn? So viele Angestellte: zwei Meister, eine Gesellin, eine ungelernte Kraft und schon drei Lehrlinge. Wozu brauchte sie mich? Das beschäftigte mich. Der Salon ist urgemütlich eingerichtet. Wahnsinn, hier fühle ich mich sofort wohl. Wir gingen immer weiter nach hinten und kamen in den Privatbereich. Eine komplette Wohnung, super! Sie fragte mich, was ich für ein Sternzeichen habe. Etwas verdutzt sagte ich ihr, dass mein Sternzeichen Wassermann sei. Warum sie das wissen wolle, fragte ich lieber nicht. Dann wollte sie meine Fingernägel sehen. Sie meinte, dass meine Nägel wesentlich kürzer sein müssten (mein Freund sagte immer „Joghurtlöffel“) Sie meinte nur kurz, dass es nicht mehr FrisÖrazubi sondern FriseUrazubi heißt. Nach unserem kurzen netten Gespräch folgte ich ihr in den Übungsraum. Ich sollte Dauerwellwickler am Übungskopf eindrehen. Geschockt schaute ich sie an und meinte, dass ich das noch nie gemacht habe. Sie erwiderte nur trocken: Egal wie, Hauptsache ein paar sind auf dem Kopf, sie wolle schließlich nur sehen. ob Geschick da sei. Also tat ich es und drehte die Wickler so gut ich konnte ein. Frau Graske schaute und gab mir einen unterschriebenen Zettel für den netten Herrn von der Berufsberatung. Sie bat mich nach hinten und erwähnte, dass ich in den Tagen, bis ich bei ihr meine Lehre anfange, Hochdeutschreden lernen soll. So unterschrieb ich meinen Lehrvertrag und war richtig froh und stolz auf mich. Und das Schönste; meine Eltern auch! Meine zukünftigen Kollegen verabschiedeten mich freundlich. So freute ich mich riesig auf den
01.09.1992.