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2. In Demut leben

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Gottes Größe kann die Welt an den Wundern seiner Schöpfung erkennen (Psalm 19,1). Das Universum ist so gewaltig, dass der menschliche Verstand es nicht begreifen kann. Galaxien von Sternen wurden quer durch den Weltraum geschleudert, die Milliarden von Lichtjahren voneinander entfernt sind. Gleichzeitig besteht jedes Materieteilchen in diesem Universum aus Atomen, die so klein sind, dass man sie mit bloßem Auge nicht sehen kann, und doch enthalten sie Hunderte von Elektronen, die in ihrem Inneren rotieren. Wie groß ist unser Gott!

Aber für den Jünger Jesu Christi ist Gottes Größe nicht in erster Linie an den Wundern des Universums erkennbar, sondern an der Demut, die den Sohn Gottes dazu brachte, sich selbst zu entäußern, in unser Fleisch zu kommen und sich mit der gefallenen Menschheit zu identifizieren.

Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit“ schreibt der Apostel Johannes (Johannes 1,14). Und wir können hinzufügen: „Eine Herrlichkeit, die die Herrlichkeit der Schöpfungswunder weit übertrifft.“

Der große König des Himmels kam und wohnte als einer von uns in unserem Fleisch. Er kam nicht herablassend oder bevormundend, sondern in echter Demut und machte sich in jeder Hinsicht eins mit uns.

Wir sehen die Herrlichkeit Jesu viel deutlicher in seiner Demut als selbst in den großen Wundern, die er tat.

Diesen Weg der Demut möchte uns der Heilige Geist vor allem anderen zeigen, damit wir lernen, jeden Tag diesen Weg zu gehen. Denn darin vor allem anderen besteht die Nachfolge Jesu.

Bevor Jesus dieses reine und von Liebe erfüllte Leben auf Erden führte, demütigte er sich selbst. Das war der erste Schritt. Und das ist auch für uns der erste Schritt.

Viele Jahrtausende bevor Jesus auf die Erde kam, hatte Gott einen Engel namens Luzifer erschaffen, der vollkommen an Weisheit und Schönheit war. Luzifer wurde von Gott als Haupt über die Engel gesetzt. Aber von Stolz aufgeblasen und unzufrieden mit dem ihm bestimmten Los, trachtete Luzifer danach, in den Himmel aufzufahren und sich selbst zu erhöhen (Hesekiel 28,11-17; Jesaja 14,12-15). Damit brachte er die Sünde in Gottes Schöpfung. Gott warf ihn sofort aus dem Himmel hinaus – und er wurde zu Satan.

Stolz ist also die Wurzel jeder Sünde und alles Bösen in diesem Universum.

Als Adam sündigte, wurde auch er mit diesem satanischen Stolz infiziert.

Jedes Kind Adams wird jetzt mit dieser Infektion geboren.

Um den Menschen von diesem Gift zu erlösen, demütigte Jesus sich selbst.

So wie Sünde im Stolz Luzifers ihren Anfang nahm, so entsprang unsere Erlösung der Selbsterniedrigung Jesu. Wir haben so viel von der Gesinnung Christi, wie wir von seiner Demut haben. Das ist der unfehlbare Maßstab geistlichen Wachstums.

Allein das Kommen Jesu aus der Herrlichkeit des Himmels auf die Erde ist schon ein gewaltiger Beweis seiner Demut. Aber es heißt weiter, dass er sich sogar „als Mensch demütigte“ (Philipper 2,8). „Er wurde in allem seinen Brüdern gleich“ (Hebräer 2,17). Er stand vor Gott so wie jeder andere Mensch. Er wurde nichts, damit Gott alles sei. Das ist wahre Demut.

Weltliche Herrlichkeit und Größe eines Menschen werden an seiner Position, seinem Wohlstand, seinen Leistungen, seinem Familienstand usw. gemessen. Aber wie anders war die Herrlichkeit Gottes, wie man sie in Jesus Christus sieht!

Jesus war der einzige Mensch, der sich die Familie auswählen konnte, in die er hineingeboren werden sollte. Niemand von uns hatte diese Wahl.

Welche Familie wählte sich Jesus aus? Eine unbekannte Zimmermannsfamilie aus einem Ort namens Nazareth, einer Stadt, von der man sagte: „Was kann von dort Gutes kommen?“ (Johannes 1,46). Josef und Maria waren so arm, dass sie sich nicht einmal leisten konnten, ein Lamm als Brandopfer darzubringen (siehe Lukas 2,22-24 i. V. m. 3. Mose 12,8).

Außerdem war Jesus der einzige Mensch, der seinen exakten Geburtsort wählen konnte, und welchen Ort wählte er aus? Eine Viehkrippe in einem ärmlichen Stall!

Beachte ferner den Familienstammbaum, den Jesus für sich auswählte. In seinem Stammbaum in Matthäus 1,3-6 werden vier Frauen erwähnt. Die erste, Tamar, hatte einen Sohn, der durch Ehebruch mit ihrem Schwiegervater Juda gezeugt wurde. Die zweite, Rahab, war eine stadtbekannte Hure aus Jericho. Die dritte, Rut, war eine Nachfahrin Moabs, der nach Lots Ehebruch mit seiner eigenen Tochter geboren wurde. Die vierte war Urias Frau Batseba, mit der David Ehebruch begangen hatte.

Warum hat sich Jesus für einen solch schändlichen Familienstammbaum entschieden? Damit er sich völlig mit Adams gefallener Nachkommenschaft identifizieren konnte. Hier sehen wir seine Demut. Er hatte nicht das geringste Verlangen, auf seine Familie oder Abstammung stolz zu sein.

Jesus identifizierte sich vollkommen mit den Menschen. Er glaubte an die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen ohne Rücksicht auf Rasse, Familie, Status usw. und wurde den Geringsten und Niedrigsten in der Gesellschaft gleich. Nur wer sich unter andere begibt, kann sie erhöhen. Und Jesus kam, um genau das zu tun.

Der Heilige Geist verwandelt uns durch die Erneuerung unseres Sinnes (Römer 12,2). Die Saat echter christusähnlicher Demut wird in unseren Gedanken gesät. Nicht durch unsere Taten oder durch unser Verhalten vor anderen, sondern durch unsere Gedanken (wenn wir mit uns allein sind) können wir herausfinden, ob wir in diesem Bereich zur Christusähnlichkeit verwandelt werden oder nicht – unsere Gedanken über uns selbst und darüber, wie wir uns mit anderen vergleichen.

Nur wenn wir in unseren eigenen Gedanken gering sind, können wir wirklich „andere höher achten als uns selbst“ (Philipper 2,3) und uns für die „Allergeringsten unter allen Heiligen“ halten (Epheser 3,8).

Jesus betrachtete sich selbst immer als einen Menschen, der vor seinem Vater nichts war. Daher wurde die Herrlichkeit des Vaters durch ihn in all seiner Fülle offenbart.

Weil Jesus diese Position der Nichtigkeit vor dem Vater einnahm, konnte er sich allem, was der Vater für sein Leben anordnete, freudig unterordnen und allen Geboten des Vaters von ganzem Herzen gehorchen.

Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tode“ (Philipper 2,8).

Völliger Gehorsam ist das unverkennbare Merkmal echter Demut. Es gibt keinen eindeutigeren Beweis als diesen. 30 Jahre lang unterstellte sich Jesus einem unvollkommenen Pflegevater und einer unvollkommenen Mutter – weil dies der Wille des Vaters für ihn war. Er wusste weit mehr als Josef und Maria und war, anders als sie, sündlos. Doch er ordnete sich ihnen unter.

Es ist für einen Menschen nicht leicht, sich denen unterzuordnen, die ihm intellektuell oder geistlich unterlegen sind. Aber echte Demut hat damit kein Problem – denn jemand, der sich in Gottes Augen als nichts betrachtet, findet es überhaupt nicht schwer, sich jemandem unterzuordnen, den Gott über ihn gesetzt hat.

Jesus wählte einen wenig beeindruckenden Beruf – den Beruf eines Zimmermanns. Und als er sein öffentliches Wirken begann, legte er sich keine Titel oder Amtsbezeichnungen zu. Er war nicht „Pastor Jesus“. Noch viel weniger war er der „Hochwürden Dr. Jesus“. Er strebte nie irgendeine irdische Position oder einen Titel an, der ihn über das gewöhnliche Volk erhöht hätte, dem zu dienen er gekommen war. Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Als einmal die Menschen in Scharen zu ihm strömten und ihn zum König machen wollten, entwich er aus ihrer Mitte (Johannes 6,15). Er wollte nur als „Menschensohn“ bekannt sein.

Er suchte und kümmerte sich nicht um die Ehre von Menschen. Er lebte allein vor dem Angesicht des Vaters und war ganz zufrieden damit, von den Menschen ignoriert und verachtet zu werden. Für ihn zählte allein die Anerkennung des Vaters.

Jedes Mal, wenn Jesus jemanden heilte oder ein Wunder tat, war er bemüht, dass niemand etwas davon erfahren sollte, denn seine Wunder waren Taten des Mitgefühls, die für notleidende Menschen und nicht als öffentliche Kunststücke vollbracht wurden. Sogar als Jesus die Tochter des Jairus von den Toten auferweckte, gab er strikte Anweisung, niemandem davon zu erzählen (Markus 5,43). Erst als Jesus diese Erde verlassen hatte, wurde der Bericht über sein Leben von seinen Jüngern publik gemacht.

Als er am Abend vor seiner Kreuzigung eine Wasserschüssel nahm und die Füße seiner Jünger wusch, war das bezeichnend für sein ganzes Leben. Er war ein Diener aller Menschen. Er stellte schnell fest, dass die Füße der Jünger schmutzig waren und nahm ebenso schnell die Wasserschüssel und tat das Notwendige, statt zu warten, ob jemand anders es tun würde. Diese Handlung war symbolisch für seinen lebenslangen Dienst für andere. Jesus wartete nicht darauf, gebeten zu werden. Er erkannte die Not und tat das Notwendige.

Jesus verkehrte in der untersten gesellschaftlichen Schicht und bewegte sich unter ihnen als einer von ihnen. Und doch, obwohl er sündlos und vollkommen war, fühlten sich die Menschen in seiner Gegenwart nie unwohl wegen ihrer eigenen Unvollkommenheit. Er hatte keine herablassende Art gegenüber seinen Jüngern. Tatsächlich ging er so frei mit ihnen um, dass sie sogar wagten, ihn zu tadeln und ihm gute Ratschläge zu geben (Matthäus 16,22; Markus 4,38; 9,5).

Wir sehen die Demut Jesu auch daran, dass er Gebetsgemeinschaft mit den Jüngern suchte. Im Garten Gethsemane bat er Petrus, Jakobus und Johannes, mit ihm zu beten, weil seine Seele „bis an den Tod betrübt“ war (Matthäus 26,38). Jesus war sich der großen Schwachheit des Fleisches bewusst, das er angenommen hatte. Das war der Grund, warum er die Gemeinschaft mit den Jüngern im Gebet suchte.

Weil wir nicht ehrlich genug sind, unsere Nichtigkeit zuzugeben, kann sich Gottes Kraft durch uns nur begrenzt offenbaren. Jesus hat uns den Weg der Demut gezeigt, nämlich die Schwachheit unseres Fleisches und die Nichtigkeit unseres menschlichen Wesens zuzugeben.

Weil Jesus sich selbst demütigte, erhöhte ihn Gott auf die höchste Position im Universum (Philipper 2,9). Diejenigen, die auf dem Weg der Demut am weitesten vorankommen, werden zur Rechten und Linken Jesu in Herrlichkeit sitzen.

Während seines ganzen Lebens ging Jesus nach unten. Er kam vom Himmel und ging kontinuierlich nach unten, nach unten, den ganzen Weg nach unten bis zum Kreuz. Kein einziges Mal änderte er die Richtung und strebte nach oben.

Es gibt nur zwei Geister, die heute auf der Erde agieren: Einer, der Geist Satans (Luzifers), der Menschen dazu anhält, nach oben zu gehen – sei es nun in der Welt oder im Christentum. Der andere, der Geist Christi, leitet die Menschen an, so wie ihr Meister nach unten zu gehen. So wie das Weizenkorn ging Jesus nach unten, und alle seine wahren Jünger können an diesem Merkmal unverwechselbar identifiziert werden.

Die Demut Jesu kann man in all ihrer Großartigkeit in seinem Tod sehen. Es gab niemals ein ungerechteres Gerichtsverfahren als das, welches Jesus durchmachte. Doch er stellte sich schweigend der Verwundung, der Beleidigung, der Ungerechtigkeit, der Demütigung und dem Spott. Er rief auf seine Feinde keine Flüche herab. Weder drohte er mit Rache noch bat er Engel um Hilfe. Er gab alle Rechte auf, die er als Sohn Gottes hatte.

Die „geballte Faust“ ist ein passendes Symbol für die Menschheit – sie signalisiert sowohl das Verlangen, an den eigenen Rechten, an der Macht und am Besitz festzuhalten als auch das Verlangen zurückzuschlagen, wenn man angegriffen wird.

Jesus hingegen öffnete am Kreuz bereitwillig seine Hände, um die Nägel zu empfangen. Seine Hände waren immer offen und gaben, gaben und gaben. Schließlich gab er auch sein eigenes Leben. Das ist wahre „Männlichkeit“, wie Jesus sie meinte.

Der Jünger Jesu, der die göttliche Natur offenbaren möchte, muss bereit sein, Unrecht ohne Klagen zu erleiden.

Die Bibel sagt: „Aber wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet“ (1. Petrus 2,20-23).

Die Demut Jesu erlaubte es ihm nicht, jemanden zu richten. Gott allein ist der Richter aller Menschen; und jeder Mensch, der einen anderen richtet, nimmt dabei einen Platz ein, der Gott allein zusteht. Als Mensch auf Erden sagte Jesus: „Ich richte niemand“ (Johannes 8,15). Er übergab das ganze Gericht seinem Vater. Auch in diesem Punkt sehen wir die Schönheit seiner Demut.

Jesus hat sich bereitwillig dem schmachvollen Tod unterworfen, den sein Vater für ihn plante. Hinter den menschlichen Werkzeugen, die seine Kreuzigung planten und ausführten, konnte er die Hand des Vaters erkennen, und er trank bereitwillig den Kelch, den ihm „der Vater gab“ (Johannes 18,11).

Er … ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“ (Philipper 2,8).

Das ist der wahre Jesus der Heiligen Schrift. Im Unterschied zu heutigen Evangelisten wurde er nicht als Berühmtheit oder wie ein Filmstar verehrt. Im Gegenteil, er wurde von Menschen verachtet und abgelehnt; die damalige Welt beseitigte ihn, indem man ihn an ein Kreuz nagelte. Die heutige Welt ist nicht anders; der Jünger steht nicht über seinem Meister. Ein Christentum, das populär ist und die Ehre der Welt anzieht, ist eine Fälschung des wahren Glaubens. Das ganze Leben Jesu – von der Geburt bis zum Tode – war eine Demonstration der Tatsache, dass „das, was bei den Menschen hoch ist, ein Gräuel vor Gott ist“ (Lukas 16,15).

Lernt von mir“, sagte Jesus, „denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ (Matthäus 11,29). Demut war das Wichtigste, was die Jünger von Jesus lernen sollten. Und das ist es, was auch wir von ihm lernen müssen.

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