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4. Auf Gott hören
ОглавлениеEin geistlicher Leiter wird sich jeden Tag Zeit nehmen, auf Gott zu hören.
Eine Wendung, die man im ersten Kapitel der Bibel häufig findet, ist folgende: „Und Gott sprach.“
An jedem einzelnen dieser ersten sechs Tage sagte Gott etwas, als er die chaotische Erde erneuerte. Und jedes Mal, wenn Gott sprach, wurde die Erde zu einem besseren Ort.
So lernen wir gleich hier auf der ersten Seite der Bibel eine wichtige Wahrheit – dass wir jeden Tag hören müssen, was Gott uns zu sagen hat. Wenn wir uns dem, was Gott uns sagt, jeden Tag unterordnen, werden wir zu besseren und nützlicheren Christen verwandelt werden.
Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Hören auf das, was Gott uns zu sagen hat und einfach die Bibel zu lesen. Erinnere dich daran, dass es Menschen waren, die täglich ihre Bibeln studierten, die den Herrn gekreuzigt haben. Sie studierten ihre Bibeln, aber sie hörten Gott nie zu ihren Herzen sprechen (siehe Apg 13,27). Dieser Gefahr sind auch wir ausgesetzt. Und dann können wir so blind wie jene sein.
1. Mose 1 lehrt uns auch, dass Gott jeden Tag zu uns sprechen möchte.
Aber die meisten Christen hören nicht jeden Tag auf Gott. Sie lesen nur die Schriften von Menschen!
Es ist eine große Tragödie, wenn du nur das predigst, was du von anderen Menschen gehört hast, weil das Wort von Menschen nie etwas Ewiges hervorbringen kann. Es ist nur das von Gott gesprochene Wort, das ewige Frucht hervorbringen kann – wie wir in Jesaja 55,11 lesen.
In 1. Mose 1 lesen wir, dass jedes Mal, wenn Gott sprach, übernatürliche Dinge geschahen. So kann es auch in unserem Dienst sein, wenn wir das predigen, was Gott zuerst zu unserem Herzen gesprochen hat.
Paulus sagte zu Timotheus, er solle zuerst – vor seinem Lehrdienst – auf sein eigenes Leben achtgeben, wenn er sich selbst und andere retten möchte (1Tim 4,16). Der einzige Weg, dem Selbstbetrug zu entkommen, besteht darin, auf das zu hören, was Gott uns zu sagen hat.
Wenn du nicht auf das, was Gott zu sagen hat, hörst, wirst du auf eine der folgenden drei Arten predigen:
1. Du wirst herausfinden wollen, was die so genannten „großen christlichen Prediger“ in der Welt zu dieser Zeit sagen – besonders in Amerika, wo das meiste Geld für das christliche Werk in Indien herkommt (ich spreche von „so genannten großen Predigern“, weil diese Prediger in Gottes Augen nicht „groß“ sind). Du wirst ihre Bücher lesen und wiederholen, was sie zu sagen haben. Nachdem du einmal herausgefunden hast, was im Christentum gerade populär ist, wirst du beschließen, viel darüber zu sprechen. Deine unkritische Herde wird beeindruckt sein und dich für sehr belesen und geistlich gesinnt halten!
ODER
2. Du wirst biblische Themen auf akademische Weise studieren und sie so lehren, wie ein Dozent an einem College Chemie studiert und lehrt! Und man kann einen Doktorgrad in biblischen Studien viel leichter als einen Doktorgrad in Chemie erwerben! Heute werden von drittklassigen Bibelschulen für ein paar Hundert Rupien viele Ehrendoktortitel an „titelhungrige“ Prediger und Pastoren vergeben! Du kannst so viele bekommen, wie du möchtest! Aber selbst wenn du einen verdienten Doktortitel in Theologie bekommst, wird das trotzdem nur beweisen, dass du ein kluger Mensch bist. Es mag sein, dass du weder Gott noch sein Wort kennst.
ODER
3. Du wirst probieren und prüfen, was für deine Herde am akzeptabelsten ist – weil du bei ihnen beliebt sein möchtest. Dann wirst du wie ein Geschäftsmann sein, der Marktforschung macht, um herauszufinden, was die Menschen am liebsten haben möchten. Das ist die Art und Weise, wie die meisten Pastoren heute predigen. Auf diese Weise haben auch all die falschen Propheten im Alten Testament gepredigt – und sie gediehen! Jeder falsche Prophet würde herauszufinden versuchen, was das Volk Israel hören wollte, und genau das haben sie gepredigt. Daher waren sie bei den Menschen beliebt und machten eine Menge Geld. Es gibt im heutigen Christentum viele solche falschen Propheten. Aber jeder wahre Prophet in Israel war unpopulär, weil sie den Juden sagten, was sie hören MUSSTEN, und nicht was sie hören wollten.
Jesus wies Marta einmal zurecht, weil sie mit so viel Arbeiten beschäftigt war, statt wie Maria zu sein, die dasaß und seiner Rede zuhörte. Unser Herr führte weiter aus, dass das, was Maria tat, das EINZIG Notwendige im Leben war (Lk 10,42). Wir müssen alle dieselbe Einstellung wie Samuel haben, der sagte: „Rede Herr, denn dein Knecht hört.“
Was haben wir auf der ersten Seite der Bibel gesehen? Jedes Mal, wenn Gott sprach, wurde sofort etwas erreicht: Licht wurde erschaffen, die Erde erhob sich aus den Wassern, Bäume, Fische und Tiere wurden erschaffen usw.
Jesaja 55,10-11 sagt uns, dass das Wort, das aus Gottes Munde kommt, niemals leer zurückkehren wird, ohne zu erreichen, was Gott gefällt und ohne erfolgreich auszurichten, wozu es gesandt wurde.
Beachte zwei Worte in diesen Versen, die von Menschen auf der ganzen Welt hoch geschätzt werden – „Leistung“ und „Erfolg“.
Wir alle möchten in unserem Leben etwas erreichen und wir möchten alle erfolgreich sein. Aber das Leben ist kurz, und wir haben nicht die Zeit, verschiedene Methoden für Erfolg oder Leistung auszuprobieren – sicherlich nicht in geistlichen Angelegenheiten. Wir sollten nicht versuchen, irgendeine Methode, das Werk des Herrn zu tun, auszuprobieren, um 20 Jahre später festzustellen, dass das nicht der Weg Gottes war, Dinge zu tun und dass wir auf dem falschen Dampfer sind! Wir können von einer solchen Zeitverschwendung befreit werden, wenn wir auf das Wort hören, das Gott spricht. Das wird immer Erfolg und Erfüllung bringen.
Ich möchte auf einen Menschen hören, der auf Gott hört – weil ein solcher Mensch mir in fünf Minuten mehr beibringt als Theologen (mit einem langen „Schwanz“ von Titeln) mir in Stunden beibringen können. Johannes der Täufer konnte Menschen mehr über Gott lehren als Professor Gamaliel oder irgendein Mitglied des jüdischen Hohen Rates!
Wenn du auf Gott hörst, dann wirst du nicht lehren, was du in christlichen Büchern oder Zeitschriften gelesen oder was du auf christlichen Kassetten gehört hast. Der Mensch, der Gott hört, spricht aus Offenbarung, nicht aus akademischer Erkenntnis oder Studium. Ein solcher Mensch erlebt zuerst, was er liest – und dann spricht er aus seinem Leben.
Was du aus deinem Kopf weitergibst, wird nur in die Köpfe anderer Menschen gehen. Aber was du aus deinem Herzen und aus deiner Lebenserfahrung predigst, wird direkt in ihre Herzen gehen und ihr Leben verändern. Ich sage nicht, dass du deine Botschaften nicht vorbereiten oder dass du keine Notizen benutzen solltest, wenn du predigst. Ob du Notizen benutzt oder nicht hängt davon ab, wie gut dein Gedächtnis ist, nicht wie geistlich du bist. Was ich sage ist: Was immer du sprichst, muss aus deinem Herzen und aus deinem Leben kommen.
Heute haben wir liberale theologische Bibelschulen und evangelikale theologische Bibelschulen. Aber was ist der Unterschied zwischen beiden? In der einen ist die Information, die von einem Gehirn zum anderen übertragen wird, theologisch falsch, während in der anderen die übermittelte Information theologisch richtig ist! Aber in geistlicher Hinsicht mag die evangelikale Bibelschule nicht besser als die liberale sein. In beiden Bibelschulen können die Dozenten Liebhaber von Geld und Sklaven ihrer Begierden sein.
Jesus hat seine Jünger nicht auf diese Weise gelehrt. Er kam nicht, damit wir in Theologie besser Bescheid wissen. Er kam, damit wir ihm im Charakter ähnlich werden.
Jesus lehrte seine Jünger mehr über Charakter als über Theologie. Wie steht es mit dir? Lehrst du deine Herde, wie man die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und das hoffärtige Leben überwindet?
Es gibt in unseren Gemeinden viele Menschen, die zu uns aufschauen, um zu hören, was Gott ihnen zu sagen ist. Es ist eine ernste Verantwortung, Sonntag für Sonntag zu ihnen zu predigen. Wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich mich fürchten, weil wir alle Gott gegenüber für das, was wir ihnen sagen, rechenschaftspflichtig sind. Wir müssen Gott eines Tages für jede Predigt, die wir gehalten haben, Rechenschaft ablegen – für das, was wir gesagt haben, warum wir es gesagt und wie wir es gesagt haben. Wenn ihr eure Verantwortung in dieser Angelegenheit ernst nehmt, kann sich euer Dienst radikal verändern.
Seit nunmehr mehr als 20 Jahren habe ich meinen eigenen Dienst im Licht des Herrn gerichtet. Nachdem ich Gottes Wort gepredigt habe, bitte ich Gott, mir zu sagen, ob es in dem, was ich gesagt habe, etwas Unnötiges gab, ob ich die Zeit der Leute vergeudet habe, ob ich meine eigene Ehre gesucht habe usw. Auf diese Weise habe ich mich nach und nach von all diesen Übeln, vom Langweilen der Leute und vom „Über-ihre-Köpfe-hinweg-predigen“ gereinigt.
Hörst du auf Gott, nachdem du eine Predigt gegeben hast? Bittest du ihn, dir zu zeigen, ob du es hättest besser machen können? Die Tatsache, dass andere es als eine gute Predigt ansahen, bedeutet überhaupt nichts. Was hielt Gott davon? Das ist die wichtige Frage.
Viele von euch haben in euren Gemeinden Sonntag für Sonntag so viele Menschen vor sich, die euch zuhören. Beeinflusst ihr deren Leben für die Ewigkeit? Habt ihr ihren Sinn für Werte verändert, sodass sie nicht mehr länger weltlich, sondern himmlisch gesinnt sind? Das sind die Fragen, die ihr euch häufig stellen müsst.
Wir müssen besonders darauf achten, auf Gott zu hören, wenn wir eine wichtige Entscheidung zu treffen haben.
Gott spricht zu uns auf vielerlei Art und Weise.
Er spricht zu uns in erster Linie durch sein Wort. Wenn etwas in seinem Wort klar geschrieben steht, dann brauchen wir nicht zu beten, um Gottes Willen zu finden, weil er bereits offenbart wurde.
Gott spricht auch durch unsere Umstände zu uns. Unser Herr hat den Schlüssel für jede Tür (Offb 1,18), und wenn er eine Tür öffnet, kann sie niemand schließen, und wenn er eine Tür zuschließt, kann sie niemand auftun (Offb 3,8). Daher sind unsere Umstände oft ein Hinweis darauf, ob Gott möchte, dass wir einen bestimmten Weg beschreiten oder nicht. Wir müssen nicht auf eine Tür schlagen, die Gott nicht geöffnet hat. Wir müssen natürlich beten, wenn wir sehen, dass eine Tür geschlossen ist. Aber wenn die Tür nach wiederholtem Gebet immer noch verschlossen bleibt, kann das bedeuten, dass Gott nicht möchte, dass wir durch diese Tür gehen. Wir müssen Gott bitten, uns zu zeigen, ob dies der Fall ist oder ob er möchte, dass wir in beharrlichem Gebet fortfahren, um diese Tür aufzutun (Lk 11,5-9).
Gott spricht auch durch den Rat von reifen, gottesfürchtigen Brüdern. Solche Männer mögen viele Erfahrungen gemacht haben und sie können uns vor den Fallgruben, deren wir uns selbst nicht bewusst sind, warnen. Wir müssen ihnen nicht blind gehorchen, aber ihr göttlicher Rat kann uns helfen.
Gott spricht oft zu uns, während wir mit anderen Gläubigen Gemeinschaft haben. Auf diese Weise lehrt er uns unsere Abhängigkeit von anderen Gliedern im Leib Christi, sogar in Bezug auf Offenbarung über sein Wort.
Gott hat uns immer etwas Wichtiges zu sagen, wenn wir durch eine Prüfung gehen oder wenn wir krank sind.
Gott warnt uns auch durch die Fehler anderer Menschen. Wenn wir beispielsweise hören, dass ein Diener Gottes in Sünde gefallen ist, dann ist es gut, Gott zu fragen, welche Lektionen wir aus dem Versagen dieses Menschen (denn wir sind alle schwach) lernen können und wie wir uns selber davor bewahren können.
Gott kann auch zu uns sprechen, wenn wir Nachrichten von bösen Dingen, die irgendwo begangen wurden oder von Unfällen hören, die sich ereignet haben. Jesus sagte den Menschen seiner Zeit, sie sollten Buße tun, als sie hörten, dass Pilatus einige Juden abgeschlachtet hatte, und als sie vom Unglück in Siloah hörten, wo ein Turm einfiel und einige Leute tötete – weil solche Dinge jedermann zustoßen können (Lk 13,1-4).
Ich möchte an dieser Stelle jedoch eine Warnung vor dem Versuch, Gottes Stimme zu hören, hinzufügen – nämlich indem man die Bibel beliebig aufschlägt und den ersten Vers, den man sieht, liest.
Wenn du begierig bist, ein bestimmtes Mädchen zu heiraten, dann magst du die Bibel beliebig aufschlagen und einen bestätigenden Vers finden. Und wenn du ihn nicht findest, besteht die Chance, dass du die Bibel weiterhin auf diese Weise aufschlägst, bis du den Vers findest, den du finden möchtest! Auf diese Weise betrügst du dich selbst.
Ich hörte die Geschichte eines Mannes, der auf diese Weise Gottes Willen herausfinden wollte, der die Bibel wahllos aufschlug und die Stelle fand, wo es hieß: „… und er ging fort und erhängte sich“! (Mt 27,5). Er schlug die Bibel erneut auf und las: „So geh hin und tu desgleichen“ (Lk 10,37). Er öffnete die Bibel ein drittes Mal und las: „Was du tust, das tue bald!“ (Joh 13,27). Das heilte ihn für immer vom Versuch, den Willen Gottes auf diese Weise zu suchen!
Es mag jedoch Zeiten geben, in denen wir unter Druck stehen, wo der Herr uns durch einen Vers, den wir durch das beliebige Aufschlagen der Bibel erhalten, ermutigen mag. Somit ist diese Methode richtig, wenn du Ermutigung, aber nicht, wenn du Führung suchst.
Ich möchte euch ermutigen, liebe Brüder, die Gewohnheit, auf Gott zu hören, zu entwickeln. Das ist die eine, wichtigste Gewohnheit, die ihr jemals entwickeln könnt.