Читать книгу Fiona - Liebe - Zsolt Majsai - Страница 9
ОглавлениеEs könnte fast ein Markttag in Kasunga sein. Wenn ich mir die seltsamen Farben wegdenke oder die Augen schließe, wird die Erinnerung überwältigend.
„Alles in Ordnung?“, höre ich Katharina. Sie klingt besorgt.
Ich öffne die Augen und sehe sie an. „Als Königin habe ich regelmäßig am Wochenmarkt in Kasunga teilgenommen. Ich habe immer ein offenes Zelt aufbauen lassen, da durfte jeder rein, der wollte. Meist waren es Frauen, irgendwann haben sich regelrechte Gruppen gebildet. Oft war auch Kian dabei.“
„Dein Sohn?“
Ich nicke stumm.
„Wir werden dorthin zurückkehren“, sagt sie.
„Vielleicht. Unser Traum spielt nicht dort.“
„Mag sein. Aber er kommt darin vor.“
Ich nicke erneut und schlucke meine Tränen wieder hinunter, bevor sie durch die Augen entwischen können. So eine verdammte Scheiße. Ich kann das grad überhaupt nicht gebrauchen. Wir befinden uns in einer total bescheuerten Welt, in der Sex die Hauptwährung ist, und müssen Sarah suchen.
„Wie lange müssten wir eigentlich von hier aus zum nächsten Skeg mit Gefängnis fahren?“, erkundige ich mich bei unserem unfreiwilligen Fremdenführer.
„Etwa 100 Skes. Aber ...“
„Kein Aber. Hör mir auf mit deinen Aber. Das nervt mich, und eine genervte Fiona willst du nicht erleben.“
„Oh ja“, bestätigt Katharina. „Willst du wirklich nicht!“
Roakan schaut von Katharina zu mir. „Heißt das, wir steigen jetzt wieder in den Skonkan ein?“
„Nein, das heißt es nicht. Wenn wir schon mal hier sind, schauen wir uns hier um.“
Im Moment stehen wir vor dem Vagy herum. Von hier aus erstreckt sich die Markt über eine ähnliche Fläche wie auf dem ersten bewohnten Skeg die gesamte Siedlung. Die Stände ähneln tatsächlich mehr einem Mittelaltermarkt als einem Markt der Neuzeit, wie es sie auch in Skyline gegeben hatte. Keine Gucci, keine Handyhüllen, überhaupt, nichts, was irgendwie nach einer technologiebasierten Zivilisation aussieht. Dafür Lebensmittel, Waschmittel, Kleidung en masse, Letzteres sehr bunt.
Und es ist voll. Es sind richtig viele Leute unterwegs, an allen Ständen ist gut zu tun. Frauen, Männer, Kinder. Allerdings keine Teenager. Die Kinder sind alle nicht älter als etwa zehn.
„Wo sind die Pubertierenden?“, erkundige ich mich.
„Wer?“
„Kinder, die anfangen, erwachsen zu werden.“
„In der Schule.“
„Kinder kommen erst mit zehn in die Schule? Ein Paradies!“
Wieder schaut mich Roakan ziemlich irritiert an, dann erwidert er: „Nein, auch die anderen Kinder gehen in die Schule, aber sie wohnen zu Hause. Sobald ein Kind anfängt, erwachsen zu werden, wie du es sagst, leben die in der Schule, bis sie alles gelernt haben, was sie wissen müssen, um vollwertige Mitglieder der Gesellschaft werden zu können. Danach verbringen sie noch einige Zeit als Übende, bevor sie eigene Familien gründen dürfen.“
„Was üben sie denn?“, frage ich, bevor mein Gehirn sich einschaltet.
Die Antwort überrascht mich dann nicht mehr. „Sex.“
„Wie alt sind sie, wenn sie … nicht mehr zu Hause wohnen? Und wie alt, wenn sie anfangen zu üben?“
„Soll ich das in Skes ausrechnen?“
„Habt ihr keine andere Zeiteinheit?“
„Wozu?“
Hm. „Wie lange dauert es denn, bis es dunkel wird?“
„Dunkel?“
Okay. Hier gibt es also keine Helligkeitswechsel, nicht einmal mit Gongschlag wie in meiner geliebten Mittelalterwelt. Und aus irgendeinem Grund benötigen sie keine festen Zeiten. Wenn ich mir die Kinder so ansehe, schätze ich, dass sie etwa mit zehn nicht mehr nach Hause dürfen, wie ich es vorhin auch spontan gedacht habe. Das war auf der Erde in etwa das Alter gewesen, in dem die Geschlechtsreife begann. Ich war auch ungefähr zehn, als ich meine erste Periode bekam.
„Sind die Kinder noch Kinder, wenn sie anfangen zu üben?“
„Nein, wenn sie Kinder wären, könnten sie ja nicht üben. Aber sie sind bestimmt jünger als sie.“ Er deutet auf Katharina.
Ich starre ihn entgeistert an, bis mir klar wird, dass Katharina auf alle, die sie nicht kennen, wie eine Achtzehnjährige wirkt. Als Dämon hatte sie aufgehört weiter zu altern, nachdem sie sozusagen ausgereift war. Früher hat mich das auch immer wieder irritiert, aber inzwischen nehme ich es gar nicht mehr wahr, da sie sich nicht wie eine Achtzehnjährige benimmt. Meistens jedenfalls.
„Viel jünger?“
„Sie sieht aus, als wäre sie seit Kurzem mit dem Üben fertig.“
Katharina und ich schauen uns an.
„Ich schätze, sie werden mit etwa vierzehn oder fünfzehn auf die Menschheit losgelassen“, sagt sie dann. „Grenzwertig.“
„Na ja. Ich war auch erst fünfzehn beim ersten Mal.“
„Aber mit einem Gleichaltrigen. Und ich war deutlich jünger, aber erstens nicht wirklich freiwillig und zweitens war es zu der Zeit völlig normal.“
„Auch wieder wahr. Ist eh alles wie ein Porno hier. Wenigstens mit einer Geschichte.“
„Wie viele Pornos hast du denn gesehen? Und wie viele mit einer echten Story?“
„Gesehen habe ich dank Greg ziemlich viele, aber da war keiner mit einer Story dabei. Und du?“
„Einige. Und in einem habe ich sogar mitge...“ Sie beißt sich auf die Unterlippe und errötet.
Ups?
„Du hast in einem Porno mitgespielt?!“, frage ich entgeistert.
„Ist lange her.“
„Aber warum denn?“
„Ich war neugierig. Es gab Geld dafür. Und es gab eine Story. Können wir jetzt über etwas anderes reden?“
„Nein. Das interessiert mich jetzt.“ Ich ziehe sie an mich und schaue in ihre Augen. Vor allem, um mich abzulenken. Die Vorstellung, dass dieser Mund andere geküsst hat und was sonst noch in einem Porno ein Mund machen kann, finde ich gleichzeitig erregend und furchtbar.
„Was genau willst du denn überhaupt hören? Ganz abgesehen davon, dass ich in dem Porno nichts gemacht habe, was wir nicht auch schon zusammen gemacht haben.“
„Nichts?“, erkundige ich mich.
„Soll ich es jetzt aufzählen, damit du es abgleichen kannst?“
„Hm.“
Ich würde das Gespräch durchaus gerne so weiterführen, aber Loiker tippt auf meine Schulter. „Lustwächter.“
Wir sehen Roakan an. „Ist es ungewöhnlich, wenn zwei Frauen sich umarmen?“
„Ja.“
„Es ist nicht hilfreich, dass du uns nicht gewarnt hast.“ Ich lasse Katharina los und mustere die beiden Lustwächter, die auf uns zukommen. Sie wirken erstaunt, was an der Anwesenheit des Obersten Lustwächters liegen dürfte.
Katharina tritt an seine Seite und lächelt ihn an. „Was auch immer du sagen musst, damit sie sich nicht mehr mit uns beschäftigen, sag es.“
Ich helfe ihm bei der Entscheidung, das Richtige zu tun, indem ich an seine andere Seite trete, natürlich auch lächelnd. Lächeln können wir beide, Katharina und ich, das haben wir als Unternehmerinnen gelernt. Wobei ich noch mehr und öfter im Rampenlicht stand als sie, doch auch sie beherrscht das perfekte Lächeln, um die Zähne zu zeigen. Ist ja klar, so als Schauspielerin …
„Was wollt ihr?“, blafft Roakan die beiden offensichtlich irritierten Soldaten an.
„Verzeih, wir haben dich nicht gesehen und ...“
„Gut. Jetzt habt ihr mich gesehen. Geht und erledigt eure Arbeit!“
„Selbstverständlich, Oberster Lustwächter!“ Die beiden nicken ihm zu und ziehen von dannen. Immer noch sehr irritiert. Ich hoffe nur, sie belassen es dabei, irritiert zu sein. Ich beginne, Roakan ein bisschen zu mögen. Ihn zu töten, würde mir langsam nicht gefallen.
„Wir mischen uns unter die Leute“, sagt Katharina und zwingt Roakan mitzugehen, indem sie einen Arm um ihn legt. Natürlich lächelnd.
Ich hake mich bei Loiker ein. „Da diese Gesellschaft anscheinend auch noch homophob ist, tun wir jetzt mal so.“
„Ich kann nicht behaupten, dass es mir unangenehm wäre“, erwidert er. „Gehört das Küssen denn dazu?“
„Willst du ewig leben?“, erkundigt sich Katharina.
„Alles klar!“
Wir schlendern über den Markt. Ich nutze die Gelegenheit, über die nächsten Schritte nachzudenken. Unabhängig davon, was wir Roakan erzählt haben, steht es ja wohl fest, dass wir mit roher Gewalt nicht vorgehen können. Schon allein wegen Loiker. Aber auch, weil unsere Chancen, überhaupt irgendjemanden da unten zu finden, gegen Null gehen dürften, wenn alle Lustwächter hinter uns her sind. Ein subtiler Plan wäre also definitiv von Vorteil.
Eine, nicht bevorzugte, Möglichkeit, wäre es, dass wir uns trennen. Dazu müssten wir Loiker irgendwo sicher unterbringen. Dann hätten Katharina und ich ganz andere Möglichkeiten.
Durchaus auch subtile.
So oder so, ich muss mir so einen Gefängnis-Skeg mal ansehen. Danach fällt mir bestimmt was ein.
Später setzen wir uns an einen Stand, wo Speisen und Getränke verteilt werden. Roakan sitzt zwischen Katharina und mir, Loiker rechts von mir.
Die Auswahl ist nicht groß. Zu trinken gibt es Skour, was wir bereits aus Roakans Haus kennen, zu essen verschiedene Varianten dieses komischen Flügels. Wenigstens stellt sich hier die Frage, ob vegan oder nicht, gar nicht erst. Und besser als die ominösen Fleischhäppchen von Godda ist es alle Male.
„Und, hast du schon eine Idee?“, erkundigt sich Katharina, während sie an ihrem Getränk nippt.
„Wieso ich?“
„Weil du gerade intensiv nachgedacht hat. Ein bisschen kenne ich dich ja noch.“
Ich schenke ihr ein Lächeln. „Leider nicht wirklich. Aber ich würde mir gerne so einen Skeg mal aus der Nähe ansehen, Roakan. Einen mit Gefängnis und Aufzug.“
„Ich sagte doch, das geht nicht.“
„Du hast nur gesagt, dass die Lustwächter da nicht auf dich hören. Muss ich etwa an deiner Hilfsbereitschaft zweifeln?“
„Nein“, murmelt er.
Ich würde gerne dieses Thema weiter mit ihm erörtern, um seine Motivation, vernünftig mitzuarbeiten, ein wenig zu steigern, doch dann schrillen meine Alarmglocken.
Auch Katharina spannt sich plötzlich an.
Es sind Lustwächter. Die beiden von eben und zwei weitere. Sie halten zielstrebig auf uns zu, was mir gar nicht gefällt.
„Hast du sie irgendwie gewarnt?“, frage ich Roakan, dabei halte ich seine Hand fest, und zwar so, dass er leise aufstöhnt.
„Nein! Sie müssen misstrauisch geworden sein.“
„Wie oft sieht man dich hier?“
„Gar nicht.“
„Also erledigt deine Frau die Besorgungen?“
Er nickt.
„Scheiße“, sagt Katharina. „Hätten wir uns aber auch denken können.“
„Hätten wir. Haben wir aber nicht.“ Ich sehe Roakan an, ohne den Griff um seine Hand zu lockern. „Kriegst du das hin oder müssen wir sie töten?“
„Ich weiß es nicht“,antwortet er fast weinerlich. „Wenn sie denken, ich befinde mich in Schwierigkeiten, dann ...“
„Sie denken es ja richtig, aber sie selbst befinden sich in noch größeren Schwierigkeiten.“ Ich mustere das eingepackte Schwert, das Loiker festhält. Damit ginge es schnell und leise.
Loiker scheint meine Gedanken zu erraten, denn er lockert den Stoff um den Griff, ohne dass gleich zu erkennen wäre, was er bei sich hat.
Wir beobachten die Lustwächter, die nun bei uns ankommen.
„Verzeih, Oberster Lustwächter“, sagt derjenige, der auch vorhin gesprochen hat. „Wir haben dich hier noch nie gesehen, es wäre wichtig, dass du uns begleitest. Wir müssen dir etwas zeigen, jetzt, wo die Gelegenheit da ist.“
Er lügt, eindeutig.
Ich schenke ihm ein Lächeln. „Siehst du nicht, dass er beschäftigt ist? Kommt später wieder!“
„Es ist wichtig“, erwidert er und legt die Hand auf seine Pistole.
„Dann wird es auch später noch wichtig sein. Wo ist das Problem?“ Ich werfe einen Blick auf Roakan. „Oder siehst du das anders?“
„Nein, natürlich nicht. Kommt später wieder!“
Der Lustwächter wirft einen Blick auf seine Kameraden und wirkt verunsichert. Er ist ganz kurz davor, den Rückzug zu befehlen.
Da ertönt plötzlich die Stimme von Roakans Frau: „Warum habt ihr nicht gesagt, dass ihr auf den Markt wollt? Wir hätten gemeinsam fahren können!“
Manchmal sind es wirklich nur Kleinigkeiten, an denen ein noch so genialer Plan scheitert. In diesem Fall daran, dass uns dieses Arschloch nicht gesagt hat, wann Reka immer auf den Markt fährt. Und ich bin mir sehr sicher, dass er das gewusst hat.
Während ich noch über soviel Unverfrorenheit nachdenke und beschließe, wütend zu werden, handelt das Arschloch unerwartet schnell.
Er reißt sich los und springt auf, dabei schreit er: „Sie haben mich entführt! Tötet sie! Tötet sie!“
Die vier Lustwächter sind wie erstarrt, zumindest für einen kurzen Moment. Doch für Katharina und mich reicht es. Sie packt eins der Messer und springt auf, ich ziehe mein Schwert hervor. Die größere Reichweite könnte jetzt ein echter Vorteil sein.
Katharina tritt schnell zu dem Lustwächter, der ihr am nächsten steht, und zieht ihm die nicht besonders scharfe Klinge durch den Hals. Doch mit der Kraft eines Dämons reicht auch die stumpfe Waffe, dem Mann eine tödliche Verletzung zuzufügen.
Ich sehe es nur am Rande, wie Blut aus seinem Hals spritzt, denn meine Schwertklinge ist bereits auf dem Weg zum dritten Soldaten. Der zweite hat noch gar nicht realisiert, was ihm soeben widerfahren ist, denn er will sich bewegen.
Allerdings verliert er dabei den Kopf.
Der dritte sieht es, dabei müsste er sich eigentlich um seinen eigenen Kopf kümmern. Er könnte ihn zum Beispiel festhalten, das würde ihm wahrscheinlich ein paar Sekunden mehr Leben bescheren. Ist nicht viel, okay.
Der vierte wird zeitgleich vom Schwert und der stumpfen Messerklinge durchbohrt, im Abdomen und im Hals. Genauer gesagt, knapp unterhalb des Brustkorbs.
Das alles geschieht so schnell, dass sich praktisch niemand außer Katharina und mir bewegt hat. Und ein Kopf.
Ich packe Roakan am Unterarm und ziehe ihn mit. Katharina nimmt Loiker an der Hand, gemeinsam laufen sie hinter uns her.
„Den Tod der vier Männer hast du zu verantworten, Roakan“, erkläre ich ihm, während wir an entsetzten Zuschauern vorbei auf das Vagy zuhalten. „Dein Verrat sorgt dafür, dass ich keine Lust mehr habe, dein Leben oder das deiner Leute zu verschonen. Dass dies kein hohles Gelaber ist, hast du ja gerade erlebt. Und du kannst mir glauben, dass Katharina und ich noch nicht einmal warmgelaufen sind. Hast du das jetzt verstanden?“
Er nickt mit weit aufgerissenen Augen.
„Sehr gut.“ Ich reiche Loiker das Schwert, der es wieder wegräumt. Auch er sieht etwas mitgenommen aus. Hat er uns beide überhaupt schon auf diese Weise in Aktion erlebt?
Als wir das Vagy erreichen, bleibe ich stehen und drehe Roakan zu mir. „Hör zu! Es liegt an dir, ob die beiden Jungs mit den Spreizhaken am Leben bleiben oder nicht. Ein falsches Wort und ihre Köpfe rollen auch. Klar?“
Er nickt erneut.
„Gut. Geh vor!“
Diesmal gibt es keine Probleme und kurze Zeit später befinden wir uns in einem diesem Würmer. Ich verscheuche die Bilder wieder aus meinem Kopf. Skonkan. Das Ding heißt Skonkan. Das klingt neutral, da es für mich bisher keine Bedeutung hatte.
„Können die es von außen anhalten oder gar steuern?“, erkundige ich mich.
Roakan schüttelt den Kopf.
„Wenn das eine Lüge ist, schneide ich dir einen Finger ab. Verlass dich darauf.“
„Es ist die Wahrheit! Wie sollte das gehen?“
„Was weiß ich! Ich wusste ja nicht einmal, dass man mit Würmern durch die Gegend rasen kann. Lach nicht, Katharina!“
„Sorry“, sagt sie, ihr Lachen nur mühsam unterdrückend.
Ich wende mich wieder Roakan zu. „Hör zu! Wie lange dauert es bis zum nächsten Gefängnis-Skeg?“
„Es ist nicht möglich, mit einem gewöhnlichen Skonkan auf einen Zao-Skeg zu fahren“, erwidert Roakan.
„Heißen die Gefängnis-Skegs so? Okay. Dann fahr uns zu einem benachbarten Skeg. Oder geht das auch nicht?“
„Doch, das ist möglich.“ Roakan bedient wieder die beiden Hebel, eine Zahl erscheint auf dem Bildschirm, dann setzt sich der Skonkan in Bewegung.
Ich bugsiere Roakan zu einer Bank und befehle ihm, sich dort hinzusetzen und sich nicht mehr zu rühren, dann lasse ich mich neben Katharina fallen.
„Mein armer Schatz.“
„Was ist denn mit dir los?“, frage ich verwirrt.
„Du warst doch früher nicht so empfindlich. Was hat sich geändert?“
Ich zucke die Achseln. „Ich hatte die Hoffnung, wir müssten in dieser Welt niemanden töten.“
„Etwas naiv, oder?“
„Sieht ganz danach aus.“
Sie mustert mich nachdenklich.
„Was denn?“
„Ich schätze, die letzten fünf Jahre haben bei uns beiden Spuren hinterlassen.“
„Ja, du hast darüber sogar die Haare verloren!“
Jetzt lacht sie. „Deinen Humor verlierst du hoffentlich nie. Ja, die hast du jetzt. Steht dir gut.“
Ich betaste den Pferdeschwanz. „Das Trauma ist verheilt.“
„Hat aber dann lange gedauert.“
„Hast leicht reden. An deinen Haaren kann keiner ziehen.“
„Das stimmt.“ Sie nimmt mein Gesicht zwischen ihre Hände und küsst mich. Ich drehe mich in ihre Richtung und lege eine Hand auf ihre Hüfte. Die Versuchung, nicht dort aufzuhören, ist groß. Mit Loiker als Zuschauer käme ich vielleicht sogar klar, aber nicht mit Roakan. Obwohl er bestimmt nicht prüde sein dürfte, er wollte immerhin, dass wir vor Publikum ficken.
Ich löse mich keuchend von Katharina, halte aber ihre Hände fest.
„Schade“, bemerkt Loiker.
Ich werfe einen Blick zwischen seine Beine, aber in der weiten Hose ist nichts zu sehen.
„Ihr lasst mich beide nicht kalt“, sagt er grinsend.
„Belassen wir es dabei“, bemerkt Katharina. „Denken wir lieber darüber nach, wie wir weiter vorgehen. Du hast doch sicher einen Plan, Schätzchen.“
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob in diesem Zusammenhang die Anrede als Schätzchen meine Begeisterung weckt, aber eigentlich ist es egal. Katharina darf eh fast alles.
„Nicht wirklich“, erwidere ich. „Dazu weiß ich viel zu wenig über diese Welt im Allgemeinen und über den Gefängnis-Skeg im Speziellen. Ich nehme an, auch dorthin führt eine Brücke?“
„Ja, aber die ist gut bewacht.“
„Und wie gelangt man dann an den Skeg dahinter?“
„Der Skonkan darf durch den Zao-Skeg fahren, er darf nur nicht anhalten. Und es gibt eine Brücke, die rundum blickdicht verkleidet ist.“
„Also eigentlich einen Tunnel. Okay, aus welchem Material besteht diese Brücke?“ Als er mich verständnislos ansieht, erkundige ich mich: „Warum schaust du mich an, als hätte ich eine blöde Frage gestellt?“
„Alles ist aus Sal-Nom. Es gibt nichts anderes.“
„Hm. Das ist doch Unsinn. Das Messer zum Beispiel ist doch aus Metall gewesen!“
Er schüttelt den Kopf. „Es gibt nur Sal-Nom, aber es wird bearbeitet und verschiedene Stoffe können hinzugefügt werden.“
„Hm.“
Katharina berührt mit ihren Lippen mein linkes Ohr. „Kann es eigentlich sein, dass dieses Universum eine extrem primitivere Variante unseres alten ist?“
„Den Gedanken hatte ich auch schon“, flüstere ich zurück. „Es würde mich sogar nicht wundern, wenn dieses Universum die Vorlage für unseres gebildet hätte.“
„Autsch.“
„Du weißt aber schon, was Vorlage bedeutet?“
„Natürlich, du Wahnsinnige.“
Und ich merke schon wieder, wie ich nass werde, allein durch ihre Nähe, denn wir berühren uns jeweils beim Sprechen mit den Lippen, außerdem sitzen wir auf Tuchfühlung. Wie soll sich da ein armes Mädchen wie ich auf die wichtigen Dinge konzentrieren können?
„Wie viele Schwänze hast du eigentlich?“, fragt Katharina in die entstandene Stille hinein plötzlich.
Wir starren sie alle entgeistert an.
„Was? Als Oberster Lustwächter muss er doch was Besonderes sein! Genau wie dieser Multischwanzchef.“
„Multischwanzchef?“
Sie zuckt grinsend die Achseln.
Ich wende mich nach rechts, wo Roakan sitzt. „Du hast es gehört? Wieso bist du Oberster Lustwächter? Müsstest du dann nicht fast genauso viele Schwänze haben wie Szoki Bucca?“
„Niemand ist annähernd so lustvoll wie Szoki Bucca“, erwidert Roakan düster. „Ich habe drei.“
„Drei Schwänze?“, hakt Loiker nach.
„Ja.“
„Und nur zwei Kinder?“, platzt es aus mir heraus. „Oder … Oh Scheiße, ich will das nicht!“ Ich presse die Lippen zusammen und starre die gegenüberliegende Wand des Skonkan an.
„Was oder?“, erkundigt sich Katharina.
„Na ja, vielleicht hat Reka nur zwei … Ach, egal. Unser Gespräch bewegt sich auf einem unglaublich unterirdischen Niveau.“
„Hast du eine bessere Idee? Wenn wir allein wären, dann …„ Sie hält inne, vermutlich wurde ihr gerade bewusst, wie sehr auch sie sich von den Pheromonen oder was auch immer hier in der Luft herumschwirrt, beeinflussen lässt.
„Reka entstammt einem älteren Geschlecht als ich und hat vier. Aber keine Frau darf Oberste Lustwächterin sein.“
„Na toll“, bemerke ich. „Noch so eine Machogesellschaft.“
„Es muss einen Grund haben, warum du ausgerechnet hier gelandet bist“, sagt Katharina.
„Wie meinst du das denn?“
„Denk doch mal nach, Schätzchen. Die … sie wissen ja, wie du darauf reagierst und finden es bestimmt lustig.“
„Das traue ich ihnen sogar zu“, erwidere ich. „Trotzdem finde ich es zum Kotzen.“
„Eben. Aber vielleicht wäre es trotzdem schön, diese Welt nicht in Schutt und Asche zu legen.“
„Hey, ich war das bei keiner! Frag ihn!“ Ich deute auf Loiker.
„Also zumindest in unserer haben es die Bewohner auch ganz allein geschafft“, nickt der.
„Hast du gehört?“
„Schon okay, Schätzchen, war nicht ganz ernst gemeint. Ich wollte damit auch nur sagen, dass sie vielleicht das Interesse an dir verlieren, wenn du mal anders reagierst und dich nicht davon provozieren lässt.“
„Hm.“ So ganz unlogisch klingt das nicht. Auch wenn ich nie Psychologie studiert habe … Wobei, das stimmt ja nicht ganz. Ob ich auch auf das Wissen der Profilerin zurückgreifen kann?
Scheiß drauf, das kriege ich auch so noch hin. Zumal es zur Ausbildung als Kampfsportlerin gehört, sich nicht provozieren zu lassen und zu deeskalieren.
Und eigentlich weiß ich das alles sowieso. In meiner Zeit als CEO habe ich das wunderbar hinbekommen. Nur ist das überhaupt nicht vergleichbar mit meinem jetzigen Leben. Heimatlos, Ex-Auserwählte, Vertriebene, …
Hör lieber auf, sagt die Andere. Oder willst du vor Roakan losheulen?
Ich will es nicht, ganz sicher nicht. Ich atme tief durch und schaue Katharina an, die mich interessiert beobachtet.
„Wieso schüttelst du mich nicht?“, erkundige ich mich.
„Ich wollte mal sehen, ob der Zustand auch von alleine aufhört.“
„Aha. Ich denke, wenn man mich einfach mal zu Ende denken lässt.“
„Und, was ist das Ergebnis deines Denkens?“
„Dass du recht hast und ich mich nicht provozieren lassen sollte.“
„Und für diese Erkenntnis hast du so lange gebraucht?“
Ich setze schon zu einer gepfefferten Antwort an, als mir klar wird, was sie tut.
Als ich den Mund wieder schließe und ausatme, lächelt sie leicht. „Geht doch.“
„Ich glaube, es ist noch ein langer Weg, bis es wirklich zuverlässig klappt“, erwidere ich. „Und sie werden es nicht einfach so hinnehmen, sondern den Schlüsselreiz verstärken.“
„Wow. Bist du Psychologin geworden?“
„Nicht ich.“
Sie braucht einen Moment, bis sie versteht. Dann grinst sie breit. „Ach ja, die habe ich vergessen. Ganz praktisch.“
„Na ja. Da ist ja noch mehr, nicht nur Praktisches.“
Sie grinst noch breiter, sagt aber zum Glück nichts weiter. Ich schaue die beiden Jungs an, denen man anmerkt, dass sie nicht die geringste Ahnung haben, worüber wir da gesprochen haben.
Ist wohl auch besser so.
„Hör zu, Roakan, ist der Nachbarskeg so aufgebaut wie die anderen, die wir bisher kennengelernt haben?“
„Alle sind so aufgebaut. Es gibt den Vagy und um diesen herum andere Sachen.“
„Wie den Markt? Oder eine Siedlung?“
„Siedlung?“
„Na ja, Häuser. Zum Wohnen.“
„Genau.“
„Und was gibt es auf dem Skeg, zu dem wir gerade fahren?“
„Eine der Zuchtstationen für die Skonkan.“
Skeg 119. Wir waren demnach etwa drei Stunden unterwegs und befinden uns seit etwa zwölf Stunden in dieser Welt. Und ich habe sie jetzt schon satt.
Oh Mann.
Irgendwie trifft es der Name Zuchtstation ganz gut. Ein Paradies für Biologen, dieser Skeg. Neben dem obligatorischen Vagy gibt es hier nur Gebilden, die auf den ersten Blick an gläserne Gräber erinnern. Also an Schneewittchen. Allerdings liegen darin keine Leichen herum, auch keine halben, sondern die Wasauchimmer, aus denen mal ein Skonkan wird.
In diesem Stadium haben sie noch keine Öffnung im Rücken und auch keine Fahrkabine in sich. Sie sind auch deutlich kleiner als ihre in Dienst genommene Kollegen. Sie leben und gedeihen in einem künstlichen Biotop. Roakan nannte das anders, aber darauf läuft es hinaus. Ein wenig wie gigantische Regenwürmer.
Sobald sie ausgewachsen sind, beginnt der spannende Teil. Und der widerwärtige. Sie werden aufgeschnitten und bekommen eine Box eingepflanzt. Jedenfalls etwas Ähnliches. Erinnert ein wenig an ein eckiges Ei. Dann wird die Wunde wieder zugemacht. Mit einer Art Reißverschluss.
Als Roakan uns ein Exemplar zeigte, das gerade diese Prozedur über sich ergehen lassen musste, wurde selbst mir beinahe schlecht.
„Es tut ihnen nicht weh“, bemerkte Roakan.
„Woher zum Teufel willst du das denn wissen?!“
„Sie würden bestimmt schreien, wenn sie Schmerzen hätten.“
„Schreien? Womit denn?“
Ich wandte mich ab und ging zurück zum Vagy, um mich daneben auf eine Bank zu setzen. Ein Himmelreich für eine Zigarette jetzt. Da wanderst du durch Tlen, schaust Godda bei allen möglichen Aktivitäten zu, glaubst, du hättest schon alles gesehen, und dann das.
Echt, zum Kotzen.
Katharina sitzt neben mir und wirkt auch etwas mitgenommen.
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir auf unsere alten Tage wirklich militante Tierschützer werden sollten“, bemerkt sie nach einer Weile.
Ich werfe einen Blick auf Loiker, der aus dem Vagy kommt, vermutlich von der Toilette.
„Es wäre vermutlich nicht zielführend“, erwidere ich schließlich. „Letzten Endes wissen wir tatsächlich nicht, ob sie Schmerzen haben.“
„Genau. Wir sollten uns einfach auf unsere Suche konzentrieren.“
„Du hast recht.“ Ich wende mich an Roakan, der in der Nähe auf einer anderen Bank sitzt. Er sieht aus, als würde er nicht verstehen, was unser Problem ist. Wahrscheinlich ist es ja auch so. „Welche Möglichkeiten gibt es, auf den Zao-Skeg zu kommen?“
„Für uns gar keine.“
„Danach habe ich nicht gefragt! Ich verliere langsam wirklich die Geduld mit dir. Kann man von der Brücke, die verkleidet ist, auf den Skeg gelangen? Und vom Skonkan?“
„Nein, die Brücke führt direkt auf den Skeg danach. Mit dem Skonkan ja, aber die Haltestelle wird sehr streng bewacht.“
„Dann gibt es keine Möglichkeit, zu Fuß auf den Skeg zu kommen?“
Roakan schweigt und seine Augenlider flattern kurz. Katharina springt auf, setzt sich neben ihn, packt seine rechte Hand und biegt seinen Mittelfinger solange zurück, bis er mit einem deutlich hörbaren Knackgeräusch bricht. Gleichzeitig hält sie ihm den Mund zu. Nur seine fast herausspringenden Augen verraten, dass die Behandlung nicht wirklich angenehm ist.
„Für jede falsche oder nicht erfolgende Antwort ist ein Finger dran“, sagt sie ruhig. „Und damit du mir das glaubst, habe ich schon mal angefangen. Außerdem hast du gerade eine Frage nicht beantwortet. Falls die Finger nicht reichen, mache ich mit den Zehen weiter. Reichen die auch nicht, sind die Zähne dran. Ist das angekommen?“
Als er heftig nickt, lässt sie seinen Mund los. „Falls du schreist, ist auch ein Finger dran. Auch verstanden?“
Er nickt wieder und starrt sie an.
„Gut. Ist es möglich, zu Fuß auf den Zao-Skeg zu kommen?“
„Ja“, antwortet Roakan gepresst. „Es gibt eine Brücke, aber sie wird bewacht und nur bei Bedarf ausgefahren.“
„Bei Bedarf ausgefahren? Und wie fährt dann der Skonkan durch?“
„Nur der begehbare Teil der Brücke wird eingefahren.“
„Ich verstehe.“ Ich blicke mich um. Es sind wenige Leute hier unterwegs, die uns zwar neugierig ansehen, aber sonst nichts Verdächtiges tun. Vermutlich liegt das auch an Roakan, den man als Oberster Lustwächter lieber in Ruhe lässt.
Außer von anderen Lustwächtern.
„Was ist mit dem Aufzug? Wie funktioniert der? Elektrisch?“
„Nein. Er wird von Hand bedient, mit einer Kurbel, die über Seilwinde den Aufzug bewegen kann. Normalerweise ist die Kabine oben.“
„Okay. Irgendwie sogar nachvollziehbar. Das heißt, unten leben nur Lustlose?“
„Nein.“
„Nein?“
„In den Lustlagern gibt es auch andere.“
„Roakan, du machst mich gerade etwas nervös. Nach wie vielen gebrochenen Fingern würdest du einsehen, dass ich vernünftige, umfassende Antworten von dir haben will? Sollen wir es ausprobieren? Katharina bricht dir solange Finger, bis du alles, was ich wissen will, erzählst, und zwar ohne dass ich auch nur eine einzige Frage stelle. Einverstanden?“
Als Katharina seinen rechten Ringfinger packt, sagt er hastig: „Das ist nicht nötig! Lustlager sind Einrichtungen, in denen einige Lustlose die Möglichkeit erhalten, zu Lustvollen zu werden und nach oben zurückzukehren. Lustvolle, die sich bereit erklären, Lustlosen etwas von ihrer Lust abzugeben. Das Projekt heißt Lustspende.“
Katharina und ich sehen uns entgeistert an.
„Glaubst du den Schwachsinn?“, frage ich sie dann.
Sie schüttelt den Kopf.
„Es ist aber wahr!“, ruft Roakan. „Ihr könnt das nachprüfen!“
„Wozu soll das gut sein?“
„Wir wollen Unruhen verhindern, die möglicherweise zum Schaden aller wären.“
„Ihr gebt denen Hoffnung, damit sie stillhalten?“
„Ja, so könnte man es auch ausdrücken.“
„Das ist ziemlich pervers“, stelle ich fest.
„Aber leider glaubwürdig, wenn ich so an einige geschichtliche Ereignisse denke“, erwidert Katharina. „Mir fällt zum Beispiel Lebensborn ein.“
„Hm. Ich habe den Begriff schon mal gehört, aber ich komme nicht darauf, was es ist.“
„Von den Nazis betriebene Zuchtstationen.“
Jetzt erinnere ich mich wieder, obwohl Katharinas Umschreibung etwas zynisch ist. Eigentlich passend, denn diese Einrichtungen waren an sich zynisch. Andererseits, was an der Ideologie der Nazis war nicht zynisch?
„Okay, ich gebe zu, so gesehen ist so ein Projekt gar nicht mal unglaubwürdig. Trotzdem zum Kotzen.“
„Da gebe ich dir ja recht. Bringt uns aber nicht weiter.“
Ich nicke schlechtgelaunt. Diese ganze Moralscheiße bringt uns gar nicht weiter. Ich meine, war ich nicht diejenige, die fast schon mit Freude zugesehen hat, wie ein gefühlloser Kindermörder mit der Garrotte langsam erstickt und geköpft wurde? Wie einem anderen Killer sämtliche Knochen im Leib gebrochen wurden und er nicht die Gnade eines schnellen Todes gewährt bekam? Auf meinen Befehl hin?
Oder habe nicht ich dem Zauberer in die Augen gesehen, während er langsam das Bewusstsein und das Leben verlor, und empfand ich dabei nicht sogar eine Art von Befriedigung? Rache ist unmoralisch, und das war Rache pur.
Ich blicke Katharina an, die mich lächelnd beobachtet.
„Was?“
„Du warst wieder weg und ich habe einfach mal abgewartet, ob und wann du wiederkommst.“
„Ich habe nachgedacht.“
„Das ist mir inzwischen auch klar, darum habe ich abgewartet.“
Mir kommt eine Idee. Ich bitte Loiker, auf Roakan aufzupassen. Er setzt sich mit übereinander geschlagenen Beinen an seine linke Seite, hält mit der Linken das Schwert fest und legt den rechten Arm um seine Schulter. Dann lächelt er uns an.
Ich nehme Katharinas Hand und ziehe sie mit mir neben eins dieser an Gräber erinnernden Gebilden, weit genug, dass weder Loiker noch Roakan uns hören können.
Sie legt ihre Hände auf meine Hüften, ich meine Unterarme auf ihre Schultern.
„Ich höre“, sagt sie dann.
„Wir bringen Loiker auf Enskeg. Dort kann er sich für eine Weile verstecken und müsste genug zum Essen haben. Roakan bleibt bei ihm, für den Fall der Fälle.“
„Sie werden ihn suchen.“
„Auf Enskeg auch?“
„Hm.“ Sie denkt kurz nach. „Wenn ich mich richtig erinnere, ist da nichts außer Wald. Und der Hügel.“
„Und der Tempel.“
„Wir müssten den Skonkan vorher verlassen und zu Fuß gehen.“
„Hm.“
„Warum lassen wir die beiden nicht hier? Wenn ich das richtig sehe, gibt es hier nichts außer der Zuchtstation.“
„Das wäre meine zweite Wahl. Enskeg ist aber vielleicht wirklich nicht so gut, weil wir ohne Skonkan Tage bis dorthin brauchen.“
„Mindestens. Vor allem, wenn die Brücken bewacht werden, was nicht unwahrscheinlich ist.“
Ich betrachte ihre hellblauen Augen. Meine Idee war so schön! Aber leider mit ein paar relevanten Nachteilen behaftet.
„Unabhängig von Loiker: Wie geht es danach weiter?“
„Wir gehen auf den Zao-Skeg und dann nach unten.“
„Einfach so?“
„Wir nehmen die Brücke, die eigentlich auf den übernächsten Skeg führt. Keine Ahnung, wie hoch sie ist, aber nicht höher als die Decke mit den komischen Schmetterlingen.“
„Du meinst also, wir gehen auf der Brücke. Also, wirklich auf ihr, nicht in ihr.“
„Genau. Und klettern dann am Aufzug nach unten. Mit etwas Glück bemerkt uns niemand. Sie haben vermutlich noch nicht wirklich begriffen, dass wir übermenschliche Kräfte haben und sind nicht darauf vorbereitet.“
„Klettern am Aufzug nach unten? Hast du gesehen, wie tief das ist?“
„Hab ich. Wird ein bisschen dauern.“
„Ein bisschen.“ Sie grinst. „Okay. Lass uns hier auf diesem Skeg ein Versteck für Loiker suchen.“
„Okay.“ Ich halte sie fest, um noch ein wenig in ihren blauen Augen zu versinken. Dann küsse ich sie sanft. Und dann weniger sanft. Bis sie sich keuchend von mir löst.
„Ich würde wirklich sehr, sehr gerne weitermachen“, sagt sie. „Aber lass uns ausnahmsweise mal vernünftig sein.“
„Na schön. Aber wirklich nur ausnahmsweise. Ausnahmsweise bedeutet, dass wir das nächste Mal unvernünftig sein dürfen.“
„Deal.“
Wir kehren zurück zu den beiden, die uns angespannt oder neugierig beobachten.
Ich gehe vor Roakan in die Hocke. „Hör mir sehr gut zu. Ich stelle jede Frage genau einmal und erwarte unverzüglich eine wahre und geboten ausführliche Antwort. Verstanden?“
Er nickt.
„Befindet sich auf diesem Skeg noch etwas anderes als diese Zuchtstation?“
„Nichts was wir gebaut hätten. Zu Zao-Skeg hin ist offene Fläche, damit alle, die sich ihm nähern, frühzeitig gesehen werden. Zur anderen Seite hin ist Wald.“
„In Ordnung. Weißt du, was in dem Wald essbar und trinkbar ist?“
„Was?“
Als ich seinen nächsten Finger packe, schreit er auf: „Warte, warte! Ja, das weiß ich!“
„In Ordnung. Wie wahrscheinlich ist es, dass hier, auf diesem Skeg, nach uns gesucht wird?“
„Im Moment unwahrscheinlich. Aber wenn die Arbeiter hier mitbekommen, dass ich entführt wurde, und das wird früher oder später geschehen, dann ...“
„In Ordnung. Wir gehen jetzt in den Wald. Führe uns, möglichst unauffällig. Steck deine Hand in die Jackentasche.“
„Das tut weh!“
„Es wird noch viel mehr wehtun, wenn du nicht gehorchst. Los jetzt!“
Mit einem leidenden Gesichtsausdruck und vorsichtig schiebt er die Hand mit dem gebrochenen Finger in die Jackentasche. Ein wenig tut er mir schon leid, andererseits ist mir klar, dass er wenig zimperlich mit uns umgehen würde. Um so ein hohes Amt zu bekleiden, darf man sich nicht unnötig mit Skrupeln belasten.
Katharina geht neben ihm her, Loiker und ich folgen den beiden.
„Was habt ihr vor?“, erkundigt sich Loiker leise.
„Wir wollen nach unten, aber du bleibst hier. Zusammen mit ihm. Ich denke, der Wald ist groß genug, dass ihr euch dort versteckt halten könnt.“
„Warum darf ich nicht mit?“
„Kannst du außen an einem Aufzug ganz nach unten klettern?“
Er denkt kurz nach. „Das ist ganz schön tief. Könnt ihr das denn?“
Ich zucke die Achseln. „Keine Ahnung. Aber wir springen notfalls runter und erholen uns wieder. Du nicht.“
„Ist ein Argument. Und was mache ich, wenn seine Leute hier auftauchen?“
„Geh ihnen aus dem Weg.“
„Ein guter Ratschlag, ich werde ihn befolgen“, erwidert er grinsend.
In der Zwischenzeit erreichen wir den Rand der Zuchtstation und betreten den angrenzenden, roten Wald. Nach einigen Minuten höre ich etwas plätschern, bald darauf stoßen wir auf einen Wasserlauf.
Den wir entgeistert anstarren.
„Hier gibt es Wasser?“, erkundige ich mich schließlich.
„Ja. Wir müssen ja auch trinken.“
„Und wo kommt das her?“
„Es entsteht an einigen Stellen aus Sal-Nom.“
Hätte ich mir ja denken können. Ich schaue Katharina kurz an und will dann Loiker bitten, sich nach einem geeigneten Lager umzusehen, als ich etwas höre, was mir gar nicht gefällt. Katharinas Hand auf meiner Schulter beweist, dass sie es auch gehört hat.
„Sie sind da“, sagt sie.
„Wer?“, fragt Loiker.
„Die Lustwächter. Das bedeutet Planänderung.“
„Oh.“ Er tritt schnell zu Roakan und legt die Hand auf seinen Mund. „Dann macht, dass ihr wegkommt. Ich kümmere mich um den hier.Willst du dein Schwert haben?“
Ich starre ihn an. Doch schließlich muss ich anerkennen, dass er recht hat. Nach einem kurzen Blick auf Katharina verneine ich kopfschüttelnd.
„Was hast du vor?“
„Ich werde mich mit ihm auf den Nachbarskeg verziehen. Wenn er etwas tut, was er nicht soll, wende ich die bewährte Methode an.“ Er grinst Roakan an. „Und wenn er gar nicht mitspielt, schneide ich ihm die Kehle durch.“
„Klingt vernünftig“, erwidert Katharina. „Dann sollten wir uns auf den Weg machen, Schätzchen.“
Auch sie hat recht. Das Auftauchen der Lustwächter bringt unseren Plan vielleicht etwas durcheinander, aber eigentlich ändert sich gar nichts. Wie denn auch?
„Na los jetzt“, sagt Loiker. „Findet sie und holt mich ab. Ich verlasse mich auf euch!“
Ich nicke, dann trete ich zu ihm und gebe ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Schließlich packe ich Katharinas Hand und laufe los.
„Bist du noch verliebt in ihn?“, erkundigt sich Katharina beim Laufen.
„Was ist los? Hast du sonst keine Sorgen?“
„Och, Sorge ist übertrieben. Ich bin nur neugierig.“
„Ich war noch nie in ihn verliebt! Ich finde ihn nett, er kann gut ficken, hat einen funktionierenden Verstand, aber ich bin nicht in ihn verliebt!“
„Okay, okay.“
Zwischendurch laufen wir ziemlich schnell durch den roten Wald, wobei ich darauf hoffe, dass der Skeg nicht plötzlich einfach so endet, sonst sind wir schneller unten als geplant.
„Ernsthaft. Bist du eifersüchtig, weil ich ihn geküsst habe?“
„Nein.“
„Du lügst.“
Sie bleibt stehen. Ich laufe ein paar Schritte weiter, dann drehe ich mich um und gehe zu ihr zurück. Sie mustert mich mit einem undefinierbaren Ausdruck. Ich nehme ihr Gesicht zwischen die Hände und küsse sie. Nicht wie Loiker, sondern leidenschaftlich, wild. Wie ich nur noch sie küsse.
„Echt jetzt, Katharina“, sage ich danach, ohne sie loszulassen. „Ich liebe dich. Nur dich.“
„Ist gut.“
Ich muss lachen und kann kaum aufhören, zu Katharinas großem Erstaunen.
„Was ist denn jetzt los?“
„Ach, nichts. Das heißt, ich habe mich nur an Gaskama erinnert. Ihn habe ich übrigens nie geküsst. Er ist der Chef der Königlichen Leibgarde, ein sehr guter Freund. Das ist sein Lieblingsspruch.“
„Was?“
„Ist gut. Damit konnte ich auch Askan immer zum Lachen bringen ...“
„Okaaay … Trotzdem sollten wir vielleicht jetzt weiter.“
„Ungern.“ Ich genieße ihre Nähe, ihren Duft, ihre blauen Augen, ihre Lippen. „Seit wir in dieser Scheißwelt sind, rennen wir nur durch die Gegend.“
„Das stimmt allerdings. Ich würde auch viel lieber dir die Kleider vom Leib reißen und deinen Körper mit tausend Küssen bedecken, aber wir würden nicht lange ungestört bleiben. Und ich bezweifle, dass die Lustwächter, trotz des Namens, warten würden, bis wir beide unseren zehnten Orgasmus hatten.“
„Das bezweifle ich auch“, erwidere ich grinsend. „Idiot.“
Es hilft alles nichts, wir müssen weiter. Zumal wir inzwischen die Soldaten hören können. Oder Polizisten. So ganz klar ist es mir nicht. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem, was die Lustwächter darstellen. Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es auf den Skegs nur eine Gesellschaft, also Polizei. Unten gibt es Widerstandsbewegungen, die das Regime stürzen wollen, dort sind die Lustwächter eher Soldaten.
Und wir finden heraus, dass der Skeg tatsächlich einfach so aufhört. Er scheint eine rechteckige Grundform zu haben. Glücklicherweise bemerken wir den Rand rechtzeitig und bewegen uns vorsichtig heran. Man weiß ja nie, wie stabil das Gebilde ist.
Sehr stabil, wie wir dann herausfinden. Selbst wenn wir wollten, könnten wir kein Stück abbrechen. Das ist schon mal beruhigend.
Wir wenden uns nach links und laufen auf den Zao-Skeg zu. Jedenfalls wenn wir nicht die Orientierung verloren haben. Zum Glück sind wir beide schwindelfrei, denn immer wieder gehen wir sehr nah am Rand entlang, um nicht durch dichtes Gestrüpp kriechen zu müssen.
„Ich hoffe sehr, dass wir nicht springen müssen“, bemerkt Katharina irgendwann. „Das ist echt tief.“
„Wir würden es definitiv nicht überleben.“
„Hoffentlich funktioniert unsere Unsterblichkeit noch.“
„Warum sollte sie nicht? Außerdem habe ich mich sehr schnell von den Stichen der Schmetterlinge erholt. Ich denke also schon, dass wir nach wie vor unsterblich sind.“
„Na gut.“ Damit ist dieses Thema besprochen. Hoffe ich.
Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir das schmale Ende dieses Skegs. Der nächste schwebt etwa 200 Meter entfernt im Nichts.
„Scheiße, dass es mit dem Fliegen nicht mehr klappt“, sage ich.
„Du bist schon wieder so positiv.“
„Haha. Genauso positiv wie die Hoffnung, nicht springen zu müssen.“
„Das ist was anderes“, murmelt sie. „Du hast mich angesteckt.“
„Katharina.“
„Ja?“ Sie dreht sich mir zu und sieht mich ragend an.
„Du hast dich verändert. Erst dachte ich, das liegt nur an den fehlenden Erinnerungen.“
„Und was denkst du jetzt?“
„Weiß ich nicht.“
„Hm. Und welche Version von mir gefällt dir besser?“
„Haha. Das ist eine Fangfrage. Double-Bind.“
„Was ist das?“
„Es ist nicht möglich, richtig zu reagieren. Egal, was ich antworte, habe ich die Arschkarte.“
Sie grinst. „Jetzt komm schon. Versuchs mal. Ich akzeptiere jede Antwort. Okay?“
„Na ja. Die aktuelle Version ist manchmal nervig, aber mir gefällt es, dass du lockerer bist. Du warst davor wohl zu lange die Konzernchefin.“
„Das könnte sogar sein. Um ehrlich zu sein, ist die aktuelle Version eher die echte Katharina.“
„Hm. Passt definitiv mehr zu deinem Aussehen.“ Diesmal grinse ich, als sie mich strafend ansieht. Dann lacht sie auf.
„Hab verstanden. Ist gut.“
Ich kann nicht anders, ich muss sie küssen.
Danach gehen wir weiter und erblicken schon bald die Brücke, die ganz anders aussieht als die erste, über die wir gegangen sind. Sie sieht wirklich wie ein Tunnel aus, mit einem quadratischen Querschnitt. Rechts davon befindet sich etwas, das auch wie ein Tunnel aussieht. Vermutlich ist es auch ein Tunnel, der Tunnel für Skonkan. Er kommt aus unserem Skeg, etwa fünf Meter unterhalb der Kante des Skegs. Erinnert mich ein bisschen an eine überdimensionale, stark gerötete Nabelschnur. Ab und zu entsteht eine Beule und bewegt sich mit rasender Geschwindigkeit fort. Oder sie kommt an und verschwindet in unserem Skeg. Auf dem Ding herumzulaufen wäre also nicht ratsam, mal ganz abgesehen von der nicht sehr einladend wirkenden Konsistenz. In der Art, dass Kaviarliebhaber jauchzen müssten. Ich jedenfalls nicht. Und ich hoffe, Katharina auch nicht.
„Sieht ja lustig aus, wie die Skonkan sich bewegen“, bemerkt sie.
„Das ganze Ding sieht lustig aus. Oder auch nicht. Eklig eher.“
„Eklig?“
„Na ja, mich erinnert das an einen geröteten, aufgehängten Faden Scheiße.“
Sie prustet los. „Du hast dich nicht verändert. Deine Vergleiche sind immer noch unmöglich!“
„Findest du das etwa irgendwie anziehend?“
„Bestimmt nicht. Aber ich denke nicht an rote Scheißfäden dabei.“
„Da bin ich ja beruhigt.“
„Wieso denn?“
„Na ja, ich habe schon befürchtet, du stehst auf Kaviarspiele. Ich nämlich nicht.“
Sie grinst schon wieder. „Interessantes Thema. Aber nein, nichts für mich.“
„Hast du es etwa schon ausprobiert?!“
„Schätzchen, ich habe in meinem langen Leben so ziemlich alles ausprobiert, was man ausprobieren kann.“
„Stimmt, sogar wie es sich anfühlt, ein Pornostar zu sein.“
Das Grinsen wird breiter. „Kommst du darüber nicht hinweg?“
„Doch, doch. Bin ja kein Unschuldslamm. Ich finde es nur schade, dass ich mir den Film nicht mehr ansehen kann.“
„Wir können ihn ja nachspielen.“
„Das ist ja mal eine Idee.“
Und ein Lächeln. Kein Grinsen, ein Lächeln. Bizarr, das Ganze. Da laufen wir am Rand eines Skegs entlang, halten Händchen und unterhalten uns darüber, einen Pornofilm, in dem sie mal mitgespielt hat, nachzuspielen. Nein, das ist mehr als bizarr.
Plötzlich bleibt sie stehen.
„Was ist denn?“
„Roakan hat gesagt, der Zugang zum Zao-Skeg wird bewacht.“
„Ja. Und?“
„Siehst du Wachen?“
„Hm. Andererseits, der Tunnel führt ja nicht auf den Zao-Skeg, den brauchen sie nicht zu bewachen. Und die Brücke kommt ja nur auf Anforderung.“
„Und woher wissen sie, dass jemand die Brücke anfordert?“
Ich kratze mich am Kopf. „Eine gute Frage. Vielleicht sollten wir nicht so offen hier herumrennen.“
„Genau.“
Wir begeben uns danach in Deckung. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass die Lustwächter über etwas Ähnliches wie Ferngläser verfügen. Selbst Kameras sind nicht ganz ausgeschlossen, auch wenn ich sie für unwahrscheinlich halte. Ich habe bisher nicht die geringste Andeutung entdeckt, dass es irgendeine Art von Kameras gibt. Oder überhaupt Bilder.
Aber man weiß es natürlich nie. Das irdische Militär war ja auch immer der zivilen Anwendung weit voraus.
Wir erreichen irgendwann die Stelle, wo der Tunnel mit dem Skeg verbunden ist. Niemand zu sehen. Hätte mich auch gewundert. Wobei ich mich schon frage, warum niemand von unseren Verfolgern hier ist.
Wir halten uns im roten Gebüsch versteckt und beobachten die große Ereignislosigkeit.
„Gefällt mir irgendwie nicht“, sagt Katharina plötzlich. „Erstens: Wenn sie Ferngläser haben, ist es keine gute Idee, auf diesem Ding nach oben zu spazieren.“
„Und zweitens?“
„Und zweitens könnte es sein, dass sie Loiker erwischt haben und dort in der Ecke nach uns suchen. Noch. Sie wissen ja nicht, wie schnell wir sind. Außerdem sind sie langsamer.“
„Hm. Loiker hat gesagt, wir sollen mit Sarah wiederkommen. Ich glaube nicht, dass sie ihn töten wollen. Außer, er wurde bei einem Kampf getötet. Dann können wir sowieso nichts mehr für ihn tun.“
Katharina mustert mich nachdenklich.
„Was denn?“
„Du bist wirklich nicht in ihn verliebt.“
„Sag ich doch. Ich mag ihn, das ja. Aber wir helfen ihm am meisten, wenn wir hier unsere Aufgabe erledigen und dann abhauen.“
„Stimmt. Aber wie? Springen?“
„Nur wenn es absolut keinen anderen Weg gibt.“
„Dann müssen wir durch den Tunnel.“
„Der ist zu.“
„Und?“ Als ich sie verständnislos ansehe, grinste sie schon wieder. „Du kannst doch schweißen.“
„Ich kann schweißen … Äh, ja, du hast recht, ich kann schweißen!“ Mir fällt unsere erste Zugfahrt in der Welt eine Ebene höher ein, vor allem das Ende davon. „Okay, das wäre tatsächlich eine Möglichkeit. Die Frage ist höchstens, wie wir wissen ...“ Ich halte inne und beobachte die herannahende Brücke.
Ist das ein Geschenk oder eine Falle?
Die Antwort erhalten wir schon bald, als nämlich eine Gruppe von Lustwächtern herannaht und sie Loiker mitsamt meinem Schwert bei sich haben. Zumindest wissen wir jetzt, dass er nicht bei einem Kampf getötet wurde. Und wir können uns leicht ausrechnen, dass auch unser Plan, zum Aufzug zu gelangen, bekannt ist.
Aber wo ist Roakan?
„Wo ist der Oberste Lustwächter?“, flüstert Katharina.
„Hab ich mich auch gerade gefragt. Entweder ist er tot, verletzt oder auf unserer Spur. Er hat ja mitgekriegt, was wir vorhaben.“
Sie nickt. „Was denkst du jetzt über einen Sprung?“
„Dürfte zum einzigen Weg avanciert sein. Dass die schon hier sind, bedeutet, dass sie ihn schon kurz, nachdem wir weg waren, erwischt haben.“
„Ja. Komm.“
Wir ziehen uns unbemerkt zurück. Da es wirklich sein könnte, dass Roakan mit einer Truppe Lustwächtern unserer Spur folgt, gehen wir in die andere Richtung, sorgfältig darauf achtend, vom anderen Skeg aus nicht gesehen werden zu können.
Bin unbegeistert.
Meine linke Hand hält locker Katharinas rechte, während wir mit ausgebreiteten Armen und Beinen dem roten Allerlei unter uns entgegen rasen.
„Du hast doch einen Computer im Kopf!“, ruft Katharina. „Wie schnell dürften wir sein?“
„Du Arsch! Auf der Erde wären wir in dieser Haltung etwa 200 km/h schnell, aber die Geschwindigkeit hängt auch von der Gravitation ab! Wie stark ist die hier?“
Sie grinst und sieht mich an. „Ich habe keine Ahnung, wieso wir fallen, aber das weißt du ja! 200 km/h könnte sogar hinkommen!“
„Ja, genau, die Götter haben aus diesem Universum die Gravitationskonstante geklaut! Tolle Idee!“ Aber ich muss auch grinsen. Und sie hat recht, das könnte sogar hinkommen mit unserer Geschwindigkeit.
„Wir fallen schon seit einigen Minuten!“, fährt sie fort. „Ich schätze, wir haben noch nicht ganz die Hälfte geschafft! Das ist also verflucht hoch!“
„Ich schätze mal, so etwa 50 Kilometer!“
„Du machst mir Mut!“
„Entschuldige bitte, das wollte ich nicht!“
„Du Arsch!“ Seltsam, dass ich jetzt mal so genannt werde. Kommt nicht so häufig vor wie umgekehrt. Glaube ich.
„Das erinnert mich an die Zeit, als ich noch fliegen konnte!“, bemerke ich nach einer Weile.
„Mich auch! Aber du bist definitiv sanfter gelandet als wir es gleich tun werden!“
Da hat sie recht. Inzwischen ist der rote Dschungel unter uns gut zu erkennen. Und der Gebäudekomplex, auf den wir zurasen. Ob das ein Lustlager ist?
„Wir sollten möglichst an einer Stelle landen, wo wir keine Unschuldigen töten!“, rufe ich Katharina zu.
„Auf jeden Fall! Da wäre so eine Stelle!“ Sie zeigt auf einen Garten, wodurch wir etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Dank meiner fliegerischen Übung stabilisieren wir uns aber schnell wieder, dann ziehe ich sie plötzlich an mich und visiere die ausgesuchte Stelle an. Dadurch werden wir natürlich deutlich schneller und prallen nach wenigen Sekunden auf.
„Fuck!“
Das ist Katharinas Stimme, eindeutig. Wieso ist sie schneller wach als ich? Oder ist sie es gar nicht? Also nicht wach?
Ich öffne die Augen und sehe meine linke Hand. Soweit nichts Ungewohntes. Warum ich meistens meine linke Hand sehe, wenn ich zu mir komme, weiß ich zwar nicht, interessiert mich aber grad überhaupt nicht.
Ich liege auf dem Bauch und auf etwas Weichem. Könnte eine Matratze sein. Mein rechter Arm liegt rechts von meinem übrigen Körper, der sich so anfühlt, als wäre er in einem Stück, aber noch nicht sehr lange.
Ich hebe den Kopf und drehe ihn. Dabei stelle ich fest, dass ich tatsächlich auf einem Bett liege. Auf einem sehr einfachen Bett. Aber einem Bett. Ausgeschlossen, dass ich auf ihm gelandet bin. Außerdem bin ich zugedeckt. Und mal nicht nackt.
Auf einem zweiten Bett sitzt Katharina und starrt mich an. Sie trägt ein weißes Kleid und ist barfuß. Das kann ich sehen, weil sie die Decke zurückgeschlagen hat. Das Kleid reicht üblicherweise wohl bis zu den Knien, aber sie hat die Beine angewinkelt und die Knie hochgezogen, dadurch ist das Kleid nach unten gerutscht und gibt den Blick auf ihre Oberschenkel frei.
Was mich normalerweise nicht stören würde, aber im Moment irritiert es mich ein wenig.
Wo zum Teufel sind wir?
„Fuck“, sagt Katharina erneut.
„Was ist passiert?“
Sie zuckt die Achseln. „Nachdem wir gelandet sind, habe ich irgendwie die Orientierung verloren. Ich schätze mal, wir sind regelrecht explodiert.“
„Wieso bist du vor mir so munter?“
„Keine Ahnung. Vielleicht weil du dich im letzten Moment so gedreht hast, dass ich auf dir gelandet bin. Das war sehr edel von dir, aber bei dieser Geschwindigkeit völlig sinnlos.“
Ich schließe kurz die Augen. „Kann sein. Trotzdem wollte ich es tun.“
Nach einem Moment lächelt sie, wenn auch etwas schief. „Wie gesagt, sehr edel von dir. Danke.“
„Gern geschehen.“ Ich richte mich halb auf und drehe mich so, dass ich auf einen Arm gestützt sitzen kann. Ist noch etwas anstrengend. „Wo sind wir?“
„Wie gesagt, es war völlig sinnlos, ich war auch tot, wie du. Keine Ahnung, wo wir sind. Sieht irgendwie aus wie ein sehr einfaches Motelzimmer.“
Sie hat recht. Zwei Betten, ein Schrank, ein Tisch und zwei Stühle. Sogar ein Waschbecken gibt es.
Ich erhebe mich, dabei fällt die Decke nach unten. Ich trage das Gleiche wie Katharina, ein weißes, knielanges Kleid und anscheinend nichts darunter. Man scheint uns gewaschen zu haben.
„Ich vermute, sie haben uns mehr oder weniger in Einzelteilen gefunden und dann gemerkt, dass wir regenerieren. Also wurden wir gewaschen und ins Bett gebracht. Nett.“
Ich muss lachen. Typisch Katharina.
„Ja, wird so gewesen sein. Fragt sich nur, ob wir Gefangene oder Gäste sind.“
„Finden wir es heraus!“ Katharina springt auf und geht zur einzigen Tür in dem Raum. Sie ist nicht abgeschlossen, aber Katharina verharrt nach dem Öffnen. Dann macht sie die Tür wieder zu. „Zwei Wachen. Bewaffnet.“
„Also beides.“
„Sieht ganz danach aus. Wenigstens wissen die jetzt, dass wir wach sind. Vielleicht passiert dann mal was.“
Sie kommt zu mir und zieht mich an sich. Durch das dünne Kleid kann ich ihren Körper deutlich spüren, außerdem berühren sich unsere nackten Füße. Das ist ja die Höchststrafe in der augenblicklichen Situation. Wenn es wenigstens einen Schlüssel gäbe …
„Wir könnten die Zeit nutzen“, sagt Katharina leise, mit ihren Lippen an meinem Mund.
„Und wenn sie reinkommen?“
„Wir sind doch im Lustlager, schätze ich.“
„Haha.“
„Hast du denn gar keine Lust?“
„Und ob! Immer nach dem Aufwachen!“
„Jetzt sage ich haha. Erinnerst du dich, nach der Explosion im Zug? Da hattest du definitiv keine!“
„Das war was anderes“, erwidere ich grinsend.
„Wirklich?“ Fast wie von selbst liegen plötzlich ihre Hände auf meinem Po, erkunden die Fingerspitzen das, was sich da sonst noch befindet.
„Katharina ...“, flüstere ich und mein Widerstand schwindet rapide.
„Jaaa ...?“
Ich will ihr gerade mitteilen, dass wir vielleicht die Betten vor die Tür schieben könnten, als jene aufgeht und die zwei Wachen eintreten, gefolgt von einer Frau und einem Mann.
Sowohl Katharina als auch ich starren die Frau an. Sie ist klein, schlank, sieht jung aus, hat kurze, grüne Haare und rote Augen. Das ist aber nicht einmal das, was uns so fasziniert. Auch nicht unbedingt auch ihre wirklich großen Brüste, zumal wir wissen, dass diese in dieser Welt einen Vorteil bedeuten. Was unsere Blicke am meisten bannt, ist ihr Kleid. Es ist dunkelrot, ohne Ärmel und es ist deutlich zu sehen, dass sie nichts darunter trägt. Gar nichts. Nada. Und dass sie rasiert ist.
Oh Mann.
Ich sehe Katharina an, sie erwidert meinen Blick. Mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Wir heißen euch willkommen“, sagt der Mann. Er ist unauffälliger. Etwas größer als ich, mittleren Alters und leicht beleibt. Nur seine schlangengelben Augen irritieren ein wenig. Okay, die hellroten Haare vielleicht auch. Aber nicht so sehr wie die Augen. Andererseits haben wir uns auch an Sarahs weiße Augen gewöhnt.
„Mein Name Sartok, ich leite dieses Lustlager“, fährt Gelbauge fort. „An meiner Seite Lamooko, meine Stellvertreterin und die wissenschaftliche Beraterin.“
Wissenschaftliche Beraterin?! Die?! Hallo?!
„Seid ihr Lustwandler?“
Okay, diesmal sind wir etwas besser vorbereitet. Die Frage ist ja aus deren Sicht durchaus berechtigt. Wir fallen von oben und sterben nicht. Jedenfalls nicht endgültig. Das könnte schon auf Lustwandler hinweisen.
Und sie wissen nichts von den Ereignissen oben. Zumindest noch nicht. Aber das spielt keine Rolle zum jetzigen Zeitpunkt.
„Nein“, sagt Katharina. Ich starre sie entgeistert an. Hallo?
„Wir sind zur Hälfte Lustwandler und wurden von ihnen verstoßen. Dürfen wir bei euch bleiben?“
„Ihr seid Mischlinge?“, fragte Lamooko begeistert. „Ich wusste es! Ich wusste es, dass es so was geben muss! Darf ich euch untersuchen? Bitte, bitte! Danach dürft ihr euch frei im Lustlager bewegen!“
Katharina und ich sehen uns erneut an. Sie deutet ein kaum wahrnehmbares Lächeln an und ich denke darüber nach, welche Strafe für ihr Vergehen angebracht wäre. Stundenlanges Küssen vielleicht. Oder so.
„Was genau ist mit Untersuchen gemeint?“, erkundige ich mich dann und zwinge mich, den Blick oben, bei ihren Augen, zu halten. Das ist echt wie in einem Porno hier. Es ist ausgeschlossen, dass ihr nicht klar ist, wie viel von ihr zu sehen ist.
„Allgemein und eure Orgasmusfähigkeit!“
„Unsere Orgasmus...?“
„Ja, genau! Als Lustwandler müsst ihr sehr orgasmusfähig sein, auch als Mischlinge! Zumindest nach meiner Theorie! Das würde ich gerne untersuchen!“
„Aha“, erwidert Katharina. „Wie … wie äußerst sich denn diese Orgasmusfähigkeit denn so?“
„Durch viele Orgasmen! In kurzer Zeit! Ich habe von Schlaf zu Schlaf mindestens zehn Orgasmen! Ihr bestimmt noch mehr!“
Okaaay … Das ist eine Herausforderung, sogar für uns.
„Klar, kein Problem!“, sagt Katharina.
Was?! Hallo?! Will sie etwa auch nur noch mit Ausrufezeichen reden? Das ist bestimmt eine schädliche Nebenwirkung von täglich mindestens zehn Orgasmen! Mann!
Katharina nimmt meine Hand und fährt fort: „Aber nur mit ihr.“
Oh, oh.
Lamooko mustert uns nachdenklich, dann wirft sie einen Blick auf Sartok, der mit den Achseln zuckt.
„Also gut! Hauptsache, ich kann meine Tests machen!“
„Was willst du denn testen?“, frage ich, nachdem ich mich endlich von meinem Schock erholt habe. „Ich meine, wie? Zählst du die Orgasmen?“
„Ich messe sie!“
„Du misst sie? Etwa mit so einem Lodi-Ding?“
„Es ist verboten, einen Orgasmus zu haben, ohne Sexuon zu spenden! Aber keine Sorge, wir nutzen keine Lodi mehr!“
„Nicht? Was denn sonst?“
„Wir gehören zu den ersten, die Sudis nutzen dürfen! Keine Kabel, keine zusätzlichen Geräten! Die Bettdecken funktionieren als Sudi!“
Ich atme tief durch. Das ist der zugleich verrückteste und geilste Albtraum, den ich je hatte und den ich wahrscheinlich je haben werde.
„Seid ihr einverstanden? Sonst müssten wir euch einsperren, vielleicht sogar erschießen und dann untersuchen! Kommt, folgt uns!“
Damit dreht sie sich um und verlässt das Zimmer. Immer noch händchenhaltend, folgen wir ihr, und uns der Leiter des Lustlagers und die bewaffneten Wachen. Diese wären für uns keine große Herausforderung, aber sie werden nicht die einzigen Bewaffneten im Lager sein. Außerdem wüssten wir im Moment nicht einmal, wohin wir gehen sollten, um nach einer blauhaarigen Widerstandskämpferin zu suchen. Wobei, allmählich könnte ich mir Sarah auch als Kollegin von Lamooko vorstellen …
Katharina mustert mich amüsiert.
„Was? Du hast ja wenigstens Erfahrung!“
„In was?“
„Na, beim Sex Zuschauer zu haben. So als Pornostar.“
„Oh, das nagt aber ganz schön an dir.“
„Eigentlich nicht. Also, es nagt nicht. Aber ich werde es nicht so schnell vergessen.“
„Na denn. Außerdem, du hast dafür halbnackt auf Tischen getanzt. Das ist dann kein großer Schritt mehr zum öffentlichen Sex.“
„Äh ...“
„Ja, was denn?“
„Ach, nichts.“
„Was denn?!“
Jetzt muss ich doch grinsen. „Zehn Orgasmen am Tag hatte ich mit Greg nun nicht, aber an allen möglichen Orten. Am wenigsten intim war eine Umkleidekabine. Nur ein Vorhang hat uns von den Verkäufern getrennt, und der reichte nicht einmal bis zum Boden.“
„Und ihr wurdet nicht erwischt?“
„Doch. Das gab ein Riesentheater, aber wir haben uns absetzen können, ohne dass ich erkannt wurde.“
„Ja, ja, ein Unschuldslamm warst du halt auch nicht.“
„Ganz bestimmt nicht. Aber ich habe trotzdem noch niemals Sex gehabt und wurde dabei auch noch vermessen. Ich komme mir vor wie in Area 51.“
„Die Aliens wurden auch beim Sex beobachtet? Das wusste ich ja noch gar nicht.“
„Haha.“
Die Grünhaarige bleibt vor einer Tür stehen, schließt diese auf, dann geht sie hinein. Wir folgen ihr und gelangen in einen Raum, der an einen zweiten Raum grenzt. Die beiden Räume sind durch eine gläserne Wand getrennt. Im anderen Raum steht lediglich ein Bett.
„Am besten zieht ihr euch schon hier aus“, sagt Lamooko und deutet auf einen Stuhl. „Da könnt ihr die Kleider hinlegen.“
„Ausziehen?“
„Seid ihr nicht nackt beim Sex?“
Mir rutscht beinah raus, dass sie sich ja auch nicht ausziehen müsste dafür, kann mich aber gerade noch beherrschen.
„Außerdem haben wir euch ja schon nackt gesehen. Wir haben euch gewaschen.“
Ich nicke. Scheiß drauf. Ich lasse mein Kleid auf den Boden fallen, dann nehme ich Katharinas Hand und gehe mit ihr nach nebenan. Neben dem Bett bleibe ich stehen und ziehe sie an mich. Ich spüre sie. Ihre Haut. Ihre Brüste. Ihren Bauch. Ihre Hände auf meinem Hintern. Ihre Füße. Ihren Atem. Ihre Wärme.
Verfluchte, götterverdammte Scheiße!
„Sie beobachten uns“, flüstere ich.
„Ja, klar.“
„Gibt es irgendeinen Trick, trotzdem geil zu werden und geil zu bleiben? Wie hast du es gemacht? Das ist eine ernste Frage, ich will dich damit nicht ärgern.“
„Das kann ich mir denken“, erwidert sie lächelnd. „Konzentriere dich auf dich und auf mich. Auf das, was du spürst. Auf das, was du möchtest. Du hast vor hunderttausend Menschen gesungen. Du hast auch dabei deine Gefühle preisgegeben. Du kannst das.“
Ich muss unwillkürlich lachen. Das löst meine Anspannung. Ein wenig. Ihre Finger, die über meinen Rücken wandern, noch mehr. Sie fahren durch meine offenen Haare, berühren mein Gesicht, dann meine Lippen.
Und so ganz allmählich entspanne ich mich wirklich.
Die grünhaarige wissenschaftliche Beraterin macht mich irgendwann noch irre. Sie setzt sich in den Sessel, schlägt ihre langen Beine übereinander und lehnt sich zurück. Dadurch spannt sich das dunkelrote Kleid, das nicht einmal als T-Shirt wirklich geeignet wäre, über ihren großen Brüsten und rutscht so weit hoch, dass fast ihr Bauchnabel zu sehen ist. Aber auf jeden Fall ist es nun wirklich sehr gut zu sehen, dass sie rasiert ist.
Verdammt.
Katharina und ich sitzen auf einem Sofa und achten peinlich darauf, dass unsere Kleider nicht hochrutschen. Es ist mir dabei völlig egal, dass Lamooko uns gerade eben noch beim Sex beobachtet hat.
„Ich bin verwirrt“, sagt sie.
„Ich auch“, erwidere ich.
„Wieso?“
„Nicht so wichtig. Worüber bist du denn verwirrt?“ Ich ignoriere Katharinas fragenden Blick.
„Ich habe damit gerechnet, dass ihr mehr Orgasmen habt. Die Lustwandler sind berühmt dafür, dass sie eigentlich ständig Orgasmen haben.“
Ich denke an Roakan. „Wie vielen Lustwandlern bist du schon begegnet?“