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1. Schicksal

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AARON

AALST

Die gestohlene Jugend

1912 bis 1918 - für Kaiser und Vaterland

Vorwort

Eine Geschichte, die sich genauso hätte abspielen können. Sie ist allerdings frei erfunden.

Franz Keuper verliert seine Eltern und wird von der Schwester seines Vaters aufgenommen. Mit 17 Jahren meldet er sich, mehr oder weniger freiwillig, zum Dienst, um für Kaiser und Vaterland zu kämpfen. Er kommt an die Westfront.

Verzeichnis

1. Schicksal

2. Tante Siegrid

3. Ille

4. An der Front

Langsam, auf die Geräusche achtend, die die Anwesenheit seiner Frau verheißen könnten, geht Wilhelm Keuper zum Wandregal. Dort greift er nach seinen Zigarren.

Schon der Duft, der die gelagerten Zigarren umgibt und ihm jetzt aus dem geöffneten Humidor entgegenströmt, ist verlockend. In Gedanken versunken zündelt er eine Zigarre mit einem langen Streichholz an. Gleichmäßig muss die Glut sein, damit ein guter Zug gewährleistet ist. Wilhelm Keuper ist Konstruktions-Ingenieur und in leitender Stellung bei der Nordseewerft Emder Binnenhafen tätig. Genießerisch zieht er den Rauch in sich hinein um ihn dann, den Blick auf seinen aus Mooreiche hergestelltem Stehpult gerichtet, in dichten Wolken, den struppigen Schnäuzer streifend in das Zimmer zu blasen. Aber so richtig kann er seine Zigarre nicht genießen. Er ist ein wenig nervös und empfindlich. Sogar der sonst so geliebte weiße Stehkragen seines Hemdes macht ihm heute ärger. Er fährt mit einer fahrigen Bewegung mit dem Zeigefinger zwischen Hals uns Stoff und dehnt diesen mit geringem Druck nach außen. Eine gut halbe Stunde vergeht, als er jemanden durch die hintere Tür, die vom Hof in die Küche führt, kommen hört. Bevor er etwas sagen kann, hört er die Stimme seiner Frau.

»Wilhelm bist du da?«

»Ja Liebling, im Wohnzimmer.«

»Ich habe den Zigarrengeruch gleich bemerkt. Was ist denn passiert, dass du dir heute eine Zigarre genehmigst? Es ist doch nicht Sonntag«, sagt sie ihn ein wenig aufziehend.

Wilhelm legt die Zigarre ab und nimmt seine Gattin, eine große, schlanke Frau mit blonden Locken, in die Arme.

»Stell dir mal vor Heidetrud, ich habe eine persönliche Einladung zur Teilnahme an der Jungfernfahrt der Titanic bekommen. Wir beide werden an diesem großen Ereignis teilhaben. Nicht als zahlende Passagiere, sondern als geladene Gäste.«

»Das Schiff, über das du schon seit Monaten redest?«

»Ja! Ein unfassbares Glück! Ich bin seit dem Erhalt der Nachricht nicht mehr zur Ruhe gekommen. Alle haben mir ihre Glückwünsche ausgesprochen. So schnell es mir möglich war, bin ich nachhause geeilt, um dir die freudige Nachricht zu überbringen.«

»Wieso bist du der Glückliche?«

»Nun, wie du weißt, habe ich lange an den Plänen für verschiedene Details des Schiffes gearbeitet. Niemand sonst im Unternehmen hat so viele Kenntnisse sammeln können wie ich. So bin ich am besten geeignet, die Werft würdig zu vertreten. Es hängt für die Zukunft der Werft viel von unserem Auftreten ab. Weitere, noch größere Schiffe, sollen in England gebaut werden. Die Abteilung Nordseewerke Emder Binnenhafen, wir wollen dabei sein. Treffen unsere Erwartungen zu, wird der Bau von Passagierschiffen in den nächsten Jahren stark zunehmen. Der Kaiser selbst denkt daran, große Schiffe bauen zu lassen.«

»Schön mein Lieber. Wann soll es denn losgehen und was wird in der Zeit der Abwesenheit mit unserem Sohn?«

»Wir werden am 7. April abreisen, am 10. April vormittags unsere Kabine belegen und gegen Mittag von Southampton ablegen. Geplante Ankunft in New York ist der 17. April. Am 20.4. beginnt die Heimreise und wir werden am 30. wieder daheim sein. Franz soll diese Zeit bei meiner Schwester verbringen.

Ich habe meiner Sekretärin im Büro bereits einen Brief diktiert, in dem ich Siegrid bitte, unseren Sohn für diesen Zeitraum in ihre Obhut zu nehmen. Sie wird uns den Gefallen tun! Franz ist mit seinen 13 Jahren bereits sehr vernünftig und wird sich ordentlich benehmen.«

Die gestohlene Jugend

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