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Kapitel 6

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Ella – 2014

Ich stehe hier, vor Tür Nummer 307, seinem Zimmer, und finde den Mut nicht, anzuklopfen. Einfach nur erbärmlich. Eine junge Blondine vom Housekeeping sieht mir seit ein paar Minuten dabei zu, wie ich mich vor der Suite eines Gastes zum Affen mache. Zu meinem Glück traut sie sich nicht, ihre Chefin nach deren merkwürdigem Verhalten zu fragen. Dennoch spüre ich die Seitenblicke, die sie mir zuwirft, während sie den Teppich saugt. Das gibt mir noch mehr das Gefühl, etwas Verbotenes oder Dummes zu tun.

Als ich höre, dass der Aufzug sich öffnet und mit ihm vermutlich ein paar Gäste die Etage betreten, klopfe ich hektisch. Zu meiner Erleichterung öffnet Jan binnen Sekunden die Tür, und ich dränge mich hinein, ohne ihn dabei richtig anzusehen. Ich kann es mir nicht leisten, dass mich Stammgäste des Hotels in einer zweideutigen Lage zu sehen bekommen.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen.“ Amüsiert lässt Jan sich von mir in die Suite drängen und sieht mir dabei zu, wie ich hastig die Tür hinter mir zuziehe. Sein lachendes Schnauben quittiere ich mit einem vernichtenden Blick.

„Das ist nicht witzig! Mich hätten Gäste sehen können … Hast du eine Ahnung, was das für meinen Ruf hier bedeuten würde“, lasse ich ihn hitzig wissen.

„Ella, du musst doch nur sagen, dass ich mit dir zusammen bin. Dann kann niemand etwas dagegen haben, dass du Zeit mit deinem Freund in seinem Hotelzimmer verbringst“, schlägt er selbstgefällig vor und streicht dabei zärtlich über meine Wange. Das bringt mich völlig aus dem Konzept. Nicht das, was er gesagt hat, sondern das zärtliche Streicheln meiner Haut. Na ja, das, was er gesagt hat, auch. Herrgott, ich bringe in seiner Nähe nicht einen klaren Gedanken zusammen.

„Jan, ich kann nicht einfach so … Wir haben doch noch gar nichts geklärt … zwischen uns“, wende ich ein. Doch selbst ich höre, wie schwach das klingt. Es könnte auch daran liegen, dass mein verräterischer Körper sich seinem dabei entgegenschmiegt. Wir drängen uns aneinander wie zwei Magnete, so als könnten unsere Körper gar nicht anders handeln. Sein einzigartiger Duft steigt mir in die Nase. Diese Mischung aus Mann, Duschgel, würziger Wärme und leicht süßer Note macht alle Probleme und Unklarheiten zwischen uns unwichtig.

„Das werden wir …“, verspricht er leise. „Später.“

Sofort steigt Erregung in mir auf. Mein Herz klopft und meine Brüste werden schwer, obwohl er mich noch gar nicht richtig angefasst hat. Aber ich weiß, dass er gerade in diesem Moment daran denkt, es will, genauso sehr, wie ich es will. Das genügt.

„Wieso hast du mich gestern nicht geküsst?“, bricht es aus mir hervor. Jan drängt sich noch näher an mich, bis mein Po an die Kante des Schreibtisches stößt. Immer wieder zuckt sein Blick zu meinem Mund. Das macht mich ganz irre.

„Weil du nicht ganz da gewesen wärst. Du … du warst noch zu durcheinander, zu abgelenkt. Ich warte seit über acht Wochen darauf, dich wieder zu küssen. Wenn es so weit ist, will ich verdammt noch mal, dass du jede Sekunde davon spürst.“

Abgehackt trifft sein Atem auf meine Wange. Egal wie abgelenkt und aufgebracht ich gestern war, hätte er mich geküsst, hätte ich es gespürt, überall. Daran besteht kein Zweifel.

„Dann tu es jetzt!“, fordere ich, weil ich, wenn er noch einmal auf meine Lippen starrt, ohne sie sich zu nehmen, zerspringen werde.

„Da ist sie ja wieder“, sagt er spitzbübisch. „Meine fordernde Ella, der ich geben will, was sie braucht … Und weil ich es mir nehmen will …“

Fest presst er seinen Mund auf meinen und drückt dabei meine Schenkel auseinander, die sich wie von selbst für ihn öffnen, damit er sich zwischen sie drängen kann. Seine Lippen sind fest und warm. Sie haben mir so gefehlt. Besonders fehlte mir, wie sie von mir Einlass fordern, ehe ich seine Zunge in mir spüre, die einen heißen Blitz durch meinen Körper sendet. Genau wie jetzt. Ich stöhne auf. Erregt war ich schon Sekunden, nachdem ich durch die Tür war, doch jetzt ist es noch viel schlimmer. Immer wieder küsst er mich, schlingt mit der perfekt dosierten Menge an Leidenschaft seine Zunge um meine und massiert damit meine. Wie konnte ich zwei Monate ohne das hier auskommen?

Von diesem Gedanken angetrieben, ziehe ich ihn näher an mich und küsse ihn härter. Als Jan sich fester gegen meinen Schoß presst, spüre ich sehr deutlich seine wachsende Erektion. Meine pochende Mitte brennt und schmerzt. Sie verlangt nach mehr. Rhythmisch pressen wir unsere Körper aneinander, während wir uns mit den Lippen verschlingen. Sein Mund gleitet von meinen Lippen und küsst sich meinen Hals entlang, während ich Jan mit den Fingern durch die Haare fahre. Sie sind eindeutig kürzer, fühlen sich aber ebenso gut und weich an, wie ich es in Erinnerung habe.

„Das fühlt sich so gut an“, lasse ich ihn wissen, denn ich möchte nicht, dass er aufhört. Ich will nicht, dass er von mir ablässt und ich wieder anfange, darüber nachzudenken, wieso das hier keine gute Idee ist oder ob wir alles nur überstürzen.

„Es wird sich noch viel besser anfühlen, wenn ich erst wieder in dir bin“, lässt er mich wissen und gleitet dabei mit seinen Händen über meine Bluse. Meine Nippel sind bereits schmerzhaft hart, sodass die Spitze meins BHs auf ihnen scheuert. „Doch zuerst lass mich fühlen, wie nass du meinetwegen bist.“

Die Vorstellung, ihn dort wieder zu fühlen, macht mich so heiß, dass ich sein Gesicht packe und ihn wie von Sinnen küsse. Jetzt ist er es, der erregt und wild keucht. Jan ist allerdings nicht abgelenkt genug, um sein Vorhaben zu vergessen. Während ich an seiner Zunge sauge, nutzt er seine geschickten Hände, um mir Strumpfhose und Slip in einem von den Hüften zu zerren. Ungeduldig stemme ich mich vom Schreibtisch weg und helfe ihm dabei, mich von beidem zu befreien.

„Zieh auch die Bluse und den BH aus. Ich muss endlich wieder deine Brüste sehen, Ella.“ Fahrig versuche ich meine Knöpfe aufzubekommen, aber ich scheitere dank meiner eigenen Erregung. Außer Atem stoppt er meine hektischen Finger und übernimmt diesen Teil für mich. Sich selbst zieht er nicht aus, was in mir sofort eine gewisse Besorgnis hochkommen lässt.

„Du ziehst dich doch auch aus?“, frage ich und sehe ihn nervös dabei an.

„Ich dachte, das überlasse ich dir“, neckt er mich, während seine Hände Knopf um Knopf öffnen, bis ich mit offener Bluse und in schwarzem BH aus Spitze vor ihm stehe.

„Denn glaub mir, in meinem Fall hat sich die Arbeit gelohnt.“ Bevor ich noch etwas erwidern kann, fühle ich seinen Mund auf meinem Brustansatz und sehe dabei auf Jans dunklen Schopf herab. Ich kann fühlen, wie er den Stoff des BHs zur Seite schiebt und seinen Mund um meine Brustwarze schließt. Ich stöhne auf, weil das Gefühl überwältigend ist und die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen verstärkt.

„Ich sehe, wir haben wieder ein größeres C“, murmelt er an meinem feucht gewordenen, sehr harten Nippel. Kurz habe ich Angst, dass ihm das nicht gefallen könnte, doch als er erregt gegen meine Haut lacht, weiß ich, dass er mich nur neckt und nervös machen will, also lache ich ebenso erregt.

„Ich … ich mag es ja, wie du dich um meine Brüste kümmerst, aber ich möchte dich auch endlich anfassen.“ Vorsichtig und gegen den Wunsch meines Körpers drücke ich ihn sanft von mir, ziehe Bluse und BH endgültig aus und widme mich dann seiner störenden Kleidung. Den Glanz und die Begierde in seinen Augen genießend gehe ich mit nacktem Oberkörper auf ihn zu, die Hände gegen seine harte Brust gepresst, bis ich ihn zurück zum Bett gedrängt habe. Im Moment genieße ich den Vorteil, dieses Zimmer in- und auswendig zu kennen. Als ich Jan da habe, wo ich ihn haben will, kurz vor dem Bett, drücke ich auf seine Schultern, damit er sich auf die Bettkante setzt. Ich liebe den Blick, mit dem er mich von unten ansieht und jeden Quadratzentimeter nackter Haut dabei ebenso sehr verschlingt, wie er es die ganze Zeit über bereits mit meinen Augen getan hat. Es ist dieser Blick voller Hunger und Sehnsucht, der mich mutig macht und alles andere vergessen lässt.

Als könnten seine Hände gar nicht anders, fahren sie außen an meinen Schenkeln entlang, bis sie den Rock nach oben schieben und begehrlich streichelnd meinen Hintern erkunden.

„Das hier habe ich mir an die tausend Mal vorgestellt“, gibt er ohne Scham zu. „Ich habe mir vorgestellt, wie du nackt vor mir stehst, wie du schmeckst, wie ich mich in dir bewege, wie ich dich so lange ficke, bis du nie wieder daran zweifelst, dass wir zusammengehören.“

Ich starre ihn an, erregt und mit diesem heißen Stechen in der Brust. Mir geht es ähnlich, doch ich schaffe es nicht, die Worte über die Lippen zu bringen. Also tue ich das, wozu ich mich in der Lage fühle. Ich lehne mich nach unten, zu ihm, und küsse Jan leidenschaftlich, während ich ihm das Hemd ausziehe. Meine Finger fahren über seine Brust und erkunden die warme Haut, genießen das Gefühl, ihn zu berühren und zu fühlen. Ich sehe die deutliche Beule in seiner Stoffhose, die ihn inzwischen schmerzen muss. Meine Hand wandert zu seinem Gürtel. Zusammen befreien wir Jan aus der Hose, bis er nackt auf dem Bett sitzt, eine beeindruckende Erektion präsentierend.

Noch habe ich keine seiner Narben angefasst, weil ich Angst habe, dass dieser Zauber zwischen uns, dieses erregende Spiel ebenso schnell und unkontrolliert enden könnte, wie es begonnen hat. Dennoch merke ich, wie sein Blick zu seinem linken Knie huscht, als er die Hose mit den Füßen von sich schiebt. Automatisch sehe ich in diese Richtung. Als sich unsere Blicke kreuzen, sieht er mich mit zusammengepresstem Kiefer an, abwartend, testend.

Ich folge meinem Instinkt, fasse nach hinten, um den Reißverschluss meines Rocks aufzuziehen. Jan hilft mir und zieht den Stoff nach unten, bis ich vollkommen entblößt vor ihm stehe.

„Wolltest du nicht etwas nachsehen?“, erinnere ich ihn und versuche dabei, die Nervosität aus meiner Stimme fernzuhalten. Jan leckt mit der Zunge seine Unterlippe entlang und nickt dabei. Als er meine Hüften packt, stöhne ich dennoch überrascht auf. Seine Finger bohren sich förmlich in meine Haut. Er presst seinen Mund auf eine Stelle unterhalb meines Nabels, ganz sanft. Ich zerfließe, halte den Atem an, bis er eine Hand von meiner Hüfte nimmt und mit zwei Fingern durch meine Spalte streicht.

„So heiß. So feucht“, stöhnt er erregt. „So unwiderstehlich für meinen Mund.“ Jan packt mein Bein und zieht es zur Seite, bis ich offen vor ihm stehe und seine Zunge in meiner Möse fühle. Das Gefühl ist so intensiv, dass ich nicht anders kann und aufschreie. Er presst seine Zunge fest gegen meine Klitoris. Davon könnte ich sofort kommen. Mein Atem verrät es. Doch es gibt nur eines, das ich noch mehr will, als zu kommen. Ich möchte, dass er sich genauso außer sich fühlt, wie ich mich durch ihn. Ich reiße ihn an den Haaren von mir. Noch ehe ich etwas unternehmen kann, schmecke ich mich selbst auf Jans wild küssenden Lippen. Miteinander im Kuss vereint, drücke ich ihn auf das Bett, bis ich über ihm bin und er seine Erektion an meinem Bauch reibt. Die Haut seines Schwanzes ist unfassbar samtig und heiß. Ich breche den Kuss ab und wandere flink nach unten, fasse mit den Händen nach seiner Härte und lecke dabei über seine Spitze.

„Ella“, entfährt es ihm heiser. Jan wiederholt immer wieder meinen Namen, während ich an seiner Erektion zu saugen beginne. Er schmeckt so gut, und ich liebe es, wie sehr ich ihn damit um den Verstand bringen kann. Dass alles, was er sagen kann, mein Name ist. Für die Ohnmacht und Verzweiflung der letzten Wochen gibt es kein besseres Gegenmittel als das, was wir hier miteinander tun. So sind wir. So funktionieren wir.

Ehe Jan kommen kann, stemmt er mich von sich. Angestrengt atmend und mit schweren Lidern sieht er mich an.

„Ich werde heute nur auf eine Art kommen“, stellt er klar und dringt dabei mit einem Finger so tief in mich ein, dass ich zurück aufs Bett sinke.

„Aber dein Bein. Sollte ich nicht …“

„Scheiß auf mein Bein“, schnaubt er. „Ich will dich unter mir, mein Schwanz tief in dir, bis wir beide kommen.“

Noch ehe ich mir weiter Sorgen um sein Knie oder sonst etwas machen kann, liegt er herrlich schwer auf mir und dringt in mich ein. Unbeschreiblich schön fühlt es sich an, wie er mich dehnt und ausfüllt. Eine Leere in mir verschwindet daraufhin, die ich seit zu langer Zeit schon mit mir herumtrage.

Mit geschlossenen Augen verweilt er in mir. Ich fahre zärtlich über Jans Rücken und genieße die Nähe, die diese Vereinigung mit sich bringt. Ich fühle mich lebendig, ganz.

„Sag es mir, Ella! Sag mir, wie sich das anfühlt!“

So gut es geht, versuche ich, mich zu konzentrieren. Zu schön ist das Gefühl, um es in Worte zu fassen. Doch mir dämmert, dass er sich erst bewegen wird, wenn ich ihm antworte. Obwohl bereits Schweiß auf seine Stirn tritt, verharrt er und sieht mich scharf an. Ich schlucke.

„Perfekt. Es fühlt sich … genau richtig an“, gebe ich zu, obwohl mir jedes Wort dabei verdammt schwerfällt. Mein Körper will sich bewegen, will mit ihm zusammen zerfallen.

„So wird es sich mit uns immer anfühlen“, verspricht er und beginnt sich zu bewegen, quälend langsam, ehe er endlich heftig in mich eindringt, bis er dabei einen Punkt in mir trifft, der mir einen heftigen Schauer über den Körper jagt.

„So kann es von nun an immer sein, Ella“, stöhnt Jan, zieht sich fast völlig aus mir zurück und stößt danach heftig in mich, als wolle er etwas klarstellen. Wenn er nur wüsste, dass ich das weiß, dass ich genau das auch will, zumindest jetzt, in diesem Moment, in dem er mich immer schneller auf den Gipfel jagt.

„Ich komme bald“, lasse ich ihn wissen, woraufhin er mich noch härter nimmt, bis ich ihn in mir wachsen und zucken fühle. Ich möchte es auch, ich möchte mit ihm zusammen kommen, also bewege ich mich ebenfalls schneller, kreise mit dem Becken, was ihn mehrmals heftig stöhnen lässt, bis sein Kopf auf meine Schulter fällt. Wir pressen beide nach Halt suchend unsere Finger in den Körper des anderen. Ich halte mich nur noch an ihm fest, denn mein Körper scheint völlig aus glühender Lava zu bestehen, die nun endlich ihre Bestimmung erfüllen will. Meine Wände ziehen sich fest und kontrahierend um seine Erektion zusammen, bis er ein letztes Mal in mich stößt. Erlösend stöhnen wir zusammen in den Mund des anderen und versuchen erfolglos, uns im Rausch des Orgasmus zu küssen. Als ich noch ein letztes Mal zu zittern beginne, fällt Jan bereits schwer atmend auf mich.

Sein Herz schlägt so hart gegen meine Brust, dass mein eigener Puls, den ich im Ohr rauschen höre, fast vergessen ist. Er fällt erschöpft zur Seite. Von seinem heißen, verschwitzten Körper befreit, seiner Erektion beraubt, fühle ich mich augenblicklich nackt, kalt und allein. Erst als er erschöpft nach mir fasst und mich auf seine Brust zieht, verschwindet das dunkle Gefühl wieder, das mich zu verschlingen drohte.

„Scheint, als hätte ich recht gehabt“, sagt Jan über mir.

„Womit denn?“

„Damit, dass ich erst deinen Körper erobern muss, ehe du mich wieder an dein Herz lässt.“ Seine Stimme klingt vorsichtig, fast schon abwehrend. Ich umarme ihn fest, weil ich das jetzt brauche, weil ich spüren muss, dass er hier ist und nicht weggehen wird. Jedenfalls nicht im Moment.

„Das ist aber nicht sehr schmeichelhaft“, gebe ich zu bedenken. Da mich sein Duft beruhigt, schnuppere ich an seiner Haut.

„Aber wahr.“

„Touché.“

Plötzlich ist es sehr still. Das Rascheln der Bettlaken klingt unglaublich laut und fast schon störend.

„Das hier ist kein Spiel, Ella … Und selbst wenn, stehen wir auf derselben Seite.“

Tun wir das wirklich? Ich sage lieber nichts dazu.

„Was muss ich tun, damit du mir glaubst?“, murmelt er vor sich hin. Aber es klingt eigentlich nicht so, als erwarte er tatsächlich eine Antwort von mir.

„Ich weiß es nicht“, sage ich dennoch und sehe ihn dabei von der Seite an. Jan streicht mir übers Haar und schiebt mir eine lose Strähne hinters Ohr.

„Wie gerne ich dich ansehe, Ella.“

„Ich sehe dich auch gerne an.“

Wie von selbst wandern auch meine Finger über sein Gesicht und streifen dabei ganz vorsichtig die Narben unter seinem Dreitagebart. Sein Blick wird ernst und er bedeckt sich mit dem Laken und damit auch sein Bein. Ich kann nicht sagen, ob das Absicht oder bloß Zufall ist. Dennoch fällt es mir auf.

„Ich glaube dir“, sagt Jan zu mir. Und die Art, wie er es sagt, macht deutlich, wie schwer es ihm noch immer fällt, das tatsächlich glauben zu können. Aber ich höre seiner Stimme an, dass er die Wahrheit spricht.

„Jan“, beginne ich zaghaft. „Was ist mit dir in den letzten Wochen passiert? Was hat dich so verändert?“

Lange starrt er mich an. Ganz langsam kommt sein Gesicht näher, bis ich wieder unter ihm liege, in das Kissen gepresst. Hauchzart fährt er mit den Lippen meinen Mund entlang und atmet dabei ein. Jan haucht nur ein Wort auf meine Lippen, so leise, dass es kaum hörbar in der Stille des Raums verklingt:

Du.“

Bittersüß - davor & danach 2

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