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Mit Blaulicht jagten wir durch die Straßen Hamburgs. Bis zur Alsterdorfer Sporthalle im Stadtteil Winterhude, war es nur ein Katzensprung.

Als wir die Halle erreichten, herrschte dort bereits heilloses Chaos. Die Dunkelheit war erhellt von den Blinklichtern der Einsatzwagen der dortigen Polizeidienststelle.

Die uniformierten Polizisten versuchten verzweifelt, dem Chaos Herr zu werden. Menschen mit panikverzerrten Gesichtern kamen uns entgegen und stürzten zu ihren Wagen. Die Polizisten hatten keine Kontrolle mehr über das, was sich hier abspielte. Und in all dem Durcheinander war der Attentäter vermutlich unerkannt entkommen.

Durch einen Hintereingang kamen wir ins Innere der Halle, die sich schon ziemlich geleert hatte.

Im Sparring lag der Schiedsrichter in seinem Blut. Ein Arzt kümmerte sich um ihn. Mitarbeiter der Polizei - sowohl uniformiert als auch in zivil - waren überall. Ein paar Schaulustige standen auch dazwischen. Dazu einige der Catcher, ihre Betreuer, Trainer und Manager. Ein aufgeregter Stimmenchor war zu hören.

Ein Polizeimeister wollte uns abdrängen. Roy hielt ihm den Ausweis unter die Nase.

»Entschuldigen Sie«, sagte der Polizeimeister.

»Nicht der Rede Wert«, erwiderte Roy. »Wer leitet hier den Einsatz?«

»Hier läuft im Moment alles durcheinander!«

Ich fragte: »Ist schon jemand von der Mordkommission hier?«

»Kriminalkommissar Brandt! Der steht da hinten!« Der Polizeimeister deutete auf einen untersetzten, breitschultrigen Mann in den späten Vierzigern, der sich mit einem der Wrestler unterhielt. Brandt machte sich Notizen dabei.

Wir stiegen in den Sparring.

Ich sprach den Arzt an, der sich über die Leiche des Schiedsrichters beugte.

»Moin!«

»Moin!«

»Kriminalhauptkommissar Uwe Jörgensen«, stellte ich mich vor.

»Dr. Adam Sabritsky, Gerichtsmedizin.«

»Können Sie uns schon irgendetwas sagen?«

»Dieser Mann ist durch zwei sehr präzise Schüsse getötet worden, die aus größerer Distanz abgegeben worden.«

Jetzt trat Kriminalkommissar Brandt hinzu. Wir stellten uns kurz vor. Brandt deutete auf die Zuschauerränge.

»Der Täter hat aus der Zuschauermenge heraus gefeuert. Auf die Distanz muss er ein guter Schütze sein. Aber vermutlich ist er längst weg. Als wir eintrafen, war der Großteil der Zuschauer schon auf und davon. Wir werden es schwer haben, jemanden zu finden, der brauchbare Aussagen machen kann.«

»Gab es denn keine Waffenkontrolle des Publikums?«, fragte ich.

Brandt zuckte die Achseln.

»Die waren offensichtlich nicht gründlich genug - obwohl man eigentlich nach dem Vorfall im Eichtalpark hätte gewarnt sein müssen.«

»Sie sagen es.«

»Sagen Sie, Kollege Jörgensen, was geht hier eigentlich vor? Ist hier ein Verrückter unterwegs, der keine Wrestler mag oder geht es hier um einen Kleinkrieg der Leute, die diesen Sport aus dem Hintergrund heraus regieren?«

»Wenn wir das wüssten, wären wir schon gutes Stück weiter.«

»Verstehe«, nickte Brandt.

Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie Roy sich mit einem Wrestler unterhielt. An seinem Gürtel war der Schriftzug DOC KILLER aufgestickt.

»Mann, ich stand nur ein paar Zentimeter entfernt«, meinte er sichtlich beeindruckt. »Natürlich hatte ich von der Sache im Eichtalpark gehört und ich dachte schon: Jetzt bist du an der Reihe!« Er atmete tief durch. »Das ging alles so wahnsinnig schnell ...« Er schüttelte den Kopf. »Ich meine, Christof Mandelkow war ein mieser Schiedsrichter, aber dieses Ende hätte nicht einmal ich ihm gegönnt...«

»Sie mochten Mandelkow nicht?«, hakte Roy nach.

»Dieser käufliche Hund hat mich um den Gewinn des TV-Cups der European Wrestling League gebracht.«

»Ach!«

»Weil er mich einfach disqualifiziert hat! Und das nur, weil ich im Titelkampf mit einem Stuhl auf meinen Gegner eingedroschen habe.«

»Kann ja passieren«, sagte Roy.

»Ich sehe, Sie verstehen etwas davon, Herr Müller!«

»Sie sagten, Mandelkow sei käuflich gewesen ...«

DOC KILLER machte eine wegwerfende Handbewegung.

»Fragen Sie mich nicht nach Beweisen. Die habe ich nicht. Aber ich bin nicht der einzige, dem aufgefallen ist, dass in den Kämpfen, die dieser Kerl gepfiffen hat, immer die Kämpfer besonders gut wegkamen, die aus Claas Jordans Stall stammten.«

Ich hatte das Gespräch zwischen Roy und dem Wrestler eine Weile verfolgt. Dann lenkte mich ein Mann mit einer Baseballmütze ab, auf der KILLERHAIE stand.

Der Mann beobachtete mich. Jetzt trat er näher an den Sparring heran.

In seinen Augen flackerte es unruhig.

»Sie sind ein echter Kommissar?«, fragte er. Er hatte eine dünne, heisere Stimme.

Einer der Uniformierten wollte ihn wegschicken.

»Heh, was soll das?«, rief der Mann mit der KILLERHAIE-Mütze. »Ich gehöre zu den Packern, die hier aufräumen!«

»Hier kann noch eine ganze Weile lang nicht aufgeräumt werden«, versetzte der Polizeimeister.

»Warten Sie«, sagte ich und schwang mich vom Sparring herunter. »Ist schon in Ordnung«, wandte ich mich dann an den Polizeimeister. Ich hielt dem Mann mit der KILLERHAIE-Mütze meinen Ausweis unter die Nase. »Sie haben recht, ich bin ein Kriminalkommissar«, erklärte ich.

»Sie suchen den Kerl, der für das Attentat im Eichtalpark verantwortlich ist!« Er grinste. »Und Sie denken, dass hier derselbe Mörder am Werk war.«

»Sie wissen gut Bescheid«, stellte ich fest. Ich war etwas irritiert.

»Stand in der Zeitung«, meinte der Mann mit der KILLERHAIE-Mütze.

»Was?«

»Dass die Kriminalpolizei in die Ermittlungen eingeschaltet ist.«

»Wo waren Sie, als geschossen wurde?«

»Im Publikum. Wir Packer haben alle Freikarten bekommen.«

»Haben Sie irgendetwas gesehen?«

»Nein. Ich sah nur das, was alle sahen. Wie der Schiedsrichter zusammenbrach.« Er hob das Kinn und sah mich an. Seine Augen lagen im dunklen Schatten seines Mützenschirms. »Ich sage Ihnen zwei Dinge: Erstens wird sich herausstellen, dass es heute derselbe Täter war wie im Eichtalpark und zweitens werden Sie ihn nicht kriegen. Er kann immer wieder aus der Masse heraus zuschlagen. Und es gibt nichts, was Sie dagegen tun können.«

»An Ihnen scheint ein Kriminalist verloren gegangen zu sein«, stellte ich fest. »Wie heißen Sie?«

»Klocke. Johannes Klocke. Und Sie?«

»Kriminalhauptkommissar Uwe Jörgensen. Woher glauben Sie alle diese Dinge zu wissen?«

»Ich denke nur logisch, Herr Jörgensen. Das ist alles.« Er grinste. Und dann setzte er zwei Finger an den Schirm seiner Mütze. Er drehte sich um. »Viel Erfolg, Kommissar«, murmelte er.

»Was war das denn für ein Wichtigtuer?«, drang Kriminalkommissar Brandts Stimme von der Seite in mein Ohr.

»Keine Ahnung«, murmelte ich. Aber im Moment gingen mir auch ganz andere Fragen durch den Kopf. Ich achtete nicht mehr auf den Mann mit der KILLERHAIE-Mütze und ging ein paar Schritte seitwärts. Einen der Wrestler sah ich zusammen mit seinem Trainer mit einem Mann im grauen Anzug sprechen, der offenbar in der Organisation der ganzen Veranstaltung eine gewisse Rolle spielte. Auf dem Boden fiel mir ein Briefumschlag auf, den jemand dort verloren zu haben schien.

Ich blieb stehen, bückte mich.

Das Kuvert war von derselben Beschaffenheit, wie jenes, das wir in Amatos Jackett gefunden hatten.

Ich öffnete es. Eine Karte war darin. Ich klappte sie auseinander. Die Fliege, die dort aufgeklebt worden war, schien mir etwas dicker zu sein, als bei den beiden Karten zuvor.

8 Krimis fürs Fest: Krimi Paket

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