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„Natürlich kenne ich den Yacht Club Istioploikos. Ein exklusiver und teurer Laden“, sagte Kommissar Laskari durch das Telefon. Seine Stimme klang nicht übermäßig erbaut. „Ich glaube, es ist besser, wenn Sie nicht allein hinfahren. Es darf jedoch nicht Labolas sein, da ich vermute, der Laden ist in dämonischer Hand.“

„Wie kommen Sie darauf?“, erkundigte sich Karim, der beschlossen hatte, sich offen mit dem Kommissar über das weitere Vorgehen zu beraten.

„Kein Mensch kann ohne die Hilfe der Dämonen so reich werden, wie es die Reeder in Piräus geworden sind. Ich vermute sogar, die meisten reichen Reeder sind selbst Dämonen, daher sollten wir vorsichtig sein bei diesem Club.“

„Dann nehme ich meine Schwester mit.“

„Wie alt ist Selma?“

„Äh ... sie wurde vor wenigen Tagen sechzehn Jahre.“

„Sie können kein minderjähriges Mädchen in einen Nachtclub mitnehmen. Sie müsste sich am Eingang ausweisen. Und was dann?“

„Da haben Sie recht.“

„Ich werde Sie begleiten und beschützen, wenn es sein soll. Das habe ich der Prinzessin versprochen. Der Hafen von Piräus ist ziemlich verrufen. Was haben Sie davon, wenn man Ihnen in einer finsteren Ecke eins über den Schädel zieht?“

„Trotzdem. Ich fahre lieber allein hin“, erklärte Karim entschieden. „Kommen Sie morgen Vormittag ins Delta Hotel. Es kann sein, dass ich etwas Interessantes herausgefunden habe.“

„Sie machen mir Spaß!“, knurrte Laskari. „Darf ich vielleicht erfahren, um was es sich handelt?“

„Es ist besser, ich erzähle es Ihnen morgen persönlich. Ich traue den Handys nicht, habe die Bedenken, dass wir abgehört werden.“

„Dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen im Yacht Club. Nehmen Sie ausreichend Geld mit, der Laden ist teuer!“

Es knackte kurz in der Leitung. Der Kommissar hatte das Gespräch abrupt beendet.


Als sich Karim dem Yacht Club näherte, drang gedämpfte Musik heraus. Er bezahlte fünfzig Euro Eintritt, betrat das innere Reich und war sofort von der Sauberkeit und Eleganz beeindruckt. Nicht, dass Karim viel Vergleiche kennen würde, aber er spürte sofort, dass es sich hier um einen exklusiven Kreis handelte.

Er setzte sich an die mit Messingblech beschlagene Mahagonibar und ließ sich von dem Barkeeper ein Glas Mineralwasser reichen.

„Sie trinken keinen Alkohol, Herr Al Sayed? Oder darf ich Karim sagen?“

Er erkannte eine weibliche Hand, die sich ihm entgegenstreckte, mit langen, lackierten Fingernägeln und klirrendem Silberschmuck am Gelenk.

„Mein Glauben verbietet den Alkohol. Und ja, zu Ihrer zweiten Frage, Sie können gerne Karim zu mir sagen.“

„Dann wechseln wir zur persönlicheren Du-Form, Karim.“

„Sehr gerne.“

Sofia Vangelis schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung wie eine elegante, verspielte Raubkatze auf den hohen Barhocker neben Karim.

„Ich freue mich, dass du gekommen bist, Karim. Wie gefällt dir der Club?“

„Ausgezeichnet. Es ist fast so elegant wie in meiner Heimat“, antwortete Karim und grinste die Schwarzhaarige frech an.

„Ja, sicher, das glaube ich sofort. Für diesen Witz darfst du mir ein Glas Champagner spendieren“, sagte Sofia und lächelte zurück.

Karim bestellte beim Barkeeper.

„Hast du deine dringenden Geschäfte unterbrochen?“

„Ja.“

„Wegen unserer Verabredung? Für mich?“

„Ja.“

„Du bist süß. Was sind das eigentlich für Geschäfte, die dich nach Athen geführt haben?“

„Ich bin im Auftrag einiger sehr bedeutender Personen in der Stadt.“

„Und Näheres über diesen Auftrag wirst du mir nicht sagen dürfen, oder?“, hauchte Sofia mit einer Spur Erotik in der Stimme.

„Hm. Nein“, stammelte Karim, der, seinen männlichen Genen geschuldet, sofort auf diesen Hauch Erotik reagierte.

Sie schüttelte leicht enttäuscht den Kopf. Eine schwarze Haarsträhne fiel ihr in die Stirn. Sie wischte sie mit einer ungeduldigen Handbewegung zurück.

„Du wolltest mir Athen zeigen“, sagte Karim und war bestrebt, das Thema zu wechseln.

„Natürlich.“

„Hast du morgen Nachmittag Zeit?“

„Ja.“

„Wo wollen wir uns treffen?“

„Du darfst mir eine Handynummer geben. Ich schicke dir eine Nachricht, bezüglich der Zeit und dem Ort, einverstanden?“

„Ja. Ich freue mich“, erwiderte Karim und diktierte der Schwarzhaarigen seine Handynummer.

„Bleibst du solange hier, um mir beim Tanzen zuzusehen?“

„Worauf du dich verlassen kannst. Das war doch der Grund meines Kommens. Ich freue mich bereits darauf. Was wirst du denn tanzen?“

„Ich führe jeden Abend den gleichen Tanz vor. Den Schwertertanz der Göttin Harthor.“

„Ich habe noch nie von einer Göttin Harthor gehört.“

„Es ist die ägyptische Göttin der Liebe.“

„Aber warum Schwerter?“

„Die Göttin hat damit ihre Familie beschützt. In meinem Tanz spiele ich mit zwei alten ägyptischen Schwertern, deren Klingen mit einer brennbaren Flüssigkeit eingeschmiert werden. Das Licht wird ausgeschaltet und nur die Schwerter sind zu sehen.“

„Und welches Kostüm wirst du dazu tragen?“

„Lass dich überraschen, Karim. Aber es ist sehr freizügig ...“

In diesem Moment fiel ein Schatten zwischen die beiden. Karim blickte auf. Ein Mann stand hinter ihnen und musterte den jungen Gast.

Sofias hübsches Gesicht zeigte Unmut. Es schien ihr nicht recht zu sein, dass sie gestört wurde. Aber sie nahm sich zusammen.

„Karim, darf ich dir Jannis Nikiforos vorstellen? Ihm gehört der Yacht Club.“

Der Mann lächelte Karim breit an. Er hatte ein sympathisches Gesicht und sah aus wie ein kaum erwachsen gewordener Student. Das schwarze Haar war modisch kurz frisiert. Er trug einen eleganten, dunklen Abendanzug und glänzende Lackschuhe.

„Es freut mich, Sie hier begrüßen zu dürfen, Herr Al Sayed“, sagte er und drückte Karim die Hand. „Sofia – ich meine, Madame Vangelis – hat mir erzählt, dass sie Sie kennengelernt hat. Wie gefällt es Ihnen in meinem Club?“

„Sie haben ein sehr hübsches Unternehmen aufgebaut.“

„Nun, es hat viel Arbeit und Geld gekostet. Sofia, du gehst besser in die Garderobe und ziehst dich für deinen Auftritt um. Herr Al Sayed und ich werden uns inzwischen unterhalten.“

Karim blickte Sofia nach, die vom Hocker heruntergeglitten war und zur Treppe zu schweben schien.

Jannis Nikiforos bemerkte seinen Blick. „Ein sehr hübsches Mädchen. Aber das haben Sie sicher bereits bemerkt.“

Karim nickte. „Sind Sie in Athen geboren?“, erkundigte er sich.

„Ja“, antwortete der Hausherr. „Geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Man kommt von Piräus nicht mehr los. Hier am Hafen pulsiert das Leben. Ich werde meiner Heimat auch nicht mehr den Rücken kehren. Das Leben hier wird nicht so entsetzlich ernst genommen wie in anderen europäischen Metropolen. Wenn Sie Informationen über Athen oder deren Menschen benötigen, dann können Sie sich gerne an mich wenden.“

„Ich werde mich bei Bedarf daran erinnern“, sagte Karim und griff nach seinem Glas Mineralwasser.

In diesem Moment schrillte sein Handy, das vor ihm am Tresen lag. Karim entschuldigte sich bei Nikiforos, der nur grinste und nickte. Dann nahm Karim sein Smartphone und meldete sich.

„Ja, bitte?“

Er war darauf gefasst, die Stimme seiner Schwester oder die von Labolas zu vernehmen. Doch für Sekunden blieb alles still.

„Hallo?“, fragte er noch einmal.

Plötzlich war eine Stimme da, eine heisere, erstickte Stimme, die kaum zu verstehen war.

„Herr Al Sayed?“

„Ja.“

Der Sprecher schien schwer und keuchend zu atmen.

„Wer ist dort?“, fragte Karim zum dritten Mal.

„Georgios Karamanlis, Wirt vom Café Melina.“

Karim spürte, wie sich sein Körper verkrampfte. Etwas stimmte da nicht.

„Herr Karamanlis?“

„Ja. Café Melina.“

„Was ist los? Können Sie nicht sprechen? Sind Sie nicht allein?“

Karim warf Jannis Nikiforos einen Blick zu. Er verstand, glitt von seinem Hocker und ging zum anderen Ende der Bar, um Karim nicht beim Telefonieren zu stören.

„Kommen ... Sie ... schnell, Herr Al Sayed. Bitte ... kommen ... Sie schnell ... hierher.“

Karim spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.

„Können Sie mir nicht sagen, was geschehen ist?“, erkundigte er sich.

Aber er bekam keine Antwort mehr. Er hörte nur noch ein Murmeln und Stöhnen, das er nicht zu deuten wusste.

Er beendete den Anruf und schob das Handy in seine Hosentasche. Dann wandte er sich an den Barkeeper.

„Ich brauche ein Taxi, schnell!“

Jannis Nikiforos kam zurück. „Sie wollen schon fort? Was soll ich Sofia sagen?“

„Sagen Sie ihr, dass ich schnellstmöglich zurückkomme. Ein wichtiger, geschäftlicher Anruf erfordert meine Anwesenheit.“


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