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Unser Fußabdruck in der Welt


Anja Haider-Wallner: »Ich genieße den nachhaltigen Lebensstil sehr.«

Ich weiß eigentlich gar nicht genau, wann es begonnen hat. Vielleicht damals im Gymnasium, als ich zehnjähriges Küken

Mitschüler*innen überzeugt habe, Unterschriften gegen ein Atomkraftwerk im grenznahen Ausland zu sammeln, und wir durch alle Klassen tingelten? Oder als ich wieder einmal fast körperlich litt, weil alte Bäume gefällt wurden, und schließlich begann, Bio- und Umweltressourcenmanagement zu studieren, um dem Totschlagargument der Behörden, »Gefahr in Verzug«, stichhaltige Argumente für das Überleben der Bäume entgegensetzen zu können. Irgendwie ging es schleichend …

Mit dem Vater meiner Kinder baute ich ein Niedrigstenergiehaus aus Holz, beheizt wurde es mit einer Erdwärmepumpe, eine Lüftungsanlage sorgte für Wärmerückgewinnung, und gute Dämmung aus nachwachsenden Ressourcen hielt im Sommer Kühle, im Winter die Wärme im Haus. Kluge Beschattung, die sich am Sonnenstand orientierte, ließ die Sonne im Winter tief in die Räume hinein, im Sommer blieb sie draußen. Wir legten einen naturnahen Garten an, ernährten uns biologisch und fleischarm. In den Urlaub fuhren wir mit dem Zug und tauschten unser Haus mit anderen Familien.

In dem Haus lebe ich nicht mehr, dafür fahre ich heute viel mit dem Fahrrad oder nutze mein Elektroauto. Neue Kleidung kaufe ich kaum. Bis auf Unterwäsche und Socken wird fast alles getauscht oder auf Flohmärkten oder in Secondhandshops zusammengetragen. Elektronische Geräte lasse ich reparieren und nutze sie so lang wie möglich.

Ich engagiere mich für grüne Politik und habe ein Socialbusiness mitgegründet, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verpflichtet fühlt. Im »FreuRaum« wird regional, saisonal und vorwiegend biologisch gekocht. Wir bemühen uns, wenig Müll zu verursachen. Als Beraterin begleite ich Unternehmen dabei, nachhaltiger und sozialer zu wirtschaften. Die Ausbildung zur »Enkeltauglich Leben«-Spielleiterin ist ein Sahnehäubchen. Dieses Spiel finde ich wirkungsvoll, weil es Spaß macht, sein Leben zu verändern. Anders geht es nicht aus meiner Sicht.

Ich genieße meine Art zu leben. Keine Spur von Verzicht, sondern ganz viel Glückseligkeit, ein Gefühl von »Beschenkt-Sein« liegt darin. Etwa wenn ich beim Kleidertausch ein Kleid probiere, das wie angegossen passt, und sich die frühere Besitzerin darüber freut. Oder wenn ich eine Karotte aus dem Hochbeet ziehe, sie abwasche und gleich daran knabbere. Ich liebe es, frisches Gemüse mit Kräutern und Gewürzen zuzubereiten. Immer neue Geschmacksexplosionen zu erzeugen und dann mit einem Glas Biowein aus der Region zu verspeisen.

Für meine Kinder ist dieser Lebensstil eine Selbstverständlichkeit, gegen die sie aber auch immer wieder rebellieren. Ich begegne dieser Rebellion mit Gelassenheit. Sie gehen ins Fast-Food-Restaurant, bestellen bei Amazon, und wir sind auch das eine oder andere Mal geflogen. Meine Kinder wissen: Ich finde das nicht gut, aber sie müssen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Dogmatismus bringt niemanden weiter. Heute freut es mich, dass mein Sohn nur noch Vintage kauft und meine Tochter ihre Abschlussarbeit an der Waldorf-Schule über Klimawandel geschrieben hat und jetzt auch dieses Buch mit mir verfasst. Ich habe mich im Sinne der Gemeinschaftlichkeit dafür entschieden, in diesem Buch ein achtsames Du zu verwenden.


Mona Haider: »Es muss sich etwas verändern!«

Schon als ich neun Jahre alt war, beschloss ich, mich vegetarisch zu ernähren, obwohl ich von klein auf Fleisch »liebte«. Bei uns zu Hause gab es generell selten Fleisch, dennoch war die Umstellung nicht leicht. Vor etwa zwei Jahren fingen wir dann in der Schule an, regelmäßig über den Klimawandel zu reden. Ich begann mich für das Thema zu interessieren und wollte schließlich immer mehr darüber wissen. In meiner damaligen Schule hatten wir die Aufgabe, uns für ein Thema zu entscheiden, das wir anschließend über ein ganzes Schuljahr zu einer zwanzigseitigen Arbeit zusammenfassen mussten. Ich überlegte nicht lange und entschied mich für den Klimawandel. Da kaum jemand in der Klasse sich wirklich darüber informiert hatte und die meisten sehr wenig darüber wussten, war es für mich das perfekte Thema. Mir persönlich war es wichtig, dass ich so vielen Menschen wie möglich die Wichtigkeit dieses Themas klarmachen konnte. Je mehr ich recherchierte, desto spannender und schockierender wurde es. Mir war natürlich von Anfang an klar gewesen, wie komplex dieser Themenbereich war, doch bei manchen Punkten erschrak ich und beschloss, mein Leben weiter zu verändern. Gemeinsam mit meiner Klasse war ich auch bei der ersten großen »Fridays for Future«- Demo in Wien dabei. Greta Thunberg versucht, viele Menschen wachzurütteln. Aber sie allein wird die Welt nicht retten können.

Ich finde, wir jungen Menschen können nicht oft und laut genug sagen: »Tut etwas für unsere Erde, sonst ist es zu spät!« Daher habe ich Ja gesagt, als meine Mutter mich gefragt hat, ob ich meine Sicht zu diesem Buch beitragen will.

So klappt's mit dem Welt-Retten: Kompakt-Ratgeber

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