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3. Der Modewurm

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Heute regnet es in New York, auf dem Lande bringt das Regenwürmer hervor, in der Stadt Modewürmer. An Regentagen ist New York wie eine verabredete Party für Gummistiefelträger. Die Stiefel braucht man hier , weil das Regenwasser nicht sofort im Gully verschwindet, sondern bei etwas überdurchschnittlichem Niederschlag die Strassen überschwemmt. Bevor der New Yorker darin ein Problem sieht ,hat er die Lösung bereits gefunden: Gummistiefel.

Mit diesen Wasserisolatoren an den Füßen ist man gewappnet, um nicht auf dem Weg durch die Stadt Umwege gehen zu müssen, da man beim Überqueren einer Strasse zum Teil bis zu den Knöcheln im Wasser steht.

Es hat mich von Anfang an fasziniert zu sehen, wie man den Ruin des Gesamtlooks durch trampelige Gummistiefel in Kauf nimmt, um keine nassen Füße zu bekommen. Bei uns gab es Gummistiefelträger nur auf dem Land, sie galten als Erkennungszeichen des Berufsstands "Bauer" ,und waren an anderen nur für Spaziergänge in Wald und Feld zu sehen. Und ausgerechnet in der angeblichen Metropole der „fashion“ und des guten Looks finden die formlosen Gummiröhren, mit Sohlen wie Profile an Rädern eines Traktors, Verwendung.

Man sieht fein gekleidete Herren mit schickem Anzug und Krawatte, die dann Gummistiefel tragen, die bei jeder „Landesgartenschau“ zum Einsatz kommen könnten.

Mancher Schuhdesigner hat darin aber schon die Marktlücke entdeckt und entwirft nun alltagstaugliche Gummistiefel, zum Beispiels als „High Heels “ New York wirkt oft wie ein Ourdoor-Laufsteg, Modenschau ist immer und überall, schaut man aber genauer hin macht es eher den Eindruck als würde auf Styling gepfiffen.

Wo man sich in Deutschland über Sportsandalen in denen Socken getragen werden wundert, kommt man hier regelrecht ins Staunen.

Ein Klassiker: Tennissocken bis auf die Waden hochgezogen, dazu: Badeschlappen. Dort wo die Socken enden, baumelt gleich die 5/6 Hose, die unterhalb des Hinterns auf wundersame Weise befestigt ist. Dazu ein Rippshirt aus Opas Nachtwäschekiste, das unter den Armen bis auf die Rippen ausgeschnitten ist und auf dessen Vorderseite meistens irgendein Spruch draufsteht wie:" Leck mich am Arsch“. Zur Wiedergutmachung baumelt direkt darüber ein großes Goldfarbenes Kreuz aus Plastik , an einer Kette hängend die aussieht als habe man sie seinem Hund entwendet.

Dann hat man sich zu guter Letzt noch eine Art Luftballon über den Kopf gezogen, eine eng anliege Kappe die an eine Bademütze erinnert. Als wäre das noch nicht genug des Schreckens, thront obendrauf noch eine Cappy . Fertig ist der „Coney Island“ style.

(Anmerkung: Die Halbinsel Coney Island ist der südliche Zipfel von Brooklyn)

Ich selber bin kein Modefan weil ich diesen Mitläufermodus nicht nachvollziehen kann. Mal ehrlich, diese komischen Bärenpuschen von UGG sehen doch nicht besser aus wenn sie jeder trägt! Es funktioniert so: ein großes Marketingkonzept und all diese formlosen Pantoffeln gehen unter die Leute.

In New York, merkt man an der Kleidung der Leute wo man sich befindet. Spargeljeans, ausgewaschnes, zu kleines T-Shirt, Rauschebart und dicke Brille lassen einen wissen dass man in Brooklyn ist. Gummistiefel und " Lois Vuitton" Tasche: Manhattan. Jene Tasche hat die Stadt erobert, sie baumelt an fast jedem weiblichen Handgelenk, es gibt sie als Original und Fälschung, sie ist beige-braun kariert und kostet als Original vermutlich ein kleines Vermögen.

Dass die Tasche aussieht, wie eine langweilige Omatasche ist noch keinem aufgefallen, wahrscheinlich trug sie ursprünglich irgendeine als Idol geltende Persönlichkeit, und schon war die Masse überzeugt dass es sich hierbei um eine coole Tasche handelt.

Eine eigene Meinung kann man sich anscheinend in Modefragen nicht erlauben. Getragen wird was man schon an anderen gesehen hat. Nur Andy Warhol, der machte es anders, er trug Kleidung die er selbst als unmöglich empfand und stellte dann staunend fest wie dieses kopiert wurde und irgendwann als Look galt.

Wahrscheinlich ist das mit den Gummistiefeln so entstanden dass Brad Pitt sich zu ein wenig Gartenarbeit herablassen wollte, dann aber seine Absichten änderte und stattdessen auf einen Latte Macchiato ins Cafe ging. Da lief die Modewelt Amok, und rief den neuen Style aus. Und wir bekommen nun an jedem Regentag die Vergesslichkeit von Brad Pitt zu sehen.

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