Читать книгу Abgewickelt - Azzeddine El Matine - Страница 6

Prolog

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Endlich war der Arbeitstag vorüber.

Müden Schrittes ging Khaled unter dem Lärm der massiven, schweren Maschinen zu den Umkleidekabinen. Da er diese Geräusche in der Fabrik gerne mochte, hielt er einen Moment inne und betrachtete die ausgemergelten, aber unverwüstlichen sowjetischen Motoren. Ihre einfache Konstruktionsweise versetzte ihn zurück in eine friedliche, etwas verschlafene Zeit.

Heute war ein besonderer Tag. Bald würde er den nie verstummenden Lärm dieser grauen, öligen Maschinen nicht mehr hören. Die Geräusche der drei Maschinen, an denen er arbeitete, liebte er besonders. Schon vor langer Zeit hatte er begonnen, ihre Stimmen wahrzunehmen – eintönige Stimmen, die trotzdem etwas Besonderes an sich hatten: die eine irgendwie feucht, die zweite eher zittrig, die dritte heiß.

Ganz am Ende der langgestreckten Fabrik befand sich die Halle, in der die Metallteile gegossen wurden. Dort füllte man die Öfen noch von Hand und auch das Schneiden war noch Handarbeit. Heute jedoch lag die Halle völlig ausgestorben da. Khaled bemerkte, dass seiner geräuschvollen Welt etwas fehlte und registrierte, dass die an der Stirnwand liegenden Öfen alle erloschen waren.

Schon wieder Kurzarbeit? Khaled schüttelte den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung.

Auf seinem Weg zu den Umkleidekabinen betrachtete er die Maschinen genauer: dick und ölig waren sie, auf ihre Art wirkten sie fast wie Prostituierte.

„Bist du noch da, Khaled?“, rief ihm Bernd, ein alter Kollege, zu, als er die Umkleideräume betrat.

„Ja, keine Sorge, Bernd.“ Khaled setzte sich seufzend auf die schmale Bank vor den Metallschränken und begann, seine Stiefel aufzuschnüren. „Irgendwann werden sowieso alle wiederkommen“, sagte er. „Keiner kann einfach so gehen. Einfach alles vergessen und hinter sich lassen, das geht nicht. Du wirst sehen.“

„Du bist ein Optimist, lieber Khaled“, entgegnete Bernd mit seinem sächsischen Akzent und fügte mit einem Lächeln hinzu: „Für mich läuft es nicht gerade gut. Ich habe nur noch eine Woche bis zur Rente.“ Er hängte seine verschmutzte Arbeitskleidung ordentlich in den Spind und schloss geräuschvoll die Schranktür.

Khaled sah Bernd mitfühlend an. Der ältere Kollege lächelte oft, in nahezu jeder Redepause, die er einlegte, und Khaled mochte die Lachfalten, die seinen Mund umrandeten und in Klammern zu setzen schienen. Jetzt lächelte Bernd nicht; er sah sorgenvoll aus, als er sich seine Jacke überwarf.

Khaled glitt weich in eine maßlose Traurigkeit. „Weißt du, Bernd“, sagte er leise, „ich hätte gerne mit den Kollegen die Freude geteilt, aber …“ Es gelang ihm nicht, seinen Satz zu beenden und er lächelte schüchtern.

Bernd nickte. „Ich gehe dann mal“, sagte er. „Ich muss noch kurz zum Chef hinüber… Bis morgen.“

„Bis morgen!“ Khaled sah Bernd einen Moment nach, dann beugte er sich wieder über seine Stiefel.

Auf dem Fabrikparkplatz standen nur noch Bernds Trabant und Khaleds Passat B 1, der ihn brav erwartete. Khaled drehte sich um, um den Haupteingang des Werks nochmal zu betrachten, und erschrak ein bisschen vor sich selbst und dieser bedrohlichen Stille. Er holte tief Luft, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete das große, einem gigantischen Grabstein gleichende Schild über dem Eingang mit seiner gewaltigen, leuchtenden Inschrift: WISMUT Karl-Marx-Stadt – sowjetisch-deutsche Aktiengesellschaft.

Bevor er auf die Autobahn Richtung Zwickau fuhr, drehte Khaled noch eine kleine Runde durch die Stadt. Kaum jemand war unterwegs, eine fast gespenstische Stille herrschte, die Straßen lagen wie ausgestorben da, als ob sie sich auf Schlimmes vorzubereiten schienen. Nur einige mit Eisen beladene LKWs hinterließen ratterten über die holprigen Wege.

Khaled kurbelte das Fenster herunter und nahm augenblicklich wieder den intensiven Schwefelgeruch wahr, der ihm jedes Mal wieder neu in die Nase stieg. Nachdenklich lenkte er den Wagen an den still dastehenden Wohnblöcken vorbei, die einen merkwürdigen Kontrast zum im neoklassizistischen Stil erbauten Theater bildeten, an dem er kurz darauf vorbeifuhr. Es war nicht allzu lange her, dass Karl-Marx-Stadt trotz seiner Hässlichkeit ein angenehmes Gesicht gezeigt hatte. Aber diese guten Zeiten schienen nun endgültig vorbei.

Khaled bog auf die Ausfallstraße Richtung Zwickau ein und gab Gas. Auf einmal hatte er es eilig, nach Hause zu kommen.

Bis nach Zwickau dauerte die Fahrt für gewöhnlich eine Dreiviertelstunde, aber heute würde Khaled deutlich länger brauchen, das war ihm sofort klar, als er auf die Autobahn auffuhr. Der Verkehr war so dicht, wie er es in den neun Jahren, die er nun in der DDR lebte, noch nie erfahren hatte. Allerdings drängten sich die Trabis und Ladas nur in eine Richtung – leider in diejenige, in die auch Khaled unterwegs war.

Dicht an dicht rollten die Autos gen Westen, und Khaled musste sich die Insassen nicht einmal ansehen, um deren Aufbruchsstimmung zu spüren.

Seit längerer Zeit schon lag eine sich anbahnende Veränderung in der Luft; nach all dem Auf und Ab, welches das Land erlebt hatte, verlangten die Menschen dringend danach, sich frei bewegen zu können. Heute endlich war es soweit.

Alle Wagen waren voll besetzt, einige wenige, deren Motoren nicht mehr mitgemacht hatten, standen verlassen am Straßenrand. Diejenigen, die kein Auto hatten, waren sogar zu Fuß unterwegs und hofften, dass jemand sie mitnähme. Khaled aber hielt nicht an, sein Weg sollte ihn nach Hause, nach Zwickau führen.

Er beugte sich tiefer über das Lenkrad und sah angespannt auf die Fahrbahn vor ihm. Auch die Blicke der anderen Reisenden, das bemerkte er, als er sich kurz umsah, waren stur in eine Richtung gerichtet. Sie machten ihn unsicher, denn sie schienen wild entschlossen, ihr Ziel zu erreichen. Durch nichts würden sie sich aufhalten lassen.

Wohin die Karawane wollte, das wusste Khaled. Gestern hatte er es im Radio gehört und im Fernsehen gesehen: Die Grenzen zwischen DDR und BRD waren geöffnet. Der Ansturm waberte den westdeutschen Grenzposten entgegen. Drüben wurden Bananen verteilt und 100 D-Mark Begrüßungsgeld. An jeden.

Schließlich, nach einer endlos scheinenden Fahrt, nahm Khaled die Ausfahrt nach Zwickau. Diese Stadt mit ihren ehemals schönen Jugendstilhäusern, die durch den Kohlebergbau der Region rußig geworden waren, schien ihm trotz des Schmutzes immer wie in eine Schneelandschaft eingetaucht.

Aber auch hier stieg ihm der Schwefelgeruch wieder in die Nase. Als er endlich in Planitz ankam, dem Stadtteil, in dem er sich seit geraumer Zeit zu Hause fühlte, erfasste ihn eine unbestimmte Angst, als er feststellen musste, dass auch hier die Straßen wie ausgestorben waren. Aufmerksam betrachtete er die dunklen, traurigen Fassaden der Plattenbauten, die früher modern und schön ausgesehen hatten, auch wenn sie nah aneinander gedrängt standen. Inmitten dieser Gedrängtheit von Zement und menschlichen Körpern hatte Khaled sich bisher immer sicher gefühlt. Seit langem wollte er sich in dieser Umgebung verlieren, mit ihr verschmelzen. Jetzt aber, in dieser seltsam ängstlichen Stimmung, jetzt aber hätte er sie am liebsten in mit Teer bedeckte Berge verwandelt, um sie zu schützen. Er dachte an die geheuchelte Solidarität, die er so oft um sich herum beobachtet hatte, spuckte aus dem Fenster und gab Gas.

Auf dem letzten Stück seines Weges ließ er seine Gedanken wehmütig in die Vergangenheit schweifen.

In seinem Gymnasium hatte Khaled zu einer Minderheit, die Deutsch als Fremdsprache gewählt hatte, gehört. In drei Jahren hatte er die Grundkenntnisse der deutschen Grammatik erworben, zahlreiche Wörter und sogar verschiedene Dialoge aus den Werken Goethes und Schillers auswendig gelernt. Das Bild von Deutschland, welches ihm der Lehrer vermittelt hatte, hatte in ihm den Wunsch geweckt, später einmal dort zu leben.

Direkt nach dem Abitur hatte er sich um verschiedene Stipendien beworben. Von seinem Heimatland Marokko hatte er die Zusage für die Unterstützung für ein Maschinenbaustudium in der DDR erhalten. Khaled hatte keinen Augenblick gezögert, sich um die notwendigen Papiere zu kümmern und schon zwei Monate später war er in Berlin aus dem Flugzeug gestiegen.

Es gefiel Khaled ausnehmend gut in Ostdeutschland, zumal er sein Geld in harten Devisen, in Dollar, ausgezahlt bekam. So konnte er für sich das Privileg in Anspruch nehmen, im Intershop auch ausländische Produkte zu kaufen. Wie ein König fühlte er sich anfangs. Ah, dieses schöne Studentenleben: Stipendiat sein, mit Dollars in der Tasche, im Ostblock zur Zeit des kalten Kriegs. Was für ein Glück! Der gut aussehende junge Mann mit den schulterlangen lockigen Haaren wurde nicht als einfacher Ausländer behandelt, sondern als Westler respektiert, der sogar ein Auto besaß – keinen Trabant oder Lada wie die wenigen anderen Gleichaltrigen, die den Wagen von ihren Eltern überlassen bekommen hatten, sondern ein heißbegehrtes Westauto, einen Golf GTD, den er sich „Drüben“ gekauft hatte.

Khaled trug Markenjeans wie Levi’s oder Lee, hatte die Taschen voller Kaugummis und die Türen der Tanzclubs standen ihm immer offen. Der junge Mann achtete gewissenhaft darauf, dass seine edlen, aus Frankreich stammenden Parfums wie Eau sauvage extrème oder Poison seine elegante Kleidung nur noch unterstrichen. Die Frauen waren vom smarten Dunkeläugigen beeindruckt, die Männer mochten seine lockere, lässige Art. So war er ständig von einer Gruppe gut gelaunter Freunde umringt.

Am Samstagabend war sein Golf oft vollbesetzt mit schönen, jungen, meist blonden Frauen. Khaled achtete aber darauf, dass nur diejenigen mitfahren durften, deren Wangen auch wirklich vor Begeisterung glühten. Dann kurbelte Khaled die Scheiben herunter und stellte die Musik auf volle Lautstärke. Aus den Lautsprechern dröhnten dann die orientalischen Klänge eines populären marokkanischen Liedes in die ost-deutsche Nacht hinaus: Lkhaibat lach i likou, imchiw lebhar wi tihou – Wozu sind die Hässlichen gut? Sollen sie sich doch ins Meer stürzen.

Die Mädchen in Khaleds Westauto strahlten Gesundheit aus, zeigten ihre schönen Zähne, wenn sie lachten, während Khaled beim Fahren gewissenhaft auf die Fußgänger achtete und dabei eine Augenbraue nach oben zog. Immerzu trug der junge Mann ein Lächeln auf den Lippen. Manchmal bat er seine fröhlichen Begleiterinnen, ihm das Lied König der Welt von Karat vorzusingen. Den Gefallen erfüllten sie ihm nur zu gern – und Khaled glitt jedes Mal in maßlose Träumerei, wenn die reinen und klaren Stimmen seine Ohrmuscheln kitzelten und die zarten Klänge in sein Ohr hineinrieselten.

Khaled seufzte bei der Erinnerung und setzte den Blinker. Er hatte Planitz inzwischen erreicht, und am Ende der Straße konnte er bereits den Block sehen, in dem seine und Catherines Wohnung lag. Schon von weitem konnte er das Licht im vierten Stock ausmachen, und vor Vorfreude machte Khaleds Herz einen winzigen Hüpfer.

Langsam fuhr er an den anderen Wohnblocks aus vorgefertigten Platten vorbei, die rechts und links der Straße aufragten und die seinem eigenen bis auf den letzten Stein glichen. Vielleicht lag es an der Leere auf der Straße, aber während Khaled Gas wegnahm und in eine der vielen freien Parklücken einbog, empfand er die Stadt, sein Viertel, sein Haus als seelenlos. Die gleichförmigen, einstmals rasch hochgezogenen Plattenbauten mit ihrem grauen, verrußten Putz, der an allzu vielen Stellen abblätterte, schienen den Geruch des Proletariats auszusenden; sie waren aus Gleichgültigkeit nie renoviert worden, unansehnlich und hässlich. Rasch stieg Khaled aus, nahm seine Tasche und lief hinauf in den vierten Stock.

Noch bevor er die Tür aufmachte, rief er atemlos nach seiner Frau: „Catherine!“ Alles blieb still.

Er ging auf die Küche zu und rief ein zweites Mal. Dann sah er auf dem Tisch den vollen Aschenbecher, von fünf leeren Bierflaschen umringt. Khaled riss die Augen auf, wich zurück und lief sofort zum Zimmer seines Sohnes.

„Ronny!“, schrie er mit zitternder Stimme und stieß die Tür zum Kinderzimmer auf.

Auch dieser Raum war leer. Ronnys Spielzeugbahn lag umgekippt auf dem Boden, von einem Paar schmutziger Socken flankiert. Khaled drehte sich um und schloss die Tür langsam wieder hinter sich. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es in der gesamten Wohnung nach kaltem Rauch roch. Langsam ging er zur Wohnungstür hinüber, um sie zu schließen. Im selben Moment öffnete sich die Tür gegenüber, und Petra, seine Nachbarin, erschien im Rahmen, mit Ronny auf dem Arm.

„Papa!“ Ronny streckte die Arme aus und fiel Khaled um den Hals. Khaled presste ihn an sich und vergrub für einen Moment die Nase an Ronnys weichem Hals. Beruhigt sog er den süßen Kleinkinderduft seines Sohnes ein.

„Sie ist mit den anderen fort“, sagte Petra ungerührt und verschränkte die Arme vor der Brust.

Khaled sah sie fragend an. „Wohin?“

„Weiß ich nicht.“ Petra zuckte mit den Schultern und lehnte sich an den Türrahmen.

„Alle reden ja jetzt von den offenen Grenzen. Wenn es dich beruhigt: Fast alle sind weg. Der Block ist nahezu leer“, sagte sie lächelnd mit sanfter Stimme.

Dass er sich nun in einem ausgestorbenen Wohnblock befand, löste bei Khaled Unbehagen aus, welches ihm einen aggressiven Schauer über den Rücken jagte. Er drückte Ronny fester an sich. „Das ist nicht möglich. Sie hätte wenigstens eine Nachricht, eine Adresse oder einen Hinweis hinterlassen …“, sagte er in der Hoffnung, dass seine Nachbarin ihn unterbrechen würde.

„Nein, sie hat nur geläutet und mir gesagt, dass der Ronny unbedingt schlafen muss.“

Petras tiefe und warme Stimme gab Khaled Halt. Er schwieg abwartend. Petra zuckte erneut mit den Schultern.

„Als sie die Treppe hinunterrannte, rief sie noch, dass sie die Tür offengelassen hat.“ Petra verstummte. Auch Khaled schwieg immer noch. Sogar Ronny schien den Atem anzuhalten. Dann seufzte er, und Khaled strich ihm über den lockigen Haarschopf.

„Eigentlich hat sie nicht gerufen, sondern gejohlt“, fügte Petra hinzu. Sie warf sich ihre langen Haare mit einer anmutigen Geste über die Schultern. Khaled sagte nichts, verstand noch gar nicht richtig, was passiert war. Durchtränkt von der Stimme seiner Nachbarin, sah er sie verständnislos an.

„Diese blöde Kuh! Sie hat dich vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne …“

Petra schnaubte empört, dann legte sie den Kopf in den Nacken und musterte Khaled, der unbewegt dastand. „Komm rein“, sagte sie, trat einen Schritt zurück und ließ die Tür hinter sich weit offen.

Khaled trat ein und zog die Tür hinter sich und Ronny zu. Vom dunklen Flur gingen vier Zimmer ab, deren Türen geschlossen waren. Petra ging, die Hüften schwingend, voraus und öffnete die letzte der Türen, die in ein kleines, rustikal eingerichtetes Wohnzimmer führte.

„Setz dich doch!“ Petra nahm zwei Schnapsgläser und eine Flasche aus der Anrichte und ließ sich aufs Sofa fallen. „Johannisbeerschnaps!“

Khaled blieb einen Moment gedankenversunken stehen und sah ihr zu, wie sie einschenkte, dann setzte er sich neben seine Nachbarin, wobei er Ronny auf dem Schoß behielt. Der Kleine lehnte sich schläfrig an Khaleds Brust und schloss erschöpft die Augen.

Petra reichte Khaled sein Glas und lächelte, als er den Schnaps in einem Zug hinunterstürzte. Dann tat sie es ihm gleich und schenkte ihnen beiden neu ein.

Khaled spürte, wie sich ein weiches Gefühl in ihm breitmachte. Der Schnaps war stark und sah aus wie schwarzes Blut.

„Den hab ich selbst gemacht“, sagte Petra mit zusammengekniffenen Lippen und unterdrückte ihr Lachen.

Khaled wartete geduldig.

Als Ronny schließlich auf Khaleds Schoß eingeschlafen war, bedeutete Petra ihm, den Kleinen ins Nebenzimmer zu legen. Khaled bettete Ronny vorsichtig auf das schmale Gästebett, zog ihm die Hosen aus und deckte ihn zu. Für einen Moment stieg ein vages Gefühl von Traurigkeit in ihm auf, als er das kleine Gesicht betrachtete, das dem seinen so ähnelte, aber er schüttelte es ab.

Als Khaled ins Wohnzimmer zurückkam, war sein Glas schon wieder gefüllt. Er und Petra waren jetzt alleine, und die Lust, sie zu nehmen, nagte an ihm. Petra war zwar nicht blond, aber im besten Alter. Sie war groß, ihre Haut blass, ihre Haare weich, ihr Hintern hübsch, aber abgenutzt von ihrer provozierenden, wogenden Gangart. Die Lässigkeit, die sie in dem Moment, als sie mit Ronny im Arm in der Tür erschienen war, ausgestrahlt hatte, verflüchtigte sich mit jedem Atemzug mehr und räumte den Platz für ein sanftes und gleichzeitig verruchtes Wesen. Petra schmückte sich durch ihre entspannte Art zu sprechen, aber es war vor allem ihre tiefe, warme Stimme, mit der sie Khaled den Kopf verdrehte.

Er schlief mit ihr bis zum frühen Morgen. Klebrig vor Schweiß ließen die beiden schließlich voneinander ab, fanden sich auf dem Rücken liegend und ins Leere starrend wieder. Petras sinnlicher Blick erlosch langsam wie ein Kerzenlicht, das man nur schwer auspusten kann. Sie schloss die Augen, ihre Gesichtsmuskeln entspannten sich und sie glitt in einen plötzlichen Schlaf. Khaled drehte sich zur ihr, eine Zigarette im Mund, und stellte sich die Stimme vor, die nun in diesem schönen Körper ruhte. Dann rollte er sich auf den Rücken und sah an die Decke empor.

Fast zehn Jahre war es jetzt her, dass er seine Heimat verlassen hatte. Mittlerweile hatte er Frau und Kind, einen guten Job und eine Wohnung. Die Frauen standen immer noch auf ihn, und bei den Kollegen war er beliebt.

Aber war er hier je richtig angekommen?

Abgewickelt

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