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IV.

Um halb zwölf stand Josie an der Fleischtheke im Supermarkt. Sie studierte die Einkaufsliste, die sie – sorgfältig ausgefeilt für acht Personen – in der vergangenen Woche fertiggestellt hatte. Nun musste sie die Mengen auf eine Person (plus einen Kater) herunterrechnen. Eigentlich kein Problem, wäre da nicht der Schampus gewesen. Sie nahm sich vor, nie, wirklich nie mehr angetrunken einkaufen zu gehen. Gott sei Dank war nur einmal im Jahr Heiligabend.

„Was hätten Sie denn nun gerne, junge Frau?“

Der Fleischwarenfachverkäufer wurde unruhig. Eine Menschentraube hatte sich um sie herum gebildet.

„Bitte, nehmen Sie doch den nächsten Kunden dran. Bei mir dauert es noch einen ganz kleinen Augenblick.“ Sie trat einen Schritt zurück, um jemand anderen vorzulassen, und spürte einen Fuß unter ihrem.

„Das war meiner.“

„Das tut mir so leid. Bitte entschuldigen Sie.“

Der Mann, der hinter ihr gestanden hatte, grinste schief. „Kein Problem. Es hat gar nicht weh getan. Sie sind leicht wie eine Feder.“

Charmant.

Aber Josie war nicht nach Flirt zumute. Sie wandte sich wieder ihrem Zettel zu. Sollte sie wirklich all diese Salate und Soßen nur für sich selbst zubereiten? Die Zahlen und Buchstaben schwirrten ein wenig auf dem Blatt umher. Ihr Blick konnte sie kaum packen.

„Kann ich Ihnen vielleicht helfen? Soll ich Ihnen vorlesen?“ Mr. Charming sah über ihre Schulter.

„Vorlesen?“

Er deutete auf den Zettel.

Sie schüttelte etwas zu energisch den Kopf. Alles begann sich langsam zu drehen.

„Wer war dran?“ Der Verkäufer sah ihr direkt ins Gesicht. Ohne weitere Umschweife bestellte sie die gesamte Fleischmenge, die auf der Liste stand. Den Rest kann man einfrieren, sagte ihre Mutter immer.

Vor dem Regal mit den getrockneten Hülsenfrüchten gab sie auf. Eine innere Stimme wiederholte wie ein Mantra: Halt dich an den Plan, halt dich an den Plan. Aber Josie hatte die Nase voll. Roter Bohnensalat für eine Person – das waren 420 Gramm zuviel in einem 500-Gramm-Beutel. Außerdem war das Kleingedruckte zu klein gedruckt. Sie konnte nicht erkennen, ob die Einweichzeit ein oder sieben Stunden dauerte. Letzteres disqualifizierte den Salat komplett als Heiligabend-Menü-Beilage. Sie sah auf die Waren in ihrem Einkaufskorb. Die Packung Nudeln konnte sie an einem späteren Zeitpunkt verkochen, aber was war mit dem Rest? Würde sie eine ganze Melone oder einen Kopfsalat vor deren Verderben bewältigen? Würde sie die Sahne tatsächlich aufbrauchen, bevor sie sauer wurde? Jetzt gerade fühlte sie sich überfordert. Sie stopfte Bohnen und Nudeln zurück ins Regal, trug Obst und Gemüse in die Frischwarenabteilung und stellte die Milchprodukte in irgendeinen Kühlschrank. Nur die große Packung Schokostückcheneis behielt sie. Bei der war sie sich sicher, dass sie das Verfallsdatum nicht erleben würde.

Plan B, dachte sie, Plan B.

Sie hatte im Moment keine Ahnung, was Plan B sein würde, doch Plan A war definitiv fehlgeschlagen.

An der Kasse wartete eine lange Schlange. Klar, wie hatte sie das vergessen können. Um ein Uhr schlossen heute die Geschäfte. Sie stützte die Ellbogen auf den Griff ihres Einkaufswagens und ließ den Kopf sinken. Es fiel ihr schwer, gerade auszusehen. Der Alkohol kreiste immer noch in ihrem Blut und machte nicht nur die Beine schwer. Sie hätte eine Cola aus dem Kühlregal mitnehmen sollen. Hätte, hätte ...

„Grillabend oder pity party?“

Mr. Charming stand in der Schlange vor ihr und begutachtete ihren armseligen Einkauf. Der Beutel von der Fleischtheke nahm genauso viel Raum ein, wie die 1,5-Liter-Dose Eiskrem. Es wirkte selbst in Josies Augen lächerlich.

„Ich möchte wirklich wissen, was Sie das angeht. Von welchem Planeten wurden Sie hierher gebeamt, und warum wohl wollte man Sie dort nicht mehr haben? Nein, halt, verraten Sie es mir nicht. Ich liebe die Spannung.“

Er lachte leise.

„Witzig, wirklich witzig. Kann ich Sie zu einer Tasse Kaffee einladen? Sie sehen aus, als könnten Sie eine gebrauchen. Weihnachtsstress?“

„Sie haben ja keine Ahnung.“

Er lachte erneut. Es klang ein wenig wie heiseres Hundegebell.

„Das werte ich mal als Ja auf beide Fragen. Kommen Sie, gleich nebenan ist ein kleines Café.“

Zu Weihnachten wird alles anders

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