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B. Die resultierenden Lebensgrundhaltungen

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Was ist eigentlich eine Lebensgrundhaltung?

Eine Lebensgrundhaltung lässt sich definieren als das innere Zusammenspiel aller Wahrnehmungskräfte des Menschen. Sie ist eine Art affektive Grundgestimmtheit im Menschen, die sich auf all seine geistigen und emotionalen Kräfte erstreckt (vgl. Joseph Ratzinger in „Jesus von Nazareth“).

Sie zielt somit auf die Ganzheit des Menschen und ist eine Art Landkarte von der Welt und vom Dasein, ausgestattet mit einem Koordinaten- und Navigationssystem.

Eine Lebensgrundhaltung entfaltet sich auf allen Ebenen des menschlichen Lebens und zieht in ihrer Gesamtheit sowohl ein bestimmtes Menschenbild als auch ein bestimmtes Lebensgefühl nach sich.

Ein Zitat des römischen Philosophen Marc Aurel lautet: „Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an.“ Man könnte ergänzen:

„Auf die Dauer der Zeit nehmen die Gedanken die Farbe der Lebensgrundhaltungen an.“


Alle folgenden beschriebenen Lebensgrundhaltungen gründen auf einem zentralen biblischen Paradigma und sind im Lichte dieses Paradigmas zu verstehen. Dieses Paradigma findet seinen Ausdruck vor allem in den Seligpreisungen der Bergpredigt.

Es bedeutet, dass das Zentrum des eigenen Lebens nicht das eigene Ich ist, sondern Gott und die eigene Verbundenheit zu Gott. Es bedeutet, dass man zwar zum ewigen Leben bestimmt ist, aber nicht aus sich selbst heraus, sondern aus der Beziehung zu Gott heraus. Solange das Ich das Zentrum des Lebens ist, sucht man immer nur das Eigene, das eigene Lob, den eigenen Erfolg, die eigene Erfüllung, die eigene Gerechtigkeit und sogar die eigene Herrlichkeit. Die kann es aber nicht geben und wird sich auch in Zukunft nicht herstellen lassen! Denn das, was am Menschen von Grund auf gut ist und auf Ewigkeit hin angelegt, ist seine Gottesebenbildlichkeit. Und diese zielt nicht auf das eigene Ich, sondern auf die Verbundenheit zu Gott und zur Wahrheit.

So ist das Ziel meines Lebens nicht die eigene Herrlichkeit, sondern meine Teilhabe an der Herrlichkeit Gottes, der Sinn des Glaubens nicht die eigene Gerechtigkeit, sondern mein Anteil an der Gerechtigkeit Gottes. Dieser Anteil aber ist höchst individuell und kann nur durch meine Person bewirkt werden. Es ist mein Anteil, hervorgerufen durch meine persönliche Verbundenheit zu Gott. Ihn zu gestalten und möglichst wahrhaftig zu machen, ist Aufgabe der Lebensgrundhaltungen und des Lebens überhaupt.

Kleiner Kompass der wichtigsten Lebensgrundhaltungen

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