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Keltischer Jahreskreis

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Die keltischen Götter hatten sehr komplexe Charakter, mal Held, mal Gott. Je nach Mythos und Region standen unterschiedliche Eigenschaften im Vordergrund. In diesem Buch habe ich sie bewusst vereinfacht dargestellt, reduziert auf ihre Aufgaben als Natur-und Vegetationsgottheiten.

Der keltische Jahreskreis begann mit dem Ende, mit dem Novembervollmond. Das Licht der Sonne wurde von den Wintergöttern Samhain und Morrigan unter die Erde geholt, dort sollte es ruhen, neue Kraft schöpfen. Doch damit war auch das Ende aller Vegetation auf der Erde verbunden. Nur durch die immergrünen Pflanzen konnten Mensch und Tier die Hoffnung bewahren, dass das Leben zurückkehren würde. Der Höhepunkt der winterlichen Regentschaft war die Wintersonnwende, der Tag, an dem das Sonnenkind von neuem geboren wurde.

Die Wintergötter wurden zum Februarvollmond von der holden Birkenfee Brigit und ihrem Gefährten dem Bären abgelöst. Gemeinsam weckten sie die Natur, schenkten ihr neue Kraft und standen zur Frühlings-Tagundnachtgleiche in ihrer ganzen Kraft.

Der Maivollmond stellte den nächsten Wendepunkt im Jahreskreis dar. Ab diesem Zeitpunkt hüteten Belisama, die Blumenmaid, und Belenos, ihr Geliebter, die Natur. Sie schenkte den Blüten ihre Farben und Gerüche und er, der lichtbringende Sonnengott, schenkte Kraft und Wärme, auf dass alles noch mehr leuchtete und duftete. Ihr Hochfest, ihre Hochzeit war die Sommersonnwende, der Tag, an dem die Sonne kaum unterzugehen scheint.

Zum Vollmond im August wurden die beiden Liebenden von Lugus und Anona abgelöst, dem feurigen Sonnengott und der gütigen Kornmutter. Sie ließen Natur und Menschen reifen. Sie standen für die Vervollkommnung, für den Abschluss des vollbrachten Jahreskreises. An ihrem hohen Fest, der Herbst-Tagundnachtgleiche, begann das Licht sich wieder zurückzuziehen und überließ der Dunkelheit die Zeit.

An all diesen Festtagen, denen der Sonne (den Sonnwenden und den Tagundnachtgleichen) und denen des Mondes* (im November, Februar, Mai und August, den sogenannten Kreuzvierteltagen) schwand die Grenze zwischen der irdischen und der Anderswelt, der Welt der Geister, Ahnen, Götter und Naturwesen. Man schützte sich in dieser Zeit vor Übergriffen, nutzte die Gelegenheit, hinüberzuspitzen und erbat den göttlichen Segen. Diese heidnische Glaubensvorstellung hat sich bis in die christianisierte Zeit erhalten und spiegelt sich in den diversen Bräuchen wider.


*Hier gibt es unterschiedliche Ansätze. Der eine besagt, dass die Feste wie folgt gefeiert wurden: Samain – Neumond, Imbolc – zunehmender Halbmond, Beltane – Vollmond, Lugnasad – abnehmender Halbmond. Der andere geht davon aus, dass die Feste alle zu Vollmond gefeiert wurden. Wir können es nicht mehr sagen. Ich persönlich begehe die Feste zum Vollmond; für mich ist die Nacht dann mystisch und feierlich, in einer Art, in der ich die Grenze zwischen den Welten kaum noch wahrnehme. Daher sind die Kreuzvierteltage in diesem Buch auch auf die Vollmonde des jeweiligen Monats gelegt. Lasst euch im Umgang mit den Festen von eurem Inneren leiten; feiert so, wie es sich für euch am stimmigsten anfühlt.

Pflanzenbrauch im Jahreslauf

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